: Illegale Amelie – legale Madina
Maria Amelie ist zurück! Die Nachricht verbreitete sich am Samstag kurz vor Mitternacht wie ein Lauffeuer in den norwegischen Internetmedien. Und bereits um 2.16 Uhr am Sonntagmorgen stand das erste Interview mit der Rückkehrerin im Netz. Darin betonte die 25-Jährige, wie glücklich sie sei, nach drei Monaten wieder auf norwegischem Boden zu sein, dass ihr Kampf nicht zu Ende sei und sie nun auf eine Entschuldigung warte.
Maria Amelie oder Madina Salamova, wie sie eigentlich heißt, war berühmt geworden, als sie – kurz zuvor zur „Norwegerin des Jahres 2010“ gewählt – im Januar von den norwegischen Behörden des Landes verwiesen wurde. Und das nach einem achtjährigen illegalen Aufenthalt, in dem sie gearbeitet, eine Gymnasialausbildung absolviert und gleich zwei Universitätsexamen abgelegt hatte.
Die Heimat Nordossetien hatten ihre Eltern 1998 verlassen und waren mit der 13-Jährigen über Finnland nach Norwegen geflohen. Als 2003 ein Asylantrag endgültig abgelehnt wurde, tauchte Madina unter. Und 2010 mit dem unter dem Pseudonym Maria Amelie geschriebenen Buch „Ulovlig Norsk“ („Illegal norwegisch“) wieder auf. Das Buch, in dem sie ihre Erfahrungen als Illegale schilderte, machte Furore. Und sie selbst wurde ein Symbol für tausende in Norwegen lebende „Papierlose“.
Wie absurd die Flüchtlingspolitik des Landes ist, bewiesen die Behörden, als ein großes Polizeiaufgebot sie am 13. Januar nach einem Vortrag in einer Schule in Auslieferungshaft nahm. Wenig später saß sie in einem Flugzeug nach Moskau. Aus der Illegalität kennt das norwegische Ausländerrecht keinen Weg in die Legalität. Illegale müssen ausgewiesen werden, auch wenn ihre Arbeitskraft dringend benötigt wird und sie als „Legale“ sofort eine Aufenthaltserlaubnis bekommen würden.
Der Fall Maria Amelie hat das nun geändert. Am 31. März veröffentlichte das Innenministerium eine Neuregelung zur Arbeitskrafteinwanderung, „Lex Amelie“ genannt. Und mit diesem Federstrich wurde die Hauptperson von „illegal norwegisch“ eben zu „legal norwegisch“. REINHARD WOLFF