AFP kooperiert mit chinesischem Staatsdienst: Pakt mit dem Teufel
Die Nachrichtenagentur AFP will künftig umfassend mit Xinhua zusammenarbeiten. Dabei gilt der Dienst als verlängerter Arm des chinesischen Regimes.
Als stünde die Agence France-Presse nicht selbst permanent unter Generalverdacht. Gut 110 Millionen Euro und damit 40 Prozent ihres aktuellen Budgets steuert der Élysée-Palast bei, tituliert als Abo für diverse Dienste. Beeinflussung? Gibt es nicht, beteuern die Beteiligten stets.
Nun aber liefert die AFP ihren Kritikern selbst weitere Argumente: Man gab bekannt, künftig umfassend mit Xinhua zu kooperieren - ein weiteres merkwürdiges Vertragsverhältnis, gilt der staatliche chinesische Dienst doch als verlängerter Arm des Regimes. Mit dem mussten auch deutsche Medien wiederholt unschöne Erfahrungen machen.
Als die ARD 2008 rund um die Olympischen Spiele die umgreifenden illegalen Leistungssteigerungen im Sport thematisierte und dafür auch chinesische Kaderschmieden ins Bild setzte, bezeichnete Xinhua den Film als "eine Unverschämtheit". In einer Meldung war von einer "Attacke auf das chinesische Ansehen" die Rede. Xinhua forderte sogar, dem deutschen Sender den Prozess zu machen.
AFP verkauft künftig Bilder der Xinhua-Fotografen "auf wichtigen Märkten außerhalb der Volksrepublik, etwa in Europa, Afrika und den USA", heißt es in einer Mitteilung aus Paris. "Im Gegenzug" werde Xinhua wiederum Bilder der AFP an chinesische Zeitungen und Onlineportale bringen. Beide vereinbarten "zudem die Bedingungen, unter denen die eine Agentur die Texte der anderen nutzen darf".
Wichtig für hiesige Mediennutzer: Eine Eins-zu-eins-Übernahme des chinesischen Materials schließt AFP ausdrücklich aus, wie ein Sprecher der taz sagte. Die AFP, die auch gut die Hälfte aller deutschen Zeitungsredaktionen beliefert, sei lediglich Vertriebspartner. Xinhua-Textmeldungen würden überdies "lediglich als Quelle genutzt", allenfalls einzelne Passagen zitiert. Dennoch bleibt bei diesem Deal zweifellos ein fader Beigeschmack zurück.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin