Rollenspielverlag vertreibt den „Landser“: Wenn Elfen auf die Barrikaden gehen
Der Rollenspiel-Verlag Ulisses verkauft in seinem Onlineshop Restbestände der Weltkriegsreihe „Landser“. Dafür hagelte es Kritik – vor allem in den Fanforen.
Ende 2012 ereignete sich im Internet für Fantasy-Freunde ein kleiner Skandal. Ein User des DSA4-Forums entdeckte, dass der Verlag hinter der Rollenspielreihe „Das Schwarze Auge“ (DSA) in seinem Onlineshop Ulisses Universe Ausgaben des „Landser“ vertreibt. Die Groschenhefte beinhalten Abenteuergeschichten („aus der Sicht der kämpfenden Truppe“) über den Zweiten Weltkrieg im Dokumentarstil.
Auch wenn die Hefte legal sind und keine direkten rechtsextremen Parolen enthalten, stehen sie in der Kritik, mit ihrer verharmlosenden Darstellung jugendlichen Lesern als Einstieg in die rechte Szene zu dienen. Schnell füllte sich das frisch eröffnete Forenthema mit Kommentaren empörter DSA-Fans.
Hinter den Landser-Heften steckt der Pabel Moewig Verlag, der als Unternehmen der Bauer-Gruppe neben diversen Zeitschriften auch die Romanhefte der Perry-Rhodan-Reihe veröffentlicht. Ulisses vertreibt als Vertragspartner in seinem Webshop Restauflagen der Heftromanreihen.
Die Forendiskussion über den Landser-Vertrieb schwappte über auf andere Webseiten, auch ins Forum von Ulisses. Die Nutzer rätselten über Sinn und Zweck der Tatsache der Verkaufspolitik. Geldmacherei oder einfach Unwissenheit? Es entfachte sich eine Diskussion darüber, wie gefährlich oder rechtsextrem die Inhalte des Landser sind.
Episches Ausmaß
Der ausführliche, sachliche Meinungsaustausch zeigt die erhöhte Sensibilität beim Internetnutzer, wenn es um rechtes Gedankengut geht. Für den Verlag spricht, dass die Diskussion nicht – wie vermutbar – direkt gelöscht wurde, sondern dort in ihrem epischen Ausmaß über zwölf Seiten für jeden nachzulesen ist. Wenige Tage nach Eröffnung des Themas erfolgte die offizielle Stellungnahme. Allerdings nicht in Form einer Pressemitteilung oder offiziellen Meldung, sondern als Beitrag im Forum.
Darin distanziert sich der Verlag „von jeder Art von radikalem oder radikalisierendem Gedankengut aus Deutlichste“. Laut Stellungnahme entstanden die Verhandlungen mit Landser-Herausgeber Pabel Moewig, weil die Inhaber von Ulisses-Spiele-Fans der Science-Fiction-Reihe Perry Rhodan sind. Sie wollten die SciFi-Reihe Atlan ins Haus holen. „Von Pabel Moewig wurde dieser Vertragsabschluss an die Übernahme des sogenannten Nachverkaufsvertriebs verschiedener Heftromanreihen aus dem Hause Pabel Moewig gekoppelt“, so die Stellungnahme.
Der Verlag schreibt, bereits Wochen zuvor beschlossenen zu haben, die Zusammenarbeit beider Unternehmen zu beenden. Dies soll im April 2013 geschehen. Von da an sollen laut Ulisses keine der Heftromane mehr über den Webshop Ulisses Universe zu beziehen sein.
Kein Statement
Warum die Zusammenarbeit beendet wird, lässt sich nur vermuten. Ulisses Spiele gibt hierzu kein Statement ab und bezieht sich auf eine vertragliche Verpflichtung zum Stillschweigen. Ob das geschäftliche Gründe hat oder Ulisses sich nicht im Klaren darüber war, was das Unternehmen sich genau mit dem Landser ins Haus geholt hat, bleibt offen.
Fest steht, dass diese Diskussion die Macht des Konsumenten zeigt. Besonders wenn es um vergleichsweise kleine Unternehmen geht. Während Boykott-Aufrufe gegen internationale Großkonzerne oft folgenlos bleiben, wird die Kritik der Kunden bei kleineren Firmen in der Regel ernst genommen. Für die Unternehmen ist dies notwendig, um zu überleben, ihren Kundenstamm zu behalten und das Image zu pflegen. Selbst wenn Ulisses bereits vor einer Weile den Stopp des Landser-Verkaufs beschlossen hat, dürfte die Internetdiskussion die Prozesse beschleunigt haben.
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