Hilfsmittel: Internet: Gute Pflege im Internet
Webportal listet Pflegeeinrichtungen in Berlin auf. Gesundheitssenatorin hofft auf mehr Transparenz für Verbraucher und Anbieter. Die bezweifeln, dass alte Menschen das Internet überhaupt nutzen.
Wer berät Alzheimer-Patienten? Wo gibt es eine Übersicht zu den Pflegeheimen in Schöneberg? Und wer durchblickt die aktuelle Gesetzeslage? Antworten liefert das neue Internet-Pflegeportal des Landes Berlin. In dem bundesweit ersten Projekt dieser Art hat Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) einen umfassenden Überblick zur lokalen Pflegesituation zusammenstellen lassen. 4.000 Besucher haben in den ersten vier Wochen bereits vorbeigeschaut. Beteiligte Pflegeeinrichtungen sind dennoch enttäuscht. Eine steigende Nachfrage sei bisher nicht feststellbar.
Auf dem Internetportal stellen sich 170 Häuser mit Anschrift und Leistungsspektrum vor. Per Link kann man auf die Webseite der jeweiligen Einrichtung wechseln oder eine Anfrage per E-Mail schicken. Zudem sind dort Informationen über das Sozialrecht, die Pflegeversicherung oder Beratungsstellen zu finden. "Erstmals wird dem Verbraucher ein Überblick über die Pflegeleistungen nach Bezirken sortiert angeboten. Er kann sich hier Kompetenzen aneignen, um für sich die richtige Wahl zu treffen", erklärt Knake-Werner.
Zu einer Entscheidung konnten sich die Verbraucher aber offenbar noch nicht durchringen. "Eine Erhöhung der Anfragen konnten wir nicht feststellen", erklärt Dieter Pietrzyk vom Haus Templitz in Wilmersdorf. Prinzipiell aber begrüßt Pietrzyk das neue Portal. Eine Übersicht über das gesamte Angebot in Berlin erleichtere Betroffenen die Suche nach einem Pflegeplatz. Sabine Brücher vom Evangelischen Charlottenheim in Charlottenburg bezweifelt jedoch, dass die oft sehr alten Menschen mit dem Internet in Berührung kommen: "Bei uns erfolgt der Zulauf hauptsächlich über eine mündliche Empfehlung." Pietrzyk und Brücher legen großen Wert auf den persönlichen Kontakt. "Leider kann das Portal selbst keinen Eindruck von der privaten Atmosphäre unseres Haus vermitteln, dazu muss man einfach persönlich vorbeikommen", erklärt Pietrzyk.
Brücher kritisiert zudem die beliebige Anordnung der Pflegeangebote: "Es fehlt die Vergleichbarkeit." Die bloße Information über Ausstattung und Leistungsspektrum eines Haus reiche nicht aus, um dessen Qualität einschätzen zu können.
Die Senatorin kennt die Schwächen des Onlineportals. "Aber viele Angehörige helfen den Betroffenen bei der Suche nach einem Betreuungsangebot. Die kennen sich meistens mit dem Internet aus", sagt Knake-Werner. Die Suche auf der Webseite will sie noch benutzerfreundlicher gestalten. "Wir stellen uns vor, dass das Pflegeangebot nach verschiedenen Kriterien durchsucht werden kann. Dann wäre es zum Beispiel möglich, die Einrichtungen nach einer bestimmten Leistung zu sortieren." Auch sollen 60 weitere Pflegeeinrichungen aufgenommen werden. Die dann insgesamt 230 Stellen decken rund 80 Prozent der Berliner Einrichtungen ab.
Knake-Werner will mit dem Portal mehr Transparenz im Pflegesektor erreichen. "Die kann einen entscheidenden Anstoß für die Einrichtungen geben, ihr Angebot zu überprüfen und damit die Qualität zu erhöhen", erklärt die Senatorin. Deshalb würden nur Anbieter aufgelistet, die sich einer ausführlichen Befragung über die Leistungen und Ausstattungen des Hauses gestellt haben.
<typohead type="5">
Das Pflegeportal findet sich unter www.berlin.de/pflege</typohead>
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!