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Ein Altnazi und die deutschen GeheimdiensteDie Geheimakte Klaus Barbie

Der Verfassungsschutz verspricht "Transparenz" bei "der Aufarbeitung der eigenen Geschichte". Doch die Freigabe brisanter Akten verweigert er "aus Sicherheitsgründen".

Klaus Barbie (r.) mit seinem Anwalt während des Prozesses in den 1980ern. Bild: dapd

Der Weg zur Wahrheit über die Nachkriegskarriere des "Schlächters von Lyon" war steinig: Er führte in ausländische Archive, zum Bundeskanzleramt und schließlich ins Archiv des Bundesnachrichtendienstes (BND). Das Ergebnis dieser Recherchen sorgte im Januar 2011 international für Furore: Klaus Barbie, der wegen der von ihm begangenen Kriegsverbrechen als Gestapochef von Lyon bereits unmittelbar nach Kriegsende auf alliierten Fahndungslisten stand, war zwischen 1947 und 1951 nicht nur Agent des CIC, des Nachrichtendienstes des US-Heeres, sondern er wurde auch vom BND protegiert.

Zwischen Mai und Dezember 1966 nutzte das Amt Barbie als nachrichtendienstliche Verbindung unter dem Decknamen "Adler" in Bolivien, schützte den Mann vor Strafverfolgung und entlohnte ihn mit insgesamt 5.300 DM.

Nun gibt es neue brisante Details zur Nachkriegskarriere des "Schlächters von Lyon" zu berichten - auch diesmal verbunden mit einer seltsamen Form der Vergangenheitsbewältigung bundesdeutscher Behörden. Dieses Mal geht es um den Verfassungsschutz, der sich entgegen wortreichen Grundsatzerklärungen weigert, ganz konkrete Akten für die Forschung freizugeben.

Dahinter stehen zwei zentrale Fragen: Wie weit haben westdeutsche Geheimdienste mit Naziverbrechern kooperiert? Und sind die heutigen Erklärungen über die Offenheit der Dienste für die Forschung mehr als nur Lippenbekenntnisse?

Klaus Barbie

Geboren: 1913, aufgewachsen in Trier, trat 1934, kurz nach seinem Abitur in die SS ein und machte eine steile Nazi-Karriere. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen ging Barbie als Chef der Gestapo im französischen Lyon mit unglaublicher Grausamkeit gegen politische Gegner vor. Im zweiten Stock des Hotels Terminus ließ er auch Kinder, Frauen und Priester foltern. Zahlreiche Verbrechen wurden ihm zur Last gelegt, darunter der Foltertod des Résistance-Führers Jean Moulin, das Massaker in Saint-Genis-Laval und die Verantwortung der Deportation der jüdischen Kinder von Izieu.

In Frankreich wurde Barbie in den 50er Jahren mehrfach in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Doch zu diesem Zeitpunkt war der "Schlächter von Lyon" längst in Südamerika, wo er als Folterberater und Waffenhändler Militärdiktaturen unterstütze.

1983 wurde Barbie an Frankreich ausgeliefert, vier Jahre später wurde er verurteilt: zu "lebenslänglich" wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Barbie starb 1991 im Gefängnis an Krebs.

Transparenz als wichtiges Anliegen

Seit November 2011 untersuchen Constantin Goschler und Michael Wala vom Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum die Organisationsgeschichte des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) der Jahre 1950 bis 1975. Ihr besonderes Augenmerk liegt auf den NS-Belastungen früherer Mitarbeiter.

Dass der deutsche Inlandsnachrichtendienst "die transparente und wissenschaftlich seriöse Aufarbeitung der eigenen Geschichte" dabei als "wichtiges Anliegen" - so die Pressemitteilung vom 28. September 2011 - betrachtet , wurde von Seiten der Behörde in den vergangenen Wochen und Monaten wiederholt öffentlich proklamiert.

Es scheint, als böte die öffentliche Diskussion um NS-Kontinuitäten deutscher Sicherheitsbehörden vielversprechende Forschungsperspektiven. Doch diese Annahme täuscht: Restriktionen, mit denen sich die Historiker bei ihrer Arbeit konfrontiert sehen müssen, stehen dem eigenen Anspruch einer transparenten Forschung entgegen.

Historiker unterliegen der "erweiterten Sicherheitsüberprüfung"

So müssen sich die Bochumer Forscher bei der Aufarbeitung der Geschichte des BfV zunächst einer "erweiterten Sicherheitsüberprüfung mit Sicherheitsermittlungen" gemäß § 10, 12 Sicherheitsüberwachungsgesetz unterziehen. Dazu gehört die Befragung von Referenzpersonen ("Bürgen") durch den Verfassungsschutz. Dabei interessiert sich der Geheimdienst nicht nur für Familienstand, Geschwister und Freunde, sondern auch für die Finanzsituation naher Angehöriger, für Freizeitgestaltung und Auslandsreisen der Wissenschaftler.

Hinter dieser Praxis steht unausgesprochen die Auffassung, dass die immerhin mit Verfassungsrang ausgestattete freie Wissenschaft ein Sicherheitsrisiko darstellt.

Die Erfahrungen, die der Autor dieses Artikels im Rahmen seiner Recherchen zu seinem Promotionsvorhaben an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz machen musste, zeigen ganz konkrete Restriktionen durch das BfV. Der Autor beschäftigt sich in seiner Dissertation mit der Nachkriegskarriere des "Schlächters von Lyon", im Speziellen mit der Protektion Barbies durch westliche Nachrichtendienste.

privat
PETER HAMMERSCHMIDT

Jahrgang: 1986, ist Doktorand an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und promoviert derzeit über die "Nachkriegskarriere des 'Schlächters von Lyon' - Klaus Barbie im Netz der Nachrichtendienste". Das Werk soll voraussichtlich 2014 im S. Fischer Verlag erscheinen. Im Rahmen seiner Staatsexamensarbeit gelang es ihm 2010, die Protektion Barbies durch den BND nachzuweisen. Mit Unterstützung des Bundeskanzleramtes konnte Hammerschmidt erstmals die "Akte Barbie" im BND-Archiv in Pullach einsehen und auswerten.

Publikation: "Die Tatsache allein, daß V-43 118 SS-Hauptsturmführer war, schließt nicht aus, ihn als Quelle zu verwenden". Der Bundesnachrichtendienst und sein Agent Klaus Barbie, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG). 4/2011. Metropol Verlag, Berlin, S. 333-348. 9,90 Euro

Ein Altnazi baut neofaschistische Strukturen auf

Auf Basis vorliegenden Aktenmaterials aus ausländischen Archiven ist bereits jetzt gesichert, dass der ehemalige SS-Hauptsturmführer bis 1980 unter dem Namen "Klaus Altmann" wiederholt in der Bundesrepublik operierte, neofaschistische Strukturen aufbaute und internationale Waffengeschäfte abwickelte. Auch Barbies Sohn, Klaus Georg Altmann, der ihn in geschäftlichen Angelegenheiten häufiger in Deutschland vertrat, war in die Geschäfte seines Vaters eingebunden.

Von Hamburg aus steuerte er die von Altmann senior initiierten Waffendeals auf dem europäischen und dem amerikanischen Kontinent. Die Dokumente anderer Geheimdienste legen die Vermutung nahe, dass "Klaus Altmann" bei seinen Reisen in die BRD vom Verfassungsschutz direkt oder indirekt geschützt worden war.

Bereits im September 2011 wandte sich der Autor an das Bundesamt für Verfassungsschutz, bat um die Einsicht in Aktenmaterial betreffend Klaus Barbie und erhielt zunächst die ernüchternde Mitteilung, dass aufgrund der "hohen Anzahl von Verschlusssachen" verschiedener Nachrichtengeber in den Akten sowie aufgrund des "hohen personellen Aufwandes" keine Einzelprüfung erfolgen könne. Ein gesetzlicher Anspruch auf Akteneinsicht gegenüber dem BfV nach dem Informationsfreiheitsgesetz bestehe nicht.

Die Grenzen der Transparenz

Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde deutlich: Die "Transparenz" stößt an Grenzen. Es stellt sich die Frage, wie sich das BfV die Aufarbeitung seiner eigenen Geschichte vorstellt, wenn bereits die Deklassifizierung einer einzelnen Akte das Amt vor derartige Probleme stellt.

Diese Frage schien auch das Amt beschäftigt zu haben: Auf Basis einer weiteren Intervention ließ sich der Nachrichtendienst Mitte Oktober 2011 dazu bewegen, doch eine entsprechende Einzelprüfung durchzuführen. Das Ergebnis: "Anlässlich Ihrer erneuten Anfrage wurde eine überschlägige Sachverhaltsprüfung zum relevanten Aktenbestand vorgenommen. Im Ergebnis dieser Prüfung ist eine Offenlegung der - tatsächlich im BfV vorhandenen und grundsätzlich für eine Abgabe an das Bundesarchiv vorgesehenen - Gesamtakte zu Barbie in absehbarer Zeit aus Sicherheitsgründen leider nicht möglich."

Halten wir fest: Der Verfassungsschutz, dem "die transparente Aufarbeitung" der eigenen Geschichte nach eigenen Angaben ein "besonderes Anliegen" ist, verweigert aus nicht näher definierten "Sicherheitsgründen" die Freigabe der im eigenen Archiv definitiv vorhandenen Akte über den "Schlächter von Lyon", Klaus Barbie.

Was will der Verfassungsschutz verbergen?

Wer sich mit der Geheimdienstforschung auseinandersetzt, weiß die Antwort auf die Frage, welche "Sicherheitsgründe" das sein könnten: 1. Der Schutz von nachrichtendienstlichen Erkenntnissen befreundeter Nachrichtendienste. 2. Der Schutz von Persönlichkeitsrechten Dritter. Und 3. Die Preisgabe von Informationen, die dem internationalen Ansehen der Bundesrepublik auch heute noch schaden könnten.

Mit Blick auf den ersten Punkt bleibt unerklärlich, welcher Nachrichtendienst einer Öffnung der Barbie-Akte mit Bangen entgegenblicken würde: Der französische, der Barbie bereits seit Mitte der 1960er Jahre in Südamerika observierte und darum bemüht war, den "Schlächter" auf die Anklagebank zu bringen? Der US-amerikanische oder der britische, die beide sämtliches Aktenmaterial zu Barbie in die jeweiligen Nationalarchive überführt haben? Oder doch einzig und allein das Bundesamt für Verfassungsschutz, das in Anbetracht der Affäre um sein Versagen bei der Aufklärung der neonazistischen Mordserie in jüngster Zeit einen weiteren enormen Imageschaden fürchten muss?

Zu den Persönlichkeitsrechten: Leider blieb der Hinweis des Autors, dass auch eine Akte, in der Namen Dritter geschwärzt würden, für das Forschungsvorhaben wertvoll sei, unbeantwortet. Bleibt ein möglicher Schaden für das Ansehen der Bundesrepublik durch eine wissenschaftliche Aufarbeitung: Da erhebt sich die Frage, welche "Leichen" im Keller der "Schützer unserer Verfassung" denn noch liegen mögen - Leichen, die nicht wegen der inzwischen wohlfeilen Bekenntnisse zu NS-Kontinuitäten unter Verschluss gehalten werden, sondern wegen der Rolle des BfV in der Adenauer-Republik.

Diese Vermutung liegt auch deshalb nahe, weil das Bundesministerium des Innern, Dienstherr des BfV, bisher sämtliche Anfragen ignoriert hat. Die Freigabe der BfV-Akte Barbie wäre ein deutliches Zeichen, dass Verfassungsschutz und Innenministerium es mit der Aufarbeitung der eigenen Geschichte auch tatsächlich ernst meinen.

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18 Kommentare

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  • 2
    2need.net

    Geheimdienste sind geheim. Wenn es geheim bleibt, dann können sie sich alles erlauben. Es bleibt ja geheim.

     

    Menschen sind fehlbar, sie sind ehrgeizig und tun oft alles dafür, wenn Geld geboten wird. Was geschieht, wenn absolute Geheimhaltung mit unendlich verfügbarem Kapital zusammen kommt, kann sich jeder selbst ausrechnen. Mancher wäre vor der Entscheidung stehend korrupt, käuflich und bestechlich.

     

    Deshalb fordere ich ein Höchstmaß an Transparenz bei den Geheimdiensten.

     

    Was tun die da eigentlich?

     

    Es wird gemunkelt, dass viele systemkritische Bürgerinitiativen von Geheimdiensten nicht nur beobachtet, sondern gesteuert werden. Bevor die Bürger eine Initiative gründen, tun sie es lieber selbst. Dann können sie führende Aktivisten der Gesellschaft zu Straftaten verleiten und auflaufen lassen.

     

    So ändert sich wahrlich nichts. Du musst entweder Deine Initiative selbst gründen, die Mitglieder gut kennen, oder diejenigen gut kennen, für die Du in die Auseinandersetzung ziehst. Anderenfalls läufst Du Gefahr nur benutzt zu werden, eben von Menschen, die geheim bleiben dürfen.

     

    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

    2need.net

  • X
    XYZ

    @ Marcel Werner

     

    1) Das stimmt so nicht. Der wesentliche Argumentationsstrang ist, dass der Verfassungsschutz vermutlich wenig Interesse an der Aufklärung zur NS-Vergangenheit beitragen möchte (Punkt 3 seiner möglichen Begründungen). Er verwirft faktisch die Idee, dass die Nicht-Freigabe auf "Intervention" anderer geheimdienste zurückzuführen ist. In diesem Fall wäre die Behauptung, dass der BND nicht an Aufklärung interessiert wäre, hinfällig.

     

    2) "BRD" sollte man am besten ausschreiben oder stattdessen ein "Deutschland" hinsetzen. Es handelt sich jedenfalls nicht um einer offizielle Abkürzung und - zumindest im Wissenschaftsbetrieb - sollte darauf verzichtet werden (immerhi schreibt der Autor hier als Wissenschaftler). Umgangssprachlich können sie es freilich halten wie ein Dachdecker.

     

    3) Mag sein, dass der Autor das so sieht. Nur sollte er dann diese "moralische Schuld" auch irgendwie begründen respektive herleiten - er setzt es als gegeben voraus. Aus meiner Sicht (und der Großteil der Philosophie sieht es wohl auch so) ist Schuld eher etwas individuelles und kann nicht "generationsübergreifend" geschweige denn an Institutionen gebunden sein.

     

    Abgesehen davon ging es bei diesem Punkt auch darum zu zeigen, dass aus der Zusammenarbeit des Verfassungsschutz mit Barbie in der Vergangenheit keine Rückschlüsse auf die Gegenwart (ohne weiteres) möglich ist. Die Diskussion um die Abschaffung und das Krakele ala "mehr Munition gegen den Verfassungsschutz" ist abwegig. Zumal mir schleierhaft ist, was die Grundintention des Autors gewesen ist: Aus der Zusammenarbeit mit Alt-Nazis ergibt sich noch lange nicht, dass der Verfassungsschutz eine "dunkle" undemokratische Vergangenheit hat. Das wäre eher dann der Fall, wenn man Gesinnungsethische Abwägungen vornimmt (was der Autor implizit zu tuen scheint, aber nicht begründet) oder nach verantwortungsethischer Abwägung zu einem solchen Ergebnis kommt (der Schaden müsste größer als der Nutzen sein, aber diese Abwgägungen kann der Autor nicht gemacht haben - weil im noch Informationen zu fehlen scheinen).

  • T
    toddi

    Die illustre Ahnengalerie des Bundesamtes für "Verfassungsschutz" und bei der "Organisation Gehlen" (Gehlen war übrigends GENERALleutnant und Leiter der Wehrmachts-Stababteilung „Fremde Heere Ost“ die eng mit Schellenberg vom SD -des „Verfassungsschutzes der SS zusammenarbeitete) dem von den Amis aufgezwungenen (der Widerstand der Neudeutschen Demokraten hielt sich allerdings in Grenzen) Diversions-,Terror-, und Mordgesindel das sich später BND nannte sieht es nicht besser (eher noch brauner) aus.

    "... zum Beispiel Hubert Schrübbers erwähnt, der von 1955 bis 1972 das BfV als Präsident leitete. Vor 1945 soll Schrübbers demnach als Staatsanwalt in Hamm an Vorgängen gegen Gegner des Naziregimes beteiligt gewesen sein. Sein Vize Albert Radke war laut NS-Akten als Oberst im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht tätig. Gustav Halswick, der bei Schrübbers das Amt eines Sonderbeauftragten des BfV-Präsidenten bekleidete, ..., vor 1945 als SS-Obersturmbannführer an Kriegsverbrechen in Polen und der Sowjetunion beteiligt gewesen zu sein. Auch Richard Gercken, der in Schrübbers Amtszeit die Spionageabwehr im BfV leitete, kam den NS-Akten zufolge aus der SS: Vor 1945 war er als SS-Hauptsturmführer in der Gestapo unter anderem in den Niederlanden eingesetzt. Sein Abteilungsleiterkollege Wilhelm Ludwig, der die Geheimschutzstelle im BfV leitete, diente demnach als Sturmbannführer in der 87. SS-Standarte in Innsbruck. SS-Hauptsturmführer Erich Wenger, von der Gestapo an der deutschen Botschaft in Paris eingesetzt, brachte es im BfV zum Leiter Beschaffung in der Spionageabwehr. Der 1974 als Kriegsverbrecher verurteilte Gustav Barschdorf war bis in die 60er-Jahre hinein ebenso im Kölner Bundesamt tätig wie Kurt Lischka, der 1980 wegen Kriegsverbrechen zu zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Einige hochrangige BfV-Mitarbeiter arbeiteten in den ersten Jahren unter falschem Namen beim Verfassungsschutz mit, weil sie fürchteten, wegen Kriegsverbrechen verfolgt zu werden. So etwa Kurt Marschner alias Fischer, der als SS-Sturmbannführer im Vernichtungslager Auschwitz eingesetzt war. Auch Karl-Heinz Siemens, der als SS-Obersturmführer in der für viele Kriegsverbrechen verantwortlichen Leibstandarte Adolf Hitler diente, war zunächst als Dr. Kaiser in der Bundesrepublik untergetaucht und wurde später Oberregierungsrat in der für Linksradikalismus zuständigen Abteilung III des BfV. Alfred Wurbs schließlich habe ...mit Wissen der Bundesregierung unter seinem Decknamen im BfV arbeiten dürfen, bevor er ab 1956 mit richtigem Namen Gruppenleiter in der Geheimschutzabteilung des BfV wurde. Vor 1945 war Wurbs als Angehöriger der Waffen-SS-Division "Prinz Eugen" auf dem Balkan eingesetzt."

    Zitat Ende

  • EF
    Enrico Famoso

    Was in diesem Beitrag leider fehlt: Klaus Barbie hat maßgeblich das von rechtsradikalen durchsetzte Untergrundnetzwerk Gladio aufgebaut.

     

    Dies gibt dem eine gewissen Aktualität. Denn die NSU hat nach dem Konzept "Leaderless Resistance" gemordet. Dieses geht auf Ulius Amoss aus dem Jahr 1953 zurück. Amoss arbeitete beim CIA unter Frank Wisner Sen., der maßgeblich Gladio in Europa aufbaute.

     

    Wenn der Fall Barbie in der deutschen Öffentlichkeit auf Resonanz stößt, so würde bekannt, in welchem Ausmaße der VS in D Nazi-Strukturen aufgebaut hat.

  • UM
    Ulli Müller

    Und nicht vergessen,

    in der BRD gibts auch noch den BND (Bundesnachrichtendienst). Den haben die Amis nach dem Krieg durch R. Gehlen aufbauen lassen. Gehlen war major der Wehrmacht, hatte viele Verbindungen und bekanntlich stellte er viele SS, SD und Gestapoleute ein, verpasste ihnen eine neue Identität.

    Irgendwie müsste man, wenn es nicht so traurig wäre, stolz sein, wenn man von den Geheimdiensten der BRD verfolgt wird.

    Ob wir irgendwann mal die Kurve kriegen in diesem Land?

    Wie wäre es mit dem Bundesverdienstkreuz für Beate Klarsfeld,

    falls sie es annimmt?

  • MW
    Marcel WErner

    Lieber XYZ,

     

    leider werde ich aus deinen Zeilen überhaupt nicht schlau:

     

    zu 1) Es wird doch deutlich, dass Barbie ganz offensichtlich auch mit anderen Nachrichtendiensten direkt oder indirekt zu tun hatte. (Was ja schon das Promotionsthema des jungen Historikers voraussagt)

     

    zu 2) BRD = Bundesrepublik Deutschland. Wie würdest du das sonst abkürzen wollen?

     

    zu 3) Dass es um die generationenübergreifende MORALISCHE Schuld des Dienstes bei der Protektion von NS-Kriegsverbrechern ging, wird glaube ich zu genüge verdeutlicht.

     

    Liebe Taz, verehrter Herr Hammerschmidt: Vielen Dank für den Blick hinter die Kulissen!

  • W
    Webmarxist

    Ein Kriegsverbrecher und Nazi wurde in der Nachkriegszeit als Agent vom Verfassungsschutz angeworben. Nicht nur heute, sondern auch damals, war Der auf dem rechten Auge blind.

     

    Faschismus ist keine Meinung,sondern ein Verbrechen.

  • C
    Copieur

    Wann kriegt die BäErrDä endlich ihre eigene Gauck-Birthler-usw.-Behörde? Es wäre Zeit.

  • KS
    Keine Schützer

    Klar, das ist ein Widerspruch: Transparenz und Geheimhaltung, der gegen Geheimdienste spricht.

    In einer echten Demokratie kann es keine Geheimdienste geben. Die stehen für Misstrauen des Apparats gegenüber der Bevölkerung, begehen jedoch selbst mehr Verbrechen.

     

    Mit auf dem Foto ist sein Verteidiger, Jacques Vergès, der als Verteidiger von algerischen Guerillakämpferinnen begann und endet mit Verteidigung von Holocaust-Leugnern wie R Garaudy und Diktatoren wie Eyadema.

    Barbie hat er verteidigt auf Bitte von seinem Freund Francois Genoud, einem Schweizer Nazi. Genoud und Vergès hatten in den 80ern ständige Verbindungen zu dem Terrorist Carlos, der seine Freundin freipressen wollte und andere wirre Anschläge verübt hat.

    An einer Anschlagsserie war Vergès selbst in Frankreich praktisch beteiligt, mit Besuchen in Syrien und im Knast als Verbindungsmann.

    Was fehlt ist die Verurteilung des Terroristen Vergès.

  • HW
    Horst Werner

    Hetzjagd auf den Verfassungsschutz? Wer hetzt denn hier wen? Dieser Verfassungsschutz wird/wurde regelmäßig instrumentalisiert von rechten Kräften und war eine Waffe im Kalten Krieg gegen den Osten. Jetzt gibts keinen Kalten Krieg mehr, der Verfassungsschutz wirkt aber munter weiter . Man fragt sich was dort geschieht. Der Verfassungsschutz ist nicht in der Lage, uns vor Nazi-Mörderbanden zu schützen. Auf so einen Verfassungsschutz können wir verzichten!

  • J
    Jörn

    Der Verfassungsschutz stand zu keiner Zeit auf dem Boden des Grundgesetzes. George Orwell hätte sicher keinen besseren Namen für diese Organisation gefunden.

  • G
    Georg

    Lieber Stefan,

     

     

    eigentlich müsste bekannt sein, dass die TAZ eine Tageszeitung aus dem linkeren Spektrum ist. Wenn du lieber Artikel lesen möchtest in denen Kommunsiten und Anhänger des Islams bekämpft werden und Nazis gehätschelt werden, solltest du dich nach einer Tageszeitung aus rechten Spektrum umschauen.

     

    Ich kann nicht verstehen, was an dem Artikel Hetzte ist? Es beschreibt doch nur die Probleme junger Wissenschaftler mit dem Verfassungsschutz. Das ist doch keine Jagd, sondern eher erschreckend, welches Selbstverständnis die Herren des Geheimdienstes haben.

  • D
    Daniel

    Lieber Stefan,

     

    der journalistische Auftrag, mit dem Du hier zu argumentieren versuchst, besteht einzig und allein in der Suche nach der Wahrheit, so schwierig diese sich auch gestalten mag. Wenn eine deutsche Behörde versucht, brisantes Material von öffentlichem Interesse unter Verschluss zu halten, dann kann man nur hoffen, dass dies journalistisch aufgedeckt wird. Im Übrigen geht es in diesem Artikel um einen Historiker, der die Nachforschungen anstellt. Die taz berichtet darüber, und das ist auch gut so.

     

    Den Rest deines Kommentars lasse ich mal dahingestellt. Es zeigt sich auch so, dass es dir weniger um konstruktive Kritik als um Relativieren und Diffamieren geht. Liest man ja leider auf vielen Kommentarseiten vernünftiger Medien. Immer dasselbe Muster: "Das hätte ich jetzt nicht von der xy gedacht! In der Türkei dürfen keine Kirchen gebaut werden! Immer diese Gutmenschen mit ihrer Nazikeule!", usw. usw.

  • Q
    Qe (31.01.)

    Ein Skandal, dass hier eine Instanz existiert, die unter dem Decknamen "Verfassungsschutz" zu oft ausgerechnet Interessen deckt, die der Verfassung entgegenstehen, und sich mit freundlicher Unterstützung von großen Volksparteien mit rechten Strömungen auch der Kontrolle entziehen kann.

     

    Braucht dringend eine Umgestaltung.

  • S
    Stefan

    Hetzjagt auf die Verfassungsschützer. Gerade die TAZ sollte mal überlegen, wie sie ihrem journalistischem Auftrag nachkommt. Nazis werden bekämpft, Kommunisten und Islamisten gehätschelt. FÜR die Verfassung und FÜR den Staat? Fehlanzeige.

  • X
    XYZ

    Interessanter Artikel, wenngleich einige Ausführungen nicht schlüssig/richtig sind.

     

    1) Nachrichtendienstliche Erkenntnisse anderer Geheimdienste könnte auch Geheimdienste meinen, die sich nicht unter den Aufgezählten befinden. Gerade weil Klaus Barbie so umtriebig war, ist es durchaus nicht unwahrscheinlich das andere "befreundete" Geheimdienste involviert waren.

     

    2) Als Historiker sollte er wissen, dass die Bezeichnung "BRD" inkorrekt ist - es handelt sich nicht um eine offizielle Abkürzung. In einem Artikel könnte man diese Feinheit durchaus beachten.

     

    3) "Schaden abwenden" wird hier sehr einseitig interpretiert: Selbst wenn der Autor mit seinen Vermutungen Recht hat, letztendlich würde der Verfassungsschutz oder die Bundesrepupblik Deutschland einen Imageschaden erleiden, den sie in der Form nicht verschuldet hat. Die Aktivitäten sind einige Jahrzehnte her, von den Charakter der damaligen Institution lässt sich aber nicht auf den Charakter der jetzigen schließen. Tatsächlich aber würde der Imageschaden die jetzige Institution treffen und nicht die damaligen (allein die meisten verantwortlichen Mitarbeiter dürften schon in Rente sein oder zumindest kurz davor). Unabhängig davon wäre ein möglicher Imageschaden nur ein sehr schwaches Argument für die Nicht-Freigabe.

  • MW
    Marcel Werner

    Ein weiteres Argument, das BfV abzuschaffen. Vielen Dank für den Artikel. Hamerschmidts Recherchen sind - wie auch das BND-Beispiel zeigt - nicht nur wichtig für die Zeitgeschichtsforschung, sondern leisten einen entscheidenden Beitrag für die Vergangenheitsbewältigung der BRD. Bitte weiter so und mehr davon!

  • M
    Müller

    nur die DDR war schlimm, hat solche Nazis verfolgt. Deswegen muss sie dikreditiert werden.