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Onlinewahlen und MotivationEinfacher Wählen im Web

65 Prozent der unter 30-Jährigen würden online wählen, so eine Forsa-Umfrage. Transparenz bei der Auswertung gibt es jedoch weder an Wahlcomputern noch im Internet.

2009 war der Einsatz von Wahlcomputern vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt worden. Die Alternative: Onlinewahlen? Bild: ap

UNTERSCHLEISSHEIM dpa | Die politische Beteiligung über Onlinewahlen könnte nach Meinung vieler Menschen in Deutschland ein hilfreiches Mittel gegen Politikverdrossenheit sein. Laut einer repräsentativen Studie sind 37 Prozent der Befragten der Ansicht, dass auch solche Bürger an einer Wahl im Internet teilnehmen würden, die sonst gar nicht zur Wahl gehen würden.

42 Prozent sehen in der Onlinewahl einen einfacheren und bequemeren Weg als beim herkömmlichen Briefwahlverfahren. Die Zahl der „digital natives“, also der Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind und das Netz wie selbstverständlich nutzen, rückten auch in der Politik stetig nach, sagte Henrik Tesch von Microsoft Deutschland.

Der Softwarekonzern hatte die Studie beim Meinungsforschungsinstitut Forsa in Auftrag gegeben. „Heute wollen die Leute die Möglichkeiten des Internets einfach und selbstverständlich nutzen“, sagte Tesch. Vor allem auf lokaler politischer Ebene wollten die Menschen bei der politischen Entscheidungsfindung mitreden. 65 Prozent der unter 30-Jährigen würden online wählen, ergab die Studie.

In der Politik fehle aber vielfach der erklärte Wille, solche Entscheidungswege zu etablieren. Erstmals waren bei der Bundestagswahl 2005 Wahlcomputer eingesetzt worden, über die rund zwei Millionen Wähler ihre Stimme abgegeben hatten. 2009 war aber der Einsatz von Wahlcomputern vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt worden, da die erforderliche Transparenz für die Bürger nicht gegeben sei.

Damals seien allerdings gerade einmal rund 50 Prozent der Bevölkerung online gewesen, sagte Tesch. „Das war eine ganz andere Situation.“ Heute seien digitale Beteiligungswege in demokratischen Prozessen viel selbstverständlicher. Auch hinsichtlich der Sicherheit von Online-Abstimmungen habe sich seither viel getan.

Für die von Microsoft in Auftrag gegebene Studie befragte Forsa mehr als 1.000 wahlberechtigte Bürger in Deutschland zu ihrer Einstellung zu Onlinewahlen und der Beteiligung an politischen Prozessen über das Netz.

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4 Kommentare

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  • S
    Storchnixe

    Aber natürlich ist das Politverdrossenheit ! Denn die Wahlen sind eigentlich im Vorfeld schon gelaufen. Oder glaubt jemand, die CDU / SPD lassen sich ihren Allmachtsanspruch von der linkspartei oder der NPD abjagen ? Warum putzen denn CDU oder SPD seit bestehen der BRD gegenseitig die Klinken bei Wahlen ? Es kann nichts anderes sein, was auch nicht sein darf !

  • H
    hatsichvielgetan

    "Bei der Sicherheit hat sich viel getan?" Schöne Verneblungstaktik. Es geht nicht um Sicherheit, sondern um Nachvollziehbarkeit und daran hat sich nichts getan, weil es ein Dilemma ist: Nachvollziehbar und Öffentlich oder Nicht nachvollziehbar und geheim. Das Grundgesetz fordert aber aus gutem Grund beides.

  • SG
    Sven Geggus

    Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, dass das schon deshalb nicht kommen wird, weil das BVerfG ein sehr kluges Urteil zu diesem Thema gefällt hat.

  • AJ
    Andreas J

    Sorry, das hört sich aber nicht nach Politikverdrossenheit an, sondern nach zu faul zum laufen.