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taz Panter Volontariat 2023 Nie dran gedacht, Journalist zu werden

Sean-Elias Ansa kam über eine Twitter-Ausschreibung zufällig zum Panter Praktikum in die taz. Heute ist er begeisterter Panter Volontär.

Foto: Anja Weber / Sonja Trabandt

Ruth Lang Fuentes: Sean, wo stehst du politisch?

Sean-Elias Ansa: Links.

Und das heißt?

Dass ich es wichtig finde, alle sozialen Gruppen zu sehen und tolerant sein möchte, zusammen mit einem linken Verständnis von Demokratie. Das heißt für mich: Demokratie von unten.

Warum hast du dich gerade für ein Volontariat bei der taz entschieden?

Das war Zufall. Ich habe zwar die Zeitung schon manchmal online gelesen, aber überhaupt nie daran gedacht, Journalist zu werden. Dann habe ich über Twitter die Ausschreibung für das Panter Praktikum gesehen und mich doch beworben. Während des Praktikums bewarb ich mich fürs Panter Volontariat, weil ich begeistert war und gerne bleiben wollte. Das hat geklappt, seit Januar 2023 kann ich mich Volontär nennen.

TAZ PANTER VOLONTARIAT

Mit dem 18-monatigen Panter Volontariat in der taz fördert die taz Panter Stiftung junge Menschen, die in Redaktionen sonst unterrepräsentiert sind – etwa solche mit Migrations-hintergrund oder ohne akademische Laufbahn. 2023 sind es erstmals drei Volontär:innen: Sean-Elias Ansa (seit Januar) und Adefunmi Olanigan und Leon Holly (beide seit April). Durch Spenden können Sie das Panter Volontariat unterstützen: taz.de/spenden

Du hast davor nie etwas in Richtung Journalismus gemacht?

Ich habe immer schon geschrieben, aber nur für mich. Ich habe Spaß daran, Gedanken zu verschriftlichen und Analysen daraus zu ziehen. Von daher hat mich die Praktikums-Ausschreibung total angesprochen. Ich habe dann eigentlich erst im Haus gemerkt, wie das Haus zu mir passt.

Was gefällt dir besonders gut?

Total cool finde ich Christian Specht (er ist ein taz-Mitarbeiter mit Beeinträchtigung mit einem eigenen Büro). Das hat für mich von Tag eins an ganz viel Druck rausgenommen, weil er einfach von allen irgendwas zwischen akzeptiert und geliebt wird. Er läuft durch das Haus und strahlt eine angenehme Atmosphäre von du bist okay, wie du bist, aus. Und das meine ich gar nicht pathetisch, sondern wirklich ganz ernsthaft. Das hat mir total viel gegeben.

Jetzt bist du mittlerweile mitten in der journalistischen Ausbildung. Siehst du als links eingestellte Person da die Gefahr einer Überschneidung von Aktivismus und Journalismus?

Klar, jeder Mensch hat eine Meinung, die kann man aus seiner Berichterstattung auch nie in Gänze rausradieren. Aber gerade die Ausbildung kann mich dazu befähigen, Techniken zu erlernen, dass ich zumindest so objektiv schreibe wie möglich. Natürlich behalte ich mir vor, in bestimmte Richtungen zu recherchieren, mit bestimmten Menschen auch bewusst nicht zu sprechen. Dadurch kommt eine Haltung rüber. Über das Handwerkliche, zum Beispiel die Schreibtechnik „Show don't tell“ (dt.: „Zeigen, nicht erzählen“), kann Objektivität erreicht werden.

Du warst jetzt ein halbes Jahr lang Praktikant. Seit Januar bist du Volo. Hat sich deine Sicht auf den Journalismus verändert?

Zwei Sachen haben mich erschrocken: Das eine sind die Pressekonferenzen. Ich habe das immer eher den Journalist:innen zugeschrieben, dass sie zu unklar berichten. Aber es ist verdammt schwer, aus dem „Laber-Rhabarber“ auf den Konferenzen, irgendwas Handfestes zu schreiben. Das war eine neue Erkenntnis, die mich auch wütend macht. Und die zweite Sache sind Meldungen von Nachrichtenagenturen und was die für eine Relevanz im Alltagsjournalismus haben. Das sind Informationen, die häufig ziemlich ungeprüft übernommen werden und so einen großen Teil des tagesaktuellen Journalismus ausmachen.

Ein Cliché der taz, das sich bestätigt hat?

Ich hatte kein richtiges. Ich lese auch nicht eine Zeitung, weil sie links, grün oder radikal ist. Ich lese einfach und bei manchen Sachen bleibe ich hängen. Wenn ich aus einem konservativen Blatt irgendwas spannend geschrieben finde, lese ich das auch. Ich mag es, wenn Leute es schaffen, mich in ihre Geschichte mit reinzuziehen, und mir gleichzeitig noch einen Spielraum lassen, Dinge selbst zu begreifen und zu interpretieren.

Welche Art von Texten schreibst du am liebsten?

In meinem jetzigen Stand würde ich auf jeden Fall sagen, ich bin Team lange Geschichte; viel rein nerden, viel verstehen, Zusammenhänge begreifen, an jedem Satz feilen und drehen, sich da richtig reinhängen und damit auch wirklich gute Arbeit abliefern zu können. Nicht nur was andeuten, sondern auch wirklich mal behandeln, um mitreden zu können, das mag ich gerne.