Kommentar: Der Blick nach außen tut gut
Die lange Zeit so altbackene Szene der sozialen Bewegungen professionalisiert sich - und profitiert von frischem Wind.
Es war alles schon länger geplant und passt doch so gut zur Krise. Ein Kongress an der FU Berlin beschäftigt sich am Wochenende mit einem aufregenden Thema - soziales Unternehmertun. Die Ansprüche sind hoch: Von Berlin soll ein neuer sozialer Geist ausgehen. Parallel dazu kündigen 40 Gruppen in Wedding und Moabit an, in Zukunft nach dem Vorbild des amerikanischen "Community Organising" Interessen abzustimmen und politische Forderungen zu stellen. Beide Initiativen verändern die Zivilgesellschaft in dieser Stadt. Das lange Zeit so altbackene Soziale wird professionialisiert - eine erfreuliche Entwicklung.
Natürlich muss sich auch hier zeigen, was am Ende von den Ideen übrig bleibt. Doch die Chancen stehen nicht schlecht. Mit dem Friedensnobelpreisträger Mohamad Yunus haben Berliner Unternehmer mit sozialem Anspruch fortan einen namhaften Vorkämpfer. Ihm ist tatsächlich zuzutrauen, dass er Berlin zum Hauptort seiner Aktivitäten und die FU zur Gründungsuni macht - und dieses Ziel auch in den entsprechenden Hochschulgremien durchsetzt.
Auch am Beispiel von Wedding und Moabit zeigt sich, dass frischer Wind von außen guttut. Bisher stellen bürokratische Verwaltungsstrukturen im Bezirk für viele engagierte Bürger eine kaum überwindbare Hürde dar. Wenn nun eine Politologin und ein erfahrener Organisator von Bürgerplattformen den Aktiven zur Seite stehen, kommt neuer Schwung in die Sache.
Zwei Beispiele, zwei Hoffnungen. Gut möglich, dass viele, die sich bislang gegen Armut und für ihren Stadtteil eingesetzt haben, neuen Ansätzen skeptisch gegenüberstehen. Doch die große Zahl der Anmeldungen beim "Vision Summit" zeigt: Das Bedürfnis, neue Wege einzuschlagen, ist da.
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