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Baugruppen und Gentrifizierung"Wir möchten in Dialog kommen"

Das Hausprojekt von Peter M. in Friedrichshain steht zwischen ehemals besetzten Häusern. Das Verhältnis zu den Nachbarn ist angespannt: "Wir werden als Synonym der Gentrifizierung angesehen".

Interview von Plutonia Plarre

taz: Herr M., Sie haben in Friedrichhain mit einer Baugruppe ein Haus gebaut. Wie ist das Verhältnis zu den unmittelbaren Nachbarn?

Peter M.: Das Verhältnis ist kalt. Wir werden ausgegrenzt. Die Erwachsenen reden nicht miteinander. Es gibt nur Kontakt über den Kindergarten, den unsere Kinder besuchen. Wir würden gern mit unseren Nachbarn über die Probleme reden - auch auf neutralem Boden mit Mediator. Aber das lehnen sie ab.

Im Interview: 

Der 43-Jährige heißt in Wirklichkeit anders. Er ist Architekt.

In dem Friedrichshainer Neubau

leben zwölf Erwachsene und sechs

Kinder in Eigentumswohnungen.

Was sind das für Probleme?

Die Häuser in der Nachbarschaft wurden Anfang der 90er-Jahre besetzt und sind jetzt in selbst verwaltetem Besitz. Das Grundstück, das unsere Baugruppe 2008 gekauft hat, befand sich in einer Baulücke zwischen zwei dieser ehemals besetzten Häuser. Die Bewohner hatten die Brache als Garten zwischengenutzt und dafür Pacht gezahlt. Als das Grundstück zum Verkauf anstand, haben sie mitgeboten, konnten den geforderten Preis aber nicht bezahlen.

Die Enttäuschung kann man verstehen.

Durchaus. Aber wenn wir nicht gekommen wären, hätten andere gebaut. Vielleicht sogar ein Inverstor. Mit Baubeginn setzten Sabotageaktionen ein. Vom wem diese ausgegangen sind, wissen wir nicht.

Um was für Sabotage handelte es sich?

Vom Bagger wurden die Bremsschläuche durchgeschnitten. Fensterscheiben wurden eingeschlagen, Kabel geklaut. Dann wurde es ruhiger. Mit unserem Einzug gab es Schmierereien, die Eingangstür wurde mit Farbe überschüttet, Müll wurde aufs Grundstück geschmissen, erneut wurden Scheiben zerstört. Es gab auch Beschimpfungen und Körperverletzungen.

Was ist passiert?

Ich möchte das nicht hochspielen. Vergangenes Silvester, als wir uns von unserer Dachterrasse das Feuerwerk angeschaut haben, sind wir mit Raketen beschossen worden. Mehrere Leute wurden getroffen. Eine Frau hat es ganz dicht am Auge erwischt. Sie musste ins Krankenhaus, das Augenlid war angerissen. Zum Glück war es nichts Schlimmeres. Die Frau war aber stark traumatisiert. Wir haben jedes Mal die Polizei eingeschaltet, aber die Ermittlungen haben zu nichts geführt.

Haben Sie ein Gegenkonzept?

Nach wie vor haben wir das Ziel, mit unseren Nachbarn in Dialog zu kommen. Wir bedienen das Feinbild doch gar nicht, das alle Neubauten Carlofts sind, die von stinkreichen Leuten aus Westdeutschland bewohnt werden. Über die Hälfte der Leute aus unserer Baugruppe, auch ich, haben schon vorher im Kiez gewohnt. Wahrscheinlich liegen wir und unsere Nachbarn politisch gar nicht so weit auseinander. Wir haben ein ökologisches Haus gebaut mit einer Grauwassernutzung und einem hohen Energiestandard.

Abgesehen von der Enttäuschung über den Verlust des Gartens - haben Sie noch eine andere Erklärung für die Anfeindungen?

Es geht gar nicht um uns. Ähnlich wie Automobile angezündet werden, werden Häuser wie unseres verteufelt, weil sie als Synonym für Gentrifizierung angesehen werden.

Was halten Sie dagegen?

Die ganze Stadt besteht aus Eigentum. Wenn wir als Mittelstandsbürger am Stadtrand ein Haus gebaut hätten, würde kein Hahn danach krähen. Aber es gibt nun mal eine Bewegung von Familien wie uns, die in der Stadt leben wollen. Ich halte es für einen ganz normalen Prozess, dass man sein Geld, statt es für Miete zu vergeuden, in seine Altersversicherung investiert. Man braucht dafür ein bisschen Startkapital oder einen Kredit unter der Voraussetzung, dass man ein geregeltes Arbeitsverhältnis hat. Aber mit Luxus hat das, wie wir leben, nichts zu tun.

Ist die Debatte über Gentrifizierung überflüssig?

Überhaupt nicht. Problematisch ist, dass Leute, die in ehemals besetzten Häusern eine andere Lebensform praktizieren und diese auch toleriert haben möchten und die dafür sogar öffentliche Mittel in Anspruch genommen haben, sich hinstellen und sagen: Ihr dürft hier nicht wohnen. Ihr passt hier nicht her.

INTERVIEW: PLUTONIA PLARRE

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25 Kommentare

 / 
  • D
    discordia

    Das klingt wie eine Faßbinderinszenierung über ethnische Konflikte in Afgahnistan.

    Da sehe ich von Seiten der sogenannten selbsternannten Gentrifizierungsgegner keine gesellschaftliche Vision sondern schnöde Interessenspolitik zum eigenen Wohl. Wenn andere was ersteigern ist es pfui, wenn man selber was kauft ist es hui. Wenn man selber mal was kaputt macht (Bagger etc.) ist es hui wenn aber andere Schäden verursachen ist es pfui - übrigens: Hallo Schlaumeier: jeder vom Bau weiß dass Sackungsrisse nicht ausgeschlossen werden können, und übrigens: wer hat nach dem bedauerlichen Raketenbeschuß eigentlich Anteilnahme gezeigt - der Kiez ja wohl geschlossen nicht ...

    Unser Kiez, unsere Straße - mein Verständnis eines selbstbestimmten Lebens ist definitiv nicht so, dass ich mich die ganze Zeit von einem selbsternannten Gottesorakel rumbugsieren lasse. Wo sind denn die Diskussionen der Individuen aus dem Kiez - das ist alles eine mafiöse Kommunikation a la mieser Bauträger macht miese Sachen (siehe Faßbinder).

    Ich selber bin auch in einer Baugruppe weil es für mich mit Familie keinen bezahlbaren Wohnraum mehr gab (die staatsgesponsorten Billigmieter ziehen ja einfach nicht um ...). Wir bauen für ca. 1.5000 € je m² einen kompletten Neubau (+ Grundstück) - was bitte habt Ihr eigentlich mit 1,6 Mio auf 2000 m² so gemacht?

    Und geht es bei dem Krieg denn nicht eigentlich auch um das früher so schöne Geschäft mit dem Biergarten?

    Also Ihr dürft da wohnen und Euch mit Staatsknete sponsorn lassen, die andern nicht weil Ihr das so bestimmt. Eure Lehrer sind was anderes als Lehrer in Baugruppen.

    Das ist verquanzte Scheiße. Man sollte der Baugruppe raten an einen osteuropäischen Investor mit unklarem Hintergrund zu verkaufen, der kommt damit besser klar ....

  • G
    glasnost

    wie es der zufall so wollte habe ich samnang und gonzo2 unabhängig voneinander kennengelernt.

    beide haben erneut ihre geschichten zum besten gegeben.

    klar wurde mir, dass die situation per se konfliktträchtig ist.

    aber auch, dass samnang erkennen musste, dass die vorwürfe der guten strassenstruktur an die neuen nicht länger glaubhaft aufrecht zu erhalten sind, weil sie der realität nicht entsprechen. so ist es schlüssig, dass samnang ausgestiegen ist, bevor ein dialog entstehen könnte.

    das wird seit ende 2005 so praktiziert.

     

    die gefahr ist zu groß, dass die kreutzigerstrassen-genesis-saga einfach kaputt ginge und das wertvolle feindbild dahin wäre.

     

    hat jemand lust zu moderieren?

    radio f-hain?

  • B
    Bayoue

    Hallo Kreutzigerstraße,

     

    wo sind denn nun weitere Diskussionsbeiträge der senats-finanzierten Nachbarn? Ich bin ein bisschen enttäuscht, hatte gehofft, dass sich ein paar mehr von den SOG-Nachbarn (und auch aus den anderen Häusern) hier beteiligen und auch mal auf unsere Beiträge reagieren.

     

    Ein paar Hypothesen, um ihre Abwesenheit zu erklären:

    Unsere Nachbarn

    a) sind von der Realität überrascht

    b) sehen hier keinen herrschaftsfreien Diskurs, wie er ihrem Ideal entspricht

    c) haben keine Zeit/Nerv/Bock, sich bei Veranstaltungen zu beteiligen, wo sie nicht punkten können

    d) sind der Meinung "K20 hat die taz-ModeratorInnen gekauft"

    e) sind der Meinung, die Baugruppe solle "erstmal den Garten auf den Stand von 2006 bringen"

    f) setzen weiterhin den Beschluss ihres Hausplenums um, nicht mit uns zu reden

    g) mißtrauen dem Wort.

     

    Ich weiß es leider nicht!

     

    (Dass es hier manchmal bis zu 36 Stunden dauert, bis ein Leserkommentar von der Redaktion freigeschaltet wird, ist schade, mithin unverständlich.)

  • G
    gonzo2

    mmmmmhm. interessant.

     

    so sieht also der dialog zwischen der guten struktur der strasse und den bösen neuen aus.

     

    darauf gönne ich mir einen dujardin [düschardeng]!

  • G
    glasnost

    hallo badbrains,

     

    um was geht es in deinem beitrag?

    danke für erleuchtung.

  • PM
    Peter M.

    An Samnang:

    Wer darf bestimmen, wer wo und wie in der Stadt leben darf?

    Muss ich bei der SOG einen Bau- oder Wohnrechtantrag stellen, wenn ich der Kreutzigerstr. leben will?

    Haben die Hausbesetzer damals die Nachbarn gefragt, ob ihnen die Besetzung recht ist?

    Ist ein Karibuni als Ort oder ist die Kommunikation zwischen den Menschen das wichtige?

    Sind Schläger-Methoden ein angemessenes Mittel, gescheiterte Träume zu rächen?

    Wenn unsere Freundin Sylvester ein Auge verloren hätte, wäret ihr dann zufrieden?

    Kann man eine NGO für Entwicklungsarbeit in Afrika (und anderswo betreiben), aber das

    Gespräch vor der eigenen Haustür verweigern?

     

    Niemand von uns hat das Jugendamt gerufen, aber mit solchen spekulativen oder bewusst lancierten Falschinformationen („Tiefgarage“ etc.) wird gegen uns seit Anbeginn an eine ziemlich miese Politik betrieben. Springer-Presse Methoden. Klar, wenn man mit jemanden nicht spricht, kann man ihm immer das Böseste unterstellen... Für die Rissschäden wird es natürlich eine Lösung geben, aber ihr werdet auch dann keinen Frieden geben, oder?

     

    An Keks:

    Wer nimmt hier wessen Spielzeug weg?

    Die Geschichte des Ortes reicht einige Jahre länger zurück:

    Das Grundstück war vor dem Krieg mit Vorderhaus, Seitenflügel und Hinterhaus sehr dicht bebaut. Es gehörte – neben weiteren Häusern im Kiez – einer jüdischen Familie, die 1938 in die Emigration getrieben wurde. Das Grundstück wurde gegen einen lächerlichen Preis arisiert. Im Krieg wurden die Gebäude zerstört, die Keller mit dem Bauschutt verfüllt.

    Infolge einer Bauabsicht in der 1990er Jahren wurden die Eigentumsverhältnisse überprüft und das Grundstück an die Erben des ursprünglichen Eigentümers zurückgegeben. Diese haben das Grundstück über die Jewish Claim Conference bei einer Versteigerung im Dez. 2005 zum Verkauf angeboten, wo es von den Initiatoren der Baugruppe zum Mindestgebot erworben wurde. Die Maßnahmen, die aus der Straße heraus betrieben wurden, um den Wert des Grundstücks zu mindern bzw. den Verkauf zu verhindern, hätten zunächst einmal die vormaligen legitimen Besitzer betroffen. Feine Methoden.

  • B
    Bayoue

    Kaum einer in der Straße redet mehr mit uns. Seit Baubeginn vor zweieinhalb Jahren ist der direkte Dialog zwischen unserer Baugruppe und den meisten Genossenschaftshäusern unterbrochen. An diese Situation beginnen wir uns zu gewöhnen. Auch ist es schwer, der gescheiterten Kommunikation neues Leben einzuflößen. Einige von uns haben an der Feindseligkeit der Nachbarn nichts auszusetzen, da sie kein Interesse mehr an ihnen haben. Andere - darunter ich - sehen dies anders. Darum schreibe ich hier. Ich möchte hauptsächlich auf Samnang eingehen, der/die sich Mühe gegeben hat, ihren/seinen Standpunkt darzustellen.

     

    Was die SOG vor unserem Kauf mit dem Grundstück vorhatte, war der Baugruppe nicht bekannt. Und es war aus der Nutzung des Grundstücks auch nicht ersichtlich: die hintere Hälfte hatte sich das Nachbarhaus als Garten mit Hundehütte abgezäunt, auf der vorderen wurde sommers eine Bar betrieben. Winters glich dieser Teil des Grundstücks einer Kombination aus Müllkippe und Hundewiese. Das Karibuni hatte als Subkulturveranstaltungsort im Stadtteil nicht gerade einen klingenden Namen, auch wenn es schöne Party-Abende dort gab und gute Getränke gereicht wurden. Eine nachträgliche Mythenbildung ist da wenig hilfreich.

     

    Man mag uns die Unkenntnis über „Kiezgarten“-Pläne mit dem Grundstück vorwerfen, aber dann müssen sich die verhinderten Gärtner auch fragen lassen, warum sie diese Pläne nicht öffentlich gemacht haben. An einer der Hauswände wäre beispielsweise Platz gewesen, dieser Utopie eine konkrete Anschauung zu geben, oder ein großes Schild, ein Transpi. Stattdessen wurde ein großformatiges Wandgemälde mit Pistoleros beauftragt (ichweißschon: Wasserpistolen). Beim Grundstückskauf durch uns waren seit den Hausbesetzungen schon gut 15 Jahre vergangen, aber keiner hatte angefangen, diesen „Kiezgarten“ schaffen.

     

    „Gefühlten Besitz“ unseres Grundstücks seitens des Nachbarhauses haben wir bei Baubeginn im Sommer 2007 wohl bemerkt. Ein gewisser Phantomschmerz wird deshalb nach der eingebildeten Entsozialisierung da gewesen sein. Ein Zurücktreten von unseren Bauplänen war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich angesichts der bereits entstandenen Planungskosten. Das interessierte in der Straße niemanden, irgendwelche Kräfte nährten die Zuversicht, wir seien zu verhindern. Wir sagten, wir werden bauen; sie sagten: das wollen wir mal sehen; wir sagten: das werdet Ihr sehen. Und statt weiterer Gespräche gab es in der Straße jetzt Hass und Sabotage. Wir mussten anfangen, unser entstehendes Haus zu bewachen, zu Anfang selber, dann punktuell durch Wachschützer.

     

    Der Kommunikationsstopp bewirkte erste gegenseitige Fehlwahrnehmungen: ein Unterbrechen der Bauarbeiten wegen starker Kontamination des Aushubs verbuchten unsere Kritiker als ihren Erfolg. Ein von ihnen verehrter Kastanienbaum wurde Opfer der Grundstücksräumung. Ein Wort an uns hätte genügt. So konnte man uns vor der Straße einen Strick daraus drehen. Und so ging es weiter.

     

    Wir haben Möglichkeiten gesucht und zuweilen auch genutzt, um unser Vorhaben (und uns als neue Nachbarn) in der Straße vorzustellen. In den lokalen Foren wurden wir zunächst feindselig beäugt und dann herausgeworfen („Hausrecht“). Von Vorbereitungstreffen für unser eigenes Straßenfest wurden wir (in diesem Jahr schon zum dritten Mal!) ausgeschlossen; damit wir uns nicht falsch verstehen: nicht aus Neigung, sondern aus Pflicht wollten wir teilnehmen. Uns blieb noch die Selbstdarstellung via Handzettel in alle Briefkästen und über eine Website. Einzelne Anwohner haben uns und unserem Projekt immerhin Sympathie bezeugt. Es begann der ganz normale Wahnsinn eines Hausbaus, bei dem wir als projektsteuernde Baugruppe viele Aufgaben hatten.

     

    Thema Risse:

    Die an Nachbargebäuden enstandenen Riss-Schäden gegen uns zu wenden ist völlig widersinnig. Die in einem der Kommentare zum Interview geäußerte Idee, wir - als Laien - hätten diese Risiken aus den Bauplänen heraus lesen können müssen und deshalb Architekten, Baustatiker und Baufirma belehren und stoppen sollen, mag ich nicht mal kommentieren. Und selbst WENN wir diese Fachkenntnisse gehabt hätten, so ist doch jedem klar, dass es in unserem Sinne gewesen wäre, diese Schäden zu verhindern. Also: no comment zu diesem comment. Aber ich frage mich schon, wie man auf solch einen Gedankengang kommen kann und mir fällt es schwer, guten Willen dahinter zu erkennen. Die Riss-Schäden haben auch uns übel überrascht und wegen der finanziellen Risiken schlaflose Nächte bereitet.

     

    Ob bestehende Haftpflicht-Versicherungen der Baubeteiligten diese Schäden nun übernehmen, ist noch fraglich. Wir haben keine Möglichkeit, den Versicherungen vorzugreifen und auch kein Geld, um Forderungen ungeprüft begleichen zu können, wie hier einige rummeinen. Vielleicht werden wir die Idee mit der Sommerbar wieder aufnehmen müssen, um Geld für Schadensersatz einzuspielen. Aber wir hoffen auf die Versicherungen, die eventuell einen Ruf zu verlieren haben. Aber nix genaues weiß der Wicht.

     

    Übrigens ist nicht zutreffend, dass es eine finanzielle Förderung für Baugruppenprojekte seitens staatliche Stellen gibt, auch gab es diese niemals. Das ist ein Unterschied zu den ehemals besetzten genossenschaftlichen Häusern unserer Straße. Wir müssen für unseren Wohnraum alle richtig arbeiten. (Womit ich nicht gesagt haben will, dass Ex-Hausbesetzer nur „projektbezogen“ arbeiten). Aber trotz der Schuldenlast lässt sich auch in unserern Nachbarhäusern gut leben, scheint mir. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass ihre Bewohner darben oder von den Schulden erdrückt werden, he-he.

     

    Weder Jugend- noch Ordnungsamt wurden von uns gerufen, die Polizei hingegen zuweilen schon. (Da die von politischen Helden an unserem Gebäude angerichteten Schäden innerhalb unserer Selbstbeteiligung waren, zahlt die Versicherung sie nicht. Sie fordert aber trotzdem eine Meldung mit poliz.Aktenzeichen, da sonst der Versicherungsschutz bei größeren Schäden flöten geht). Und komischerweise klangen die BeamtInnen bei uns eher von den Nachbarhäusern genervt. Aber zusammen mit Samnangs Aussage spricht das vielleicht FÜR eine geschickte Gesprächsstrategie der OrdnungshüterInnnen. Zuletzt übrigens sah ich PolizistInnen in unserer Straße in diesem Juli, als sie gemeinsam mit SOG-VertreterInnen störende Autos zum Abschleppen auswählten.

     

    Uns wird gerne „Selbstherrlichkeit“ vorgeworfen, weil wir unsere Pläne nicht vom „Kiez“ absegnen ließen. Ich bestreite, dass unsere Nachbarn ein Recht auf diese Mitwirkung an der Planung unseres Hauses haben. Es ist schon ein sehenswerter Mikrokosmos in dem wir da unsanft gelandet sind. Anfangs hatten wir über einen gemeinsamen Garten mit unseren Nachbarhäusern nachgedacht. Nach den Auseinandersetzungen am Bauzaun, Sabotagen, Diebstahl (mit politischer Botschaft!), Vermüllung unseres Grundstücks und Ausgrenzungen haben wir diese Pläne still zu Grabe getragen. „Es wird niemals Frieden geben“, so der abschließende Satz eines SOG-Vorstandes bei einem zufälligen Treffen auf dem Boxhagener Platz.

     

    Wie man es auch dreht und wendet: der Knackpunkt ist, dass wir ein Grundstück bebaut haben, das unsere Nachbarn gern gehabt hätten. So what? Pech gehabt. Das kommt überall vor. Dreck abwischen und weiter geht’s. Wir haben einen richtigen Scheiß-Einstand in unserer Straße gehabt, also gibt es eine Chance, dass es besser wird. Es wäre gut, wenn alle etwas dafür tun. Denn Nachbarn werden wir ja bleiben, so oder so.

  • G
    glasnost

    moin RocktheCasbah,

     

    kannst du das mit dem musikalischen mohr bitte mal erklären, dit hab ik nich verstanden. danke.

  • B
    badbrains

    beschimpfungen, bespuckungen, drohungen, homophobie, intoleranz, GEWALT,beleidigung......auch gegen frauen und kinder..............psychoterror............welcome to the kreutziger strasse.................2007-9....tendenz....?

  • B
    Bayoue

    Sorry, ich meinte natürlich: Samnang! Gruß von Bayoue

  • G
    gonzo2

    traut sich denn RocktheCasbah auch mal, in echt mit den neuen zu reden?

  • A
    Außenstehender

    zu Samnang

     

    Sie sagen es. Keine homogene Masse, sondern Menschen wie Sie und Ich. Dann sollte es doch eine Möglichkeit geben, die Probleme aus der Welt zu schaffen, ohne dabei auf primitive Mittel wie Gewalt,Beleidigungen und Sachbeschädigungen zuückgreifen zu müssen. Ein wirklicher Dialog sollte für beide Parteien von Interesse sein. Gerade auch was die finanzielle Thematik betrifft. Und ich bin mir sicher, dass die Personen der Baugruppe dazu bereit sind und es wohlmöglich auch immer waren. Aus allen Kommentaren lässt sich entnehmen, dass hier Missverständnisse wüten.

    Und warum sind Sie gleich so aufgebracht, wenn die Bauschädenzahlungen über den Gerichtsweg gehen müssen? Gerade weil es sich um Summen in dieser Größenordnung handelt, ist es der übliche und einzig richtige Weg. Die Personen der Baugruppe haben sicher nicht selbst das Haus gebaut, sondern Firmen den Auftrag erteilt. Somit haften die Firmen, die gebaut und geplant haben und nicht nur die Baugruppe.

    Ich verstehe diese verdrehte Sichtweise nach wie vor nicht.

    Sie sprechen sich in Ihrem Kommentar gegen eine Schwarz-Weiß-Sichtweise aus, wenden diese jedoch all zu gern selbst an. Nicht schwarz-weiß zu denken, bedeutet nämlich auch offen zu sein für eine Einigung und den "Neuen" die Möglichkeit zu geben sich zu äußern und Missverständnisse zu beseitigen. Neuen Nachbarn von Beginn an mit Vorurteilen und Abneigung zu begegnen, spricht auch nicht gerade für die Hausbesetzerfraktion. Zitat:"Der neue Eigentümer in Form der Baugruppe war da, aber nicht gewollt - okay."

    Klingt nach einem freundlichen Start....

     

    In beiden Häuserparteien leben auch Kinder.Sollen diese unter dem Streit leiden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es schön ist, an einem Ort zu leben, wo soviel Intoleranz, Hass und Gewalt herrscht.

  • G
    gonzo2

    traut sich denn samnang auch mal in echt mit den neuen zu reden?

  • R
    RocktheCasbah

    Traditionell findet zum Jahrestag der Hausbesetzungen im Sommer ein Straßenfest in der Kreuzigerstr. statt. Im Sommer 2008 war in der Kreuzigerstr. aber eine Baustelle.

    Für die Genehmigung des Straßenfestes wird eine Erklärung der verhassten Baugruppe benötigt, dass am geplanten Samstag des Straßenfestes keine Anlieferungen für die Baustelle erfolgen. Das Straßenfest rückt immer näher, doch niemand spricht die Baugruppe an.

    In einem zufälligen Gespräch wird von einer Mieterin aus der Nachbarschaft jemandem von der Baugruppe erzählt, dass dringend dieses Papier benötigt wird. Zum nächsten Vorbereitungstreffen betreten drei VertreterInnen der Baugruppe den Versammlungsraum.

    „Das hatten wir doch schon letztes Jahr. RAUS hier!“ - „Wir haben gehört, dass Ihr für das Straßenfest eine schriftliche Einverständniserklärung von uns braucht.“ - „Ja stimmt, lass mal. Ist schon o.k. Die kommen wegen der Genehmigung. Die xxx hat mit denen geredet.“ Die Leute übergeben ein Papier. Es entstehen Gespräche. Die Stimme vom Anfang erhebt sich. „Hier wird nicht weiterdiskutiert, bevor DIE nicht raus sind.“ Wie begossene Pudel ziehen die Leute ab. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Schon klar, wer hier den Ton angibt!

  • B
    Bayoue

    Kaum einer in der Straße redet mehr mit uns. Seit Baubeginn vor zweieinhalb Jahren ist der direkte Dialog zwischen unserer Baugruppe und den meisten Genossenschaftshäusern unterbrochen. An diese Situation beginnen wir uns zu gewöhnen. Auch ist es schwer, der gescheiterten Kommunikation neues Leben einzuflößen. Einige von uns haben an der Feindseligkeit der Nachbarn nichts auszusetzen, da sie kein Interesse mehr an ihnen haben. Andere – darunter ich - sehen dies anders. Darum schreibe ich hier. Ich möchte hauptsächlich auf Samsang eingehen, der/die sich Mühe gegeben hat, ihren/seinen Standpunkt darzustellen.

     

    Was die SOG vor unserem Kauf mit dem Grundstück vorhatte, war der Baugruppe nicht bekannt. Und es war aus der Nutzung des Grundstücks auch nicht ersichtlich: die hintere Hälfte hatte sich das Nachbarhaus als Garten mit Hundehütte abgezäunt, auf der vorderen wurde sommers eine Bar betrieben. Winters glich dieser Teil des Grundstücks einer Kombination aus Müllkippe und Hundewiese. Das Karibuni hatte als Subkulturveranstaltungsort im Stadtteil nicht gerade einen klingenden Namen, auch wenn es schöne Party-Abende dort gab und gute Getränke gereicht wurden. Anders lautende Aussagen dienen der nachträglichen Mythenbildung und sind wenig hilfreich.

     

    Man mag uns die Unkenntnis über "Kiezgarten"-Pläne mit dem Grundstück vorwerfen, aber dann müssen sich die verhinderten Gärtner auch fragen lassen, warum sie diese Pläne nicht öffentlich gemacht haben. An einer der Hauswände wäre beispielsweise Platz gewesen, um dieser Utopie eine konkrete Anschauung zu geben. Oder ein großes Schild, ein Transpi! Stattdessen wurde ein großformatiges Wandgemälde mit Pistoleros beauftragt (ichweißschon: Wasserpistolen). Beim Grundstückskauf durch uns waren seit den Hausbesetzungen schon gut 15 Jahre vergangen, aber keiner hatte angefangen, diesen "Kiezgarten" schaffen.

     

    "Gefühlten Besitz" unseres Grundstücks seitens des Nachbarhauses haben wir bei Baubeginn im Sommer 2007 wohl bemerkt. Ein gewisser Phantomschmerz wird deshalb nach der eingebildeten Entsozialisierung da gewesen sein. Ein Zurücktreten von unseren Bauplänen war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich angesichts der bereits entstandenen Planungskosten. Das interessierte in der Straße niemanden, irgendwelche Kräfte nährten die Zuversicht, wir seien zu verhindern. Wir sagten, wir werden bauen; sie sagten: das wollen wir mal sehen; wir sagten: das werdet Ihr sehen. Und statt weiterer Gesprächen gab es in der Straße jetzt Hass und Sabotage. Wir mussten anfangen, unser entstehendes Haus zu bewachen, zu Anfang selber, dann punktuell durch Wachschützer.

     

    Der Kommunikationsstopp bewirkte erste gegenseitige Fehlwahrnehmungen: ein Unterbrechen der Bauarbeiten wegen starker Kontamination des Aushubs verbuchten unsere Kritiker als ihren Erfolg. Ein von ihnen verehrter Kastanienbaum wurde Opfer der Grundstücksräumung. Ein Wort an uns hätte genügt. So konnte man uns vor der Straße einen Strick daraus drehen. Und so ging es weiter.

     

    Wir haben Möglichkeiten gesucht und zuweilen auch genutzt, um unser Vorhaben (und uns als neue Nachbarn) in der Straße vorzustellen. In den lokalen Foren wurden wir zunächst feindselig beäugt und dann herausgeworfen ("Hausrecht"). Von Vorbereitungstreffen für unser eigenes Straßenfest wurden wir (in diesem Jahr schon zum dritten Mal) ausgeschlossen; damit wir uns nicht falsch verstehen: nicht aus Neigung, sondern aus Pflicht wollten wir teilnehmen. Uns blieb noch die Selbstdarstellung via Handzettel in alle Briefkästen und über eine Website. Einzelne Anwohner haben uns und unserem Projekt immerhin Sympathie bezeugt. Es begann der ganz normale Wahnsinn eines Hausbaus, bei dem wir als projektsteuernde Baugruppe viele Aufgaben hatten.

     

    Thema Risse:

    Die an Nachbargebäuden enstandenen Riss-Schäden gegen uns zu wenden scheint mir völlig widersinnig. Die in einem der Kommentare zum Interview geäußerte Idee, wir - als Laien - hätten diese Risiken aus den Bauplänen heraus lesen können müssen und deshalb Architekten, Baustatiker und Baufirma belehren und stoppen sollen, mag ich nicht kommentieren. Und wenn wir diese Fachkenntnisse gehabt hätten, so ist doch jedem klar, dass es in unserem Sinne gewesen wäre, diese Schäden zu verhindern. Also: no comment zu diesem comment. Aber ich frage mich schon, wie man auf solch einen Gedankengang kommen kann und mir fällt es schwer, guten Willen dahinter zu erkennen. Die Riss-Schäden haben auch uns übel überrascht und wegen der finanziellen Risiken schlaflose Nächte bereitet.

     

    Ob bestehende Haftpflicht-Versicherungen der Baubeteiligten diese Schäden nun übernehmen, ist noch fraglich. Wir haben keine Möglichkeit, den Versicherungen vorzugreifen und auch kein Geld, um Forderungen ungeprüft begleichen zu können, wie hier einige rummeinen. Vielleicht werden wir die Idee mit der Sommerbar wieder aufnehmen müssen, um Geld für Schadensersatz einzuspielen. Aber wir hoffen auf die Versicherungen, die eventuell einen Ruf zu verlieren haben. Aber nix genaues weiß der Wicht.

     

    Übrigens ist nicht zutreffend, dass es eine finanzielle Förderung für Baugruppenprojekte seitens staatliche Stellen gibt, auch gab es diese niemals. Das ist ein Unterschied zu den ehemals besetzten genossenschaftlichen Häusern unserer Straße. Wir müssen für unseren Wohnraum alle richtig arbeiten. (Womit ich nicht gesagt haben will, dass Ex-Hausbesetzer nur "projektbezogen" arbeiten). Aber trotz der Schuldenlast lässt sich auch in unserern Nachbarhäusern gut leben, scheint mir. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass ihre Bewohner darben oder von den Schulden erdrückt werden, he-he.

     

    Weder Jugend- noch Ordnungsamt wurden von uns gerufen, die Polizei hingegen zuweilen schon. (Da die von politischen Helden an unserem Gebäude angerichteten Schäden innerhalb unserer Selbstbeteiligung waren, zahlt die Versicherung sie nicht. Sie fordert aber trotzdem eine Meldung mit poliz.Aktenzeichen, da sonst der Versicherungsschutz bei größeren Schäden flöten geht). Und bei uns klangen die BeamtInnen komischerweise eher von den Nachbarhäusern genervt. Aber zusammen mit Samsangs Aussage spricht das vielleicht für eine geschickte Gesprächsstrategie der OrdnungshüterInnnen. Zuletzt übrigens sah ich PolizistInnen in unserer Straße in diesem Juli, als sie gemeinsam mit SOG-VertreterInnen störende Autos zum Abschleppen auswählten.

     

    Uns wird gerne "Selbstherrlichkeit" vorgeworfen, weil wir unsere Pläne nicht vom "Kiez" absegnen ließen. Ich bestreite, dass unsere Nachbarn ein Recht auf diese Mitwirkung an der Planung unseres Hauses haben. Es ist schon ein sehenswerter Mikrokosmos in dem wir da unsanft gelandet sind. Anfangs hatten wir über einen gemeinsamen Garten mit unseren Nachbarhäusern nachgedacht. Nach den Auseinandersetzungen am Bauzaun, Sabotagen, Diebstahl (mit politischer Botschaft!), Vermüllung unseres Grundstücks und Ausgrenzungen haben wir diese Pläne still zu Grabe getragen. "Es wird niemals Frieden geben", so der abschließende Satz eines SOG-Vorstandes bei einem zufälligen Treffen auf dem Boxhagener Platz.

     

    Wie man es auch dreht und wendet: der Knackpunkt ist, dass wir ein Grundstück bebaut haben, das unsere Nachbarn gern gehabt hätten. So what? Pech gehabt. Das kommt überall vor. Dreck abwischen und weiter geht’s. Wir haben einen richtigen Scheiß-Einstand in unserer Straße gehabt, also gibt es eine Chance, dass es besser wird. Es wäre gut, wenn alle etwas dafür tun. Denn Nachbarn werden wir ja bleiben, so oder so.

  • S
    Samnang

    zu Gonzo2

    Es wurde über lange Monate, vor allem im Vorfeld des Baus und bei Bau öfter in der Straße geredet, auch mit "normalen" Bewohnern aus anderen Häusern. Jedoch wurden von Beginn an die Strukturen der Straße stark unterschätzt und es kamen Aussprüche wie "Wir wußten nicht um das Interesse der Nachbarn" - Klar weil in der Baugruppe ja nur Blinde und Taube sind, die auf der Versteigerung uns so natürlich nichts mitbekommen haben...

    Es wurde sogar ansatzweise in der Straße vermittelt, über Kinderfeste z. B., wo die Atraßenbewohner wider ihrer Überzeugung im Sinne der Kinder gemeinsame Feste mit der Baugruppe feierten.

     

    Es ist problematisch, wenn man sich nach außen moderat gibt, dann aber durch Taten ganz anders zu Tage tritt und versucht auf komische Weise in einen funktionieren Mikrokosmos selbstherrlich einzudringen, denn ganau das ist hier passiert.

     

    zu Außenstehender

    Herr M. tritt im Artikel nicht arrogant auf, im realen Leben aber schon. Selbst im eigenen Haus gibt es seit längerem geteilte Meinungen, wegen verschiedener Vorkommnisse und Auftreten, was die Situation auch nicht verbessert.

     

    Und noch etwas: Auch Ex-Hausbesetzer sind keine homogene Masse, sondern hier haben sich Arbeiter, Lehrer, Auszubildende, Freiberufler, Selbstständige (also Steuerzahler!) und Arbeitslose und Kinder in einem Projekt zusammengetan und sich mit Kauf und Sanierung der zwei Häuser über Jahrzehnte verschuldet.

  • G
    gonzo2

    traut sich denn mal einer von den kommentator.innen.en auch mal in echt mit den neuen zu reden?

  • A
    Außenstehender

    Hallo an alle Streithähne,

     

    sehr interessant wie hier die Fetzen fliegen. Eines kann ich nicht nachvollziehen an der Diskussion. Wie kann es sein, dass Leute, die Häuser besetzen und dann auch noch in Millionenhöhe bezuschusst werden, sich so derbe daneben verhalten gegen Leute, die auch hart für ihr Geld gearbeitet haben und den legalen Weg gegangen sind. Ist das jetzt die neue Mode? Die Arroganz, die hier von Seiten der Hausbesetzer in Erscheinung tritt grenzt an Größenwahn und ich bin kein Bewohner der Kreuzigerstr...Arroganz und Unverständnis von Seiten Herrn M. kann ich auch nirgendwo herauslesen. Seid doch froh, dass ihr Nachbarn habt, die aus eurem Kiez sind und nicht irgendwelche reichen Schnösel. Und wie aus dem Artikel zu entnehmen ist,ist die Baugruppe doch zu einem Gespräch bereit. Also was soll das Rumgezicke überhaupt? Ein wirklich peinliches Verhalten, dass den Wahrheitsgehalt des Artikels eher noch unterstreicht!

  • S
    Samnang

    Die SOG eG besitzt mehrere Häuser in der Straße, die von den jeweiligen Hausvereinen selbst verwaltet werden und ursprünglich besetzte Häuser waren, u. a. das Nachbarhaus dieser Baugruppe K20. Es gibt aber auch andere Bewohnergruppen in der Nachbarschaft die ebenfalls ex-besezte Häuser über andere Genossenschaften legalisiert und in ihren Besitz gebracht, und damit dem Markt langfristig entzogen haben und Bewohnergruppen, die in privaten Häusern mit alten (Rahmen-)Mietverträgen in ähnlichen Gemeinschaften mit ähnlichem Zweck wohnen...

    Die Baugruppe K20 wußte von Beginn an, daß es Bestrebungen gab, die per Pacht genutzte Freifläche durch eine Genossenschaft zu erwerben und als solche langfristig zu erhalten, was vom Kiez und drumrum über lange Jahre befürwortet und unterstützt wurde.

    Trotz dieses Wissens bot die Baugruppe wohl bei der Versteigerung des Grundstücks "3 € mehr" und begann in der Folgezeit erfolglos, sich bei den Bewohnern in der Straße und im Kiez "lieb Kind zu machen".

    Realismus kann man nicht ändern. Der neue Eigentümer in Form der Baugruppe war da, aber nicht gewollt - okay.

    Fakt ist, daß durch die Baustelle (und das war absehbar, wenn man ein wenig Architektenverständnis hat und den Berliner Baugrund kennt - zumindest einer der Baugruppe ist Architekt), daß es aufgrund der Baupläne zu massiven Problemen aufgrund der Bautätigkeit rechts und links des Baugruppenhauses kommt. Beton wiegt mehr als Stein...

    Eine Seite ist ein im Kiez verwurzeltest Genossenschaftshaus, die andere ein ehemals besetztes Haus mit Privateigentümer - mit netten Leuten, aber der Eigentümer nicht ganz so verwurzelt im Kiez, was auch ein weinig die Bewohnerstruktur betrifft.

    Es sind duch die Bautätigkeit massive Schäden vom Keller bis zu Dach in beiden Nebenhäusern entstanden, eben auch im "Kiezhaus" nebenan, welches erst kurz vorher fertig gestellt wurde - mit sog. Muskelhypothek durch den Senat finanziert (erst bewilligt und dann Bewilligung entzogen und dann hart erkämpft nach Vertrag wieder bewillig - ein Haus, was kein Privateigentum ist, aber langfristig dem Markt entzogen wurde und sich durch die Mietgestaltung nach Sanierung positiv auf alle Mieter im Rahmen des Berliner Mietspiegels auswirkt....) Egal.

    Die Baugruppe ist der Meinung, daß es okay ist, keinen Schadenersatz aufgrund ihrer Bautätigkeit zu zahlen (Versicherung), sondern artikulliert, daß es nur über ein Gericht laufen kann, weil das "üblich ist". Wir reden über Gutachterpreise in Höhe von 50-80.000 € für alle Schäden, vom Keller bis zum Dach!

    Wer meint, nicht reden und nur gerichtliche Lösungen finden zu müssen, weil das usus ist, hat Einiges nicht begriffen. Wer sich ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen und im Wissen über diese, sich trotzdem breit macht mit allen Nachteilen für den Stadtteil, der muß sich nicht wundern, wenn er nicht mit offenen Armen empfangen wird. (Nebenbei, warum blühen Baugruppen in dieser Stadt auf? Weil der Soziale Wohnungsbau faktisch nicht mehr vorhanden ist und es ganau für solche fragwürdigen Projekte in Größenordnungen noch Fördermittel gibt!)

    Wer darüber hinaus meint, bei jeder Kleinigkeit die Bullen rufen zu müssen (das selbst die schon genervt sind, obwohl sie den Rest der Straßenbewohner ganz bestimmt nicht zu ihrem Freundeskreis zählen) und fast allen Muttis mit Kindern in der Umgebung des eigenen Hauses das Jugendamt auf den Hals hetzt, nur um den Nachbarn Streß zu machen (an der Stelle - das Jugendamt konnte keinerlein Mißstände in jeglicher Richtung bisher feststelen - ist u. W. nach auch genervt), der muß sich nicht wundern, wenn durch solche und ähnliche Aktionen seit Baubeginn in der Nachbarschaft keine gute Stimmung herrscht.

    Um sich ein Bild zu machen, ist es wichtig, immer zwei Seiten zu konsultieren. Machmal liegt es in der Natur der Dinge, daß ein Ding auch mal mehr als zwei Seiten hat - also nicht nur schwarz und weiß. Haus 1 und 2 wären schwarz und weiß, aber was ist mit Haus 3, 4 und 5..., auch die sind betroffen und stellen die Grauzone dar. Eine Meinung darf man doch trotzdem haben, oder? Schließlich ist man ja auch betroffen. Und es gibt diesen schönen alten Spruch "Wie man in den Wald rein ruft, so schallt es heraus."

    Die Baugruppe hat von Beginn an alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann, also in den Wald rein geschien und wundert sich jetzt über das Echo? Jeder einzelne Baum wäre ein Gesprächspartner gewesen, denn wir "Bäume in der Straße reden miteinander, leben miteinander..." - aber es war nicht gewollt...

    Und jetzt ein fiktive Realtität im Nachhinein schaffen zu wollen, z. B. über die TAZ, ist inakzeptabel und unterstreicht nur die Selbstherrlichkeit der Neustraßenbewohner und damit sind wir beim Punkt Gentrifizierung...

    Das würde jetzt aber zu weit führen.

    Ich hätte mir gewünscht, und von der TAZ auch erwartet, daß Plutonia Plarre nicht unreflektiert diesen Artikel verfaßt hätte, sondern nachrecherchiert hätte, was man von einer Zeitung wie dieser erwarten darf, denn es ist nicht die Bild...

  • H
    Hund

    Da bei diesem Thema unerlässlich, ein paar Bekenntnisse vorab: Ich bin selbst in eine Baugruppe involviert. Meine Kontakte zu den Bewohnern aus jenen zwei besetzten Häusern verliefen auch nicht durchgehend beglückend. Nicht alle Phänomene, die unter dem Begriff der Gentrifizierung subsumiert werden, möchte ich verteufeln. Gewalt als Diskursmittel finde ich pauschal auch nicht legitim.

    Dennoch Folgendes: Wie kommt man dazu, den Garten zwischen zwei besetzten Häusern unbedingt für ein eigenes Projekt kaufen zu wollen, auf einer Auktion zumal, bei der die Gartenbetreiber – Besetzung hin oder her – sogar mitbieten? Da scheint doch eine Geisteshaltung in ihrer reinsten Form aufzublitzen! Ich weiß nur immer noch nicht: Ists Dummheit oder Sarkasmus?

    Ist der Friedrichshain von all diesen Investoren schon so derart leergekauft, dass vermeintlichen Kiez-Veteranen nichts anderes mehr übrig bleibt, als die letzten Freiflächen umzunutzen? Wie seltsam: Obwohl ich ja gar nicht so angestammt bin wie die nun traumatisierten Bauherren, fallen mir etliche Alternativen ein... Und warum hat man nicht vor dem Bau das Gespräch gesucht? Oder gar vor dem Kauf? Vielleicht hätte man dabei zumindest ein bisschen über die politische Haltung der Besetzer gelernt, dieses große Pi, an das man sich nun ranzuschmieren versucht. Anderen protzig (denn das ist Überbieten immer) das Spielzeug wegnehmen, es kaputtmachen und dann der beste Freund sein wollen? Also nee: Man muss nicht linksradikal sein, um zu denken, dass man auf solche Nachbarn wohl scheißen kann.

  • K
    Keks

    Da bei diesem Thema unerlässlich, ein paar Bekenntnisse vorab: Ich bin selbst in eine Baugruppe involviert. Meine Kontakte zu den Bewohnern aus jenen zwei besetzten Häusern verliefen auch nicht durchgehend beglückend. Nicht alle Phänomene, die unter dem Begriff der Gentrifizierung subsumiert werden, möchte ich verteufeln. Gewalt als Diskursmittel finde ich pauschal auch nicht legitim.

    Dennoch Folgendes: Wie kommt man dazu, den Garten zwischen zwei besetzten Häusern unbedingt für ein eigenes Projekt kaufen zu wollen, auf einer Auktion zumal, bei der die Gartenbetreiber – Besetzung hin oder her – sogar mitbieten? Da scheint doch eine Geisteshaltung in ihrer reinsten Form aufzublitzen! Ich weiß nur immer noch nicht: Ists Dummheit oder Sarkasmus?

    Ist der Friedrichshain von all diesen Investoren schon so derart leergekauft, dass vermeintlichen Kiez-Veteranen nichts anderes mehr übrig bleibt, als die letzten Freiflächen umzunutzen? Wie seltsam: Obwohl ich ja gar nicht so angestammt bin wie die nun traumatisierten Bauherren, fallen mir etliche Alternativen ein... Und warum hat man nicht vor dem Bau das Gespräch gesucht? Oder gar vor dem Kauf? Vielleicht hätte man dabei zumindest ein bisschen über die politische Haltung der Besetzer gelernt, dieses große Pi, an das man sich nun ranzuschmieren versucht. Anderen protzig (denn das ist Überbieten immer) das Spielzeug wegnehmen, es kaputtmachen und dann der beste Freund sein wollen? Also nee: Man muss nicht linksradikal sein, um zu denken, dass man auf solche Nachbarn wohl scheißen kann.

  • H
    henri

    so mein 1. kommentar war also beleidigend oder rassistisch oder aus ähnlichen gründen unangemessen? das sehe ich anders also noch mal ganz lieb!1.das grundstück kreutziger 20 war kein garten sondern ein subkultureller veranstaltungsort! 2.der neubau hat die nachbarhäuser massiv zerstört(risse in der fassade vom e.g. bis indie 4. etage)!!!p.s. bin kein nachbar der kreutzigerstr.

  • B
    Bayoue

    Ich wohne ebenfalls in dem Baugruppen-Haus und war auch bei der Diskussion im taz-Café.

     

    Da einige unserer Nachbarn in den anderen Häusern der Straße hinter Ungenauigkeit in der Berichterstattung böse Absicht wittern könnten, möchte ich 5 Punkte präzisieren:

     

    - Das Grundstück wurde im Dez. 2005 von den Gründern unserer Baugruppe ersteigert, 2006 bildete sich die Baugruppe, 2007 begann der Bau. Vor fast einem Jahr, 2008, sind wir eingezogen und verstehen uns untereinander gut.

     

    - Bei der Auktion 2005 waren unsere Vertreter die einzigen Bieter.

     

    - Die genossenschaftlich organisierten Nachbar-Häuser hatten nach eigener Aussage zu diesem Zeitpunkt kein Geld zum Grundstückskauf und haben bei den Auktionen nicht mitgeboten.

     

    - Bis zum Dez. 2005 hatten die genossenschaftlich organisierten Nachbar-Häuser bei Auktionsterminen durch lautstarke Anwesenheit Kauf-Interessenten vom Bieten abgehalten. Bei der letzten Auktion, als die Gründer unserer Baugruppe das Grundstück kauften, waren sie keine Vertreter der Nachbarhäuser anwesend.

     

    - Eines unser Nachbarhäuser wurde aus dem Senatsprogramm „bauliche Selbsthilfe“ mit ca. 1,6 Mio EUR bezuschusst. Das Geld konnten die Bewohner zur Renovierung von ca. 2000 qm aufwenden, es wurde 2003-2006 ohne Rechnungsprüfung nach Baufortschritt an sie gezahlt.

     

    Ansonsten kann ich jedes Wort meines Nachbarn unterstreichen und möchte noch etwas hinzufügen:

     

    Man sollte mit den eigenen Nachbarn sprechen und das haben wir versucht. Aber es gab wohl einen Beschluss im Hausplenum der Nachbarn, mit keinem von uns zu reden.

     

    Kommunikationsboykott, Verbalinjurien, Farbeier-Würfe an unsere Fassade, Gewalt gegen Personen und ihr Androhen, Verbreiten von gezielten Falschinformationen, krude Polemik in Handzetteln: das sind Aktionsformen, die in dieser Situation nichts bringen und die negativ auf ihre Urheber zurückfallen.

     

    Wenn nun die Verhinderung unseres Baus nicht geklappt hat, so kann das auch heißen, dass sich etwas Gutes durchgesetzt hat: nämlich, dass ehemalige Mieter in ihrem Stadtteil in selbstverwalteten, selbstgestalteten, bezahlbaren Wohnungen leben. Ich kann darin kein Element einer Gentrifizierung sehen. Im Gegenteil, wir haben ja zusätzlichen Wohnraum in unserem Stadtviertel geschaffen.

     

    Wenn einige in unseren Nachbarhäusern weiterhin auf unserem Rücken Politik machen wollen, so kann ich das nicht verhindern, bedauere es aber. Unser Gesprächsangebot halten wir aufrecht. Aber ich verstehe auch, dass es viele Interessenten für eine Eskalation gibt. Ich gehöre nicht dazu.

     

    Bei der Diskussion im taz-Café waren der Grüne Benedikt Lux und mein Baugruppen-Genosse die einzigen, die sich gegen Gewalt im Kampf gegen Gentrifizierung ausgesprochen haben. Ich glaube, dass dies weder die Kräfteverhältnisse im taz-Café noch die innerhalb der Linken spiegelt. Aber es ist bezeichnend, dass die Gewaltbereiten und Gewaltbefürworter die Akzente im Diskurs setzen. Ich glaube, dass gewaltfreier Widerstand die bessere Wahl ist.

  • K
    Kreuzberger

    Allein die beiden Sätze "Wahrscheinlich liegen wir und unsere Nachbarn politisch gar nicht so weit auseinander. Wir haben ein ökologisches Haus gebaut mit einer Grauwassernutzung und einem hohen Energiestandard." zeigen, wie wenig Herr M. von der Problematik versteht und wie arrogant er dem politischen Gegenüber gegenüber ist.

  • H
    henri

    was bitte könnt ihr da nich verstehen das kein mensch was mit euch zu tun haben will?!das wird hier auch völlig falsch dargestellt! das karibuni war kein garten sondern ein subkulturveranstaltungsort! ausserdem haben euer neubau die nachbarhäuser durch unsachgemässen kellerbau erheblich!!!! zertstört(riss in der fassade vom erdgeschoss bis zur 4.etage)!und ihr denkt da noch an gute nachbarschaft... ha ha