Rekordverdächtiges Crowdfunding: Millionärin der Massen
Die Musikerin Amanda Palmer sammelte im Netz viel Geld für ihr neues Musikprojekt. Sie will, wie viele andere Crowdfunder auch, in der Kunst unabhängig sein.
BERLIN taz | Fast 1,1 Million Dollar. So viel Geld hat die US-Musikerin Amanda Palmer, ehemals die eine Hälfte der Gruppe Dresden Dolls, über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter zusammengesammelt, um ihr neues Solo-Album und die dazugehörige Tour zu finanzieren. In einer Phase, in der die Musikindustrie über Einkommenseinbrüche ächzt, die Rede von der Kostenlos-Kultur im Internet die Runde macht.
Ursprünglich hatte Palmer im Internet gerade einmal 100.000 Dollar sammeln wollen, um die neue Platte und Tour unabhängig von einem Plattenlabel aufnehmen, promoten und organisieren zu können – denn seit April 2010 ist sie nicht mehr an ihr Plattenlabel gebunden. Nun unterstützten sie knapp 23.000 Menschen mit elf mal so viel, wie ursprünglich veranschlagt.
Mit besonders populären Kickstarter-Projekten wie diesen wird die gerne aufgestellte These, dass Crowdfunding eine Art digitale und kleinkrepelige Almosensammlerei sei, auf die Künstler im Internetzeitalter angewiesen sind, in Frage gestellt. Palmers Projekt ist nicht das Einzige, das bei Kickstarter erstaunliche Summen aus der Nutzermasse generiert hat. Für die Entwicklung eines Computerspiels legten Fans kürzlich 3,3 Millionen Dollar zusammen.
19,8 Millionen Dollar allein für Musikprojekte
Auch andere Musiker hatten mit ihren Sammelkampagnen auf Kickstarter oder anderen Crowdfunding-Plattformen bereits Erfolge, etwa der US-Songwriter Ben Folds oder die US-Indierockband Clem Snide. Allein für Musikerprojekte sammelte Kickstarter 2011 19,8 Millionen Dollar. Was allerdings verteilt auf 3.600 Musiker gerade einmal 5.500 Dollar pro Projekt ausmacht.
Gerade für Newcomer ist das Finanzieren von Projekten über digitales Spendensammeln jedoch ungleich viel schwieriger, Erfolg haben Projekte meist erst ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad. „Man kann nicht Crowdfunding ohne Crowd“, räumt Millionensammlerin Palmer in ihrem Blog ein, Musiker müssten sich eine Fangemeinde aufbauen, viele Shows spielen, teils auch kostenlos. „Keiner wird eine Band unterstützen, die ihnen scheißegal ist.“
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