: Pentagon: Kein Massaker
US-Verteidigungsministerium weist Berichte über Massenerschießungen in Nordafghanistan zurück
BERLIN taz ■ Das amerikanische Verteidigungsministerium hat Berichte über angebliche Massaker an mehreren tausend Taliban-Kämpfern in Afghanistan als „unbegründet“ zurückgewiesen. „Wir haben die Behauptungen geprüft und nichts gefunden, was die Eröffnung einer offiziellen Untersuchung gerechtfertigt hätte“, sagte ein Sprecher des US-Zentralkommandos in Florida. Er verwies darauf, dass entsprechende Vorwürfe bereits im März zurückgewiesen worden seien.
Der irische Journalist Jamie Doran hatte in einem Dokumentarfilm von Massenerschießungen an rund 3.000 gefangenen Taliban im November vorigen Jahres in der Nähe der nordafghanischen Stadt Masar-i Scharif berichtet. Daran sollen auch amerikanische Soldaten beteiligt gewesen sein. Mehrere afghanische Zeugen bestätigen in dem Film die Massaker. Das Auswärtige Amt in Berlin hat die USA unterdessen um Informationen gebeten. Außenminister Joschka Fischer unterstütze jeden Beitrag zu einer Aufklärung, teilte das Amt mit. Es sei aber zu früh, zu beurteilen, ob eine internationale Untersuchung der Vorwürfe erforderlich sei.
Das Bundesverteidigungsministerium wollte sich zu den Vorwürfen am Freitag nicht äußern. Erst müsse das Ministerium den Dokumentarfilm sehen, sagte ein Sprecher zur taz. Es bemühe sich aber um den Film. Die PDS-Bundestagsfraktion, die den Film am Mittwoch in Berlin gezeigt hatte, stellt allen Bundestagsfraktionen eine Kopie zur Verfügung. Mehrere Abgeordnete von SPD und Grünen haben bereits den Wunsch geäußert, den Film zu sehen. Die Grünen fordern die Aufklärung der Vorwürfe. „Damit international anerkannte Gremien wie das Internationale Rote Kreuz oder die Vereinten Nationen zu befassen ist sinnvoll“, meint die grüne Bundestagsabgeordnete Rita Grießhaber. JENS KÖNIG
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen