Superheldenfilm „Black Panther“: Der Blick des weißen westlichen Kinos
Halbnackte Menschen, archaische Riten und traditionelle Kostüme: „Black Panther“ reproduziert exotisierende Klischees über schwarze Menschen.
Ein schwarzer Superheld in einem Film von einem afroamerikanischen Regisseur, in dem fast nur afroamerikanische Schauspieler zu sehen sind. Dass dieser Film anderthalb Jahre nach dem #Oscarsowhite-Sturm als Zeichen eines progressiven Hollywood gefeiert wurde, liegt auf der Hand. Genauso wie 2017 „Wonder Woman“ zum feministischen Symbol ernannt wurde, als würde es einen Unterschied machen, ob eine Regisseurin oder ein Regisseur eine leicht bekleidete Heldin möglichst erotisierend in Szene setzt.
Bei „Black Panther“ ist die Sache noch komplizierter, es handelt sich zwar um einen schwarzen Superhelden, aber nicht um einen Amerikaner. T’Challa – wie der Black Panther heißt – ist König des fiktiven afrikanischen Staats Wakanda, der durch Unmengen des Minerals Vibranium mit technologischer Macht gesegnet ist, aber auch genau das darstellt, was sich das westliche Kino seit jeher unter Afrika vorstellt: atemberaubende Landschaften und halbnackte Menschen, die traditionelle Kostüme vorführen, ihren König in archaischen Riten wählen und sich gerne mit Speeren und Macheten bekämpfen.
Ein progressives Afrikabild ist das kaum, zumal der Antagonist aus der Verwandtschaft stammt: T’Challa kämpft gegen seinen Cousin Killmonger, der die Macht Wakandas dazu benutzt, die Weltherrschaft zu erlangen. In gewisser Weise verkörpert er die Ängste des weißen Amerikas vor einer Rebellion der Schwarzen, die Jahrhunderte der Repression nicht länger hinnehmen wollen. Ihm gegenüber steht der Black Panther, den Chadwick Boseman als übervorsichtigen Mann spielt, der die Möglichkeiten seines Volks lieber zurückhält. Dies verrät viel über die verquere Ideologie des Films.
Dass bis auf einige Szenen, die im kalifornischen Oakland spielen, die Handlung in Korea und Afrika stattfindet, mag man als willkommene Abwechslung vom Einerlei betrachten, man könnte aber vermuten, dass bewusst darauf verzichtet wird, einen schwarzen Helden zu zeigen, der mehr tut, als gegen Verwandte zu kämpfen.
„Black Panther“. Regie: Ryan Coogler. Mit Chadwick Boseman, Michael B. Jordan u. a. USA 2017, 135 Min.
So weit, dass es möglich wäre, einen Schwarzen die Welt retten zu lassen, am besten auch noch in den USA, ist Hollywood dann noch nicht, trotz aller Progressivität.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen