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ParteitagGrüne Parteichefin beinahe durchgefallen

Auf dem Parteitag bestätigen die Berliner Grünen ihr Führungsduo im Amt. Die Realpolitikerin Irmgard Franke-Dressler schrammt aber haarscharf an einer Niederlage vorbei. Co-Landeschef Stefan Gelbhaar behauptet sich klar.

Die Anspannung war auch eine halbe Stunde nach dem Wahlergebnis noch nicht ganz aus ihrem Gesicht gewichen. Nur knapp hatte sich Irmgard Franke-Dressler (62) beim Parteitag der Grünen am Samstag als Landeschefin behaupten können. Mit 73 zu 67 Stimmen lag sie, die ausgewiesene Realpolitikerin, vor ihrer vom linken Parteiflügel getragenen Gegenkandidatin Marion Hasper (45). Das war knapp über der notwendigen absoluten Mehrheit. Eine Stimme weniger, und es hätte einen zweiten Wahlgang gegeben, in dem eine derart angeschossene Franke-Dressler wohl durchgefallen wäre.

"Dass es so eng wird, hat mich schon überrascht", sagte Franke-Dressler der taz. "Aber ich habe der Partei bereits bei meiner Wahl vor zwei Jahren versprochen, dass sie mit mir eine Vorsitzende mit Ecken und Kanten bekommt." Sie sei eine Freundin des offenen Worts und damit wohl einigen auf die Füße getreten. Daran solle sich auch in Zukunft nichts ändern. "Ich werde mir weiter treu bleiben."

Auf eine überragende Mehrheit beim Parteitag in der Kreuzberger Jerusalemkirche hatte die alte und neue Chefin in keinem Fall hoffen können. Zu groß ist der Gegensatz zwischen ihr, die 2006 als Fraktionsvorsitzende in Steglitz-Zehlendorf das erste schwarz-grüne Bündnis zusammenbastelte, und den linken Kreuzberger Grünen, dem größten Kreisverband. Für zusätzliche Gegenstimmen sorgte der Ärger über die peinliche Panne beim vergangenen Parteitag im Dezember, der wegen eines Zählfehlers wiederholt werden musste. Viele sahen das als Beleg dafür, dass Franke-Dressler die Grünen-Geschäftsstelle nicht im Griff habe - und das im Jahr der Bundestags- und Europawahl.

Kreuzberger Strategie war, diesen Unmut mit der Kandidatin Hasper aufzufangen. Die frühere Kreischefin von Tempelhof-Schöneberg warb ausdrücklich mit ihrer Organisationserfahrung als Projektmanagerin und wurde zudem vom Frauenflügel gestützt. "So ein Mist", reagierte der linke Kreuzberger Abgeordnete Dirk Behrendt, als sich Franke-Dressler durchsetzte. Während die Gewinnerin noch Glückwünsche entgegennahm, drängten die Kreuzberger die unterlegene Hasper, nun gegen den Co-Vorsitzenden Stefan Gelbhaar (32) anzutreten.

Der stand jedoch deutlich weniger in der Kritik als Franke-Dressler. Gelbhaar siegte sicher mit 78 Stimmen, Hasper kam nur noch auf 54. 7 Stimmen gingen an den Außenseiter Florian Peschelt (28). Die Grünen seien nicht mehr alternativ, sondern eine "CDU mit Ökolabel", so dessen Kritik im Vorfeld.

Auch bei der Wahl der Beisitzer konnten sich die Kreuzberger Linken nur teilweise durchsetzen. Das beste Ergebnis erzielte Christina Gerts (30), früher Bundeschefin der Grünen Jugend.

Für Renate Künast, Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, hätte der Parteitag noch unangenehm enden können. Einflussreiche Mitglieder aus mehreren Kreisverbänden wandten sich per Antrag gegen Künasts Absicht, mit einer Koalitionsaussage pro SPD und FDP in den Wahlkampf zu ziehen. Angesichts der Zeit wurde die Sache aber vertagt. STEFAN ALBERTI

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