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Kommentar Rückzug Kofi AnnanEr hat getan, was er konnte

Andreas Zumach
Kommentar von Andreas Zumach

Wenn überhaupt, hätte Annan es schaffen können, im Syrienkonflikt einen Waffenstillstand herbeizuführen. Dass das nicht gelungen ist, ist nicht der Grund für sein Scheitern.

Abgang eines ganz Großen: Kofi Annan. Bild: reuters

K ofi Annan mag wegen seines zurückhaltenden Auftretens manchen BeobachterInnen als Weichling erscheinen. Doch das täuscht. Der 74-jährige Ghanaer ist ein sehr hartnäckiger Mann, der ein einmal begonnenes Vorhaben nicht leichtfertig oder vorschnell aufsteckt.

Das hat er in seinen zehn Jahren als UNO-Generalsekretär bis 2006 im Irakkonflikt und in vielen anderen schwierigen Situationen häufig genug bewiesen. Es ist daher ein besonders schrilles Alarmzeichen, wenn Annan jetzt sein Amt als gemeinsamer Syrienbeauftragter von UNO und Arabischer Liga zurückgibt.

Als er im Februar diese schon damals vielen Beobachtern als aussichtslos erscheinende Mission übernahm, gab es keine besseren Möglichkeiten. Annan genoss bei fast allen politischen Akteuren in der Konfliktregion des Nahen und Mittleren Ostens großes Ansehen und Vertrauen.

Bild: Kristin Flory
Andreas Zumach

ist taz-Korrespondent bei den Vereinten Nationen in Genf.

Wenn überhaupt, dann hätte er es schaffen können, im Syrienkonflikt einen Waffenstillstand und dann vielleicht auch eine politische Lösung herbeizuführen. Dass das nicht gelungen ist, ist nicht sein Scheitern, sondern die Verantwortung vor allem der drei Vetomächte im UNO-Sicherheitsrat, Russland, China und USA. Ihre rhetorische Unterstützung für Annans Friedenspläne war immer unehrlich.

Moskau und Peking versagten Annan den für die Durchsetzung der Friedenspläne erforderlichen Druck auf das Assad-Regime. Washington rüstet(e) gemeinsam mit Saudi-Arabien und anderen sunnitischen arabischen Staaten die bewaffnete Opposition in Syrien auf und unterminiert(e) damit Annans wichtigste Forderung nach Einstellung aller Kampfhandlungen.

Wenn die wichtigsten Weltmächte einen lokalen oder regionalen Konflikt für ihren geopolitischen Machtpoker instrumentalisieren, hat auch der hartnäckigste und erfahrenste Vermittler keine Chance. Mit Annans Rücktritt gibt es auch für die allerletzten Hoffnung auf ein baldiges Ende des Blutvergießens in Syrien nicht einmal mehr einen Strohhalm.

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Andreas Zumach
Autor
Journalist und Buchautor, Experte für internationale Beziehungen und Konflikte. Von 1988-2020 UNO- und Schweizkorrespondent der taz mit Sitz in Genf und freier Korrespondent für andere Printmedien, Rundfunk-und Fernsehanstalten in Deutschland, Schweiz,Österreich, USA und Großbritannien; zudem tätig als Vortragsreferent, Diskutant und Moderator zu zahlreichen Themen der internationalen Politik, insbesondere:UNO, Menschenrechte, Rüstung und Abrüstung, Kriege, Nahost, Ressourcenkonflikte (Energie, Wasser, Nahrung), Afghanistan... BÜCHER: Reform oder Blockade-welche Zukunft hat die UNO? (2021); Globales Chaos-Machtlose UNO-ist die Weltorganisation überflüssig geworden? (2015), Die kommenden Kriege (2005), Irak-Chronik eines gewollten Krieges (2003); Vereinte Nationen (1995) AUSZEICHNUNGEN: 2009: Göttinger Friedenspreis 2004:Kant-Weltbürgerpreis, Freiburg 1997:Goldpreis "Excellenz im Journalismus" des Verbandes der UNO-KorrespondentInnen in New York (UNCA) für DLF-Radiofeature "UNO: Reform oder Kollaps" geb. 1954 in Köln, nach zweijährigem Zivildienst in den USA 1975-1979 Studium der Sozialarbeit, Volkswirtschaft und Journalismus in Köln; 1979-81 Redakteur bei der 1978 parallel zur taz gegründeten Westberliner Zeitung "Die Neue"; 1981-87 Referent bei der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, verantwortlich für die Organisation der Bonner Friedensdemonstrationen 1981 ff.; Sprecher des Bonner Koordinationsausschuss der bundesweiten Friedensbewegung.
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9 Kommentare

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  • T
    Thomas

    Wenn keiner der Akteure ernsthaft an Frieden interessiert ist, KANN die Mission nur schief gehen

  • D
    D.J.

    Man kann es nicht oft genug schreiben: Die Haltung des Westens - Unterstützung fundamentalistischer Menschenhasser in Schulterschluss mit SA, dem abartigsten islamistischen Regime der Welt - wird sich noch bitterlich rächen.

  • HK
    Henner Kröper

    ... nicht sein Scheitern, sondern die Verantwortung vor allem der drei Vetomächte im UNO-Sicherheitsrat, Russland, China und USA ...

     

    Russland und China wollten, das bei Verhandlungen beide Konfliktpartner am Tisch sitzen. Das haben die sog. Rebellen strikt abgelehnt, obwohl (zumindest am Anfang) ein winziger Fingerzeig aus Washington genügt hätte sie an den Verhandlungstisch zu bringen.

     

    Wer ist also schuld am Nichtzustandekommen von Friedensverhandlungen?

  • MM
    Markus Müller

    In Syrien prallen eben starke unterschiedliche Interessen aufeinander.Staaten haben Interessen und kein Mitgefühl,schon gar kein Gerechtigkeitsempfinden.

  • RD
    Richard Detzer

    Bevor man etwas tut, sollte man erst einmal verstehen, was man tut.

  • W
    Weitwinkel

    Einfach nur traurig. Aber hat nicht auch Israel ein berechtigtes Interesse am Machterhalt der Assad-Dynastie?

  • A
    Ant-iPod

    Oh, Herr Zumach,

     

    glauben Sie wirklich, dass es je eine Chance für Annan und seinen Plan gab?

    Hat nicht die Politik aller Akteure gezeigt, dass es von Anfang an nicht die geringste Chance dafür gab, da niemand das hierzu erforderliche unternahm und stattdessen beide Parteien weiter gerüstet wurden?

     

    Der bemitleidenswerte Annan und seine Reputation wurden von den VN und den Vetomächten des Sicherheitsrats wissentlich und willentlich verheizt.

     

    Dabei nahmen diese billigend in Kauf, den Stellenwert und die Reputation der VN als Organisation weiter zu ramponieren - aber wir haben weltweit nunmal kein anderes Gremium.

    Wenn wir die VN nicht mehr glaubhaft nutzen können... dann wird Außenpolitik in einer multipolaren Welt kaum noch beherrschbar. Wenn diese nicht den normativen Rahmen vorgeben, dann setzt sich nur der wirtschaftlich und militärisch Stärkere durch.

    Das ist eine sehr bedrohliche Wirkung, die über den Ansehensverlust eines Herrn Annan weit hinaus geht.

     

    Kein guter Tag für die Menschheit...

  • VL
    vergessene Liebe

    tJAA! Respekt für Kofi Annan ! Evtl. kam er etwas zeitlich zu spät in die `syrische Arena´? Es begann ja der `Aufstand´ in Syrien- als getragen von säkulären modernen Kräften, für Freiheit+ Aufklä rung und sociale Emancipation...

    Und der `syrische Zirkus´ heute? Ist bestimmt von sinnlosem Hass islamischer Fundamentalisten, die da- als sog. Freiheitskämpfer- fremdgesteuert!!!

  • P
    pauli

    herr zumach vergaß zu erwähnen, dass die fsa ebenfalls nicht zu gesprächen bereit war/ist.