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Kommentar UrheberrechteDas Gefühl, verarscht zu werden

Kommentar von Felix Schwenzel

In einer viralen Tirade schimpft der Musiker Sven Regener auf Urheberrechtsverletzungen im Netz. Doch die von ihm beschworene Kostenloskultur gibt es gar nicht.

L eider hat Sven Regener in seinem Wutanfall im Radio – bei allen kleinen Wahrheiten, die in seiner Tirade steckten – das Maß verloren. Der Bayerische Rundfunk hat den Sendungsmitschnitt sicher nicht zufällig mit dem folgenden Regener-Zitat übertitelt: „Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert.“

Die Frage, wie eine Gesellschaft mit ihren Künstlern umgeht, ist sicher eine Frage, die seit mindestens 2000 Jahren mehr Aufmerksamkeit verdient, vor allem aber in einer Zeit, in der jeder ein Künstler oder zumindest Erschaffer von Werken sein kann. Wer sich nur ein bisschen länger als 5 Minuten im Internet umschaut, kann dort nicht nur Lizenzverletzungen, sondern eine gigantische Explosion von manchmal fragwürdiger, aber oft grandioser Kreativität beobachten.

Aber leben wir in einer „wertlosen“ Gesellschaft? Sind die Werte, auf denen diese Gesellschaft fußt, nichts wert, weil angeblich einige Mitglieder dieser Gesellschaft behaupten, sie wollten für Musik nicht zahlen?

Ich glaube, dass es diese immer wieder aufs Internet projizierte angebliche „Kostenloskultur“ oder -mentalität nicht gibt. Und ich glaube auch, dass man sich darüber vortrefflich streiten kann. Es gibt enorm viele Argumente aber vor allem Fakten und Zahlen, die meiner Ansicht nach belegen, dass auch Menschen die im Internet leben bereit sind sehr viel Geld für künstlerische Werke zu bezahlen. Die Umsätze des iTunes-Stores, von Amazon, das Phänomen des „Crowdfundings“ und selbst Kim Schmitz’ „Megaupload“ zeigen, dass Musik, Filme und Fernsehsendungen im Internet auch für Milliarden-Umsätze sorgen können.

SVEN REGENER

Sven Regener, 51, ist ein deutscher Musiker, Schriftsteller und Drehbuchautor. Bekannt wurde er durch die Band „Element of Crime“ und seinen Roman „Herr Lehmann“.

Als der Sender Bayern 2 um ein kurzes Statement von Regener zum Thema Urheberrecht nachfragte, wurde daraus ein fünfminütiges „Instant-Pamphlet“. Regener sagte zum Beispiel: „Das Rumgetrampel darauf, dass wir irgendwie uncool seien, wenn wir darauf beharren, dass wir diese Werte geschaffen haben, ist im Grunde genommen nichts anderes, als wenn man uns ins Gesicht pinkelt.“

Der gesamte Wortlaut ist hier nachzuhören.

Die Fragen, ob es tatsächlich eine „Kostenloskultur“ gebe, ob milliardenschwere Internetkonzerne wie Google, inklusive dem Videodienst Youtube, mächtiger oder böser als die Plattenfirmen oder Verwertungsgesellschaften sind, ob „Raubkopien“ nicht besser „Lizenzverletzungen“ genannt werden sollten, werden seit Jahren kontrovers, aber ebenso oft sachlich und reflektiert geführt.

Wer das vertiefen will, kann sich mal ein bisschen in Marcel Weiß' oder Mike Massnicks Blogs reinlesen oder, nur so als Beispiel, Johnny Haeuslers sehr differenzierten Artikel zum Streit zwischen Youtube und der Gema durchlesen. Ich kann und will das hier und jetzt gar nicht weiterführen.

Regener kotzt sich halt mal aus

Aber eine Diskussion über das Urheberrecht oder wie Künstler in einer Zeit, in der die Unterhaltungsindustrie trotz Rekordumsätzen den sterbenden Schwan spielt, sucht Sven Regener offenbar nicht. Er ist einfach genervt, kann das alles nicht mehr hören und kotzt sich halt mal aus.

Statt einer Diskussion fordert Sven Regener Respekt und Anstand im Umgang mit Künstlern. Und so sehr er damit recht hat und das teilweise auch recht drastisch und unterhaltsam vorträgt („Ansonsten können sich ja alle ihre Lieder von Kim Schmitz vorsingen lassen“), so sehr übersieht er offensichtlich, dass die Leute, die er explizit „Proleten“, „Deppen“, „Banausen“ und zwischen den Zeilen Diebe, Zahlungsunwillige und Mainstream-Ärsche nennt, ebenso ein bisschen Respekt und Anstand erwarten.

Bild: Claudia Thomas / CC-BY
FELIX SCHWENZEL

schreibt seit 15 Jahren ins Internet und seit fast 10 jahren auf wirres.net, muss sein Geld aber als festangestellter Webseitenbauer und Berater verdienen.

Warum darf man beispielsweise Platten weiterverkaufen, legal gekaufte MP3s aber nicht? Warum waren CDs jahrelang um ein Vielfaches teurer als Vinyl-Platten, obwohl sie viel günstiger herzustellen waren? Warum kosten Lieder als Klingelton fürs Handy so absurd viel? Warum ist es so oft verboten, die Band, die man als Fan verehrt, auf einem Konzert zu fotografieren? Warum ist es verboten, ein Lied, das man liebt, mitzusingen und das auf Youtube zu stellen?

Warum kämpfen Plattenfirmen dafür, dass einem für wiederholte Lizenzverletzungen die Kommunikationsmöglichkeiten genommen werden dürfen (Verwerterdeutsch: „Three Strikes“-Regelung), wenn das der Verwerter, Lizenzgeber oder seine Anwälte so wollen — und nicht etwa ein Richter?

Grundlage für Respekt und Anstand

Natürlich ist ein diffuses Gefühl, von einer Industrie verarscht zu werden kein Grund deren Lizenzbedingungen und Spielregeln zu brechen, aber möglicherweise ist dieses Gefühl auch nicht die beste Grundlage für gegenseitigen Respekt und Anstand.

Sven Regener spricht an anderer Stelle von Spielregeln, an die man sich halten müsse. Mag sein, dass er die Regeln kennt und beispielsweise zwischen „mechanischen Rechten“ und den sogenannten „Sync-Rechten“ unterscheiden kann.

Aber woher soll ein 13-Jähriger (oder ein „Prolet“) diese Unterschiede kennen oder erkennen, dass das was Radio, Fernsehen, Supermärkte oder Youtube machen legal ist und Musik scheinbar kostenlos in die Welt blasen dürfen, er sich aber in das Fadenkreuz von Regeners Anwälten begibt, wenn er in seiner jugendlichen und juristischen Unbedarftheit dasselbe auf seiner Homepage tut?

Leute, die finden, dass das Urheberrecht möglicherweise zu kompliziert ist oder dass neue, einfache, zeitgemäße Möglichkeiten, Musik zu verwerten, gesucht werden müssen, einfach als verlogene, doppelzüngige Piraten zu beschimpfen, hilft bei einer respektvollen oder anständigen Diskussion auch nicht wirklich. Zumindest könnte es helfen, mal zu fragen oder zu gucken, ob die auf der anderen Seite ihr Verhalten nicht vielleicht radikal ändern, wenn sie selbst Respekt und Anstand spüren und man ihnen offen, ohne Beschimpfungen und Unterstellungen gegenübertritt.

Schaden kanns jedenfalls nicht.

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60 Kommentare

 / 
  • R
    Ramiro

    Für mich als junger Musiker ist die Diskussion längst an einem toten Punkt angekommen. Ich will Antworten! Ich starte jetzt einen Selbstversuch os es auch ohne GEMA geht - ob ich als Nobody eine Chance habe wenn ich mich auf die neue Freiheit im Netz besinne. Meinen Selbstversuch findet Ihr hier: www.medeamusic.de Dort halte ich alle Interessierten auf dem Laufenden in wie weit es heute als angehender Profi noch möglich ist von Musik zu leben die nicht geschützt ist! Ich will Antworten!

  • RC
    robin c. sherwood

    Verdient haben größtenteils mit der Copyrighterey die Plattenpressen und Industriellen - mal abgesehen von einigen Ausnahmen.

    Ich möchte nur die Musiker der Gruppe CCR (Credence Clearwater Revival) in Erinnerung bringen, die - abgerippt und ausgeneppt von der für sie tätigen Industrie - bis heute an mehr oder weniger großen Hungertüchern nagen, obwohl sie *die* bis heute obergeile Mucke gemacht haben, für die Scharen von Zahlungswilligen eben nicht die Künstler, sondern die Abzocker aus der Musikindustrie fütterten.

     

    Bei sowas haut es mir dann regelmäßig den Draht aus der Mütze und ich denke, der Künstlerschutz setzte besser hier als an dem (damals noch völlig abwegigen) Internet an.

     

    Obwohl - es laufen schon so sehr schön viele "Umsonst-ist-die-Welt"-Zomben rum, dass in meine Träumen manchmal das Wort "Prügelstrafe" rege und konkrete Gestalt annimmt!

  • A
    Aschkenasy

    wem sein geistiges eigentum so wichtig ist, dass er es nicht teilen kann (nur gegen schmerzensgeld), der soll es einfach in seinem kopf drin lassen. es sieht so aus, als ob alles, was uns umgibt, nur noch in monetären gegenwerten gemessen werden kann. irgendwie scheisse finde ich das. sven regener und jeder andere geistige schöpfer sollte sich meiner meinung nach glücklich schätzen über die anerkennung seiner leistung, wenn seine werke welcher art auch immer gewollt, gelesen, gehört, bestaunt, kopiert oder geklaut werden.

  • S
    Saugnapf

    Unverschämt ist daß für diese Demagogie auch noch GEZ-Gebühren verlangt werden.

     

    Netzgemeinde bleib stark !

  • BB
    Bert Blank

    Hallo liebe Leute!

     

    Ich vermisse in der ganzen Diskussion einen Punkt, nämlich den, dass die PLATTENindustrie, und nicht notwendigerweise die Künstler die nackte Angst umtreibt. Bezahldownloads haben sie komplett verschlafen und den Markt so kampflos an Apple mit itunes verschenkt. Das lässt sich nicht mehr ändern, dafür ist itunes zu groß. Nur dadurch, dass anfassbare CDs verkauft werden, glaubte die Branche sich halten zu können und hat damit Schiffsbruch erlitten.

     

    Es gäbe ja die Möglichkeit, dass Jeder, der einen Breitbandanschluss nutzt eine Kulturflatrate bezahlt.

    Aus den Verbindungsdaten könnten die Internetanbieter feststellen, welches Werk wie oft geladen wurde und dem Künstler, der es geschaffen hat, proportional zu beteiligen. Bei einer Höhe von 5 Euro pro Monat würde zum Beispiel die Filmindustrie genau so viel verdienen wie jetzt, nur dass dann die Hoster nicht noch zusätzlich durch Strafzahlungen diesen Gewinn erhöhten.

     

    Weiterhin sagt zum Beispiel Götz Widmann, dass er, der sich selbst vermarktet, denjenigen dankbar ist, die seine CDs brennen und meinetwegen an Freunde weitergebn, die ihn noch nicht kennen. Das steigert seine Bekanntheit und über mögliche Konzertbesuche auch seine Entlohnung.

     

    Es stimmt also keinesfalls, wie Herr Regener meint, dass die Künstler am Aussterben und verhungern wären, das droht großen Plattenfirmen.

     

    Die Künstler müssen natürlich daher nicht ihren Beruf wechhseln, sondern ihn erweitern. Das Management der Künstler könnte schließlich die Rechte an Liedern und Filmen verwalten. Die planen ja auch die Tourneen und so weiter. Und zur Not muss man sich halt mal in den Bürokram selbst einarbeiten. Das wäre dann auch noch umweltschonend, da keine CDs mehr gepresst und über halbe Kontinente verschickt werden müssten. Das spart Öl und reduziert den CO2 Ausstoß. Und gerade die großen Blockbuster mit ihrem Supersound und Spezialeffekten schaut man sich doch lieber im Kino an, der Atmosphäre wegen.

     

    Also zusammengefasst: Die aktuellen Regelungen schützen Produzenten, nicht die Künstler.

    Da die Produzenten außer die Hand aufzuhalten nichts entscheidendes zur Entstehung des Werkes beitragen, kann das aber egal sein.

  • A
    Andreas

    Hallo!

     

    Ich bin dieser Urheberrechts-Diskussion überdrüssig!

     

    Wer mir nachweisen kann, dass ich meine Video- bzw. Musikdateien mit Personen teile, die nicht meine Freunde sein sollen, hat meinen Segen... aber wer kann das schon?

     

    Alles andere ist ein letztes Aufmucken der Musikindustrie. Nach 10 Jahren freier Downloads wollen sie nun Alles wieder rückgängig machen? Sorry, Pech gehabt - die Zeiten, in denen man als Musiker Geld verdient hat sind einfach vorbei.

    Die Welt hat sich geändert, realisiert scheinen die Künstler es noch nicht zu haben und bitten weiterhin zur Kasse.

     

    Dasselbe Schicksal ereilt die Filmindustrie. Da es hier um höhere Einnahmen geht, sollte man über ein zeitlich begrenztes Verbot der Veröffentlichung nachdenken, beispielsweise 1 Jahr nach Kinostart darf erst kopiert und verschenkt werden..

     

    ...erinnert Ihr Euch noch?

    vor 30 Jahren hiess es die CD's würden deutlich billiger, Nichts ist passiert. Man hat den Verbraucher 3 Jahrzehnte lang abgezockt mit mindestens 15,- EUR pro Album-CD und jetzt kriegen sogar die etablierten Künstler wie Sting oder McCartney den Hals nicht voll.

     

    Schade, dass ich Michael Jackson noch immer nicht samplen darf ohne horrende copyright-Abgaben zu latzen!

     

    Der kreative Musikmarkt ist sogut wie tot, keine neuen Melodien, nur noch irgendwie ein Brei an Kompositionen, ab und an kommt ein Highlight ans Licht, so wie Amy Winehouse..aber das ist nur meine Meinung!

    Die Musikbranche existiert so gesehen nur noch stark veraendert: "man darf alles verwerten und verwenden, um daraus etwas NEUES zu kreieren" ist die Realität (Open Source), gegen die sich sogar solche 08/15-Produzenten wie House-Labelgründer Mousse T. wehren!

     

    Man darf seiner Meinung nach nicht einmal den bereits benutzten Sample samplen :)

    und dass die DJ's, die bereits die Platte gekauft haben, doppelt zahlen sollen, nämlich jedesmal wenn sie den Track im Club spielen, ist einfach ein Witz!

    (siehe GEMA)

     

    Also, dort wo keine Vielfalt und keine Qualität angeboten werden, bin ich auch nicht bereit für zu zahlen! Das ist wie mit den TV-und Rundfunkgebühren.

     

    Warum ist es fuer die kapitalistischen Menschen so schwer umzudenken?

  • HH
    Heinz Herzog

    Schmatz statt taz

    Für alle, die es noch nicht wissen. die neuest Internet-Zeitung schmatz.de ist online. Mit tausend gelinkten Artikeln von taz.de und einem Layout das mal Felix Schwenzelchen entworfen hat.

    Natürlich gibt es im Internet auch viele Urhebeber, deren geistige bis künstlerische Ergüsse kaum eine Befruchtung ergeben - ab das Copyright ist eingestellt.

    Und dass Google & Co so vieles "kostenlos" anbieten ist bei der manischen Diskussionswut der "Geiz ist geil" Netzweltreisenden bis heute nicht begriffen und verstanden worden. Dort bezahlt man mit seiner Identität. Zuerst erhält man nur passende Werbung, dann wundert man sich persönliches an irgend welchen Pinboard und ...

    ICH BIN DOCH BLÖD!

  • E
    EnzoAduro

    Wenn Ihm die Rendite nicht passt, dann soll er sich eine andere Branche suchen.

     

    Künstler sind in der Regel immer arm. Das ist der natürliche Zustand. Sie folgen Ihrer Berufung. Das erzeugt aber keinen Entlohnungsanspruch.

     

    Und das es die Leute toll finden auch nicht.

    Arzt im Kongo finden die Leute auch toll. 150.000 Ocken gibt es aber trotzdem nicht.

     

    Wie das Uhrheberrecht ist. Ob es eines gibt. Ob man Musik kopieren darf, ob es bis 80 Jahre nach dem Tod gilt. Das ist alles gesetzliche "Willkür". Da gibt es keinen Moralischen Standpunkt.

     

    PS: Seit Napster gibt es jetzt nicht gerade weniger Musik

  • J
    JPL

    "Wo bleiben denn die Segnungen des Internets für Nachwuchsbands?!" Also ich bin neulich auf bandcamp.com gestoßen und hab mir dort sofort zwei Alben gekauft. Genauer: Die Seite habe ich erst gefunden als ich nach legalen Downloads von einer bestimmten Band suchte. Vielleicht ist das auch alles keine Neuigkeit mehr, aber ich finde diesen Vermarktungsweg prima! Vermutlich ist Bandcamp auch nicht die einzige Seite dieser Art. Zumindest theoretisch können dort Fans aus aller Welt Musik nahezu direkt bei den Musikern kaufen. Wenn man dann 5-10 Euro pro Album zu zahlen bereit ist, kommt davon wahrscheinlich mehr bei den Urhebern an als beim Kauf einer CD im Einzelhandel, die von einem großen Label verlegt wird.

  • A
    Anders

    Ich finde es ja immer recht verräterisch mit welchem Nebelsprech hier hantiert wird.

    Anderer Leute knüppelharte Arbeit ist dann "Wissen und Ideen", aus "für mich halt gratis weil ich kann" wird "frei", aus Menschen die eine andere Meinung haben (weil sie möglicherweise Sachkenntnis haben) wird dann eine "Mafia"...Freunde, das is alles andere als hilfreich. Und Musiker einfach per se difamieren à la "selbst Schuld wenn du Künstler bist" is eh das hinterletzte und wenn das euer bestes Argument is, gute Nacht.

     

    Mittlerweile wird es grob lächerlich, ich hab vorhin auf 3sat(glaub ich) gesehen dass in schweden mittlerweile ein Ableger der Piraten eine offiziell anerkannte Religion gegründet hat, damit man sich im Zweifel vor Gericht auf den religiösen Grundsatz berufen könne dass man aus Glaubensgründen Filesharing betreiben muss. Der beste Satz war "Copyright ist das für uns was für Christen Satan ist". Is klar. Also ich mein okay, ich als Musiker werde öfter als Satanist bezeichnet, irgendwann gewöhnt man sich ja daran, aber frei nach Hagen Rether "Das is doch ne Monty Python Nummer!?!"

     

    Und ganz offen gesagt warte ich angesichts der "Kopieren kann kein Diebstahl-Logik" nur darauf dass bald bei Konzerten draussen Leute demonstrieren, weil es Eintritt kostet. Denn wenn ich mich heimlich in die Halle schleiche und zuhöre nehme ich ja auch keinem was weg, right? Die Musik ist dann ja trotzdem noch da. Ich glaub ich probier das mal bei nem Deichkind Konzert aus, mal sehen wie cool die Herren das dann finden...

  • L
    Laubeiter

    Der Artikel begegnet Regeners Sichtweise mit Gegenfragen, zum Beispiel, warum CDs so teuer oder teurer waren wie Schallplatten. Was tut das zur Sache? Haben nach Ansicht des Autors Regener und seine Bande, also die Plattenfirmen, sich des unmoralischen Wucherns schuldig gemacht und müssen jetzt die berechtigte Antwort, das illegale Kopieren, normal finden?

  • W
    Wastl

    @music: gute Punkte!

     

    Jedenfalls ist es peinlich wenn ich einen chinesischen Proxy hernehmen muss um der GEMA-Zensur zu entgehen! In einem Staat der Kunst fördert, mündige Bürger heranzieht, sollte es das nicht geben. Als es um ACTA ging wurde ein YT-Video zensiert das ACTA beschreibt, mit der Begründung, da sei Musik im Hintergrund geraubmordkopiert worden. Als sich das als falsch herausstellte durfte das vid wieder online. Also DAMIT hat ja wohl NIEMAND gerechnet!!

     

    Man muss bei dem SR-rant immer an einen armen Hund denken der nix zu futtern hat weil er von Musik leben *will*. Ständig regnet auf sein Blechdach, doch er spielt das Lied seiner Vorfahren auf einer alte Gitarre an der eine Saite fehlt.

     

    Da liegt das Problem doch eher im System, oder? Aus jedem Ding auch noch die letzten Euronen quetschen. Verbraucher sind doch eh nicht in der Lage zwischen Qualität und 0815 zu unterscheiden. Und da wären wir wieder bei @music: das standard-gedudel aus dem Hörfunk hat mich grade mal bis 15 Lenze beeindruckt. Egal welche Musikrichtung aktuell ist, um bestimmte Uhrzeiten läuft eine bestimmte Stimmung im Radio - die Hersteller spielen da so wenig eine Rolle wie für Sauerkraut - bloß kann der Supermarkt daran nicht unendlich lange verdienen.

     

    Mit Nachdenken wäre das nicht passiert!

  • A
    Anders

    Wenn ich wie hier lese dass doch alles in bester Ordnung sei, weil "die Unterhaltungsindustrie" ja riesen Umsätze hätte - ohne freilich zu sagen wen man dazurechnet - oder darauf verwiesen wird dass im netz Milliardenumsätze gemacht werden (ja, allerdings zuerst von Ausbeutern wie Google/Youtube, Megaupload oder Spotify die kein bis lächerlich wenig Geld an die Künstler zahlen an denen sie verdienen)dann finde ich als Künstler das mehr als zynisch. Wo bleiben denn die Segnungen des Internets für Nachwuchsbands?!

    Vor 10 oder mehr Jahren haben Untergrundbands (wenn sie gut waren) von ihrem Demo hunderte bis tauende Kopien verkaufen können um ein Album zu finanzieren. Heute werden Nachwuchsbands selbst bei sehr guter presse selbst ein Album kaum noch los. Crowdfunding? Fehlanzeige, das funktioniert nur für die die schon bekannt sind, im regelfall dank des Supports aus der bösen Musikindustrie (Radiohead zb).

    Und das immer wieder gebrachte Argument dass man doch per Download so toll Werbung für seine Konzerte machen könne und das man an Konzerten ja Geld verdienen würde (kommen die ganzen User der usbekischen Filesharing Plattformen die unser album leaken zum Konzert? Eher weniger...)ist nur der letzte Beweis dafür das 90% der Leute die sich zu dem Thema äußern schlichtweg keinen blassen schimmer haben wovon sie reden. Aber jeder Arsch mit ner Internetverbindung stellt sich heute hin und erklärt mir was ich als Musiker zu tun habe.

    Ganz ehrlich, wäre ich in ner Radiosendung würde ich auch so ausrasten wie der Regener, recht hat er.

  • AJ
    alexander jung

    Das geistige Eigentum ist etwas, das abzuwägen ist mit der Kategorie "Öffentlichkeit". Wenn ich wählen könnte, ob ich als Geizkragen meine Rechte bewache und eine Öffentlichkeit störe, dann würde ich sagen: Das ist ganz falsch. Bei ACTA kommt noch etwas hinzu: Man kann nicht misstrauisch genug sein, wenn man untersucht, welche Lobbys hier klammheimlich einen Vertrag gezimmert haben. Nicht, was darin steht, ist das Gefährliche, sondern was dahinter steht.

     

    Wir haben früher als Jungfilmer das Schnulzenkartell kennengelernt. Wir haben uns vor 50 Jahren in der Oberhausener Gruppe für mehr Freiheit eingesetzt im Film. Und dann kamen sofort Branchenkenner, die das Ganze wieder zumachen wollten. Das ist ihnen Gott sei Dank nicht gelungen, weil wir Temperamente wie Fassbinder, Herzog, Reitz unter uns hatten.

     

    Aber Sie dürfen nicht denken, dass das, was bei ACTA verteidigt wird, wirklich die Rechte der Künstler sind, sondern der Organisationen.

     

    Sie haben also Verständnis für die junge Generation, die gegen das ACTA-Abkommen auf die Straße geht?

     

     

     

    Voll.

     

     

     

    Wie war das denn früher? War es schwieriger als heute zu sagen: Das ist meine Idee, ich poche auf mein Recht auf geistiges Eigentum?

     

     

     

    Ich glaube, dass geistiges Eigentum sich auch durchsetzt und gar nicht so attackiert wird. Das wird eher von den Konzernen, die Nutzungsrechte verschaffen und dann sperren, gemacht.

     

    Wenn Bert Brecht eine Idee eines anderen weiterträgt, dann tut er etwas Gutes. Er hat sehr oft Ideen eines anderen genommen und umgesetzt. Bach hat von Vivaldi zwanzig Takte genommen und daraus die große Toccata-Idee gebaut. Das heißt: Transkription ist ein Ursprung der Kultur. Die Mönche im Mittelalter haben Texte immer wieder neu geschrieben und dabei leicht verändert.

     

    Deswegen soll man trotzdem nicht alles nutzen dürfen ohne irgendwas dafür zu bezahlen. Das kann man aber anders ausgleichen als durch diese Verschwörung von ACTA.

     

    Sie haben es im Prinzip ja ähnlich gemacht wie Bach und Brecht: Sie erzählen auch die Geschichten anderer.

     

    Wohl wahr. Ich würde durchaus eine Geschichte von Arno Schmidt weitererzählen. In meinem fünften Buch habe ich Geschichten von Goethe und Thomas Mann weitererzählt. Das, was ich da schreibe, wird aber niemand mit Thomas Mann vergleichen, weil ich einfach eine andere Art zu schreiben habe.

     

    http://www.swr.de/swr2/80-geburtstag-alexander-kluge/-/id=7576/nid=7576/did=9285390/1tyvrxe/

  • P
    Pannen

    "Ich glaube, dass es diese immer wieder aufs Internet projizierte angebliche „Kostenloskultur“ oder -mentalität nicht gibt" ????? hallo hallo, da hat sich einer aber ganz offensichtlich mal so gar nicht auf seinen artikel vorbereitet. es gibt sie gar nicht, die kostenloskultur?!

    ich denke, daß herr regener recht hat und kenne in meinem bekanntenkreis genügend künstler , die das genauso unterschreiben würden.

    mit besten grüßen, sven

  • WS
    Wolfgang Schmidt

    Nö, Herr Schwenzel - da hat Herr Regener leider vollkommen Recht.

    Alle Negativzahlen sind doch ein Faktum und nicht zu bestreiten - und Ihre aufgeworfenen Fragen sind sehr einfach zu beantworten.

     

    "Ich glaube, dass es diese immer wieder aufs Internet projizierte angebliche „Kostenloskultur“ oder -Mentalität nicht gibt."

     

    Hm, warum gibt es dann mittlerweile endlos viele Tauschbörsen, Torrentsoftware und z.B. Browser-Add-ons, mit denen jeder mit nur einem Klick ein Youtube-Video in ein mp3 umwandeln kann?

     

    Die Ausreden der Rippermafia ist doch immer dieselbe:

    "Die CD hätte ich mir sowieso niemals gekauft, also kann ich mir die mp3s auch rippen."

    Solche Aussagen sind doch einfach nur lächerlich.

     

    Denn kann ich mir als Künstler im Gegenzug vielleicht beim Bäcker einfach ein Brot klauen, weil ich es mir ja sonst eh nie gekauft hätte, weil mir mittlerweile das Geld fehlt?

  • M
    Maxxe

    Ich hab mir gleich mal die komplette Diskografie von Element of Crime runter geladen. Ein paar Lieder hab ich mir angehört. Ist wirklich nicht so dolle. Geld würde ich für seine Musik nie zahlen. Eher würde ich es wieder zurück verlangen.

  • S
    Stoked

    Lieber Raubmordkopierer, in Abwandlung eines Filmzitats erwidere ich mal: Studien sind wie A…löcher — jeder hat sowas. So etwas wie unabhängige Studien gibt es nicht. Auch wenn ich gullinews nicht ganz so als Hort des Bösen betrachte wie einer meiner Vorschreiber, so ist die Seite wohl kaum neutral in der Debatte ums UrhG.

     

    Ansonsten sei noch die Frage erlaubt, warum die Erben von Künstlern keinen Nutzen aus dem Erfolg ihres Vorfahren ziehen sollen? Wenn wir zugestehen, daß sich die Einkünfte eines Künstlers aus dem Urheber- und Nutzungsrecht ziehen, Gelder, von denen u.a. auch seine Steuern gezahlt werden, dann sind selbstredend auch seine Erben berechtigt, daraus Vorteil zu ziehen. Oder wo ist konkret der Unterschied zu einem Erben, der Omas kleines Häuschen in Empang nehmen darf? Bei Licht betrachtet ist es doch viel ungerechter, daß da jemand ein Stück Land erbt, es nutzen kann wie er will, bebauen, vermieten, verkaufen, bepflanzen, ohne, daß er jemals selbst einen Finger dafür krumm gemacht hat? Und im Gegensatz zum Musikstück, Bild oder Film ist Land eine endliche Ressource. De facto müsste es genau umgekehrt sein und der Grundstückserbe müsste enteignet werden, oder?

  • L
    luetzgendorff

    @schwenzel: Dass Sie vom Schreiben nicht leben wollen, ist Ihre Entscheidung. Aber dann sollten Sie nicht für diejenigen zu sprechen versuchen, die das tun.

    Der Punkt ist doch, wenn Sie vom Schreiben leben können wollten, könnten Sie es nicht, weil Schreiben immer schlechter entlohnt wird. Und das hat genau mit der Mentalität zu tun, die seit Jahren gepflegt wird, dass man nämlich für Inhalte im Netz nichts zahlen will. Eine ganze Generation von Nutzern ist damit aufgewachsen, dass im Netz alles kostenlos zu haben ist, und so wird es für diejenigen, die vom Schreiben leben (Schriftsteller, Journalisten) immer schwieriger.

    Warum ein Buch, eine Zeitung kaufen, wenn ich die Texte umsonst lesen kann?

    Dass einzelne Nutzer so denken, weil sie damit aufgewachsen sind, kann ich (fast) noch nachvollziehen, aber wenn das zum politischen Programm erhoben wird, fasse ich mich an den Kopf und bin Sven Regener dankbar, dass er deutliche Worte gesprochen hat.

  • S
    Stefan

    Ja,es gibt auch die sehr sachlichen Diskusionen, die Sie dankenswerterweise erwähnen und verlinken.

     

    Was in Ihrem Artikel ein bisschen (bis weitestgehend...) fehlt, ist der Hinweis, dass die von beiden Seiten gepflegt ignoriert werden.

    Der Eindruck einer "Kostenloskultur" mag letztendlich falsch sein, von ungefähr kommt er aber keineswegs.

     

    Dass zum Beispiel zu Zeiten, als die Piraten zwar schon eine Weile existierten aber noch nicht halb so bekannt und erfolgreich waren wie jetzt, ihre einzige Forderung, die einem bewusst war (wenn man sich nicht bereits damals näher für sie interessiert hat) war

    "Urheberrecht ist zutiefst böse."

    das lag ja keineswegs an böswilliger Darstellung durch Medien und / oder Gegner. So sehr haben sich die Medien und potentielle Gegner damals noch gar nicht für die Piraten interssiert.

     

    Es lag daran, dass sie tatsächlich so aufgetreten sind.

    Dass man dann auch so verstanden wird, wenn man die differenzierteren Argumentationen erst gar nicht präsentiert, darüber darf man sich wirklich nicht beschweren.

     

    Die Piraten lernen seit inzwischen längerer Zeit rasant dazu.

    Das gilt keineswegs für alle, die das Urheberrecht n seiner jetzigen Form angreifen.

  • M
    Markus

    Bullshit der Kommentar, sorry das ich in dem Falle auch Klartext schreibe. Wir wollen einerseits das Menschen Klartext sprechen. Wenn sie es dann tun sollten sie diplomatischer das Anliegen vorbringen...achja wofür hassen wir fast alle unsere Politiker? Für ihre Diplomatie und vermissenden Klartet.

     

    Im übrigen gilt das was Regener gesagt hat nicht nur für Künstler. Wir sind uns gegenseitig nichts mehr wert....natürlich gibt es keine Kostenlos- oder Geiz-Mentalität...natürlich zählt der Preis überhaupt nicht und wird überhaupt nicht versucht zu drücken....achja, viel spass bei der kommenden Mindestlohn-Kundgebung! Wie war das doch gleich: JEDER soll von seiner Hände Arbeit leben können....aber natürlich nur jeder selbst. Nicht "die anderen", z.B. Künstler.

  • B
    bee

    Regener hat ein kleines Wörtchen vergessen bei seinem Schlüsselsatz: „Eine Plattengesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert.“

     

    Ohne eine Medienindustrie, die nach neoliberalem Muster Gewinne einstreicht und Kosten auf die Musiker abwälzt, ohne ein Heer von parasitären Lizenz-, Urheber-, Aufführungs- und Vervielfältigungsrechtsjongleuren samt Verwaltungswasserkopf, ohne ein florierendes Abmahnwesen, die ohne die Vorleistung eines Musikers allesamt überhaupt nicht überlebensfähig wären, weil sie schlicht keinen volkswirtschaftlichen Nutzen erbringen, ohne diese ganze Blase könnte Regener nach gut 25 Jahren Arbeit als Autor, Texter, Komponist und Sänger im Geld schwimmen. Unmöglich? Warum haben Depeche Mode nach über 30 Jahren noch immer den 50:50-Deal und stehen noch immer hinter ihrem Label? Wenn ich einen Vertrag unterschreibe bei einem Unternehmen, das meine Musik künstlich verknappt, verteuert, nicht an den Kunden bringt und unter juristisch fragwürdigen Umständen gerne an meiner Urheberschaft vorbei doppelt und dreifach lizenzieren lässt, dann ist garantiert nicht der Kunde das Arschloch. Einfach mal nachdenken, bevor man die Klappe aufmacht.

  • K
    kleinefee

    Sven Regener hat es richtig auf den Punkt gebracht. Es gibt eine politische Front, die will halt Künstler ohne Legitimation durch die Menschenrechte enteignen. Er hat sich doch da noch richtig zurückgehalten in seinem Temperament.

     

    Macht selber Musik!

  • Z
    Zafolo

    Ich stimme Peter Fels - "die freie Verwertung von Ideen und Wissen ist für den Fortschritt absolut essentiell!"

    hier voll zu.

     

    Ich sehe das täglich ein einem ganz anderem Bereich, ich arbeite als promovierter Wissenschaftler und Softwareentwickler in der Forschung und Entwicklung im Bereich Maschinen- und Anlagenbau. Was ich miterlebe ist, dass einerseits jede Trivialität von den Großen der Industrie als Patent angemeldet wird, auch wenn man Mathematik, Algorithmen und gute Ideen rechtmäßig _eigentlich_ nicht patentieren kann. Gewisse Konzerne würden heute selbst wissenschaftliches Erbe der Menschheit wie die Maxwellschen Gleichungen oder die Fourier-Transformation patentieren, wenn sie damit durchkämen. Das ist nicht nur eine Verhöhnung der rechtlichen Normen sondern auch deswegen frech und beschämend, weil wir Wissenschaftler die Kosten und die Zeit, welche wir in Ausbildung gesteckt haben, keineswegs von solchen Konzernen bezahlt bekommen, sondern im wesentlichen aus eigener Tasche sowie öffentlicher Förderung finanzieren.

     

    Wir sehen also letztlich eine Übertragung von idellen Werten von der Allgemeinheit an Gewinnunternehmen, oder wie so oft: Eine Sozialisierung der Kosten, und eine Privatisierung der Gewinne.

     

    Was ich weiter in der beruflichen Praxis miterlebe ist, dass dieses überaus ängstliche Beharren auf Schutzrechten Informationsaustausch und echten Fortschritt massiv erschwert. Ohne die Wichtigkeit originärer guter Ideen abstreiten zu wollen: JE MEHR EIN UNTERNEHMEN DEM KONZEPT VON GEISTIGEN EIGENTUM ALS BESITZ ANHÄNGT UND JE KLEINER ES IST, DESTO SCHWERER FÄLLT ES DIESEM MIT DEM RASANTEN WISSENSCHAFTLICHEN UND TECHNISCHEN ENTWICKLUNG SCHRITT ZU HALTEN. Das liegt daran, dass aus massiver Unkennntnis des Standes der Technik die eigenen Entwicklungen systematisch überberwertet werden. Erfolg haben eher Unternehmen wie Apple, welche wirklich gute Ideen anderer aufgreifen und zur Reife bringen.

     

    Die Einsicht mag nicht von jedem leicht und gern zu realisieren sein, deswegen mal ein hartes praktisches Beispiel: Der Konzern Microsoft bietet ein Produkt namens "Team Foundation Server" an, das es ermöglicht, große Softwareprojekte mit mehreren Entwicklern parallel zu entwickeln und unterschiedliche Versionen von Programmquellen zu verwalten und zusammenzuführen. Diese Software ist, von ihrer umständlichen Bedienung abgesehen, technisch gerade eben gleichwertig mit einer Open Source Software namens Subversion, die seit mehr als zwölf Jahren existiert. Sie ist dagegen technisch hoffnungslos unterlegen zu den aktuellen Open Source Alternativen wie git und Mercurial. Wir haben also einen Weltkonzern, der in einem wichtigen, zum Kerngeschäft gehörenden Bereich mit rapider technischer Entwicklung einer Open Source Lösung über zehn Jahre hinterher ist. Und diese Ideen waren vor zehn Jahren nicht mal neu!

     

    Diese Problematik zeigt sich aber nicht nur in der IT sondern in vielen weiteren Bereichen der Industrie, dass beispielsweise frei ausgetauschte wissenschaftliche Erkenntnisse typischerweise über fünfzehn Jahre brauchen, bis sie in Anwendungen umgesetzt werden. Fünfzehn Jahre waren vor ein paar Jahrzehnten nicht viel, heute bedeuten sie den Unterschied zwischen einem Röhrenradio und einem IBM PC. Ein derartig großer Zeitverlust ist gerade im globalisiertem technischem Wettbewerb immer weniger tragbar. Erfolgreiche Großkonzerne versuchen deswegen heute, den Tiger Open Source zu reiten.

     

    Exklusive Nutzungsrechte sind darüber hinaus im Kern im Grunde absurd, denn sie bedeuten: "ICH habe diese Idee gehabt, also darfst DU keinen Nutzen aus ihrer Anwendung ziehen". Nun legen Wissenschaftler sehr wohl Wert auf korrekte Benennung von Beiträgen. Jeder der mal kreativ wissenschaftlich gearbeitet hat, weiß jedoch auch dass Ideen entstehen, sich fortentwickeln und fruchtbar sind in einem überpersönlichen kollektiven Raum, ganz so wie die Sprache oder viele andere Aspekte menschlicher Kultur. Ein Mensch, der ohne diese kollektive Sphäre groß werden würde, würde sich nicht weiter entwickeln als ein Kasper Hauser; das Sprechen lernen bliebe ihm versagt. Dass die Gedanken, Erfindungen und Ideen letztlich nur im Kollektiven existieren, soll übrigens gar nicht dagegen gewendet werden, Menschen die Zeit und Energie in so etwas stecken, bei Bedarf von Seiten der Gesellschaft zu belohnen. Eine faire Belohnung nützt allen. Die klassischen Urheberrechte in ihrer Konstruktion als Exklusivrechte taugen indes immer weniger dazu.

  • T
    travelingbird

    Ob Herr Lehmann sich jemals Gedanken über illegale Downloads gemacht hat? Blöd wenn man nicht nur Musik macht sondern auch Bücher schreibt.

    Ich kaufe jedenfalls kein Buch von Regner mehr.

  • N
    Nonpirat

    Die Doppelzüngigkeit der Piraten - selbst Geld verdienen mit Rechten, andere sollen umsonst beitragen - wurde bisher nicht aufgegriffen.

  • LC
    Lara Croft

    @ Käthe Feinstrick

     

    Sehe ich auch so. Und was ist mit den Interessen der freien JournalistInnen, die für Hungerhonorare ihre Artikel schreiben?

     

    Bei z.T. 35 cent pro Zeile ist es schwer davon zu leben. (Printbereich). wenn die auch noch ohne bezahlung schreiben sollen, dann sterben die aus.

    Dann gibt es nur noch wenige Festangestellte (die werden seit Jahren immer weniger, weil die Verlage mehr Gewinn machen wollen). Und Hobby-SchreiberInnen.

     

     

    "Leider wird dabei aber übersehen, dass es Leute gibt, die Berufskünstler sind, sprich: die machen das nicht nur aus Spaß, sondern die wollen davon leben. Die meisten können das nicht, oder nur so gerade eben. Und die Art und Weise, wie diese Leute im Rahmen dieser gesamten Urheberdebatte einfach ignoriert werden, finde ich ausgesprochen unangenehm."

  • B
    Bonk

    Sagt mir mal, ihr Künstler, Autoren, Musiker das es "vor dem Internet" besser war!

    Wann war das denn?

    Vor oder zwischen den Kriegen?

    An spendablen Höfen hatte ihr ein "Anrecht"?

    In den Römischen und/oder Griechischen Zentren der Kultur wärs euch besser gegangen? Und dort wäret ich, aus unseren unzivilisierten Wäldern dann hin gelaufen?

    Aber damals in den Höhlen... Weil ich so schön Büffel gemalt habt wurdet ihr mitverpflegt?!

     

    Es war nie so, dass jeder sein auskommen hatte.

    Es ward immer wenigen nur gegeben.

    Jetzt hat eure Bande das erste Mal EVER einen uneingeschränkten Zugang zu einer signifikanten Publikumsmenge und was macht ihr?

     

    Ich sollte euch beleidigen.

  • R
    rolfmueller

    Es gibt Leute, die sind einfach still, wenn die Zeit über sie hinweggegangen ist, und es gibt Leute, die zetern rum.

    In 20 Jahren wird niemand mehr wissen, wovon Regener überhaupt geredet hat.

  • KF
    kleine fee

    Ich glaube Regener hat sich noch mächtig zurückgehalten. Ich empfinde es jedenfalls so.

     

    Das Problem sind ja wohl nicht die 14jährigen, wie uns hier angedeutet wird.

    Das Problem sind die politisch aktiven und einen digitalen Enteigungskurs gegen Künstler fahrenden Akteure. Gerade die, die zwischen den Zeilen mit dem shitstorm und dem Hacken einer gegnerischen Seite drohen.

     

    "ihr werdet es nicht aufhalten können .." "Wer sich dagegenstellt, wird von der Evolution bzw. Entwicklung überrollt ..."

    Das sind Texte aus den Videos des faschistichen Zeitgeistmovements.

     

    Reden wir Klartext: Es sind nicht die 14jährigen, die den Krieg führen. Die werden nur vorgeschickt.

     

    Keine Kreativer kann iTunes, YT oder den Piraten und auch nicht den "neuen" Grünen trauen. Wählen sollte man aus Selbstschutz keine dieser genannten Parteien.

     

    Die Tyrannei gegenüber den Urheber geht bei 60 % raubkopierter eBooks auf dem Markt von den Organisatoren der Filesharingplattformen aus.

     

    Regeners Statement ist da doch noch richtig freundlich.

  • J
    Jens

    @ lorenz:

     

    So ganz hinkt der Vergleich nicht:

    Genauso wie das Spielen eines Songs im Radio Geld einbringt (übrigends meistens für die Platten- / Verwertungsfirma und nicht direkt für den Künstler) soll ja auch das Aufrufen eines Songs bei Youtube Geld bringen. Bisher konnten sich allerdings Gema und Google nicht einigen, weil die Gebühren, die von der Gema gefordert wurden um einiges höher sind als diejenigen in anderen Ländern. In diesem Fall ist also das Problem nicht, dass Google alles kostenlos haben will, sondern dass entweder die Gema zu gierig ist oder die Musik in Deutschland so viel besser ist als in anderen Ländern und deshalb (in Gebühren) wertvoller ist.

  • DH
    Der Heinz

    ich finde eigentlich ganz schön, dass die sogenannte "musikindustrie" jetzt mal einen auf den deckel bekommt. so wie die jahr für jahr die "künstler" verheizt und teilweise in den tod treibt, hat sie es nicht anders verdient.

    wo soll denn bitte die vorstellung von "wert" herkommen, wenn leute wie gaga und bieber gefühlte drei alben im jahr auf den markt und später dann auf den wühltisch werfen? wenn ich mir überlege, wie lange und sehnsüchtig ich damals auf die portishead-alben warten musste; NIEMALS hätte ich die zur allgemeinen verbreitung in's netz gestellt! das waren heiligtümer für mich, schon weil ich durch das physische und visuelle erlebnis der platte/cd und des booklets, eine regelrechte "beziehung" zum werk hatte. das kann ich bei einem mp3 nicht schaffen.

     

    ich hätte einen vorschlag:

    alben, die außer im a&v und ähnlichem nicht mehr erhältlich sind, dürfen frei angeboten werden, denn da isses eh wurscht, da beim künstler so oder so nichts mehr ankommen wird.

  • E
    ex_fan

    Man kann die ganze Diskussion um Verwertungsrechte und "Kostenlos-Unkultur" nicht abstrakt, sondern sehr konkret sehen.

    Auf Herrn Regeners Bücher wurde ich durch die geliehene Privatkopie eines Hörbuches aufmerksam.

    Sein Stil gefiel mir, also habe ich seit dem alle seine Bücher/Hörbücher und die DVDs seiner Verfilmungen käuflich erworben.

    Seine Verwertungsstrecke nahm also über 150 Euro durch mich ein, die sonst andere Wege gegangen wären.

    Durch seine undifferenzierten Ausfälle schoss er sich in meinen Augen ins Abseits. Den Respekt den ich ihn nun entgegenbringe wird darin bestehen, das ich seine Werke künftig ignoriere und das zu investierende Geld anderweitig verwende.

    Ob er davon nun mehr hat?

    Tja, jedes Ding hat mehr als nur zwei Seiten.

  • DW
    da wobbler

    Wer vom internet redet sollte nie vergessen,dass es von 14 jährigen ohne raschengeld bevölkert ist. Was sollen die denn tun?

  • FS
    felix schwenzel

    @von lorenz für den fall, dass ich mir früher anmasste den gästen meiner party kostenlos, ohne dass ich erst beim künstler gefragt habe, ein lied zum anhören anzubieten, wurde auch eine lösung gefunden. nämlich unter anderem die gema, die auch bei privatpartys (ab einer bestimmten grösse) kassierte. damals wurde eine lösung gefunden, die ohne regeners sodom-und-gomorra-geschrei, publikumsbeschimpfung oder verdammung der ganzen „asozialen“, die musik dann und dort hören wollten wo und wie es ihnen gefiel. musik hören, musik teilen, musik benutzen ist keine anmassung. es ist eher eine anmassung, leute die das tun als asozial zu beschimpfen, statt nach einer lösung zu suchen, die nicht die bürgerrechte, den internetzugang oder ein friedliches miteinander gefährdet und trotzdem künstlern ein auskommen sichert.

     

    mag sein, dass regener das problem wie sie darin sieht, dass es möglichkeiten gibt kostenlos und mit geringem aufwand an musik zu kommen. ich sehe das problem viel mehr darin, dass geleugnet wird, dass es viele, sehr viele menschen gibt die durchaus bereit sind zu zahlen und die künstler respektvoll behandeln, selbst wenn sie respektlos behandelt werden. und meine these, dass die anzahl dieser menschen steigt, wenn man sie anständig behandelt ist gar nicht mal so steil.

     

    wie das gehen kann, hat zum beispiel der stehauf-komiker louis ck gezeigt, der eine show auf eigene kosten produziert hat und sie für 5 dollar im netz verkauft hat — ohne DRM, ohne publikumsbeschimpfung, ohne arroganz, aber mit der einfachen bitte, die show möglichst nicht lizenzlos zu kopieren (siehe https://buy.louisck.net/news ). sein vertrauen und sein respekt vor dem publikum hat sich so sehr gelohnt, dass er mehr als die hälfte der einnahmen gespendet und unter seinen mitarbeitern verteilt hat. er hat ein vielfaches seiner produktionskosten eingespielt und einen satten profit behalten. es gibt einige beispiele mehr, die zeigen, dass leute die man respektvoll und vertrauensvoll behandelt sich nicht wie arschlöcher verhalten.

  • KF
    Käthe Feinstrick

    @lorenz: Das sehe ich ganz genauso! Es ist so wahnsinnig einfach geworden, selber Musik zu machen, zu schreiben, zu fotografieren, Filme zu drehen und das alles mit einem einzigen Klick der Welt zur Verfügung zu stellen. Sind wir nicht alle ein bisschen Künstler? Und wenn wir selbst unsere Beiträge kostenlos zur Verfügung stellen, dann sollen das gefälligst alle anderen auch tun.

    Leider wird dabei aber übersehen, dass es Leute gibt, die Berufskünstler sind, sprich: die machen das nicht nur aus Spaß, sondern die wollen davon leben. Die meisten können das nicht, oder nur so gerade eben. Und die Art und Weise, wie diese Leute im Rahmen dieser gesamten Urheberdebatte einfach ignoriert werden, finde ich ausgesprochen unangenehm.

    Gewiss sind die alten Formen verstaubt und müssen den neuen Realitäten angepasst werden. Diese können aber nicht lauten, dass grundsätzlich alle Kunst frei verfügbar ist. So funktioniert das einfach nicht - bei aller Begeisterung fürs Internet, die ich selbst hege.

  • C
    Ceres

    Ich muss zu meiner Schande eingestehen, dass ich mir erst jetzt das Interview von Herrn Regener angehört habe und ich muss sagen, dass das ein ziehmliches Durcheinander war.

     

    Das fängt schon mit dem Pinkel-Vergleich an, wo wieder einmal die angebliche Kostenloskultur die verarmten Künstler praktisch enteignet. Kein Wort davon, dass schon heute auf Druckern, CDs, DVDs, Brennern, Smartphones usw. ein "Strafbetrag" aufgeschlagen wird, der alle diese Verletzungen kompensieren soll. Kein Wort davon, dass das deutsche Urheberrecht streng ist und umfassende Möglichkeiten bietet. Kann ich denn GEMA-Lizensierte Videos sehen? Nein, also können die Künstler so rechtlos auch nicht sein. Kein Wort davon, dass ein Schaden bis heute nicht nachweisbar ist und kein Wort davon, dass gerade die GEMA nicht der Freund der "Indie-Künstler" ist.

     

    Hat Herr Regener in seiner Jugend denn mal Musik aus dem Radio aufgenommen? Oder immer brav abgeschaltet, denn damals fürchtete sich die Unterhaltungsbranche vor dem Radio als Untergang der Kultur. Selbst Dieter Bohlen sieht das ein, dass das was die Musikindustrie im Moment betreibt eine Sackgasse ist.

     

    Dann dieses Google-Gehaue. Allen ist klar, dass Google ein Milliarden Unternehmen ist und Gewinnziele hat. Aber das was da an Gebühren verlangt wird ist Utopisch. Selbst die Zahlen von Spreeblick sind zu hoch angesetzt. Viele vergessen dabei nämlich, dass es noch andere Verwertungsgesellschaften gibt, die mit Sicherheit auch mehr verlangen würden, sollte die GEMA sich durchsetzen. Den Kuchen kann man aber nur einmal teilen. Aber anstatt mit diesen zusätzlichen Einnahmen zufrieden zu sein, wie so gut wie alle anderen Verwertungsgesellschaften, wird immer mehr gefordert. Das Glas scheint wohl immer nur halb Leer zu sein.

     

     

    Das die deutsche Musikindustrie im Moment die Totalüberwachung der Bürger im Internet anstrebt, ignoriert der Herr auch. Hauptsache aber darüber weinen, wenn die Leute das uncool finden. Ich finde Produzenten, Urheberrechtsinhaber oder wer auch immer jetzt die Rechte hat, generell Unsympatisch, wenn sie Minderjährige vor Gericht zerren und Strafzahlungen verlangen, die in die Hunderttausende gehen können.

  • F
    Felix

    ich bezweifle massiv das es eine "kostenloskultur" gibt. viel eher eine "ich bin kunde und hätte auch gern ein paar rechte" kultur, kombiniert mit massiver raffgier auf beiden seiten.

    die unternehmen wollen maximale kontrolle und maximale gewinne und die kunden natürlich minimale kosten und maximalen komfort. und der konflikt wird ziemlich asymetrisch ausgetragen. die konzerne sind groß und schwerfällig... neue konzepte der vermarktung? wozu? nur weil ein paar einzelne das wollen?

    der einzelne kunde fühlt sich veräppelt (und zwar in allen bereichen, egal ob politik, medien oder wirtschaft) und denkt sich "was die können, kann ich auch" und bedient sich eben.

  • B
    balea
  • MM
    Mirko Malessa

    @Raubkopierer: "Auch wenn es vielen nicht passt, so habe ich mal auf gulli gelesen,(...)"

     

    Danke. Die Raubkopierhalde Nummer Eins, und dort kann man lesen, das Downloader mehr Geld ausgeben als andere Konsumenten.

     

    Ist das jetzt Realsatire??

  • L
    Lorenz

    @ Felix Schwenzel:

     

    Der Vergleich mit Radiohörern, Bibliotheksnutzern und Caféhauszeitungen hinkt gewaltig, denn er verkennt einen gravierenden Unterschied: in allen drei Fällen hat 1. der Urheber dieser Verbreitungsform zugestimmt und bekommt 2. dafür (indirekt) das ihm zustehende Honorar. Die taz im Café ist für den Gast kostenlos, wird jedoch vom Inhaber der Kneipe bezahlt. Ein Song, der im Radio läuft, spielt bei jeder Aufführung einige Cent in die Kasse des Rechteinhabers. Sollten Youtube und Co. künftig für jeden Klick an den Urheber bezahlen, hätte wahrscheinlich keiner ein Problem.

     

    Der Hauptkritikpunkt ist jedoch, dass sich einige Nutzer anmaßen, darüber zu entscheiden, was ihnen kostenlos zusteht und was nicht. Es steht jedem Musiker frei, seine Songs kostenlos zum Download anzubieten bzw. sein video bei youtube hochzuladen. Aber eben dem Musiker - und nicht dem Hörer.

  • FS
    felix schwenzel

    @von luetzgendorff ich bin ganz froh nicht vom schreiben leben zu müssen. das gibt mir, ähnlich wie sven regener, die möglichkeit mein publikum auch mal zu beschimpfen und ausschliesslich das zu schreiben wozu ich lust habe.

     

    das interessante am ins-internet-schreiben ist ja nicht wieviel geld man verdient, sondern wieviel man an einsichten, freundschaften, zustimmung und ablehung und 1000 anderen grossartigen dingen gewinnt. vor lauter freude am internet und dem was es mir zurückgibt, käme ich auch gar nicht dazu mich zu fragen warum ich damit meinen lebensunterhalt nicht verdienen kann.

     

    @alle ausser der behauptung, dass das leugnen vom vorhandensein einer „kostenloskultur“ gewagt oder blödsinn sei habe ich noch kein einziges argument hier in den kommentaren gelesen, das belegen würde, dass es eine kostenloskultur gibt. oder andersrum gefragt: haben radiohörer oder MTV-seher in den letzten 50 jahren auch so eine kostenloskultur gepflegt? sind besucher von bibliotheken auch schmarotzer, die nix zahlen wollen? ist das fehlen von studiengebühren in den 60er und 70er jahren auch ein zeichen oder vorbote dieser ominösen kostenloskultur? lesen sie die taz manchmal auch umsonst in einem kaffee? und ist das schlimm?

  • H
    Henkson

    Danke, Herr Regener !! Auf den Punkt gebracht.

     

    Das Netz ist voll von Oneklickhostern und Torrentfiles mit haufenweise Mucke zum kostenlosen Download. Wer das leugnet, tritt allen Künstlern in den Arsch.

     

    Kein Wunder, dass die irgendwann keinen Bock mehr haben, für die breite Masse und auf eigene Tasche kreativ zu sein.

  • G
    Goldesel

    Nur das stört die Industrie, dass sie sich nicht mehr dumm und dämlich verdienen kann. Um den Küstler geht's denen nicht.

    Im Übrigen habe ich mir schon oft CDs gekauft, wenn ich die Lieder vorher irgendwo im Netz gesehen habe. Gute Musik wird ja im Radio nicht gespielt. Also bleiben nur youtube und ähnliche Plattformen. Wenn ich dann aber sehe "Dieser Inhalt ist wegen Content von Sony GEMA Pipapo für user in Deutschland gesperrt" könnt ich kotzen. Ok, wer nicht bekannt werden will, bitte.

  • K
    Kassettenrecorder

    Moin, ich habe in meiner Jugend, erst mit Mikrofon, später direkt mittels Radiorekorder - kostete eine Menge, meine Lieblingslieder und Sendungen aufgenommen, gratis mitgeschnitten - okay ich brauchte Kassette.

    Wenn ich eine Gruppe besonders gut fand habe ich mir auch mal ein LP gekauft und ging ins Konzert.

    Heute höre oder sehe ich ein Lied einen KünstlerIn im Internet. Warum darf ich das nicht aufnehmen? Vom Radio aber schon.

    Das Internet ist doch eine schöne und vielfältige Informationsquelle.

    und immer noch, wenn mir was gefällt, kaufe ich mir eine CD - Konzerte sind mir zwischenzeitlich oft zu teuer. 'Grosse' Künstler 100.- und mehr, das mal zwei, mit meiner Frau. Geht sehr sehr selten - leider.

  • Z
    Zensursula

    Ich hoffe das H. Regner klar ist, das die Welt die er haben will eine Zensurinfrastruktur benötigt die sich gewaschen hat.

     

    Und im Rahmen einer Güterabwägung zwischen dem Einkommen von H. Regner und einer zensierten Gesellschaft entscheide ich mich gegen die zensierte Gesellschaft.

  • L
    lorenz

    Man kann Sven Regner nur gratulieren - er bringt es auf den Punkt. Die vor allem, aber längst nicht nur im Netz anzutreffende Kostenlos-(un-)kultur zeigt einfach nur, wie wenig Verstand viele Leute haben. Während man selbst ganz selbstverständlich lukrative Bezahlung bei optimalen Wohlfühlbedingungen für sich einfordert, bedient man sich schamlos an der Leistung anderer. Das trifft nicht nur Musiker und Autoren, sondern auch Produzenten von Lebensmitteln u. a. Produkten. Motto: Geiz ist geil, Verzicht is nich und zwischen wenig-bis-nix-bezahlen wollen und mieser qualität gibts natürlich keinen Zusammenhang.

     

    Mein Vorschlag: wer beim illegalen Download erwischt wird, darf einfach mal ein paar Wochen seiner beruflichen Tätigkeit ohne Bezahlung nachgehen. Mal schauen, ob dann auch weiterhin lautstark nach einer "neuen Netzkultur" mit weniger Urheberrechten geschrien wird.

  • DT
    Der Totalisiator

    Lieber Herr Schwenzel: Sie sprechen von der Industrie die sich seit Jahren vehement gegen jede Art von technischer Innovation sträubt, Regener jedoch von den Künstlern. Und dass es gerecht wäre, wenn die auch ein Stück vom Kuchen abbekommen würden. Natürlich ist es eine bittere Pille die Regener da schlucken muss, wenn die Plattenverkäufe in den Keller gehn. Und natürlich hat das nicht nur mit der Kostenloskultur zu tun. Aber auch. Dies zu leugnen ist mehr als gewagt.

  • PF
    Peter Fels

    Die Labels stellen ihre Lieder selber auf Youtube ein, natürlich nicht das ganze Album, aber die Single Auskopplungen, Live-Auftritte und andere nette Sachen. Und wem das gefällt, kann direkt bei Youtube auf den "Bei iTunes kaufen" Button drücken. Die Lieder sind nur in Deutschland gesperrt, in den USA und allen anderen Ländern kann man sie sehen.

     

    Das Problem ist nicht Youtube, sondern die GEMA, die übrigens Indiebands das Leben zur Hölle macht, selbst wenn diese GEMA-freie Musik spielen. Im Zweifel für den Angeklagten, von wegen.

     

    Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen." (Aristoteles)

     

    Der Bandname "Element of Crime" geht übrigens auf den gleichnamigen Film von Lars von Trier zurück.

     

    Mal abgesehen davon, dass es eine originäre Leistung in den allerseltesten Fällen gibt (wenn überhaupt) und dass wirklich ALLE kreativ schaffenden Menschen nur deshalb eine bestimmte Leistung erbringen konnten, weil sie eine gute Ausgangsbasis hatten, die selbstverständlich ein Bestandteil des neuen Produktes ist – oder um Isaac Newton zu zitieren "Wenn ich weiter sehen konnte, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stand." (was, nur so am Rande, auch nicht von ihm stammt, sondern ein Zitat Didacus Stella ist, der wiederum auf Bernhard von Chartres zurückgeht).

     

    Das heißt – die freie Verwertung von Ideen und Wissen ist für den Fortschritt absolut essentiell!

     

    Niemand spricht einem Künstler etc. ab, für eine erbrachte Leistung einen sinnvollen Lohn zu erhalten. Also Niemand (oder fast Niemand) möchte das Urheberrecht abschaffen. Aber die derzeitige Form des Urheberrechts und die Verwaltung durch Content-Verwerter ist ein zu Recht zu kritisierender Punkt, denn das stärkt mitnichten den Urheber (und das schwache Argument, dass "schüchternen" oder "marktwirtschaftlich minderbemittelten" Künstlern durch diese Industrie geholfen wird, kann ja wohl nicht sein ernst sein, da gibt es ja wohl tausend Gegenbeispiele angefangen bei DSDS bis hin zu den Beatles und Prince).

     

    Es fördert nämlich genau Megaunternehmen, die sich auf Kosten der Allgemeinheit UND der Künstler bereichern. Wir erinnern uns aber sicher noch, dass das Urheberrecht auf 70 Jahre nach TOD des Künstlers ausgedehnt wurde, weil der Disney Konzern plötzlich die Hosen voll hatte.

    Oder ein anderes Beispiel sind Patente, deren (bewusste) Verletzung von großen Unternehmen begangen werden können (Nokia, Apple), weil man leicht im Austausch einen Deal mit dem betreffenden Unternehmen machen kann – Versuch das mal als kleines innovatives Start-Up – viel Spaß!

     

    Und dass Menschen bereit sind, für Content zu bezahlen sehen wir sehr gut an Steam, dem AppStore und Audible.

    Wir haben also neue Content-Verwerter, die auch ganz gut verdienen -- die alten Content-Verwerter, die sich wieder einmal zu lange an alte Vertriebsmodelle geklammert haben bekommen jetzt Panik und es geht wieder nur darum eine „alte“ Industrie zu schützen, die mit dem Urheber aber auch rein gar nichts zu tun hat – ganz wie damals bei Disney.

     

    Auch lesenswert:

    http://11k2.wordpress.com/2012/03/22/sven-regener-du-erzahlst-unsinn-und-ich-erklar-dir-warum/

  • L
    luetzgendorff

    "FELIX SCHWENZEL schreibt seit 15 Jahren ins Internet und seit fast 10 Jahren auf wirres.net, muss sein Geld aber als festangestellter Webseitenbauer und Berater verdienen."

     

    Vielleicht sollte sich Felix Schwenzel mal fragen, warum er vom Schreiben nicht leben kann?

     

    Liegt es vielleicht doch an der "Kostenlos- und Umsonst-Kultur", deren Nutznießer sich empört abwenden, wenn jemand GELD für digitale Inhalte verlangt, die im Internet angeboten werden?

     

    Schwenzels Kommentar ist ein schöner Beleg dafür, dass der Satz von Marx, wonach das Sein das Bewusstsein bestimmt, nicht stimmt.

  • R
    Raubkopierer

    Auch wenn es vielen nicht passt, so habe ich mal auf gulli gelesen, dass Raubkopierer im Schnitt mehr zahlen für Musik, Filme (Kino), Videospiele, als es der nicht raubkopierer tut. Leider werden in solchen Diskuissionen solche Studien nie herangezogen.

     

    Ebenfall gibt es keine zeitkonforme alternative wie es z.B. in den USA der Fall ist.

    Viele dieser Raubmordkopierer würde gerne für ihre Inhalte zahlen, jedoch geht es einfach nicht, da es einfach keine ordentlichen Streaming angebote gibt wie z.B. Netflix. Oder der Film steht einfach auf dem Index (d.h. nicht das der Film verboten ist, sondern nur nicht beworben werden darf) und daher ist es einfach nicht möglich diesen Film zu kaufen.

    In einem solchen fall hat man die wahl den Film im Ausland zu bestellen, lange zu warten (und evtl. keine deutsch Tonspur zu bekomme) oder man lädt ihn sich in 15 Minuten runter.

     

    Es ist nachvollziehbar das Unternehmen und "Künstler" für ihren Aufwand entlohnt werden wollen, dann sollen diese Unternehmen jedoch auch dem Konsumenten die Möglichkeit bieten es legal und ohne viel Straß bezahlen zu können.

     

    Als weiterer Makel kommt hinzu, dass es total realitätsfremd ist zu behaupten, dass die Raubmordkopierer immer allen Künstlern schaden.

    Beispiel: Es werden songs von Küsntlern runtergeladen die Tot sind. Das sind die regelungen die reformiert gehören, wieso hat jmd. das Recht darauf von der Künstlerischen leistung seines Opas leben zu wollen? Das ist nicht mehr verargumentierbar, da es in diesem Fall nicht mehr um Leistung sondern um das Gegenteil, Faulheit, geht.

     

    Ich bin für Urheberschutz, welches jedoch an das 21te Jahrhundert angepasst gehört.

     

    Es grüßt ein Raubmordkopierer (der im Monat locker 200€ - 300€ in die Unterhaltungsbranche steckt)

  • C
    c_meun
  • M
    music

    Ich muss den Zeitpunkt wohl verpasst haben, als aus Musikern und Chartskapellen plötzlich "Künstler" wurden. Der Begriff wird heute viel zu inflationär verwendet. Ein Hitradio-kompatibler Studiomusiker oder Eurodanceproduzent ist ebensowenig "Künstler" wie jemand aus dem Grafikdesign einer Werbeagentur oder Malermeister Müller. Ein Werbetexter ist ja auch kein Poet. Da gehört schon noch ein bischen mehr zu.

     

    Auf die Sinnlosigkeit des Fortbestehens einer Musikindustrie, deren Produktions- wie Distributionsmittel heute demokratisiert und für jeden für paar hundert Euro verfügbar sind, geht der Mann natürlich erst gar nicht ein. Er kommt eben noch aus einer anderen Zeit, genauso wie die ganze Industrie - Dinosaurier, Kutschenhersteller und Kerzenfabrikanten, die sich dem Fortschritt in den Weg stellen, um ihre liebgewonnenen Besitzstände zu erhalten. Weder muss es heute Hundertausende kosten, ein gutes Album zu produzieren, noch braucht man den ganzen Anhang an Marketing, Promotern und Wichtigtuern im Schlepptau, nicht mal das physische Medium braucht es noch wirklich. Denn gute Musik findet heute von selbst ihre Fans und Kritik - im Netz, ganz ohne Gatekeeper und Jubelartikel im Print, die Regeners Karriere noch so wohlwollend begleiteten. Herr Regener erinnert mich an einen verbitterten Rentner, der über die jungen Leute schimpft, die er nicht mehr versteht. Es steht ihm frei zu streiken, und so zu demonstrieren, was die Welt verliert, wenn er nicht mehr als "Künstler" tätig ist. Das Risiko wäre natürlich, dass man merkt: mir fehlt da garnix.

  • C
    Ceres

    Ich denke mal der Grund für diese markigen Aussagen liegt eher in dem bohrenden Gefühl, dass sich manche wenige Leute auf seine Kosten bereichern und viele Menschen in beklauen. Ohne jetzt diesen Umstand zu verherrlichen, etwas Digitales zu kopieren ist kein Diebstahl und ein Schaden konnte von den Rechteinhabern bis heute nicht nachgewiesen werden.

     

    Die Diskussion dieses Themas ist teilweise Emotional stark beladen und schon längst zu einer Grundsatzdiskussion geworden.

  • DH
    Der Heinz

    vielleicht bekommt ja herr regener (wer ist das eigentlich..?) noch eine umschulung und kann dann einen "ordentlichen" beruf ausüben und das mit der musik nebenbei machen.

    im ernst: vielleicht sollte er auch einfach einmal darüber nachdenken, seine tonträger so zu gestalten, dass leute die kaufen "müssen", weil sie limitiert, besonders gut aufgemacht oder ähnliches sind. wäre ich fan, ich würde sie kaufen, denn mir ist eine cd oder platte lieber als ein kaltes mp3, was beim nächsten computercrash für immer verloren sein könnte, während erstgenannte tonträger sogar wasser aushalten.

  • KS
    Klaus Steigmeier

    Zu diesem "pseudo political correct" und von inhaltlich wenig Sachverstand geprägtem Artikel des F. Schwenzel lässt sich nur soviel sagen:

    schade, dass es nicht mehr so mutige Künstler gibt wie Sven Regener, der endlich mal Klartext redet über dieses wichtige Problem und diese vom Internetkonsum versaute "Geiz ist geil" Generation von Schmarotzern.

     

    Klaus Steigmeier

  • R
    Ralph

    Ein alternder Mann der sich über die "jungen Leute" und ihre aus seiner Sicht nicht vorhandene Kultur aufregt ("die haben keine Bands" - lächerlich). So etwas gab es wohl schon immer. In einem Punkt hat er Recht: die Tage von Berufsmusikern wie ihm die mit ihren mittelmäßigen Alben voller Lückenfüller ihren Lebensunterhalt bestreiten können sind wohl gezählt. Für mich ist das kein Verlust. Heute kann die Wohnzimmerproduktion eines jeden Menschen schon morgen ein Welthit sein. Das ist die Transformation des passiven Konsumenten der analogen Welt hin zu einem mündigen kulturellen Menschen, der nicht nur konsumiert sondern beiträgt. Ob und wie in dieser Welt Leistung vergütet wird muss verhandelt werden, nicht nur in Bezug auf Kultur sondern auf alle geistigen Schöpfungen (sehr richtig, darunter fallen auch "Apps"). Ohne über den Horizont der Marktwirtschaft zu blicken wird man dieses Problem nicht lösen können und Menschen wie Herr Regener die ihre liebgewonnenen Privilegien bis zuletzt verteidigen aber auch Konzerne wie Google und Apple die einen neuen Zentralismus (Google-Mail, Clouds etc.) forcieren wollen werden alles tun um diese Entwicklung im Keim zu ersticken. Die meisten Menschen - und selbst die "Piraten" - haben noch nicht verstanden wie grundlegend die Veränderungen der Gesellschaft sein werden, die durch das Internet angestoßen wurden. Darum verirrt man sich in grenzdebilen Scheindebatten um die Vergütung von Musikvideos und entwickelt krude, unausgegorene Konzepte wie die Kulturflatrate der Piraten-Partei. Die Kultur kann kein zentralistisches Paralleluniversum sein, während ringsherum der Irrsinn aus Profitmaximierung und leistungsfreien Einkommen wütet. Es wird Zeit sich grundlegende Gedanken um die angemessene Verteilung von Ressourcen zu machen und ein Gesellschafts- und Wirtschaftssystem zu entwickeln, das den neuen technischen Möglichkeiten nicht nur standhält, sondern sie nutzt und fördert. Das klingt abgehoben, macht sich aber immer mehr im Alltag der meisten Menschen bemerkbar. Es bleibt zu hoffen dass einige davon in Zukunft die richtigen Schlüsse ziehen statt Unsinn von Respekt und Anstand zu faseln.

  • D
    drubi

    Bravo, Sven, eindrucksvoll, wie du dich vor den Karren einer der privilegiertesten Berufsgruppen spannen lässt: vergleich mal das Durchschnittgehalt von GEMA-Anwälten mit dem von Künstlern. Vielleicht geht dir dann ein Lichtlein auf, warum du noch relativ gut versorgt bist. Ich vermute mal stark, dass du etwas mehr als der Durchschnittsmusiker/-autor in Deutschland auf der Kralle und der hohen Kante hast.

  • O
    Otto

    Also sollte Sven die andere Wange hinhalten?

    Ein allesinallem selten dummer Kommentar, von jemanden der Kunst auch nur als Ware begreift.

  • C
    Chris

    Sven Regner fordert Respekt?

    Respekt kann man nicht fordern, den muss man sich verdienen. Und das schafft man nicht, in dem man seine potentiellen Kunden (und die Personen, von denen man den Respekt erwartet) pauschal erst einmal beleidigt und des Diebstahls bezichtigt.