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„taz“ auf der Leipziger Buchmesse 2013Schallplatten und Avocadocreme

Die Ossis hatten mehr Sex, weil sie kein Telefon hatten und tauschten Sauerkraut gegen Zylinderkopfdichtungen. Jakob Hein und Jacinta Nandi liefern sich ein Klischee-Battle.

Kommt sicher aus dem Spreewald: Gurke. Der Mund gehört übrigens Jürgen Trittin. Bild: AP

Wer heute noch Witze über Ossis macht, muss schon eine richtig gute Pointe haben, damit überhaupt irgendwer lacht. Die 1980 geborene Autorin Jacinta Nandi - Mitglied der Berliner Lesebühnen „Rakete 2000“ und „Surfpoeten“ - kann über die Ossis nicht so richtig lachen. So richtig fremd sind die der gebürtigen Britin, die seit über zehn Jahren in Berlin lebt, nämlich nicht.

Gemeinsam mit dem Autoren Jakob Hein, der die Ossis seit 1971 kennt, liefert sie sich in ihrem gemeinsamen Buch „Fish'n'Chips & Spreewaldgurken. Warum Ossis öfter Sex und Engländer mehr Spaß haben“ ein Klischee-Battle: Wie eine Londonderin sich vorstellt, wie die Ossis waren und wie ein „Ost-Berliner“ sich vorstellt, wie es in London war.

Nandi entdeckt bei ihren Begegnungen mit Ost-Frauen und Ost-Männern im Bett oder beim Kaffee, dass das, was die Ossis nicht hatten - Avocadocreme, guten Sex, Telefon - oder hatten - auf freie Tische im Restaurant warten, schlechtes Essen, strenge Politiker - von dem, was die Briten nicht hatten - Avocadocreme, Sex im Ferienlager, Duschgel - gar nicht so weit weg war.

Jakob Hein hingegen plaudert die wirklich wahren Wünsche und Begierden eines echten Ossis aus: London. „Es war schöner einen Tag krank in London zu sein, als zehn Jahre Gesundheit bei uns“.

So lustig waren Klischees selten.

Jakob Hein, Jacinta Nandi: „Fish'n'Chips & Spreewaldgurken. Warum Ossis öfter Sex und Engländer mehr Spaß haben“. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013, 235 Seiten, 8,99 Euro.

Donnerstag, 14.3.2013, 13 Uhr im taz.studio: Die Autoren Jakob Hein und Jacinta Nandi im Gespräch mit Doris Akrap.

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