Geschäft wachsende Stadt: Neue Goldgrube Altona
Linke vermutet hohe Wertsteigerung des Bahnhofsgeländes durch Pläne für ein Wohnviertel. Sie will die Gewinne abschöpfen lassen. Wahrscheinlicher sind Auflagen.
Die "Neue Mitte Altona" beschäftigt nicht nur die Fantasie der Investoren, sondern auch die der Anwohner. Die Zahl von 181 Millionen Euro Planungsgewinnen geistert durch die Debatte um das Stadtentwicklungsprojekt auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände im Herzen Altonas. Das Geld, resultierend aus der Umwidmung des Areals und der damit verbundenen Wertsteigerung, würde die Linke am liebsten einkassieren. Die Stadt möge die Gewinne nutzen, "um in der Neuen Mitte Altona bis zu 70 Prozent geförderten Wohnraum und preiswerte Gewerbefläche zu schaffen", verlangte die Abgeordnete Heike Sudmann.
Bei der Neuen Mitte Altona handelt es sich um eines der größten Flächenumwandlungsprojekte der Stadt. 300.000 Quadratmeter ehemaliges Bahnhofsgelände an der Harkortstraße sollen in ein Stadtviertel verwandelt werden. Für 130.000 Quadratmeter gibt es einen Masterplan, der sich in einem Wettbewerb durchgesetzt hat. Ab dem kommenden Jahr könnten hier rund 2.000 Wohnungen gebaut werden. Das Konzept wird gerade in einem Bürgerbeteiligungsverfahren verfeinert.
Das Konzept sieht bis zu siebenstöckige Blocks mit Wohnungen und Läden vor, die um einen Park herum angeordnet sind. Die Hallen des Güterbahnhofs blieben erhalten. In einen Teil davon würden neue Gewerbebauten integriert. Der Wohnanteil soll bei mehr als 90 Prozent liegen.
Misstrauen im Beteiligungsverfahren schürte die Nachricht, dass sich die ECE, eine Tochterfirma des Otto-Konzerns, knapp die Hälfte dieses Areals gesichert hat: 45.000 Quadratmeter alleine, weitere 15.000 Quadratmeter als Teil eines Konsortiums, an dem die Erben des Kiez-Königs Willi Bartels beteiligt sind. Weitere 70.000 Quadratmeter sind im Besitz von Aurelis, einem ehemaligen Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, das jetzt zur Hälfte Hochtief gehört, den Erbauern der Elbphilharmonie.
Thomas Leske von der AnwohnerInnen-Initiative Altopia befürchtet deshalb, dass das neue Viertel vor allem unter Rendite-Gesichtspunkten gestaltet wird. Er setzt dem eine Utopie entgegen: Alle Grundstücke müssten zu einem bezahlbaren Preis an Baugenossenschaften verkauft werden.
Was die Stadt den Investoren abfordern soll, wird in einem Bürgerbeteiligungsverfahren verhandelt. Allerdings stehen auch die Investoren nicht ohne Trümpfe da: Schließlich will der Senat ja, dass schnell Wohnungen gebaut werden. Einen Planungsgewinn könnte der Senat nur abschöpfen, wenn der Abschluss eines städtebaulichen Vertrages scheitert, sich Senat und Investoren also nicht darüber einigen können, wie viele Sozialwohnungen gebaut werden und in welchem Umfang die Investoren öffentliche Einrichtungen finanzieren.
Je höher der unterstellte Planungsgewinn, desto mehr lässt sich den Investoren abfordern. Die Zahl 181 Millionen Euro sei "aus der Luft gegriffen", sagt Mark Classen, der sich in der SPD-Bezirksfraktion um Stadtentwicklung kümmert. Sie unterstelle, dass nur Eigentumswohnungen gebaut würden. Die Linke will jetzt vom Senat wissen, wie hoch der Planungsgewinn voraussichtlich ausfällt.
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