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MICROSOFT SIEGT VOR GERICHT UND MISSBRAUCHT WEITER SEINE MACHTTotale Kontrolle

Letzten Freitag hat ein Berufungsgericht in Washington bestätigt, was für Präsident Bush ohnehin feststand: die Vormacht von Microsoft auf dem ideologisch entscheidenden Markt der Massenkonsumenten des Internets. Das Gericht akzeptierte Microsofts außergerichtliche Einigung mit dem Justizministerium und setzte damit dem Verfahren ein Ende, das im Mai 1998 begonnen hatte. Die damals noch vom Demokraten Clinton geführte Regierung hatte versucht, Bill Gates daran zu hindern, auch den massenhaften Zugang zum Internet unter seine Kontrolle zu bringen. Deshalb beschränkte sie ihre Klage auf ein technisches Detail: Microsoft habe seinen Web-Browser nur deshalb so eng mit seinem Betriebssystem Windows verknüpft, um auf diesem Wege seine Stellung auch beim Zugang zum Internet durchzusetzen.

Erstaunlicherweise gelang es damit, den Prozess bis zu einem erstinstanzlichen Urteil zu treiben, das Bill Gates gezwungen hätte, seine Firma so weit zu zerschlagen, dass konkurrierende Techniken auch auf dem Massenmarkt eine Chance gehabt hätten. Doch schon die nächste Instanz hob das Urteil wieder auf, und der neue Präsident Bush erklärte, dass er weder auf einer Zerschlagung des Konzerns noch gar auf einer technischen Trennung verschiedener Softwareteile bestehe.

Bill Gates Wahlkampfspenden an die Demokraten in Höhe von 5,4 Milliarden Dollar in den letzten Jahren hatten sich gelohnt, und seit Freitag ist das letzte Hindernis auf dem weiteren Aufstieg Microsofts zur technischen wie wirtschaftlichen Weltmacht aus dem Weg geräumt. Die Zugeständnisse (u. a. fairere Verträge mit dem Computerhandel) sind leicht zu verschmerzen. Längst arbeitet Microsoft an weiteren Techniken, die jede Nutzung des Internets seiner Kontrolle unterwerfen: Ein neues, „.NET“ genanntes Übertragungsprotokoll soll die Inhalte des Web grundsätzlich kostenpflichtig machen, und ein mit Intel zusammen entwickelter neuer Chip („Palladium“) soll den Ablauf jedes Programms auf einem privaten PC überwachen – nicht um die User, sondern um die Kassen von Microsoft zu schützen. NIKLAUS HABLÜTZEL

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