Aktivist über Gorleben-Konsens: „Wir müssen wachsam bleiben“
Der Anti-Atom-Ativist Wolfgang Ehmke über die Widerständler in Gorleben, das neue Suchverfahren und die damit betraute Kommission.
taz: Herr Ehmke, Gorleben durch die Einigung der Parteien über einen Neustart der Endlagersuche nicht mehr der einzige mögliche Standort für ein Atommüllendlager, und auch ins Zwischenlager sollen keine neuen Castoren mehr rollen. Ist die Widerstandsbewegung im Wendland jetzt arbeitslos?
Wolfgang Ehmke: Keineswegs. Ganz abgesehen davon, dass wir noch nicht glauben, dass der Castor-Stopp auch wirklich in die Tat umgesetzt wird: Dabei handelt es sich doch eher um eine Beruhigungspille.
Die Situtation hat sich also nicht geändert?
Entscheidend ist, dass Gorleben als Endlager weiterhin im Rennen bleibt, obwohl der Standort geologisch ungeeignet und politisch kontaminiert ist. Solange das der Fall ist, bleibt bei uns die Skepsis, dass das neue Verfahren nur dazu dient, am Ende doch Gorleben durchzudrücken. Darum müssen wir weiterhin wachsam bleiben.
Immerhin gibt es jetzt doch eine Kommission, die unter Einbindung der Zivilgesellschaft und öffentlich die Kriterien für das Endlager entwickeln soll. Ist das nicht ein großer Fortschritt?
Das geht in die richtige Richtung, aber vieles bleibt fragwürdig: Das Gesetz wird schon verabschiedet, bevor die Kommission getagt hat. Es ist unklar, wie sie zusammengesetzt wird, ob es wirklich eine Zweidrittelmehrheit für sachgerechte Sicherheitsanforderungen gibt, die gegen Gorleben sprechen. Vor allem ist völlig offen, ob die Empfehlungen dann auch wirklich umgesetzt werden.
Der 65 Jahre alte Lehrer hat 1977 die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg mitgegründet und ist noch heute ihr Sprecher.
Wären Sie, wenn Sie gefragt würden, trotzdem bereit, in dieser Kommission mitzuarbeiten?
Nein, ich will mich dadurch nicht vereinnahmen lassen. Andere Gruppen sind möglicherweise dazu bereit, dort mitzumachen. Aber wir als Bürgerinitiative wollen die Arbeit der Kommission lieber von außen kritisch begleiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
SPD-Linker Sebastian Roloff
„Die Debatte über die Kanzlerkandidatur kommt zur Unzeit“
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus