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Kottbusser TorJunkies sind reif für die Insel

Die Drogensüchtigen vom Kottbusser Tor sollen einen Treffpunkt mit Fixerstuben kriegen - direkt unter der Hochbahn. So will der Bezirk sie aus den Eingängen der umliegenden Wohnhäuser locken.

Inmitten des Platzes am Kottbusser Tor könnte eine Insel der Drogenabhängigen entstehen. Bild: SPNR/CreativeCommons BY 2.0 US

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg will zur Bekämpfung der Drogenszene am Kottbusser Tor neue Wege gehen. "Wir denken daran, den Junkies die Verkehrsinsel unter der Hochbahn als Treffpunkt anzubieten", sagte Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne) der taz. Dort könnten Bungalows als Fixerstuben und öffentliche Toiletten entstehen. Die Junkies sollen so aus den Eingängen der umliegenden Wohnhäuser und U-Bahn-Schächte auf die Verkehrsinsel gelockt werden.

Drogenhandel und Konsum vor allem von Heroin blühen seit Anfang der 90er-Jahre in der Umgebung der U-Bahn-Station Kottbusser Tor. Junkies, die sich in den verwinkelten Gängen der Hochhaussiedlung "Neues Kreuzberger Zentrum" eine Spritze setzen oder zugedröhnt in den Eingängen und Treppenhäusern kauern, gehören für die Anwohner zum Alltag.

Einige wollen das nun nicht mehr hinnehmen. Vor wenigen Wochen erhielt Schulz einen Brief, in dem rund 80 Anlieger, vornehmlich Gastronomen und Ladenbesitzer, protestieren. "Die Verfasser des Schreibens wollen die Junkies nicht länger vor ihrer Haustür dulden", berichtet der Bürgermeister. "Sie rufen deswegen aber nicht nach einer Verdrängung der Szene, sondern denken an städtische Einrichtungen, die die Junkies auffangen."

Verschärfen dürfte sich das Problem noch mit der Schließung des letzten sogenannten Druckraums in Kreuzberg Ende März. In der Einrichtung in der Dresdner Straße, die vom Bezirk seit fünf Jahren unterstützt wird, können sich Süchtige hinter verschlossenen Türen und unter sauberen Bedingungen eine Spritze setzen. Doch dem Druckraum wurde gekündigt, da die Hausverwaltung den Klagen der anderen Mieter nachgab. "Dann werden noch mehr Junkies in aller Öffentlichkeit spritzen", prophezeit Astrid Leicht, die Leiterin der Einrichtung.

Die Gewerbetreibenden schildern, dass die Drogenszene in letzter Zeit aggressiver geworden sei. "Die Junkies essen bei mir, ohne zu bezahlen. Aber ich mache dann nichts. Die sind ja unberechenbar", berichtet ein Imbissverkäufer vom Kotti. Im Laden gegenüber hätten Drogenabhängige mehrfach die Scheibe eingeschmissen, in ein arabisches Restaurant um die Ecke seien sie eingebrochen.

Zudem beklagen die Geschäftsleute Blutflecken auf Toilettenwänden, liegen gelassene Spritzbestecke und Junkies, die die Ladeneingänge versperren. Dem wolle man "nicht länger tatenlos zuzusehen", heißt es in dem Schreiben an Schulz. Die Polizei allerdings kann laut ihrem Sprecher Michael Maaß keinen Zuwachs an Straftaten rund ums Kottbusser Tor feststellen.

Seine Idee, den Junkies die großflächige Verkehrsinsel zur Verfügung zu stellen, will Schulz den Anwohnern noch im Februar vorstellen. An der Präsentation wird auch die BVG teilnehmen, die erst nach dem Treffen mit Schulz Stellung zu dem Vorschlag nehmen möchte. Der Bezirksbürgermeister vermutet jedoch, dass die BVG sich gegen seine Idee sträuben werde. Denn sie müsste einen Fahrstuhlzugang zur U1 schließen, wenn die Junkies die Verkehrsinsel bevölkerten. "Eine vertrackte Situation", resümiert Schulz.

Die Bezirk hatte mit verschiedenen Maßnahmen auf diese Zustände reagiert. "2001/2002 setzte die Politik auf hohe Polizeipräsenz und tägliche Razzien", so Schulz. Das habe aber nur zur Verlagerung der Szene geführt. "Nach einiger Zeit schwappte sie zum Kottbusser Tor zurück."

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2 Kommentare

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  • K
    Kommentatorin

    @Kommentator

     

    Ich denke genau wie Du.

     

    Aber natürlich muss man schon auch an die Menschen im Umfeld denken. Wenn ich mit meiner kleinen Tochter, um in unsere Wohnung zu gelangen, an gebrauchten Spritzen und Blutflecken im Treppenhaus vorbei muss, kannst Du vielleicht auch verstehen, dass ich das nicht so toll finde?!

     

    Deswegen ist es doch keine unbedingt falsche Überlegung, Räume zu schaffen, wo die Menschen sauber drücken können.

     

    Deswegen einen BVG Fahrstuhl, von dem widerum Behinderte oder Leute mit Kinderwagen abhängig sind, zu schließen, ist wohl nicht wirklich die beste Lösung, oder?

  • K
    Kommentator

    Wunderbar:

     

    Da züchtet man ich durch Illegalisierung, Stigmatisierung und damit gezielter Marginalisierung von an sich "nur" kranken Menschen einen Typus "gemeingefährlich-kriminell-süchtige-unberechenbar".

     

    Diese verachtenswerte Degradierung von kranken Menschen zum "Junk" (=menschlicher Müll) passt nicht in eine Gesellschaft, die sich spöttisch "Zivilisation" nennt.

     

    Kein "war on drugs/grug-users" wird diesen armen Teufeln helfen. Im Gegenteil ohne eine Verschiebung von repression zu Hilfe wird das alles nicht besser.

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