Werbekampagne einer Partei: Drei Engel für die F**
Eine kleine deutsche Partei kämpft um ihr Überleben. Dabei schreckt sie vor keiner Peinlichkeit zurück – und das aus gutem Grund.
Lack und Leder, Kampfsportposen, abfotografiert für die Gala in Anlehnung an ein Filmplakat des Remakes von „Drei Engel für Charlie“ aus dem Jahr 2000: So wollen drei profilierte Politikerinnen, allesamt Mitglieder der F** (Name der Redaktion bekannt), ihrer Partei bei den kommenden Bürgerschaftswahlen in Hamburg über die 5-Prozenthürde helfen.
Selbst für die an Peinlichkeiten nicht arme F** löst das auf den ersten Blick ein erhebliches Maß an Fremdscham aus. Auf den zweiten Blick auch. Die völlige Aufgabe der Kommunikation irgendwelcher politischen Inhalte jedoch hat bei der F** Tradition. Früher machte sich die Prominenz der Partei die Schuhsohlen bunt (mit einer blaugelben 18, statt sicheren Profils) oder packte Adolf Hitler auf Wahlplakate.
Das war schon immer irgendwie irritierend blöde und billig provokativ, hat aber Methode. Wie bestellt berichten Medien über die Kampagnen der kleinen F**, die sich auf diese Weise die lästige Plakatkleberei und die teuren Anzeigenplätze in der Lokalpresse spart. Schließlich wird dort bereits ausführlich über die albernen Ausfälle der Politclowns berichtet. Schlechte Publicity ist besser als keine Publicity.
Den hinter dieser Strategie liegenden Zynismus zu beklagen, ist müßig. Eine Partei wie die F**, die über lange Jahre sogar in Regierungsverantwortung war, musste irgendwann zwangsläufig auf die Idee kommen, dass Wahlen nur eine Illusion politischer Beteiligung sein können. Sie änderten ja, zumindest für die F**, lange Zeit einfach nichts.
Billige Vakoofe
Das ist inzwischen anders. Jeder Urnengang wird zur Schicksalswahl für die zur Parodie ihrer selbst verkommenen Partei. Wer hätte gedacht, dass ein solcher Abstieg überhaupt noch möglich war – so von ganz unten? Da sich inzwischen aber wirklich niemand in der Führungsetage der F** mehr zu erinnern scheint, wie Politik abseits einer billigen Vakoofe funktioniert, bleibt ihr nichts anderes übrig, als allein die Tatsache ihrer Existenz zu annoncieren.
Wie bei einem Verkehrsunfall, bei dem viele Menschen weder helfen noch wegschauen können, findet diese Mitteilung dann sogar ein dankbares Publikum. „Da schau her, es gibt sie noch, diese F**.“ Eigenartigerweise scheint diese Erkenntnis Menschen zu einer positiven Wahlentscheidung zu verhelfen.
Unter diesen Umständen hofft man doch fast, dass der Verleih von „Drei Engel für Charlie“ nicht auf die Idee kommt, die F** wegen der Plakatkopie auf Verletzung des Copyrights zu verklagen. Denn mehr Aufmerksamkeit könnte sich die Partei für ihren Todes..., Verzeihung, Wahlkampf ja nun wirklich nicht wünschen. (krt)
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