Neue linke Partei in Italien gegründet: Frei, gleich und gegen Matteo Renzi
Italien hat eine neue Linkspartei. Ihre Hauptgegnerin ist die Partito Democratico mit ihrem Chef Matteo Renzi, die in Rom derzeit mitregiert.
Frei möchte die neue politische Kraft vor allem von einem sein: von Matteo Renzi, dem Chef der gemäßigt linken Partito Democratico (PD), die in Rom mit Paolo Gentiloni auch den Ministerpräsidenten stellt. Gleich zwei der drei Kleinparteien, die sich am Sonntag zusammenschlossen, hatten sich in den letzten drei Jahren von Renzis PD abgespalten, da sie mit dessen als diktatorisch empfundenen Führungsstil ebenso im Dissens waren wie mit der ihrer Meinung nach zu sehr in die politische Mitte, gar zur Rechten schielenden inhaltlichen Ausrichtung der Partei.
Das Zugpferd im Wahlkampf soll jetzt Pietro Grasso werden. Grasso, ursprünglich Anti-Mafia-Staatsanwalt aus Palermo, wurde 2013 auf der Liste der PD in den Senat gewählt und erhielt aus dem Stand das Amt des Senatspräsidenten. Allerdings war die PD damals noch nicht in den Händen Matteo Renzis; Grassos politischer Sponsor war der seinerzeitige Parteichef Pierluigi Bersani, der jetzt auch zu den Gründern der Freien und Gleichen gehörte.
Heftigen Applaus erhielt der neue Frontmann Grasso auf dem Gründungskongress, als er sich – ohne Renzi beim Namen zu nennen – gegen eine Partei wandte, „in der nur einer kommandiert, umgeben von Jasagern“, und als er forderte, im Zentrum des politischen Wirkens der Linkspartei müsse die Bekämpfung der gesellschaftlichen Ungleichheit stehen.
Von der Spaltung der Linken profitieren die Rechten
Im Zentrum steht aber erst einmal die Bekämpfung der PD. Schon im Vorfeld ihres Parteitags schloss LU jedwede Wahlallianz mit Renzi kategorisch aus. Damit ist das linke Lager schon im Ausgangspunkt deutlich geschwächt, denn nach dem neuen Wahlrecht wird gut ein Drittel der Sitze über Direktmandate vergeben, ohne dass – anders als in Deutschland – diese mit den übrigen, über Proporz vergebenen Sitzen verrechnet würden.
Angesichts der Spaltung der Linken dürfen sich jetzt sowohl das rechte Berlusconi-Lager als auch Grillos 5-Sterne-Bewegung die Chance ausrechnen, deutlich mehr Mandate direkt zu gewinnen.
Die streitenden Fraktionen der Linken beeindruckt das nicht. Renzi kämpft um sein politisches Comeback, nachdem er vor akkurat einem Jahr nach seiner Niederlage im Verfassungsreferendum als Ministerpräsident zurücktreten musste. Und er weiß nur zu gut, dass seine Widersacher aus der neuen linken Partei ihn nie als gemeinsamen Spitzenkandidaten akzeptiert hätten.
Renzi reagierte denn auch am Sonntag mit der Aufforderung an die Wähler, sie sollten ihr Votum nicht an die kleine linke Konkurrenz verschenken. Seine Ansage ist, die PD sei zusammen mit kleinen Verbündeten für bis zu 40 Prozent gut. Die neue LU dagegen wähnt sich schon bei 10 Prozent. Beides sind mehr als optimistische Schätzungen. Aktuelle Meinungsumfragen sehen Renzis PD eher bei 24, die neue linke Kraft gar nur bei 6 Prozent.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Einigung über die Zukunft von VW
Die Sozialpartnerschaft ist vorerst gerettet
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen