Schauspielerin Vera Oelschlegel: „Ich fand mich nie besonders schön“
Vera Oelschlegel war die letzte Intendantin des Theaters im „Palast der Republik“. Sie war Teil des Systems DDR – und rieb sich doch an ihr.
Die Schauspielerin und Sängerin Vera Oelschlegel lebt heute in Zürich, doch früher, zu „DDR-Zeiten“ wohnte sie in Wandlitz: Ihr damaliger Ehemann hieß Konrad Naumann, Politbüromitglied und SED-Berzirksfürst von Ost-Berlin. Doch gleichzeitig arbeitete sie als Intendantin des Theaters im „Palast der Republik“, unter anderem zusammen mit Heiner Müller. „Wir hatten böse Kräche. Naumann hat mir zum Beispiel die Westpresse mit Müller-Interviews um die Ohren gehauen“, erinnert sich Vera Oelschlegel.
Die Künstlerin war Teil einer Generation, die sich am System rieb und doch Teil davon war: „Das Ganze war die große Utopie. Unsere Generation hat noch den Krieg erlebt, die gefallenen Väter, die kaputten Familien, Hunger. Die große Utopie, der viele gefolgt sind, war, nie wieder Krieg, ein besseres Deutschland. Aber wir haben viel zu lange gehofft und geglaubt.“
Nach der Wende wurde Oelschlegel Prinzipalin des „Theater des Ostens“, einem Wandertheter, das Anfang nächsten Jahres seine letzte Vorstellung gibt, Theodor Storms „Schimmelreiter“.
Oelschlegel erklärt im sonntaz-Gespräch, warum es unmöglich war, einen Nachfolger zu finden: „Die haben immer geguckt: Wie viel bleibt für mich übrig? Da habe ich irgendwann gesagt: Ich bin es müde, immerzu über Geld zu reden. Wo sind die Ideen, was du mit diesem Theater machen willst? Die waren vage. Eines Nachts lag ich wach und habe mich gefragt: Warum muss ich das eigentlich jemandem übergeben? Muss ich doch gar nicht. Es kann eine letzte Vorstellung geben, alle weinen ein bisschen, trinken ein Glas zu viel und Ende.“
sonntaz
Das ganze Gespräch und viele andere spannende Texte lesen Sie in der aktuellen sonntaz vom 11./12. August 2012. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz.
Ob sie dem Theater, ihrer großen Lebensliebe, völlig entsagen kann? „Wenn mich jemand braucht, bin ich da und sage zum Beispiel ein Gedicht auf.“
Im ganzen sonntaz-Gespräch in der aktuellen taz-Wochenendausgabe spricht Vera Oelschlegel über ihre Erfahrungen mit drei Ehemännern, ihre Vergangenheit als Kriegskind, wohlverdienten Neid und die aufregende Zeit der Wende. In der Wochenendausgabe der taz vom 11./ 12. August an jedem gutsortierten Kiosk, im eKiosk oder per Wochenendabo direkt in Ihrem Briefkasten.
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