Klimacamper machen ernst: Besuch beim Kohlemeiler
Baustelle des Kohlekraftwerks Hamburg-Moorburg wird besetzt: Klima-Camp-Aktivisten fordern Enteignung der Energiekonzerne. Polizei kesselt 40 Besetzer ein.
Aktivisten der Kampagne "Gegenstrom 08" ist es am Mittwochnachmittag gelungen, überraschend die Baustelle des geplanten Kohlekraftwerks im Stadtteil Moorburg zu besetzen. 40 Personen überwanden kurz nach 17 Uhr den Baustellenzaun, fünf erklommen einen Baukran. Dort brachten sie ein Transparent an: "Stromkonzerne enteignen". Man wolle "eine soziale und ökologische Stromversorgung unter demokratischer Kontrolle", sagt Felix Pithan von der Kampagne Gegenstrom 08 die Aktion: "Deshalb fordern wir die Enteignung der Energiekonzern."
Die Besetzung war vorverlegt worden, weil die Aktivisten für die eigentlich für Samstag angekündigte "Baustellenstilllegung" mit einem riesigen Polizeiaufgebot rechneten. "Wie angekündigt wollen wir den Kraftwerksbau in Moorburg mit Aktionen des Zivilen Ungehorsams stoppen", sagt Christoph Kleine, der Sprecher von Gegenstrom 08 "Die Ankündigung einer massenhaften Besetzung am Samstag bleibt jedoch bestehen."
Kurz nach Bekanntwerden der Besetzung machten sich rund 150 Teilnehmer des Antira- und Klima-Camps, die gerade von der Veddel zu einem Stadtteilfest in Wilhelmsburg demonstrierten, auf den Weg über die Kattwyk-Brücke zum Baustellen-Gelände.
Wilhelmsburg ist der Hamburger Stadtteil mit dem höchsten Anteil an Kindern. Durch die Inbetriebnahme des Kohlekraftwerks wird sich Schätzungen zufolge der Kohlendioxid-Ausstoß stadtweit um 40 Prozent erhöhen. Wilhelmsburg würde massiv durch Feinstaub belastet. Die örtliche Ärzteinitiative "Wilhelmsburger Ärzteschaft" warnte daher bereits vor längerem vor einer Zunahme von Atemwegserkrankungen gerade bei Kindern.
Der Stromkonzern Vattenfall reagierte am späten Nachmittag prompt: "Wir haben sofort Strafantrag gestellt", so Vattenfall-Sprecherin Sabine Naumann zur taz. Die Polizisten kesselten kurz vor Redaktionsschluss die rund 40 Platzbesetzer ein und nahmen sie in Gewahrsam. Ein massives Polizeiaufgebot riegelte zudem das Kraftwerksgelände ab, so dass weitere Klima-Camper kaum dorthin gelangten. Die Besetzung des Krans dauerte bei Redaktionsschluss an.
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