piwik no script img

Kommentar Hauptschul-AusEine späte Einsicht

Kai Schöneberg
Kommentar von Kai Schöneberg

Die Hauptschulen abzuschaffen, bedeutet nicht automatisch mehr Bildungsqualität im Land. Aber es ist die richtige Antwort auf die Angst von immer mehr Eltern vor dem sozialen Abstieg ihrer Kinder.

P isa hilft nicht immer: Sachsen mit seinem zweigliedrigen System schneidet im Bildungsranking gut ab, aber auch das Hauptschul-Land Bayern. Das Aus für die Hauptschule heißt also nicht unbedingt mehr Bildungsqualität. Es ist aber sehr wohl ein Weg, der Angst vieler Eltern vor dem sozialen Abstieg ihrer Kinder zu begegnen und gleichzeitig wohnortnahe Schulen zu erhalten.

CDU und FDP in Niedersachsen sagen erst jetzt der Hauptschule langsam Adieu, eine späte Einsicht. Viel zu lange haben sie an der Problemschule herumgedoktert und viele Kinder in eine möglicherweise prekäre Zukunft geschickt. Hauptschulen fördern vielerorts die soziale Spaltung, Chancen von Hauptschülern auf eine Ausbildung sind gering - immer mehr Abiturienten drängen ins duale System. Aber: Besser spät als nie.

Die Ideologen haben sich der Realität gebeugt.Trotz aller Anstrengungen für die Hauptschulen ist seit langem klar, dass der Trend kaum aufzuhalten ist. Wer den Elternwillen nicht beschneiden will, muss die Hauptschule auf Dauer schließen. Das ist die Lehre aus Lehrermangel, sinkenden Schülerzahlen insgesamt und vor allem bei der Schule der Verlierer.

Jetzt braucht das Land noch mehr Chancengleichheit - warum nicht durch ein Ende der elenden Bremserei bei der Gesamtschulen?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Kai Schöneberg
Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt
Hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz als Leiter des Ressorts Wirtschaft + Umwelt, seit August 2024 im Sabbatical.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!