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Neuer Schuldenschnitt für Athen gefordertIWF stänkert gegen Euro-Länder

Der IWF will Griechenland nur unter einer Bedingung weiter Geld zur Verfügung stellen: Die Euro-Staaten müssen einem Schuldenschnitt zustimmen.

Bieten Raum für individuelle Assoziationen: Euro-Münze und Europaflagge. Bild: dpa

BERLIN taz | Der Internationale Währungsfonds (IWF) verliert so langsam die Geduld – weniger mit der viel gescholtenen griechischen Regierung als vielmehr mit den anderen Eurostaaten. Wenn diese nicht bereit seien, dem Land Schulden zu erlassen, will der Fonds seine Hilfen einstellen, meldet das Wall Street Journal.

Ohne Schuldenschnitt könne die Regierung in Athen ihre Budgetziele unmöglich einhalten. Die hohen Zinszahlungen für die Darlehen – 24 Milliarden Euro bis Ende 2014 – seien eine zu schwere Belastung für den griechischen Haushalt. Alternativ könnten die griechischen Banken künftig direkt durch den Eurorettungsfonds gestützt werden statt mit Umweg über die Regierung, deren Verschuldung dadurch noch zunimmt.

Bislang hat Griechenland nur von privaten Banken 100 Milliarden Euro Schulden erlassen bekommen. Das verkleinerte den Schuldenberg aber nur unwesentlich, da das Land zugleich massenhaft neue Kredite erhielt. 127 Milliarden Euro kamen bislang von den Eurostaaten direkt oder über den Rettungsschirm. Überdies haben die Notenbanker griechische Staatsanleihen in Höhe von etwa 50 Milliarden Euro erworben.

Im September soll über die Auszahlung von weiteren 31,3 Milliarden Euro an Hilfsgeldern von IWF, EU und Europäischer Zentralbank (EZB) entschieden werden. Schon vorher aber dürfte Griechenland an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten. Bis zum 20. August muss die Regierung eine fällig werdende Anleihe in Höhe von drei Milliarden Euro an die EZB zurückzahlen – Geld, das sie nicht hat.

Deshalb wird jetzt darüber spekuliert, ob sie es von der EZB selbst vorgeschossen bekommt, auch wenn dieser die direkte Finanzierung von Staaten eigentlich strengstens verboten ist. Die griechische Verschuldung wächst auf diese Weise immer weiter.

Griechische Wirtschaft wird kaputtgespart

Auch die Ratingagentur Standard & Poor’s hält die bisherige Strategie für nicht gerade erfolgreich. Sie senkte den Ausblick für das Land auf „negativ“. Die griechische Wirtschaft werde kommendes Jahr um bis zu elf Prozent schrumpfen. Kein Wunder angesichts des gnadenlosen Sparkurses, der dem Land von seinen Rettern aufgezwungen wird.

Anfang September will die Regierung die nächsten Grausamkeiten verkünden, die die Voraussetzung für weitere Geldspritzen sind. Mehr als elf Milliarden Euro sollen in den nächsten zwei Jahren eingespart werden, unter anderem wohl durch Rentenkürzungen.

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4 Kommentare

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  • G
    guntherkummmerlande

    @derherold

    Es bleiben nur 2 faire, staatlich souveräne Möglichkeiten.

     

    Variante 1:

     

    Entweder das Reederwesen und die Reichen

    bezahlen ihre saftigen Steuern und

    die Kapitalflucht wird gestoppt.

    Der Beamtenapparat setzt endlich die Steuergerechtigkeit durch.

     

     

    Variante 2:

    Die Rettungsmilliarden werden als Kompensation

    ausschließlich für die Armen und Arbeitslosen

    und mittellosen Familien umverteilt und

    alle Griechen haben die faire Chance legal

    ihr Geld im Ausland anzulegen.

    Keiner wird mehr daran gehindert.

    Nach 1 monatiger Fristverstreichung wird

    der totale Staatsbankrott verkündet.

    Je besser der Staat regiert wird, desto mehr

    Kapital wird wieder freiwillig!!! ins Land

    zurückgespült.

     

    Was viele dumme PolitikerInnen nicht kapieren,

    ist, dass die Armut der Banken nicht gefährlich ist.

    Sie können durch neue Banken ersetzt werden,

    Gläubiger können froh sein ein Teil ihres Geld

    wieder zu sehen in Abhängigkeit von ihrer

    realwirtschaftlichen Relevanz und sozialen

    Verdienstgrad und der Höhe des Kapitals.

    Beträge unter 250.000€ pro Person werden

    durch eine Umwandlung in Ratenzahlungen an

    nur diese Person mit 90% Verbrauchsnachweis

    ausgeschüttet. Größere Summen werden

    nur Unternehmern mit mehr als 10 Beschäftigten

    gewährt. Das Unternehmen darf nicht im

    Investmentbanking, Assetmanagement, Derivatehandel

    und Hedgefondhandel agiert haben.

    Aber die Bürger müssen wohlhabend sein!!!!!

    Europa lebt von wohlhabenden Bürgern,

    die konsumieren können!!!!!!!!!!

    Griechenland geht nicht an einen Mangel von Industrie

    zu Grunde, sondern aufgrund eines nicht ansatzweise

    funktionierenden Steuerwesens.

    Die Kapitalkraft der Verbraucher generiert

    erst den Wohlstand!!!!!! Und wenn Griechenlands

    Regierung zu blöd für gute Politik ist und

    Europa zu dumm, um durch Investitionen

    in Erneuerbare Energien( und deren

    genossenschaftliche Gewinnausschüttung

    an die alteingesessenen Bewohner der Kommunen) und

    Lebensgrundlagenabsicherung vorzusorgen,

    dann muss der Verbraucher ein Recht haben sein

    Kapital der öffentlichen Veruntreuung zu entziehen,

    denn der Vertrag der Steuergerechtigkeit

    wurde von der Reichen-Politik-Allianz vorrangig gebrochen.

     

    Kapital muss wertbeständig erhalten werden!!!!!

    Es ist sogar die Subsidiaritätspflicht der

    griechischen Verbraucher ihr Geld im Ausland

    gewinnmaximierend und risikoarm zugleich

    anzulegen, weil die Griechen sich selber

    versorgen müssen und offensichtlich ist

    die griechische Regierung, der IWF und die EZB

    dazu nicht in der Lage !!!!

    Also selbst ist der/die Mann/die Frau!

  • D
    derherold

    "Die hohen Zinszahlungen für die Darlehen – 24 Milliarden Euro bis Ende 2014 – seien eine zu schwere Belastung für den griechischen Haushalt... da das Land zugleich massenhaft neue Kredite erhielt..."

     

    ... mit denen man die o.g. "Zinszahlungen" bestritten hat, da der griech. Staatshaushalt seit Jahr und Tag ein primary deficit hat, de facto also überhaupt nicht "belastet" wird.

     

    @Rentnerin, völlig korrekt !

    Es wird "übersehen", daß rd. ein Drittel der (zu erlassenen) Staatschulden den Griechen - insbes. den griech. Renten- und Pensionskassen - selbst gehören.

    Und selbstverständlich ist eine imaginäre "Wagenknecht-Entschädigung" für die normalen Sparer illusionär.

     

    Dies weiß Otto-Normal-Grieche ... deshalb bringt er jeden Cent ins Ausland ... deshalb knickt der Konsum ein ... deshalb sinkt die Beschäftigung ... deshalb ... etc., etc., etc.

  • R
    Rentnerin

    Schwachsinn, daß vom Schuldenschnitt nur Banken betroffen waren. In Griechenland betrifft das vor allem die Renten- und Pensionskassen, die dadurch fast pleite sind. Natürlich wurde das in der europäischen Presse verschwiegen.

  • W
    willy

    Der Schuldenschnitt sollte global sein, nur so macht es wirklich Sinn!