Parteitag der Berliner CDU: Christdemokraten glauben wieder an sich
Die CDU-Attacken gegen Rot-Rot sind die gleichen wie eh und je. Aber jetzt klingen sie echt. Unter dem am Samstag wieder gewählten und immer souveräneren Landeschef Frank Henkel hat sich die Berliner Union deutlich stabilisiert
Bei CDU-Veranstaltungen ist seit Jahren zu hören, der rot-rote Senat sei a) unfähig b) schwach und c) abzulösen. Bloß klang das nie glaubwürdig. Auch Landeschef Frank Henkel benutzte bekanntes Vokabular, als er sich den rund 300 Delegierten des CDU-Parteitags am Samstag zur Wiederwahl stellte. Doch anders als sonst klang es selbstbewusst, von Glauben an die eigene Kraft erfüllt.
Es war eine ganze andere Partei als noch im Herbst, die da im Hotel Estrel in Neukölln tagte. Der Herbst, das war Chaos pur gewesen für die CDU, die plötzlich ohne Fraktions- und Parteichef da stand. Täglich machte die Führungskrise Schlagzeilen. Henkel, im November interimsmäßig gewählt, hat die so zerstrittene Partei einen können. Sie verzichtete auf jegliche Kritik und wählte ihn mit 90,3 Prozent. Das ist das beste Ergebnis eines Landeschefs seit 2001.
Zweieinhalb Minuten lang stand Henkel nach seiner bislang besten Rede im Applaus. Er, der früher als Innenpolitiker allein in kantiger Weise attackierte, vermochte dieses Mal zu nuancieren, Tempo rauszunehmen, ruhige Phasen einzubauen, um dann wieder aufzudrehen.
Die Zuversicht der CDU gründet sich nicht auf eigene günstige Umfragen, sondern auf die schlechten Werte von Rot-Rot. SPD und Linkspartei kamen zuletzt nur auf 42 Prozent. Das bringt auch Henkel, kein Grünen-Freund, näher an eine Jamaica-Koalition mit FDP und Grünen. Sie hätte derzeit 51 Prozent. "Jamaica kann ein Zukunftsmodell sein", sagte er. Aber: "Am Ende jedes Gedankenspiels muss das Profil der Union erkennbar bleiben."
Dass die CDU für ihre Mitglieder wieder glaubhaft geworden ist, lässt sich auch an zwei Personalien ablesen. Etwa am Unternehmer Thomas Heilmann von der Werbeagentur "Scholz & Friends", einem Mann, der durchaus Ansehen zu verlieren hat. Der ist zwar schon 27 Jahre in der Partei, stand aber noch nie in vorderer Reihe. Jetzt kandidierte er als einer von vier Parteivizes und wurde mit 92 Prozent gewählt. Als CDU-Fan outete sich der preisgekrönte Schauspieler Marcus Majowski. Seit 2008 ist er in der Partei, war bislang aber unauffällig. Jetzt will er im Wahlkampf zur Verfügung stehen.
Und dann war da noch die den Berlinern gegenüber früher oft kritische Bundeschefin Angela Merkel, die Hilfe anbot: "Meine Arme sind offen, meine Ohren auch, mein Kopf ist Ihnen sowieso gut gesinnt."
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!