Sparpläne bei Axel Springer: Stellenabbau bei der roten Gruppe
Die Axel Springer AG forciert den Konzernumbau. Der könnte viele „Bild“-Mitarbeiter treffen. Springer dementiert entsprechende Meldungen halbherzig.
BERLIN taz | COBI-Info.de heißt die Gruppe auf Facebook, die es eigentlich nicht mehr geben müsste. Denn die Sache mit der „COBI“, der Computer Bild, ist durch: Im Februar letzten Jahres hatte die Axel Springer AG entschieden, die Redaktion der PC-Zeitschrift umzusiedeln: Raus aus der tariflich gebundenen AG, rein in eine Digital GmbH. Rund 50 von 80 Redakteuren wehrten sich dagegen, sie streikten, sie schrieben offene Briefe – und wurden freigestellt.
Arbeitskampf bei Springer, das war neu. Doch nun könnte es wieder dazukommen. Zumindest wenn das stimmt, wovon der Spiegel berichtet. 170 bis 200 Stellen sollen bei Bild, Bild am Sonntag und B.Z., Springer-intern „rote Gruppe“ genannt, gestrichen werden.
Die Wellen, die diese Meldung schlug, sind auch bei „COBI-Info.de“ gebrandet. Die Seite hat sich längst vom Kampf bei der Computer Bild emanzipiert. Sie ist zu einer Sammlung von Artikeln über Kürzungen und Zusammenlegungen bei Springer geworden: Die Eingliederung des Hamburger Abendblatts in eine Gruppe mit der Welt und der Berliner Morgenpost, mit den einhergehenden „notwendigen Personalveränderungen“ (Springer-Pressemitteilung) wird dort dokumentiert, dazwischen – wie Hohn – Meldungen über Rekordzahlen der Springer AG, und nun die Spargerüchte um die rote Gruppe.
Der Spiegel beruft sich bei seinen Geschichte auf mit den Sparverhandlungen „vertraute Springer-Leute“. Springer ließ verlauten, dass die kolportierten Zahlen zu Sparplänen und Personalabbau bei Bild „nicht korrekt und ohnehin viel zu hoch“ seien. Dass aber verschiedene Szenarien diskutiert würden, bestätigt der Konzern.
Einer der Pläne soll laut Spiegel die Überführung der Bild- und B.Z.-Mitarbeiter in die Bild Digital GmbH sein, wo bereits jetzt die meisten der Kollegen von Bild.de versammelt sind. Natürlich ohne Tarifvertrag. So einfach dürfte es juristisch allerdings nicht sein, altgediente Mitarbeiter in eine neue Gesellschaft zu transferieren, wo das Blatt doch hochprofitabel ist, eine Schließung also mitnichten droht. Bei Neueinstellungen sieht das schon anders aus.
Mehrfachnutzung der Regionalberichterstattung
Ein anderes von dem Magazin angeführtes Sparszenario ist ebenfalls ein bekanntes Springer-Rezept: Die Mehrfachnutzung der Regionalberichterstattung. Künftig könnte demnach die Bild Berlin-Brandenburg ihre Lokalgeschichten von der B.Z. bekommen. So wie die Welt bereits ihren Berlin-Teil von der Berliner Morgenpost bekommt und ihren Hamburg-Teil vom Abendblatt.
Die Pläne passen ins Bild, das Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner seit Monaten zeichnet: Das Haus soll weg vom bedruckten Papier, hin zum „führenden Digitalkonzern“, wie Döpfner es vergangenen Dienstag bei der Vorstellung der Zahlen für das erste Quartal 2013 beschrieb. Dieses Jahr würde „ein Jahr der Investitionen“ mit „beschleunigtem Konzernumbau“, sagte er.
„Digitale Transformation“ ist das Stichwort. Diese schlägt sich bereits deutlich in den Ergebnissen des Konzerns nieder: Während die Springer-Tageszeitungen in Deutschland knapp zehn Prozent ihres Umsatzes einbüßten, stiegen die Erlöse im Segment Digitale Medien im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20 Prozent auf 318,2 Millionen Euro – und liegen damit fast 70 Millionen höher als bei den Zeitungen. Man müsse deswegen die „Strukturen im Printgeschäft optimieren“, sagte der für Finanzen und Personal zuständige Vorstand Lothar Lanz. Optimieren heißt für Kaufleute sparen.
Am Montag erschien die Bild in Berlin und Brandenburg schon mal mit dem passenden Aufmacher: „Stress – So krank macht uns der Job!“ Einer der häufigsten Gründe dafür: „Das Risiko, arbeitslos zu werden.“
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