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Jugendforscher über Teenager und Pornos"Liebende messen nicht nach"

Jungen Leuten den Porno-Konsum zu verbieten, zerstört mehr, als es hilft, sagt Jugendforscher Kurt Starke. Verbotspropheten und Heimlichtuerei verurteilt er.

Hygienemuseum Dresden: Kurt Starke erforscht seit Jahrzehnten die Jugend und ihre Sexualität. Bild: sven döring
Johannes Gernert
Anja Maier
Interview von Johannes Gernert und Anja Maier

taz: Herr Starke, Sie untersuchen seit Jahrzehnten die Jugend und ihre Sexualität. Lange haben Sie am Leipziger Zentralinstitut für Jugendforschung gelehrt. Jetzt wenden Sie sich in Ihrem aktuellsten Buch gegen das Pornografie-Verbot für Minderjährige. Wieso das?

Jeder Verbotsakt der Darstellung sexueller Inhalte ist eine Entmündigung von Jugendlichen, ganz eindeutig. Es kann schief gehen, sie können Pornofreaks werden, gibt’s alles. Aber das Gegenteil, alle in den sexuellen Maßregelvollzug zu nehmen, weil sie vielleicht Unsinn im Kopf haben, das halte ich für hochgefährlich. Wer das tut, versteht nichts – von Jugend, von Sexualität, von Menschlichkeit.

Das Verbot soll Kinder und Jugendliche schützen.

Ja, und das Volk applaudiert angeblich, wenn man die Maßnahmen verschärft. Aber vieles wird dadurch zerstört. Das Schlimmste, was man zerstören kann, ist das Selbstbewusstsein von jungen Leuten. Sie müssen ein positives Selbstwertgefühl entwickeln. Dazu gehört der Umgang in der Familie, in Bezug auf Liebe, auf Berührungen, und die ersten Partnererfahrungen. Wenn ein Mensch verliebt ist, wird er anders. Und wenn man ihm dieses Gefühl versaut, ist das schlimm. Alle diese Verbotspropheten schätzen Jugendliebe nicht. Die missachten Jugend. Die Leute haben Angst vor der Zukunft und sollen beruhigt werden. Also beschließt die Regierung immer strengere Gesetze, nicht nur gegen Pornografie.

Sie kritisieren das als Aktionismus?

Nicht mal als Aktionismus. Es ist gedankenloses Tun.

Aber geht es nicht wirklich um den Schutz der Kinder?

Wenn man seine Kinder vor Nacktheit schützt, kriegt man verklemmte Gesellen, die mit ihrer eigenen Sexualität nicht zurecht kommen. Da steckt viel der alten sexualfeindlichen Moral dahinter, die es seit 2.000 Jahren gibt. Umstellt von Verboten wachsen die auf und sollen eine fröhliche Sinnlichkeit gewinnen. Das kann doch nicht funktionieren.

Bild: taz
Im Interview: 

Was Kurt Starke über den Sex im wiedervereinigten Deutschland, über Ost-Muttis und West-Pornomänner sagt und über das neue Lieben und Lassen, lesen Sie in der sonntaz vom 2./3. Oktober 2010. Ab sofort mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause: per Wochenendabo.

Sie meinen, der natürliche Umgang geht so verloren.

Wenn Nacktheit in den Fokus gerückt wird, fangen sie an, sich zu schämen. Nacktheit wird zum Sonderfall, der hinterfragt werden muss, täglich, angesichts von riesigen Plakaten Halbnackter. Da entsteht eine ganz eigenartige Einstellung zur Nacktheit. Ich schaue an mir runter und sage: Meine Schamlippen sind zu groß, ich muss sie verkleinern lassen. Dann kommt die Polymedication, die alles als ein Schönheitsideal entindividualisiert und zum Standard macht.

Was also tun?

Man muss den jungen Mädchen sagen: Du bist schön. Weil du individuell bist und nicht Standard. Der Mensch darf seinen Körper nicht zum Instrument machen, das man einsetzt, bei einer Bewerbung etwa. Wenn man den Körper so verwendet, kann er auch bearbeitet werden. Das ist nur der nächste Schritt. Das ist aber ein sündhafter Umgang mit sich selbst, weil man sich von seinem Körper entfremdet. Sexualität ist manchmal die Möglichkeit zu sagen: Jetzt bin ich bloß ich und ich hab eben einen kleinen Busen. Liebende messen doch nicht mit dem Zentimetermaß. Die jungen Leute, können Gefühle entwickeln und die der Wirklichkeit entgegenstellen, obwohl sie von Werbebotschaften und Phantasmen der Erwachsenen umstellt sind.

Hat Ihr Sohn Pornografie konsumiert als Teenager?

Ich habe eine Wohnung voller einschlägiger Bücher, die kennen meine Kinder nicht, das interessiert die gar nicht. Vielleicht reden sie eher mit meiner Frau, wenn sie ein Problem haben. Die hat ihrem Fünfjährigen Sohn dann erklärt, wie das mit den Samenfäden funktioniert, mit der Eizelle. Kinder müssen so viel lernen. Das darf nicht sofort mit dem Ruch einer moralischen, sündhaften Handlung verbunden. Ob das Nacktheit ist, Zeugung, Küssen. Es ist ja nicht so, dass das für Kinder ein Problem ist. Es wird durch die Erwachsenen zum Problem, durch Heimlichtuerei.

Muss man nicht trotzdem Grenzen setzen?

Man kann natürlich nicht alles mit Kindern machen. Man kann mit Kindern nicht über sexuelle Gefühle reden. Man kann einem Kind nicht erklären, was ein Orgasmus ist, das muss es selber lernen. Aber man muss akzeptieren, dass das Kind eigene Gefühle hat.

Was haben Sie Ihren Kindern verboten?

Eigentlich nichts.

Gar nichts?

Unsere Kinder haben sehr wenig ferngesehen. Wir hatten lange keinen Fernseher. Das ist sehr heilsam. Jetzt kommen die Enkel und wollen Märchen sehen.

Da gab es schon eine Art von Verbot.

Klar, man kann Kindern bestimmte Dinge nicht erklären. Dass man Finger nicht in die Steckdose steckt. Kindern müssen Grenzen gesetzt werden, sonst gehen die kaputt.

Grenzen sind auch Liebe?

Grenzen gehören zur Gefahrenabwehr dazu. Aber bei der Sexualität ist das was anderes. Ich kann nicht eine Grenze dadurch setzen, dass ich verbiete und das als etwas Schlimmes darstelle. Natürlich braucht man eigene Räume. Wenn Eltern Sex haben, haben Kinder da nichts zu suchen. Dass man denen das zeigt, hat man vor dreißig Jahren mal gedacht, das ist Unsinn. Man kann seinem Sohn nicht die Selbstbefriedigung beibringen, das geht nicht, das ist Quatsch.

Zwei Menschen küssen sich, das ist ihre Sache. Da brauchen die auch keine Zuschauer. Es geht doch um das Verliebtsein. Früher sind die Leute für florentinische Küsse zum Tode verurteilt worden, weil das als sündig galt, weil sie mit Gefühlen verbunden sind. Der florentinische Kuss.

Wann war das?

Weiß ich nicht, vielleicht im Mittelalter. Kann man nachgucken, ich habe ein Lexikon der Erotik geschrieben, da steht alles drin.

Und wie sind Ihre Kinder aufgeklärt worden?

Eigentlich nicht. Gar nicht. Die Aufklärung beginnt bei null, bei der Geburt. Das Kind ist willkommen, dann nehme ich es in den Arm, akzeptiere die Gefühle, die es hat, gehe mit ihm Fußballspielen. Das ist alles Aufklärung. Dann mache ich keine Hehl daraus, wenn sie nackt rumlaufen. In der DDR waren die Doktorspiele nahezu ausgestorben.

Warum?

Ja, warum. Wenn die sich täglich erleben im Kindergarten, warum sollen die nachgucken, wie der andere aussieht? Genauso wie die passagere Jugendhomosexualität. Ich will das gar nicht verurteilen, aber wenn Jungs mit Mädchen aufwachsen, probieren die es eher mit den Mädchen aus. Auch diese Schwelle, dass Kinder die Omas und Opas als Nackte akzeptieren, das ist den Kindern in der klassischen bürgerlichen Welt ganz schwer zu vermitteln, das ist weg, wenn die am FKK-Strand aufwachsen. Da wissen die, dass die ganz anders aussehen die Alten. So sehen sie auch, dass ein Alter anders aussieht als ein Junger. Dann ist das okay, weiter ist da nix.

Im Osten gab es keine Porno-Sorgen?

Die Bedenken wegen der Jugendsexualität waren auch im Osten gewaltig. Man sorgte sich, ob sich Liebesbeziehungen ganz junger Leute negativ auswirken. Wir haben aber statistisch festgestellt, dass die, die früh verliebt sind, sich besser entwickeln, freundlicher sind, besser in der Schule. Natürlich nicht am nächsten Morgen in der Mathematikarbeit. Aber was ist eine Fünf in Mathe gegen den ersten Kuss. Heute fragen mich die Schüler der elften Klasse: Wie viel Zeit darf ich meinem Partner widmen? Die haben Angst, dass sie schlecht sind, weil sie Zeit mit ihrem Freund verbringen. Das ist doch krankhaft!

Naja, es ist ein bisschen traurig.

Die gelebte Wirklichkeit ist das stärkste Argument. Und wenn man die zur Kenntnis nimmt, wird man der größte Jugendfreund. Denn was machen die? Die küssen sich. Und dann probieren sie was sexuell aus, das ist doch herrlich. Und wenn das den Leuten ausgetrieben wird, wo soll man denn da hinkommen.

Sie sind ein großer Jugendfreund.

Ich habe ein Urvertrauen in die nachwachsende Generation, dass die mit den jetzigen Gegebenheiten umgehen können. Deswegen bin ich auch gegen Verbote. Weil ich denen was zutraue und weil ich von der Gesellschaft verlange, dass die Jugend eine Chance haben muss, sonst geht sie kaputt. Man muss die Gesellschaft danach abklopfen, ob sie liebesfreundlich ist. Und wenn sie es nicht ist, muss man das benennen. Und umdenken. Das ist genau der Punkt, wo man an den Kapitalismus stößt.

Wenn Menschen nur die Funktion einer schnellen Kapitalverwertung sind, macht sich der Kapitalismus selber kaputt. Soweit denke ich aber nicht. Ich denke an menschliches Zusammenleben und Gemeinschaft. Ich bin Soziologe. Ich bin als Intellektueller verpflichtet auf Widersprüche hinzuweisen, die gegen den Menschen gerichtet sind. Das ist meine verdammte Pflicht. Das machen sie als taz doch auch. Doch nicht einfach nur, damit sie verkaufen. Es gibt doch schon so etwas wie einen Ethos. Der aufklärerische Impetus, der dahinter steht: Man resigniert nicht, das ist doch ganz klar. Das ist wie in einer Beziehung. Wenn ich sage, mich küsst keiner, dann muss ich's mal selber versuchen.

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34 Kommentare

 / 
  • X
    X33

    Glauben Sie diesem Mann nicht. Ich bin selbst erst 19, ich weiss wovon ich rede. Unsere Generation braucht ganz sicher nicht noch mehr Sex in ihrer Erziehung. Ich weiss nicht ob Ihnen das aufgefallen ist, dass "Pornographie" mitlerweile einiges Land an die Werbebranche verloren hat. Es gibt nur Sex und Kosum für die kommende Generation, beides in Verbindung mit einem perversen Statusdenken.Wir brauchen bessere Bildung und eine vernünftige Erziehung die mehr Werte vermittelt als materiellen Wohlstand und sexuelles Begehren...

    Unglaublich solche Reden, so etwas Weltfremdes...und das von einem Linken...Wir müssen dringend mal unser Verhältnis zu Sexualität aufarbeiten.

    Und ja, ich habe ein erfülltes Sexualleben, besten Dank der Nachfrage.

  • H
    huch_herrje

    @tobisa huch

     

    "Der Mann hat Recht..."

     

    klasse argument!

     

    "...und seine Kollegen in der Welt bestätigen seine Forschung!"

     

    welche, was bestätigen sie, quellen?

     

    plattestes niveau. das soll nun glaubwürdig sein ...

  • B
    bambi

    Warum sind hier alle für ein Pornographieverbot? Und warum finden viele die Argumentation schwach? Sie ist doch nachvollziehbar!

    Liebe und Sexualität haben nunmal im gesellschaftlichen Alltag wenig Platz, natürlich kann es dann nicht die Lösung aller Probleme sein vorm Pc zu sitzen und zu ornanieren. Aber, hier werden versteckte Bedürfnisse befriedigt, den Jugendlichen diese Möglichkeit zu entziehen, würden die sexuellen Bedürfnisse ins verbotene ziehen, was unter Umständen zu einem krampfhaftem, ängstlichem und beschämenden Verhältniss zu Sex und Liebe führt. Und das ist wirklich gefährlich! Man muss die Ursachen bekämpfen, in einer offenen Gesellschaft wären Pornos sicherlich nicht sehr gefragt, doch so lange es diese nicht gibt, sind sie ein gutes Heilmittel. Und das ist auch gut so. Traurig aber wahr.

  • TH
    Tobisa Huch

    Klasse Interview und klasse Interviewpartner. Prof. Dr. Starke gilt ja nicht ohne Grund als der renommierteste Sexualwissenschaftler Deutschlands.

     

    Der Mann hat Recht und seine Kollegen in der Welt bestätigen seine Forschung!

     

    Danke an die taz :-)

  • D
    DieKuhMachtMuh

    @Frau Gans

     

    "Wissenschaftler, Experten und solche, die sich als ebensolche im öffentlichen Diskurs präsentieren, sind mit ihren Forderungen u Ergebnissen primär fixiert u vermitteln insbesondere im emotional aufgeheizten Thema zumeist zu wenig Distanz zum eigenen Ergebnis"

     

    genau diese fähigkeit zur "distanz zum eigenen ergebnis" aber, zeichnet einen guten kopfarbeiter aus. nach lesen des interviews habe ich allerdings keine ahnung, welche "ergebnisse" uns denn da nun präsentiert werden sollten. leider wimmelt es nur so von nichtssagenden allgemeinplätzen.

  • KM
    Karl M.

    Man sehnt sich nach Zeiten, in denen Leute "Soziologie" betrieben, die eine Ahnung davon hatten und es wirklich ernst meinten mit sozialem Fortschritt!

  • D
    diplom_hartzi

    Ich glaube mich zu erinnern, mal in so einer Wartezimmer-Frauenzeitschrift von Herrn Starke den Satz gelesen zu haben, man solle die Jugend ruhig lassen, weil das genet. Material der jungen Mädchen noch nicht so geschädigt ist und die Tatsache , dass die schwanger werden sei ein Beweis für deren Bedürfnisse nach Sex. Aber vieleicht täuscht mich da meine Erinnerung.

    Leider keine Täuschung ist das Wiederentdecken eines jungen Mädchens im Polizeibericht (als Täterin), die nur wenige Jahre vorher im Ferienlager so ziemlich alle und jeden verführte.

  • DK
    Daniela Klimke

    Woher stammt nur diese ganze Entrüstung, die dieses Interview hervorruft? Wagt es hier etwa jemand, jenseits der politischen (der frauenbewegten, der kinderschützenden usw.) Korrektheit die gegenwärtige Regulationswut über das Sexuelle anzugehen? Sexuelle Selbstbestimmung: ja, aber bitte nur die, die wir für Euch Kinder und Jugendliche als richtig erachten.

     

    Die sich ausweitenden erotischen Verbotszonen, die mit bebender Erregung unter dem Siegel des Schutzes sexueller Opfer erlassen werden, bestücken einen politischen Nebenschauplatz, auf dem sich selbst viele kritische taz-Leser offenbar gern tummeln.

  • B
    Björn

    >>*cathrin*

    >>“was hat dies alles mit Pornos zu tun?

    >>Wird da gekuschelt im Porno - ich denke dieser Forscher sollte ganz schnell seinen Beruf aufgeben.“

     

    (-) Pornos in denen gekuschelt wird oder die dazu genutzt werden, Geschlechterstereotypen kritisch zu begegnen existieren! Es ist aber jedem frei gestellt ob er/sie einen solchen Porno betrachtet. Nach dem jetzigen Stand der Sexualwissenschaft, entwickeln sich Microdots, intrapsychische Skripte oder die Lovemap bereits Vorpubertät und überwiegend durch Erfahrungen in nichtsexuellen Bereichen. Somit sollten Jugendliche durchaus in der Lage sein, zu Entscheiden welche Art von Pornografie sie konsumieren. Dennoch sagt der bloße Konsum eines pornografischen Werkes, nicht viel über die sexuellen Vorlieben eines Menschen aus.

     

     

    >> *MfLuder*

    >> „Aber es hätte prägnanter sein müssen, es hätte um ein Thema gehen müssen, z.B. um Ängste, um unterdrückte Neugier, die erst zu Pornokonsum führen“

     

    (-) Sie sollten sich vielleicht erst einmal mit den Jugendlichen unterhalten, bevor sie ihre abwegige Vermutungen vorstellen, weshalb Jugendliche Pornografie betrachten.

     

     

    *Der Ekelbaron*

    >>“Ein nettes Interview, dass in etwa 20 bis 30 Jahre zu spät kommt und eine bemerkenswerte Ignoranz gegenüber feministischer Pornographiekritik aufweist.“

     

    (-) Auch die Gender- & Sexualwissenschaften entwickeln sich weiter! Die feministische Pornographiekritik gilt als überholt.

     

     

    *broncox*

    >> „Was hat denn der Typ für eine romantische Vorstellung von Pornos. Da kann die Jugend was über den ersten Kuss lernen?“

     

    (-) Ihr Kommentar ist nicht nur aus dem Zusammenhang gerissen, sondern ebenso unsachlich. Ich empfehle ihnen, sich einfach einmal einige Artikel bei der Bundespruefstelle durch zu lesen. Dort wird auf ihre Darstellungen etwas genauer eingegangen.

  • V
    Vera

    Komisch, ich dachte, Verunglimpfung von Menschen mit anderen Meinungen in diesem Zusammenhang waere eine Eigenart von Zensursula. Liebe/r "Graf" Sie haben aus meiner Sicht ganz offensichtlich weder das Interview verstanden noch jemals sich mit den Arbeiten von Stark auseinandergesetzt. Aber erstmal die Forschungen eines der wenigen Experten auf diesem Feld in Gaensefuesschen packen. Super! Egal, ich flattr jetzt.

  • G
    Graf

    Nachtrag:

     

    Ich bekenne, ich bin ein "Verbotsprophet"!

     

    Eine Gesellschaft, die Pornographie praktiziert, produziert und konsumiert; Kinder- und Babypornographie, Tötungspornographie, SadoMasoporno, Sodomieporno, Exkrementeporno und so weiter; widerlicher gehts immer; aber stets in widerlichster weiblichkeitsfeindlicher Machomanier; ist eine total kranke Gesellschaft. Und vor dieser Gesellschaft meine, unsere Kinder zu schützen, ist doch wohl Verbotspropheten und Verbotsprophetinnen-Ehrensache! Mann, sollte stets darüber nachdenken, worüber er sich absondert...

  • FG
    Frau Gans

    Starkes Moralvorstellungen u selbsterklärte Kontrollinststanz schaffen keine notwendige Distanz zueinander u zu den maßgeblichen Wahrnehmungen u Kompetenzen der Kleinkinder, Kinder und Jugendlichen in ihren alters-, geschlechts- und umgangstypischen Sexualisierungen u Sozialisation. So ein Hinterzimmergeschwafel führt zwangsläufig zu Wahrnehmungsstörungen der Beteiligten u "Aufgeklärten".

    1. Verbote schaffen Anreize (Verlagerungseffekt).

    2. Konsumenten reflektieren individuell (Erfahrungs- neben individueller geschlechts- und gruppenspezifischer Wahrnehmungssituation - Lückenautomatismus).

    3. Generell-abstrakte bieten eine Möglichkeit für individuell-konkrete Regelungen ('Schutzraum').

    4. Gebote halten zu Verantwortung an (Kopierfähigkeit).

    5. Verunsicherung (Angst) folgt aus Unsicherheit.

    6. Vermeidung ist kein pathogener oder auf Moralvorstellungen der Gruppe beruhender zwangsläufig zur Vermeidung führender Prozess.

    7. Emotionale Intelligenz vermittelt, wer Erotik, Vagina u Penis, eigene sexuelle Orientierung, etc. in jeder Lebenssituation in den Mund 'nehmen' kann, ohne in den Verdacht von Primär-Fixierung zu geraten.

    8. Trennung zwischen Sexualität und Lebenswirklichkeit (Revisualisierung) dient lediglich der Ablenkung u Bevormundung.

    etc.pp.

    Wissenschaftler, Experten und solche, die sich als ebensolche im öffentlichen Diskurs präsentieren, sind mit ihren Forderungen u Ergebnissen primär fixiert u vermitteln insbesondere im emotional aufgeheizten Thema zumeist zu wenig Distanz zum eigenen Ergebnis...so wie wir alle stets eine Alternative zu wenig im Kopf haben...These: Alternative = Zukunft plus Kreativität mal Instinkt minus Kontrolle

  • M
    Mindphug

    Seine Argumente sind auf jeden Fall mehr untermauert, als die Argumente der "Jugendschützer". In Wirklichkeit gibt es nicht eine fundierte Studie die *beweist*, dass Jugend von Pornos verroht werden, Frauen als Objekte betrachten usw.

    Was die Menschen verroht, ist vielmehr eine Ellenbogengesellschaft, in der die Egomanie den Ton angibt. Wenn man "stark" sein muss, um jemand zu sein, wenn Gefühl und Rücksicht als schwach angesehen wird, dann verlernt man auch Liebe zu empfinden und die Empfindung zu zu lassen.

    Der Junge ist ein cooler Hengst, wenn er viele Mädels ins Bett bekommt, das Mädchen aber eine Schlampe, wenn sie sexuell aktiver ist als die Norm verlangt, weil es eben von einer Frau verlangt wird, dass sie einem Partner möglichst treu bleibt, eine Familie zu gründen hat usw.

     

    Ich habe mich bei ersten Mal auch an Pornos orientiert. Man hatte eine Vorstellung davon, was es alles gibt und was einen selber an macht, und hat das dann halt ausprobiert, wenn die Partnerin das ebenso interessant fand. Trotzdem habe ich nie eine Frau als Sexobjekt gesehen, auch wenn es nicht gerade um die Gründung einer Familie ging.

     

    Aber pornographische Darstellung oder auch nur Erotik, also die sinnliche Nacktheit, hat eben etwas schmutziges und unsere (christlich geprägten) Sittenwächter meinen unsere Jugend davor schützen zu müssen. Dabei wird aber vergessen, dass gerade Verbote Interesse wecken...

     

    Wenn man sich weniger um "unsittliche" Pornos kümmern, und statt Jugendschutz mehr Jugendförderung focussieren, dem Nachwuchs Respekt und Rücksichtnahme beibringen würde, wäre uns allen mit Sicherheit mehr geholfen.

  • NT
    Nosce te ipsum

    Zeitgenössische Pornografie gleich Sexualität gleich Nacktheit?? – Angesichts von so viel Schwachfug kann man sich wirklich nur an den Kopf fassen.

     

    http://www.scribd.com/doc/36940737/Starke-Expertise-der-Sexualforscher-Pornografie-und-Jugend-und-wie-Pornografie-der-Jugend-wirklich-schadet

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Ich darf gar nicht daran denken, dass für den Normalmensch die Fähigkeiten von Pornodarstellern, nach einer Viertelstunde oder länger auf Stichworte einen Samenerguss zu erzeugen in den Bereich: "Olympiateilnahme, völlig unerrreichbar", fällt.

    Dass die Menschen seit ihrer Entstehung Sexualität miteinder treiben, merkt man der momentanen Kultur nicht an. Auch nicht, das jeder seinen Körper "immer dabei hat".

    Insofern sollte tatsächlich eine professionelle SexualPRAXISerziehung wie sie früher in Oberschichten wohl getrieben werden ist, das sein, was ein Sexualitätswisssenschaftler "ohne wenn und aber" als "MINIMUM" in die Debatte zu werfen HAT.

    TANTRA hat das früher SCHON geleistet, es ist sehr viel Wissen hinzugekommen.

    Einge Südseemütter haben ab 5 ausführlich Geschlechtsverkehr mit ihren Kindern getrieben, weit über "Übungen hinaus".

    Wo kommt denn das LEBEN her, in dem es um WAS GEHT?

     

    Übrigens, ein Tippkurs, allgemein verpflichtend im Computerzeitalter, könnte als "LEMMA", hinzukommen.

    Wie lernt man denn tippen?

     

    Wirklich, die Kirche gehört nicht ins Kopfdorf.

  • F
    FreieLiebe

    ich kann mich nicht daran erinnern, schon mal so viele unwissenschaftliche "argumente" aus dem munde eines wissenschaftlers gelesen zu haben (die sprache soll woll jugendaffin wirken).

     

    abgesehen vom schon von foristen benannten:

     

    ja, stimmt, wo's sowieso keine glotze gibt, brauchen "sehverbote" nicht mehr ausgesprochen werden.

     

    lachhaft!

  • B
    bambi

    Daumen hoch!

  • P
    Peter

    Man soll also die Pornographie für die Heranwachsenden freigeben, weil man denen nicht "das Gefühl der Verliebtheit versauen" soll. Wo liegt denn da die Logik? Sind Pornos eine Bedingung fürs Verliebtsein? Die Forderung, dass der Jugendschutz fallen soll, wird im ganzen Interview mit keinem einzigen handfesten Argument untermauert. Man hat den Eindruck, dass die Interviewer die Thesen von Herrn Starke von vorneherein unterstützen und deshalb auf kritische Fragen völlig verzichten - egal wie dürftig die Argumentation des Gesprächspartners ist.

  • B
    broncox

    Was hat denn der Typ für eine romantische Vorstellung von Pornos. Da kann die Jugend was über den ersten Kuss lernen? Und da hakt Mann/Frau als InterwieverIn nicht mal nach? Wer als Jugend solche Freunde hat und als Zeitungsleser solch investivagtiv- kritische Journalisten: armselig und traurig!

  • O
    ondsamhälle

    1. Ich würde es großartig finden, wenn sich der Kapitalismus selber kaputt machen würde!

     

    2. Genauso funktioniert doch der Kapitalismus: Menschen erfüllen die Funktion einer schnellen Kapitalverwertung!

     

    Habe ich da irgendetwas nicht verstanden Herr Starke?

  • T
    tsaimath

    Danke.

    Ich denke etwas anderes lässt sich dazu nicht sagen.

  • D
    DiversityAndEquality

    Es ist unfassbar und skandalös, dass ein angeblicher "Forscher" in seinen Ausführungen zur Sexualität von Menschen fast durchgehend so tut, als gebe es nur eine, und zwar die heterosexuelle Orientierung.

     

    Was für eine diffamierende und diskriminierende Sicht von Homosexualität soll denn da propagiert werden?

     

    "Genauso wie die passagere Jugendhomosexualität. Ich will das gar nicht verurteilen, aber wenn Jungs mit Mädchen aufwachsen, probieren die es eher mit den Mädchen aus. "

     

    Nein, wenn junge homosexuell veranlagte und empfindende Menschen - mehr als es manch einem lieb sein mag, siehe Kinsey - ohne Ängste, Zwänge und ohne die Heterrornormativität eines Herrn Starke aufwachsen dürften, dann würden sie ihre Sexualität einfach mit dem gleichen Geschlecht entdecken und ausleben, ohne dabei unterdrückt, angefeindet, gemobbt zu werden und Jahre ihres Lebens mit einem beschwerlichen Coming-out zubringen zu müssen.

     

    Ich kann es nicht fassen, dass die taz so einen Müll abdruckt, ohne wenigstens eine kritische Rückfrage zu stellen.

     

    Wo und wann leben wir eigentlich, wenn homosexuelle Kinder und Jugendliche, die in Folge exakt dieser Ignoranz und Ausgrenzung und heteronormativen Gewalt einem vielfach höheren Suizidrisiko ausgesetzt sind, weiterhin konsequent als nicht existent behandelt oder zumindest für nicht der Rede wert erklärt werden?

     

    Genau diese Ausgrenzung und heteronormative Gewalt ist es, die im Extremfall homosexuell empfindende Kinder und Jugendliche tötet!

     

    Nicht jedes Kind und nicht jeder Jugendliche ist heterosexuell - bekommt das endlich in eure Köpfe hinein, wenn ihr Kinder über Sexualität aufklären oder "Sexualerziehung" betreiben wollt!

     

    Alles andere ist erzieherischer Missbrauch!

  • BI
    Bertram in Mainz

    Manchmal muss man aber auch ganz streng sein und klipp und klar sagen:

    "ABER NUR MIT GUMMI!"

    ;-)

  • M
    MfLuder

    Hm, merkwürdiges Interview. Sicher, ich kann ihn jeden Punkt, den er anspricht, unterstreichen, aber ich verstehe die Argumentationslinie nicht so ganz.

     

    Es geht um Pornografie, aber plötzlich gibt es den Schwenk hin zum Allgemeinen! Direkt nach zwei Fragen und dann propagiert er die Sexualität der Jugend. Abgesehen von dem fast romantischen Schwärmereien, die teilweise fast schon kitschig sind (Was ist eine 5 in Mathe gegen den ersten Kuss?), verstehe ich nicht so ganz, wogegen er genau kämpft. Außer natürlich gegen eine Mentalität.

     

    Gesetzestechnisch ist ja Deutschland da ja ganz gut, Kondome kann man überall kaufen, rechtlich sieht es auch nicht so fürchterlich repressiv aus.

     

    Also kann es nur gegen eine allgemeine Mentalität gehen. Das war aber nicht das Thema des Interviews, es geht um Pornografie, sprich, inwieweit können dort Rollenmodelle entstehen, inwieweit kann eine Verrohung einsetzen, etc., aber okay, es wäre ja super, wenn es konkret werden würde.

    Er schneidet ein wenig an, z.B. lässt er durchblicken, dass die Welt sexualisiert ist, wahre Aufklärung aber noch weit entfernt ist, dass jeder auf seine Art und Weise schön ist, etc.

    Aber es hätte prägnanter sein müssen, es hätte um ein Thema gehen müssen, z.B. um Ängste, um unterdrückte Neugier, die erst zu Pornokonsum führen, was man dagegen tun kann, also wirkliche Probleme ansprechen.

    Stattdessen geht es gegen eine Verbotskultur im Allgemeinen. Was er dort aber konkret im Auge hat, bleibt leider offen?

    Gibt es Zensurmaßnahmen, von denen ich nichts weiß? Eine neue Welle der Prüderie? Oder sind wir sogar gerade alle prüde und merken es nicht, weil alles so sexualisiert ist und überall Idealfiguren rumhängen? Ist das nicht bei einem Porno auch so, sog. Idealfiguren, ein Pendant zum Actionfilm und seinen Helden, den man auch nacheifert?

    Und wo ansetzen?

     

    Im Prinzip bleibt ein Plädoyer für die menschliche Natur, für offenen Umgang, was sich am Ende fast zu einem romantischen und idealistischen Ton steigert. Das ist natürlich gut und nett, aber ich hätte mir konkretere Punkte gewünscht, auch mal ansprechen, was falsch laufen kann, mehr die dunklen Seiten diskutieren, z.B. mechanische Abläufe beim Sex, nicht genug dem Instinkt trauen, diverse Praktiken, etc., Übersexualisierung als evtl. Ausdruck von Prüderie, so was eben.

    Das Menschen immer besser sind, wenn sie zu sich stehen, wenn sie sich selbst erforschen, wenn sie voll und ganz individuell werden, das ist ja klar, und dass das vor allem im Bereich der Sexualität geschehen muss, auch.

     

    Doch was verhindert dies? Angst. Angst, ausgelacht zu werden, Angst, sich Dinge nicht einzugestehen, zu versagen, etc. Und auf diese Ängste geht das Interview leider nicht ein.

    Schade, ein Interview über Verbote würde sich dazu anbieten, denn ein Verbot kommt ja immer dann, wenn Angst vorherrscht.

  • DE
    Der Ekelbaron

    Ein nettes Interview, dass in etwa 20 bis 30 Jahre zu spät kommt und eine bemerkenswerte Ignoranz gegenüber feministischer Pornographiekritik aufweist.

  • W
    Wolfgang

    Das Thema Sex gibt es doch nicht erst seit Gestern. Die

    Kirchen versuchten hunderte von Jahren, den Menschen Sex als (Tod)-Sünde einzureden. Aber Sex gehört nun einmal zum Leben, wie Essen, Trinken, Schlafen. Und Sex gab es immer, ob verboten oder ehelich erlaubt. Erlaubt haben es sich alle, ohne Ausnahmen!!!!

    Ich hasse diese unglaubliche Scheinheiligkeit.

  • T
    Tobias

    stößt man nicht auch bei Pornographie an den Kapitalismus?

  • D
    Dolph

    Tolles Interview! Besseres gab es in der taz lange nicht zu lesen. Danke.

  • C
    cathrin

    was hat dies alles mit Pornos zu tun?

    Wird da gekuschelt im Porno - ich denke dieser Forscher sollte ganz schnell seinen Beruf aufgeben.

    Kinder und Jugendliche sollen also lernen wie Frau ernidrigt wird und zum Objekt degradiert wird.

  • H
    hallo

    Bravo Herr Starke! genau so isses.

  • HS
    hans-henning saß

    wow, guter mann, locker, gute gedanken, klasse interview!

  • R
    rafaelbolero

    Schau nur was hier bei uns in den USA damit ablaueft: sexualitaet wuerde hier seit den Puritainer als etwas uebeles angesehen, eine lange Geschichte der Heuschelei dadurch entstanden ist, wo unsere Politiker/ERwachsene muessen sich so benehmen, (Clinton, Jon Edwards, etc.) als ob sie sauber und brav sind, und keine normalle Impulse haben. Ich meine, ich selbst wuerde niemals fremdgehen, wenn ich verheiraten waere, aber dagegen was zwischen verheiratete Leute passiert ist ihre eigene Sache, und soll nicht als oeffentliche/politische Manipulationen verbraucht werden. Diese Heuschelei und geheimische Sexualitaet geht auch natuerlich nach unten an die Kinder und Teenager, die mitkriegen, das Sex etwas zu verbergen und nur heimlich zu machen ist, was zu alle Art Fehler, Perversionen, und Sexualverbrechens fuehrt. Weiter, dagegen benuetzen die Werbefirmen ganz deutliche (und auch "unnormalle," im Vergleich zu diese ungesprochene und verstechkte) sexualitaet in ihre TV/Zeitschrift Werbungen die neurotischgemachte Bevolkerung alle Art Qwatsch zu verkaufen. Hab mehr zu sagen, aber bin hier begrenzdt.

  • DS
    Dr-Til Schulz

    Der Verfasser hat vollständig recht.Ich habe seinerzeit

    -als Vierzehnjähriger-die alte deutsche Übersetzung

    von Lady Chatterley gelesen,was mich sexuell sehr

    aufreizte.Impraktischen Leben hat sich sich dadurch

    überhaupt nichts geändert - der Blick in den Ausshnitt

    eines gleichaltrigen Mädchens war damals viel auf-

    regender als die gesamte "Fickerei" in den porno-

    graphischen Büchern und Bildern..

    Eigentlich weiß jede/jeder daß Sex ohne Liebe auf

    die Dauer fade ist...

  • G
    Graf

    " Aber geht es nicht wirklich um den Schutz der Kinder? Antwort:

    Wenn man seine Kinder vor Nacktheit schützt, kriegt man verklemmte Gesellen, die mit ihrer eigenen Sexualität nicht zurecht kommen."

     

    Wieder mal der Kommentar eines Mannes. Eines "Experten" eine "Forschers" eines Jugendforschers zudem...(wonach forscht ein Jugendforscher, nach der verlorenen?) Ein "Wissenschaftler", einer der sich auskennt. Warum redet er dann solch einen Unsinn? Nacktheit mit Pornographie zu vergleichen und letzteres zu fördern, damit sich die Kinder ihrer Nacktheit nicht schämen ... oh man, oh man, mann, mann, mann!

     

    Wo holt die taz nur diese unsäglichen "Experten" her?