App zu Zusatzstoffen in Produkten: Wie transparent ist Codecheck?
Die App Codecheck verspricht KundInnen Infos über schädliche Zusatzstoffe. Die Quellen des Unternehmens sind aber fragwürdig.
So funktioniert’s: Mit dem Smartphone scannt man den EAN-Code eines Produkts. Die App zeigt die verwendeten Inhaltsstoffe und bewertet sie im Ampelprinzip – grün ist gut, rot ist schlecht. Mittels Filterfunktionen können AllergikerInnen oder VeganerInnen von vornherein ungeeignete Produkte ausschließen.
Derzeit finden nach Angaben des Codecheck-Unternehmens über 31 Millionen Produkte in der Datenbank. Waren hinzufügen kann jeder – im Wikipedia-Prinzip, egal ob mit kommerziellen oder privaten Interessen.
Im Kosmetikbereich stützt sich die Bewertung der Stoffe vor allem auf zwei Quellen: das Verbrauchermagazin Öko-Test und die Umweltorganisation BUND. Die Daten der Naturschützer bewerten hormonell wirksame Inhaltsstoffe, Mikroplastik oder Nanopartikel, die Zusammenarbeit ist aktuell.
„Bewertungen würden wir so nie treffen“
Öko-Test jedoch beschwert sich: Die verwendete Kosmetikliste käme aus dem Jahr 2000, und die Erlaubnis, sie zu verwenden, habe man bereits vor sieben Jahren zurückgezogen. Öko-Test-Chefredakteur Jürgen Stellpflug sagt, Codecheck habe bestimmte Stoffe aktualisiert, aber die Quelle nicht geändert. „Da stehen dann teilweise Bewertungen in unserem Namen, die wir so nie treffen würden“, sagt Stellpflug. So werden etwa gewisse Parabene von Codecheck als „eingeschränkt empfehlenswert“ beurteilt, während Öko-Test sie unbedenklich findet.
Die Bewertungen im Lebensmittelbereich berufen sich in erster Linie auf drei Quellen – die Organisation Greenpeace sowie die Lebensmittelchemiker Udo Pollmer und Heinz Knieriemen. Die beiden Experten bewerten darin Zusatzstoffe. Knieriemen ist jedoch schon vor zwei Jahren verstorben.
Pollmer hat die Erlaubnis erteilt, seine im Jahr 2014 erschienene Broschüre „Zusatzstoffe von A bis Z“ zu verwenden. „Da müsste man mittlerweile bestimmt ein paar Sachen überarbeiten“, sagt der Lebensmittelchemiker allerdings. Das Taschenbuch, aus dem diese Daten stammen, wird in den Quellen gar nicht genannt.
Codecheck verweist auf eine mündliche Vereinbarung
Codecheck will sich zu den Anschuldigungen von Öko-Test vorerst nicht äußern, verweist aber auf eine Vereinbarung. „Ein Großteil unserer Arbeit besteht darin, die Daten aktuell zu halten“, sagt Franziska Grammes, PR-Managerin bei Codecheck. Die Angaben wären stets zeitgemäß und richtig, auch im Lebensmittelbereich. „Knieriemens Expertisen sind kritisch, aber noch immer aktuell“, erklärt Grammes.
Ein Sprecher von der Verbraucherzentrale Berlin sieht die App jedoch skeptisch, auch wenn einige Inhalte aus vertrauenswürdigen Quellen stammen. „Kommerzielle Interessen lassen sich aus unserer Sicht nicht ausschließen.“ Er würde eher auf die Originalquellen wie Öko-Test oder BUND zurückgreifen, sagt der Verbraucherschützer.
Codecheck-Sprecherin Grammes dagegen betont: „Wir finanzieren uns durch klassische Bannerwerbung und klar gekennzeichnete Advertorials.“ Dadurch bestehe eine strikte Trennung von redaktionellen und werblichen Inhalten.
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