piwik no script img

Feierliches Ende des StraßenkampfsDutschke wird aufs Schild gehoben

Am Mittwoch wird die Kochstraße offiziell in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt. Bezirksbürgermeister enthüllt die Schilder. Christian Ströbele, Wirtschaftssenator Wolf und Dutschkes Familie vor Ort. Demo weiht die Straße ein. taz lädt zum Fest.

Dreieinhalb Jahre hat der Straßenkampf gedauert. Am Mittwoch ist es so weit. Rudi Dutschke wird aufs Schild gehoben. Um 17 Uhr wird der Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), das erste Straßenschild an der Kreuzung zur Axel-Springer-Straße offiziell enthüllen. Dazu haben sich zahlreiche Politiker, Künstler sowie Dutschkes Familie angekündigt. Danach wird das umgetaufte Straßenstück mit einer ersten Demonstration unter dem Motto "Schafft ein, zwei viele Dutschke-Straßen" eingeweiht. Abschließend gibt es ein Fest im tazcafé. Dort schließt sich der Kreis.

 

Die taz hatte Ende 2004 - kurz vor dem 25. Todestag des 1979 an den Spätfolgen eines Attentats gestorbenen Studentenführers - die Umbenennung der Kochstraße angeregt. Dutschke war am 11. April 1968 auf dem Ku'damm niedergeschossen worden. Der Attentäter hatte später erklärt, er sei durch die Kampagne der Bild-Zeitung gegen Dutschke und die Studentenbewegung angestachelt worden. "Die Umbenennung in Dutschke-Straße wäre ein Symbol für die gesellschaftliche Versöhnung der Generationen", begründete die taz ihren Vorschlag. An der künftigen Dutschke-Straße liegt das Gebäude des Springer-Verlages. Vor einem Monat ist dort die Hauptredaktion der Bild eingezogen.

 

In der Bezirksverordnetenversammlung hatte schon im Sommer 2005 eine Mehrheit von PDS und Grünen die Umbenennung beschlossen. Die CDU setzte ein Bürgerbegehren dagegen, beim Bürgerentscheid im Januar 2007 stimmten jedoch 57 Prozent für die Dutschke-Straße. Eine Klage von Anliegern der Straße, darunter die Axel Springer AG, wurde Mitte April endgültig abgewiesen. Nun können die Schilder angeschraubt werden.

 

Zur Einweihung haben sich der Kreuzberger Bundestagabgeordnete Christian Ströbele, die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau und Wirtschaftssenator Harald Wolf (beide Linkspartei) als Redner angesagt. Mit von der Partie sind zudem die Witwe Gretchen Dutschke sowie die Söhne und zwei Brüder Dutschkes. An der Kreuzung Dutschke Ecke Springer werden zudem "Die Sterne"-Sänger Frank Spilker und sein Bassist Max Knoth auftreten. Die anschließende Demo auf der Dutschke-Straße begleiten die Hip-Hop-Künstler Yanek, Bruder & Kronstädta.

Empfangen wird die Demo an der Kreuzung Friedrichstraße von der Berliner Brassband IG-Blech, die im weiteren Verlauf des Abends Verstärkung durch die holländische Band Fanfare van de 1er Liefdesnacht erhält, die direkt aus Amsterdam zu diesem Ereignis anreist.

Im tazcafé wird später der deutschtürkische Kabarettist Serdar Somuncu aus der Bild-Zeitung vorlesen. Er ist noch härteren Stoff gewohnt. Somuncu hat sich einen Namen als Interpret von Hitlers "Mein Kampf" gemacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!