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Im TucTuc geboren

Wie und mit wem man will: Das Queer Tango Festival bittet im zweiten Jahr zu Workshops, Vorträgen und Ball

Gleichgeschlechtliche Tanzpaare waren in der Wiege des Tango, in Buenos Aires, keine Seltenheit, so ist aus dem Standardwerk Tango des Tangoexperten Horacio Salas zu erfahren. Doch was bei den Frauen toleriert wird, ist bei den Männern eher tabu. Damals fehlte es wie heute an Locations und Möglichkeiten, der Liebe zum leidenschaftlichen Tanz zu frönen. Das Queer Tango Festival ist dafür Beleg, denn Marga Nagel und ihre Mitstreiter initiierten und organisierten das Festival als Versuchsballon erstmals im letzten Jahr.

„120 Tangofans nahmen damals an den Workshops teil. Das war mehr als wir erwartet haben“, erinnert sich Marga Nagel. Sie gehört seit Mitte der achtziger Jahre zum schwul-lesbischen Tangoestablishment der Hansestadt. Im TucTuc, einem schwulen Café in Altona, traf sich damals die noch kleine Szene. Im Laufe der Jahre wuchs die Tangogemeinde, und Marga Nagel und Ute Walter hatten daran ihren Anteil. Tanzkurse bieten die beiden seit Jahren an, und deshalb war die Idee, ein Tango Festival für die eigene Community auf die Beine zu stellen, nur nahe liegend. „Wir waren neugierig, ob es überhaupt einen Bedarf dafür gibt“, so Marga Nagel.

Es gibt ihn. Und auch das Rahmenprogramm mit Vorträgen zu Homosexualität, Travestismus und Maskerade im Tango wird so manchen Fan des traurigen Gedankens, den man tanzt, aus dem Haus locken. Einige Tage vor dem Festivalauftakt ist die Zahl der Anmeldungen schon auf dem Stand vom Vorjahr. Für jedes Niveau gibt es einen Kurs und AnfängerInnen sind gern gesehen. Die können ab heute Mittag die ersten Schrittfolgen erlernen und abends beim Eröffnungsball schon über das Parkett huschen. Knut Henkel

Eröffnungsball: heute, Baladin, Stresemannstr. 374, dort auch Anmeldung für Workshops noch heute 15–18 Uhr; Tango-Ball: morgen, ab 21.30 Uhr, Wandsbeker Ballsaal, Rantzaustr. 74b

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