Vattefall-Pläne für Fernwärmeleitung: Neue Moorburg-Trasse
Vattenfall reicht neue Pläne für Fernwärmeleitung aus dem Kohlekraftwerk ein. Diesmal ist auch die Umweltverträglichkeit geprüft worden. Gählerpark wird verschont.
Der Energiekonzern Vattenfall nimmt einen neuen Anlauf, um das Kohlekraftwerk Moorburg an das Fernwärmenetz anzuschließen. Am Montag reichte die Firma bei der Stadtentwicklungsbehörde neue Pläne ein. Diesmal prüften die Planer auch die Umweltverträglichkeit des Vorhabens. Sie schlagen vor, die Fernwärmeleitung statt durch den Gählerpark unter der Holstenstraße zu verlegen. Nördlich der Max-Brauer-Allee soll es beim alten Plan bleiben. Anwohner, Naturschützer und Stadtaktivisten wollen sich auch gegen den neuen Vorschlag wehren. "Eine Fernwärmetrasse, egal wo sie verläuft, wird es mit uns nicht geben", kündigte die Initiative "Moorburgtrasse stoppen" an.
Das Steinkohlekraftwerk von Vattenfall in Moorburg ist mittlerweile nicht mehr zu übersehen. 100 Meter hoch ragen die breiten Betonwände des Kesselhauses aus der flachen Elbmarsch. 2012 soll das Kraftwerk in Betrieb gehen. Um es effizienter zu machen und um die Fernwärme aus dem alten Kraftwerk Wedel zu ersetzen, will Vattenfall Fernwärme in 180.000 Wohnungen nördlich der Elbe und zur Industrie auf der Elbinsel liefern.
Für die zuerst geplante Trasse der Fernwärmeleitung mitten durch den Gählerpark im sogenannten Grünzug Altona hätten 400 Bäume fallen müssen. Naturschützer und Anwohner wehrten sich dagegen, indem sie die Bäume besetzten. Der BUND klagte und erhielt vom Oberverwaltungsgericht Recht. Das Gericht verlangte ein Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung. Die jetzt vorgeschlagene Variante unter der Holstenstraße war von den Planern zunächst verworfen worden, weil vom Leitungsbau auf der Verkehrsader ein Chaos befürchteten. Die Varianten durch den Gählerpark und den Schellfischtunnel am Bahnhof Altona könnten allerdings im weiteren Verlauf des Verfahrens wieder auf den Tisch kommen.
Der BUND kritisierte die neuen Pläne aus grundsätzlich: Der Antrag zeige einmal mehr, "dass das Unternehmen die Klimaschutzinteressen der Hansestadt nicht ernst nimmt". Das von der damals GAL-geführten Stadtentwicklungsbehörde in Auftrag gegebene Gutachten für den Masterplan Klimaschutz zeige, dass eine Fernwärme auf Steinkohlebasis, nicht mit den Hamburger Klimaschutzzielen vereinbar sei. Mit Fernwärme aus dezentralen Blockheizkraftwerken, Solar- und Geothermie ließen sich 450.000 Tonnen CO2 im Jahr einsparen. Auf diese Weise könne der letzte Schritt zur angestrebten Einsparung vom 5,5 Millionen Tonnen getan werden.
Die Fernwärme sei mitnichten reine Abwärme, bekräftigt Mirco Beisheim von der Initiative Moorburgtrasse stoppen. Der Leitungsbau durch Vattenfall widerspreche den Zielen der Recht-auf-Stadt-Bewegung, die die Versorgungsnetze in öffentlicher Hand sehen möchte. Auch für die neue Trasse müssten Bäume gefällt werden, dabei sei die Leitung unnötig: Wärmedämmung werde den Heizwärmebedarf drücken. Weil die Atomkraftwerke länger laufen dürften und immer mehr erneuerbare Energie angeboten werde, sei das Kohlekraftwerk überflüssig. Beisheim prognostiziert, die Fernwärmeleitung werde am Widerstand in der Stadt scheitern.
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