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Kommentar zur BVGVöllig neben der Spur

Kommentar von Sebastian Heiser

Die BVG will ihren Fahrgästen Aufregung ersparen - allerdings nur durch den Verzicht auf Werbung von atheistischen Initiativen. Damit verzichtet der Betrieb auf Einnahmen.

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17 Kommentare

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  • M
    Manuela

    >Denn die (nicht genannten) Argumente gegen Gottes Wirklichkeit sind keineswegs so selbstevident wie ihre Vertreter behaupten. ...

    Na, das ist ja mal eine Behauptung, die sie da aufstellen, Herr Banik. :-)

     

    >...wenn es letztlich nicht doch darum ginge, Gläubige bewußt zu verletzen. ...

    >... Dem halte ich entgegen, dass ich den Auslöser solcher Kampagnen, nämlich dümmlich fundamentalistische Holzhammermission, die Ungläubigen mit der Hölle droht, genauso empörend empfinde. ...

    Hm, Herr Banik, wenn jemand zu mir sagt: es gibt einen Gott, muss ich lachen, und spiele weiter mit ihm Badminton. Falls jemand mir mit der Hölle droht - da muss ich noch mehr lachen (, weil der andere an so etwas glaubt) und gehe meiner Wege. Wie auch immer, ich bin durchaus ein sensibler Mensch, aber wieso sollte ich verletzt sein, bin doch überzeugt davon, dass es keinen Gott und keine Hölle gibt. ;-)Und wie ist das bei Ihnen? Was tut Ihnen denn genau weh?

     

    >Auch unsere muslimischen Mitbürger sind des Lesens mächtig und werden Ihrerseits auf diese "Gotteslästerung" angemessen reagieren. ...

    Aua, Herr Mustermann, beleidigen Sie nicht pauschal unsere muslimischen Mitbürger, und was soll das denn heissen: angemessen? Sind Sie tatsächlich der Meinung, dass man die Auswahl der Buswerbung in Deutschland von den (Re-)Aktionen religiöser Fundamentalisten (die dabei das Grundgesetz missachten) abhängig machen sollte? Das finde ich skandalös. :-o

     

    >Was für ein Kommentar, Herr Heiser!...

    Lieber Ingemar, was für ein emotionales Intro für Deinen Beitrag. Fällt einem dann schwer, zu erwarten, dass auf so etwas noch rationale Argumente folgen. Und siehe da. (Ausrufezeichen, Ausrufezeichen, Ausrufezeichen, nee jetzt mal im Ernst, ist ein heisser Tipp von mir, wenn Sie das nächste Mal wollen, dass Ihre Äusserungen ernst genommen werden.)Baldrian-Melissen-Tee für Herrn Kartheuser!

     

    >...in ihrer Zeitschrift bemerke ich einen dumpfen Hass auf den christlichen Gott. Wie sonst kann man eine Unterschriftenaktion mit einer Plakatkampagne vergleichen?...

    Wie kann man etwas hassen, von dem man überzeugt ist, dass es nicht da ist. :-D In der Hinsicht sind Atheisten schon mal vollkommen unverdächtig. Ob Unterschriftenaktion oder Plakatwerbung ist doch wirklich wurst. Für ihre Unterschriftenaktion sollen die Leute nen Stand machen, bei dem ich mir aussuchen kann, ob ich hingehe. Zu einem Thema, mit dem man nichts zu tun haben möchte, angequatscht werden im ÖPNV empfinde ich als genauso eine Form der Belästigung wie ungewollte Werbe-Telefonanrufe. Auf ein Plakat bin ich nicht gezwungen zu schauen - vor allem, wenn es außen am Bus ist.

    >... Die allgemeine Gottphobie der Atheisten...

    Gottphobie - Moment mal, das würde dem Wortsinn nach bedeuten, ich fürchte mich, habe Angst, fühle mich irgendwie unwohl, wenn das Wort Gott irgendwo auftaucht. Mitnichten: Einem Atheisten ist das Konstrukt Gott schlicht egal, weil so etwas wie ein Gott für ihn nicht existiert. Angst machen können einem nur Menschen, die sich mit dem Wort "Gott" im Mund kriminell betätigen.

  • JB
    Jochen Banik

    Diese Kampagne als Aufklärung zu bezeichnen halte ich für zumindest übertrieben. Der vorgeschlagene Satz ist nämlich so dumm wie sein Gegenteil. Denn die (nicht genannten) Argumente gegen Gottes Wirklichkeit sind keineswegs so selbstevident wie ihre Vertreter behaupten.

    Auch die Absicht der Kampagne ist ungeheuer lauter: Ich gehe also durch die Welt, fühle mich durch die Äußerungen Bischof Hubers und meiner Gemeindepfarrerin unterdrückt und am Glauben leidend, lese auf dem Bus, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott gibt, atme befreit auf, bin dankbar, dass mir das endlich jemand sagt und trete prompt aus der Kirche aus. Ha ha ha.

    Daraus folgt, dass ich als aufgeklärter Christ zwar ohne weiteres mit der Aktion leben könnte, sie aber für unnütz halte, wenn es letztlich nicht doch darum ginge, Gläubige bewußt zu verletzen. Nun ließe sich einwenden, dass selbst schuld sei, wer sich verletzen lasse. Dem halte ich entgegen, dass ich den Auslöser solcher Kampagnen, nämlich dümmlich fundamentalistische Holzhammermission, die Ungläubigen mit der Hölle droht, genauso empörend empfinde. Die Gegenkampagne der dadurch Verletzten (anscheinend stehen sie auch nicht souverän über den Dingen) ist aber genauso platt und undifferenziert. Nur wenn ich meiner Überzeugung nicht sicher bin, muss ich sie täglich auf dem Bus lesen.

    Fazit: Ich verstehe die BVG, dass sie da nicht mittun will und auf Einnahmen verzichtet.

  • MB
    Matthias Burghardt

    Was hat denn Atheismus mit der Aufklärung zu tun? Es würde sich lohnen, hierzu mal in einer Philosophiegeschichte zu blättern, bevor man Dinge einfach gleichsetzt. Der Gottesgedanke ist den Atheisten aus sehr unterschiedlichen Gründen und auch schon lange vor der Zeit der Aufklärung verlorengegangen. Der Atheismus hat mit ontologischen, ethischen und erkenntnistheoretischen Problemen zu tun, die er eben auf seine Weise zu lösen glaubt. Umgekehrt ist die Philosophie der Aufklärung nicht schlicht atheistisch.

    Zu der Plakatkampagne (erinnert mich an das schon legendär schlechte "Kirchensteuern sind eine gute Sache"), lässt sich philosophisch gesehen genau die Gegenthese bringen, wenn man 20000 Euro dafür übrig hat. Sollte man die nicht nutzbringender zum Wohle der Menschheit einsetzen können, wenn man sie denn schon mal hat?

    Überrascht mich, dass die BVG abgelehnt hat. Sehe aus deren Perspektive keinerlei Probleme in der Kampagne (solang es nicht gegen das Gesetz ist, kann man doch auch "Uschi, ich liebe Dich!" auf die Busse pinseln lassen) ausser, dass die Plakate, und damit auch BVG-Eigentum, von religiösen Eiferern beschädigt werden könnten.

  • W
    wfd

    Das ist ja ganz etwas Neues, dass für die taz Kohle wichtiger ist als ehtische Enscheidungen. Und außerdem sind die Initiatoren der beabsichtigten Kampagne ebenso gläubgig wie fromme Christen oder Moslems. Schließlich gestehen sie offen ein, dass sie es nicht genau wissen, ob es einen Gott gibt oder nicht, sie glauben es eben nur, dass es keinen gibt. Und somit offenbaren sie, dass der Atheismus auch nur eine weitere Glaubensgemeinschaft oder auch Relgion ist

  • J
    Jay

    Richtig!

    Außerdem wäre es interessant zu sehen, ob die Angriffe auf Busse und Busfahrer dadurch noch weiter zunehmen -- durch radikale Moslems oder Christen, die sich nun neben ihrer Ehre auch noch auf den Schlips getreten fühlen -- oder ob es genau das Gegenteil bewirkt. Was? Kein Gott? Na dann lohnt die ganze Scheiße ja eh nicht. So etwa.

    In jedem Fall gilt: Wenn die einen werben dürfen (die Religiösen), sollen die anderen auch dürfen (die Vernünftigen).

  • J
    Jengre

    Berlin soll dem BVG den Befehl erteilen, die Plakate zu kleben? Warum so totalitär, wo juckt es? Wer spendet Geld, das für Menschen in Not sinnvoller eingesetzt wäre, für weltanschauliche Werbung, die offene Türen einrennt? Und wie würde der Autor Plakate in der BVG bewerten, auf denen steht: "Mohammed ist nicht der Prophet Allahs"? Würden die auch von oben durchgedrückt werden sollen?

  • R
    Rosi

    Ein Skandal. Ich glaub ich kauf mir ein Auto.

  • M
    maxwaldo

    in ihrer Zeitschrift bemerke ich einen dumpfen Hass auf den christlichen Gott. Wie sonst kann man eine Unterschriftenaktion mit einer Plakatkampagne vergleichen? Die allgemeine Gottphobie der Atheisten kommt meiner Meinung nach von der nicht zugebbaren Einsicht jener, dass es den christlichen Gott gibt.

  • SZ
    Steffen Zimmermann

    Lieber Herr Heiser,

    keine Frage: Es ist schwer, aus einer Nicht-Meldung einen - noch dazu halbwegs relevant klingenden - Kommentar zu schreiben. Nur: Die Empörung, die Sie in ihrem Kommentar zu erzeugen versuchen, kommt doch arg künstlich rüber und ist wirklich lächerlich.

    Klar, wenn man sich aufregen will, findet man immer irgendetwas. Aber ob die BVG nun atheistische Werbung auf ihren Fahrzeugen zulässt oder nicht, ist doch nun wirklich nicht die Zeilen wert, die Sie damit füllen.

    Zudem: Die von einer unbekannten privaten Gruppierung initiierte Werbekampagne als "Aufklärung" zu bezeichnen, halte ich doch für sehr naiv. Wie jede Religion vertreten auch Atheisten eine bestimmte Weltanschauung, die sie unters Volk bringen wollen. Hier von sachlicher/neutraler Aufklärung zu sprechen, halte ich für ziemlich daneben. Darüber hinaus kann es ja nun nicht in Ihrem oder im allgemeinen Interesse sein, dass die BVG, nur um an möglichst viele Werbegelder zu kommen, jede (noch so fragwürdige) Werbung auf ihren Fahrzeugen zulässt.

  • L
    Luftikus

    Beim BVG wird mit zweierlei Maß gemessen. Die Erklärung, dass die Fahrgäste sich nicht aufregen müssten, ist ja wohl wirklich fadenscheinig. Vor allem, da momentan beim BVG religiöse Werbung zu finden ist. Da ist das Argument dann plötzlich egal.

    Siehe: http://www.born2blog.de/?p=74

  • H
    Hüpfer

    "WERTE BRAUCHEN GOTT"

     

    - Was sagte das über Menschen ohne Gott? Sie sind wertelos, ganz klar. Wochenlang diese Hetze. Zwangsweise ertragen beim Warten auf die U-Bahn. Jetzt solles heißen:

     

    "Es gibt [mit an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit] keinen Gott. Ein erfülltes Leben braucht keinen Glauben"

     

    Das beleidigt niemanden, diskriminiert nicht die die trotzdem glauben. Aber Petra Reetz hats verboten. Nun ist es nicht leicht, sich bei der BVG zu beschweren, telefonisch geht gar nicht. Man gab mir aber für Beschwerden: info@bvg.de für Briefe: BVG - Fach 43431 - 10096 Berlin.

  • A
    A.Grech

    > Wenn es dagegen um Aufklärung statt um Religion

     

    Atheismus ist aber nicht "Aufklärung", sondern ebenfalls reine Glaubenssache - also nichts anderes als eine Religion, nur halt ohne Heilsversprechen für das Jenseits.

     

    Am nächsten bzgl. Aufklärung und Vernunft käme wohl die agnostische Sicht der Dinge.

  • N
    Norbert

    "Es gibt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott." Ein ziemlich dämliches Argument, das keinen einzigen Gläubigen dazu bringen wird, von seinem Glauben abzulassen. Ist das Christentum die absolute Wahrheit und der einzige Weg zu Erkenntnis und Seelenheil? Für mich nicht, und ich wehre mich gegen Missionierungsversuche. Darf ich aber deshalb jemanden zum Spinner erklären, dem der Glaube an Gott Kraft gibt? Natürlich nicht! Ist der Atheismus der einzige Weg zur Erkenntnis? Warum sollte er das sein? Die Nichtexistenz eines Gottesbeweises ist kein Gegenbeweis.

    Atheismus ist nicht gleich Aufklärung! Atheistische Ignoranz ist genau so antiaufklärerisch wie religiöser Fundamentalismus. Aufklärerisch ist nicht die Behauptung, selbst die Wahrheit gepachtet zu haben, sondern der Versuch, das Andere zu verstehen, zu respektieren oder wenigstens zu tolerieren, auch wenn man es nicht versteht.

  • GF
    georg fischer

    Nicht nur an die BVG, sondern an alle Öffentlichen Verkehrsbetriebe: wenn die Werbeflächen schon so gut nachgefragt sind, und wenn solche Werbung wirklich "ankommt" (was bei dieser Diskussion stillschweigend vorausgesetzt wird), warum dann nicht - JAAH! - mal Werbung FÜR den Bus AUF den Bus? Warum werben diese Unternehmen nicht erstmal für sich selbst? Denn Geschmacks- oder Glaubensfragen stellen sich solcherart werbende Betriebe ja sonst auch nicht. (das ist jedenfalls mein Eindruck, weshalb ich diese Werbungen mindestens ignoriere, besser noch so beworbenen Unternehmen nichts von meinem Geld überlasse.

  • MM
    Max Mustermann

    Nehmen Sie es mir nicht übel Herr Heiser aber ich möchte Sie sehen, wenn Sie in einem solchen BVG Bus sitzen wenn er gerade durch Kreuzberg fährt. Auch unsere muslimischen Mitbürger sind des Lesens mächtig und werden Ihrerseits auf diese "Gotteslästerung" angemessen reagieren.

  • DI
    Dr. Ingemar Kartheuser

    Was für ein blödsinniger Kommentar, Herr Heiser!

     

    Als ob die Entscheidung der BVG, überhaupt Werbung zu verwenden (selbst großflächige), dazu führen müsste, dass sie nun jedwede Werbung publizieren muss!

     

    Im übrigen ist die Entscheidung nicht zu kritisieren. Die BVG nimmt damit zu Recht Rücksicht auf die religiösen Gefühle mancher Menschen in Berlin. Daran kann ich nichts Verwerfliches finden. Eine kostenlose Unterschriftenkampagne für mehr Religion finde ich außerdem nicht verwerflich. Mehr Religion täte Berlin vielleicht mal ganz gut!

     

    Schöne Grüße!

  • F
    Felix

    Es könnte doch sein, dass die entgangenen Einnahmen aus Vermietung der Werbefläche durch Einnahmen kompensiert werden, die sonst auf Grund der "Aufregung" wegfielen.