Kommentar: Künstler brauchen Freiheit
Persönliche Freiheit ist das Lebenselexier der Künstler
Dass die Berliner Kultur- und Kreativwirtschaft zum Goldesel der Stadt avanciert, kann man getrost als Erfolg bezeichnen. Keine gute Nachricht allerdings bleibt die Tatsache, dass an dem Boom nur etwa zwei Drittel der Kreativen verdienen, insbesondere jene aus zum Teil recht zweifelhaft kreativen Branchen. Die Szene hingegen partizipiert kaum oder nur wenig vom Hype der Kulturwirtschaft. So weit, so schlecht.
Ein Gemeinwesen, das seine Künstler nicht ernährt, ist kulturlos. Und dass das Metier des Künstlers ein hartes Brot sein kann und deshalb Themen wie Grundeinkommen auf die politische Agenda gehören, ist evident. Deswegen sozialistische Wärmestuben für Künstler zu fordern oder ausschließlich die Politik in die Verantwortung zu nehmen, wäre aber ebenso falsch.
Das ist auch gar nicht nötig: Einer Vielzahl der freischaffenden Künstlerinnen und Künstler sind Lebensversicherungen ein Graus. Nicht erst seit der Studie "Wovon lebst du eigentlich? Vom Überleben in prekären Zeiten" der Autoren Jörn Morisse und Rasmus Engler stellt sich in Zeiten des kulturellen Eventismus und der Kommerzialisierung für viele die Frage nach dem Sinn ihrer Arbeit neu: Prekäre Lage und Selbstausbeutung hin oder her, wer sein Album, sein Bild oder das Buch frei und unabhängig herstellen kann und sein eigener Chef bleibt, schätzt sich glücklicher. Denn die persönliche Freiheit ist das Elixier der Kreativen.
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