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Syriens Machthaber AssadSchulterschluss mit Hisbollah

Assad will weiter Waffenlieferungen an die Schiiten-Miliz unterstützen - trotz israelischer Angriffe. Und der US- Außenminister ist in Sachen Syrien-Konferenz unterwegs.

Assad und Hisbollah mögen sich – andere mögen Assad nicht: abgerissene Propaganda an einem Regierungsgebäude in Raqqa, Ostsyrien Bild: reuters

BEIRUT/ROM afp | Syriens Machthaber Baschar al-Assad kontert die wiederholten israelischen Luftangriffe mit einem demonstrativen Schulterschluss mit der Hisbollah. Syrien werde der israelfeindlichen Miliz „alles geben“ und müsse „eine Widerstandsnation werden, wie die Hisbollah“, wurde Assad am Donnerstag von der libanesischen Zeitung Al-Achbar zitiert. US-Außenminister John Kerry bekräftigte in Rom, dass Assad auch bei einem neuen Anlauf für eine politische Lösung des Konfliktes abtreten müsse.

Al-Achbar berichtete, Assad habe gegenüber libanesischen Besuchern in Damaskus der Hisbollah „Vertrauen, Zufriedenheit und große Dankbarkeit“ ausgedrückt. „Wir haben entschieden, ihnen alles zu geben“, soll der Staatschef gesagt haben. Beobachter werteten dies als ein offenkundiges Signal an Israel, dass sich der Staatschef durch die Luftangriffe der vergangenen Tage keineswegs zwingen lassen wolle, iranische Waffenlieferungen an die Hisbollah durch sein Land zu stoppen.

Nach inoffiziellen israelischen Angaben wurden zuletzt am Samstag Einrichtungen bei Damaskus bombardiert, die für den Waffentransport genutzt worden sein sollen. Dabei waren dutzende syrische Sicherheitskräfte getötet worden.

Assad sagte laut der Zeitung zu den Bombardierungen, sein Land könne ohne Probleme darauf reagieren und „ein paar Raketen“ auf Israel abfeuern. „Aber wir wollen strategische Vergeltung.“ Und die solle so aussehen, dass sich das ganze Land nach dem Vorbild der Hisbollah in ein „Land des Widerstandes“ verwandele.

Die vom Iran unterstützte libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah kämpft seit Jahrzehnten vom Libanon aus gegen Israel. Ihre Kämpfer sind zudem an der Seite von Regierungstruppen in Syrien aktiv, insbesondere in der zentral gelegenen Provinz Homs.

Moskau will Waffen an Assad liefern

US-Außenminister Kerry setzte in Rom die Vorbereitungen für eine neue internationale Syrien-Konferenz fort. Ziel sei die Schaffung einer Übergangsregierung im Konsens mit beiden Seiten, sagte er. „Für uns heißt das klar, dass Präsident Assad kein Bestandteil der Übergangsregierung sein kann.“

Kerry hatte am Dienstag die Zustimmung Moskaus zu der neuen Konferenz erhalten, sie soll noch in diesem Monat vermutlich in Genf stattfinden. Die ungelöste Frage, wie die Staatengemeinschaft mit Assad umgehen soll, erschwert die Bemühungen um eine diplomatische Lösung.

Laut US-Medienberichten will Moskau die militärische Unterstützung für den Machthaber in Damaskus trotz der neuen Verhandlungsoffensive noch ausweiten: Das Wall Street Journal berichtete am späten Mittwochabend (Ortszeit), eine Lieferung von Boden-Luft-Abwehrbatterien vom Typ S-300 stehe unmittelbar bevor. Israel habe die USA mit Blick auf das Geschäft alarmiert, schrieb die Zeitung.

Die New York Times zitierte US-Regierungsvertreter mit besorgten Äußerungen über einen entsprechenden bevorstehenden Waffenverkauf. Die Abwehrraketen könnten nicht nur gegen neue israelische Luftangriffe eingesetzt werden, sondern auch gegen einen internationalen Einsatz, etwa zur Errichtung einer Flugverbotszone über Syrien.

In dem Land tobt ein blutiger Bürgerkrieg, der mit einem Volksaufstand gegen Assad im März 2011 begann. Seitdem wurden nach UN-Schätzungen mehr als 70.000 Menschen getötet.

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4 Kommentare

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  • TH
    Thomas H

    Das faschistische Assad-Minderheitsregime hat binnen zwei Jahren bereits ZEHNTAUSENDE eigene Bürger genozidal abschlachten lassen und MILLIONEN Syrer zu Vertriebenen gemacht!

     

    Und die Welt schaut dem Treiben der vereinten Massenmörder von Assads Schergen und seinen iranischen, libanesischen und irakischen schiitisch-dschihadistischen Hilfstruppen bisher nur desinteressiert, gelangweilt und absolut TATENLOS zu.

     

    Es ist dieses umfassende Totalversagen der sog. Internationalen Staatengemeinschaft, gegenüber der weiter eskallierenden und sich über die nationalen Grenzen in Nahost ausweitenden Kriegs- und Völkermordschlächterei von Assads, Khameneis und Putins Gnaden, dass nun logischerweise dazu führt, dass auch Israel als Nachbarstaat Syriens in dieses blutige Chaos immer stärker mit involviert wird, so wie zuvor auch schon die Türkei, der Libanon, Jordanien, oder der Irak.

     

    Israel hat nicht nur das Recht dazu, seine Bürger vor Assads Ausweitung der Kampfzone notfalls militärisch aktiv zu beschützen, sondern es hat gegenüber der eigenen Bevölkerung auch die Pflicht dazu!

     

    Nicht Israels gerechtfertigte (und faktisch alternativlose) Abwehr feindlicher Aggressionen gegen seine Bevölkerung gefährdet den Frieden in Nahost, sondern der zunehmend entgrenzende und immer massenmörderischer geführte Krieg in und um Syrien destabilisiert und infiziert die gesamte nahöstliche Region!

     

    Assads Syrien war bereits vor Beginn der innersyrischen und innerarabischen Massenschlächterei die wichtigste Drehscheibe für Waffen, Munition und sonstigen Nachschub der (einst vom iranischen Mullahregime geschaffenen) illegitimen dschihadistischen Terrormiliz Hisollah im Libanon.

     

    Seit Monaten bereits interveniert Irans Proxi Hisbollah nun schon grob völkerrechtswidrig immer massiver und mit äußerster Brutalität in Syrien, an der Seite des dort weitgehend verhassten faschistischen Assad-Minderheitsregimes - und wird dabei intensiv unterstützt von Assads Schutzmächten Iran und Russland.

     

    Auch iranische Truppen (Pasdaran, Bassidsch, Quds-Brigaden) und Dschihadisten kämpfen, massenmorden und vertreiben nun schon zu Zigtausenden innerhalb Syriens, um so das Assad-Regime an der Macht zu halten.

     

    Somit drohen nicht nur intensiver als bisher auch moderne Mittelstreckenraketen und chemische wie biologische Massenvernichtungswaffen in die Hände der terroristischen Hisbollah im Libanon zu gelangen, sondern es droht auch ein iranischer Aufmarsch gegen Israel entlang der Golan-Grenze zu Syrien!

     

    Israel hat in dieser Situation angesichts des Totalversagens der Internationalen Staatengemeinschaft zum Syrienkonflikt leider gar keine andere Wahl, als sich dieser (keinesfalls alleine für Israel äußerst bedrohlichen!) Entwicklung entschlossen und wehrhaft entgegenzustellen.

     

    So einfach ist das.

  • J
    jupp

    Unglaublich!!!

    Syrien will sich gegen weitere israelische Luftangriffe verteidigen können!

    Unfassbar.....obwohl das Regime seit Jahrzehnten die Besetzung des Golan durch Israel faktisch "duldet".

  • P
    Pflugscharen

    "Assad will weiter Waffenlieferungen an die Schiiten-Miliz unterstützen - trotz israelischer Angriffe"

     

    Bisher waren die Qualität der Waffenlieferung an die Hisbollah begrenzt. Ursache der Unterstützung der syrischen Regierung für die Hisbollah sind die syrischen Golan Höhen die Israel besetzt hält, und sich einverleiben möchte.

     

    Erst nach dem Angriff auf Syrien mit Artellerie ( man hört es im Video - es hört sich an wie ein Zug) und anschließend die Bombadierung mir Uranmunition ( ein Indiz dafür das es keine Hisbollah Waffenlieferung war die beschossen wurde - falsche Munition dafür).

     

    Genau weil Syrien durch Israel angegriffen wurde - liefert Syrien modernere Waffen! Die Überschrift verwechselt Ursache - Wirkung.

     

    Israel hat sich selbst in den Fuß geschossen.

     

    Was mich auch so nervt: Genau In der orthodoxen Osternacht greift Israel an - Dekadent.

     

    Was bezahlt Israel an die Opfer als Entschädigung, die kommenden Geschädigten durch Verstrahlung nicht vergessen.

  • N
    nahab

    Volksaufstand? Es hat mit friedlichen Demonstrationen gegen die Politik und Machthaber des Syrischen Regimes begonnen und wurde sofort von Sunnitischen und anderen militanten Gruppierungen genutzt um militaerisch Assad zu stuerzen. Zu diesem Zeitpunkt unterstuetzte noch eine Mehrheit der Syrischen Bevoelkerung Assad. Von einem Volksaufstand kann auch heute nicht gesprochen werden, da die diversen Gruppierungen in Syria sehr unterschiedliche Ziele verfolgen.