: Auf Dauer billiger
Vier ehemalige Azubis der Deutschen Telekom machen Ebay Konkurrenz. Der Clou an Ihrem Internet-Verkaufs-Portal: Ständig fallende Preise
von ELMAR KOK
Angefangen hat alles im Berufsschul-Unterricht: Pierre Ludigkeit, Auszubildender zum Fachinformatiker Systemintegration bei der Telekom in Krefeld, wollte sich eine Dachantenne für seinen Opel Astra beim Internet-Auktionshaus Ebay ersteigern. Bis zum Ende der Unterrichtsstunde lag Ludigkeit mit seinem 15-Euro-Gebot vorne. Nach der Pause musste er feststellen, dass er überboten wurde.
Sein Banknachbar und jetziger Kollege Gregor Pohl hatte dann die Idee, die Ludigkeit später mit ihm und zwei anderen in die Tat umsetzte. „Viel besser wäre es, wenn die Preise fallen würden, dann könnte man zuschlagen, wenn es einem passt“, sagte Pohl seinem Banknachbarn. Wer sich heute auf www.azubo.de umsieht, stellt fest, dass die Angebote regelmäßig um ein Cent billiger werden. Wenn einem der Preis passt, kann der Käufer einen Button anklicken, und das Produkt gehört ihm. Der Verkäufer darf einen Mindestpreis für seine Ware angeben, unter dem er nicht verkaufen möchte. Die Geschwindigkeit, mit der der Preis der Ware sinkt, hängt mit der Gesamtlänge der Auktion und mit Mindestpreis und Startpreis der Auktion zusammen.
Die Idee zur Aktion mit den fallenden Preisen hätten die Jungunternehmer sich aus Holland und von einem Blumengroßmarkt in Straelen abgeguckt, sagt Schoemakers. Dort würden die Blumen im Laufe des Tages auch immer billiger, sagt er. Ursprünglich sollte Azubo die Abschlussarbeit der Junginformatiker an der Berufsschule werden, jedoch merkten die vier schnell, dass das Projekt zu groß wurde. Banken sahen nach dem Niedergang vieler Internetfirmen im letzten Jahr kein Potenzial in der Idee, so dass „Oma, Opa und Papa die Anfangsfinanzierung gestemmt haben“, wie Azubo-Sprecher Dirk Schoemakers sagt.
Heute hat Azubo rund 170.000 registrierte Nutzer. Pro Woche werden nach Auskunft von Schoemakers rund 2.000 Artikel über Azubo verkauft. Das Unternehmen verdient sein Geld damit, dass Verkäufer für jeden Artikel, den sie ins System stellen, 5 Cent Gebühren zahlen. Zudem zahlt der Verkäufer 2,5 Prozent vom Verkaufspreis an das Unternehmen. Bei Ebay richtet sich die Gebühr nach dem Startpreis der Auktion, fängt bei 25 Cent an und Endet bei 4,80 Euro für Artikel ab 250 Euro. Auch bei den Provisionen ist der große Bruder teurer.
Um dem Konkurrenten Marktanteile abzunehmen, veranstalten die jungen Moerser Internetunternehmer Sonderaktionen. Beispielsweise gaben sie zu Pfingsten jedem zwölften Kunden den Kaufpreis. Die Verkäufe auf der Plattform erhöhten sich in dem Zeitraum um rund fünfzig Prozent.
Der Name des Unternehmens habe nichts mit Azubi zu tun, sagt Schoemakers. Ludigkeit sei der Name des Nachts plötzlich eingefallen, nachdem das Brainstorming der vier bei einer Kiste Bier zu keinem Ergebnis geführt habe.
Dennoch ist das neue Unternehmen eine Ausbildungspartnerschaft mit der Telekom eingegangen. „Zwei Azubis sind eigentlich ständig hier“, sagt Schoemakers.
Mittlerweile ist das Unternehmen schon ins Visier von großen Verlagen gelangt. „Wir haben einige Anfragen bekommen“, sagt Schoemakers, „verkaufen wollen wir jedoch nicht“.