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Der Pinguin und wir

Die Kinderkrebsklinik von Tromsø in Norwegen trägt in ihrem Signet einen kleinen fliegenden Pinguin – Symbol für den Vorsatz der Ärzte, für ihre kleinen Patienten das Unmögliche möglich machen zu wollen.

Auch Magazine, Spielzeughersteller und Hightechunternehmen verwenden das Bild – darunter manche, die mit diesem Tier etwas bizarr wirken oder Aufmerksamkeit erwecken möchten. Die kanadische Marketingfirma „Flying Penguin Communications Inc.“ erklärt das so: Fliegende Pinguine trauen sich etwas zu, schaffen das Unwahrscheinliche, bewegen sich schneller als andere Pinguine, sind innovativ und erheben sich über die Allgemeinheit.

Penguin Books taufte der Verlagsleiter Allen Lane im Sommer 1935 seine neuartige Reihe mit preiswerten, aber inhaltlich anspruchsvollen Taschenbüchern. Sie wurden an Bahnhöfen, in Zeitungskiosken und Tabakläden verkauft und verhalfen weltweit der Idee zum Durchbruch, „aus Bücherleihern Bücherkäufer“ zu machen.

Der Titel der Serie geht auf einen Vorschlag von Lanes Sekretärin Joan Coles und eine Zeichnung des Grafikers Edward Young zurück, als ihrer beider Chef nach einem „flappant name“, einer schlagenden Bezeichnung, etwa einem Tier, einem Vogel, für das Geschäft suchte.

Flapper hießen auch die Teenagermädchen der Zwanziger- und Dreißigerjahre, weil ihnen die Spange ihrer geflochtenen Zöpfe beim Laufen auf den Rücken schlug.

Flapper, die noch nicht flügge waren, wurden im Jargon „Pinguine“ genannt – mit dieser Gedankenkette kam Joan Coles zu ihrer Idee. Ehrenrührig war die Assoziation nicht, weil sie als Hinweis darauf gelten konnte, dass das Leserleben früher oder später doch zu den teuren gebundenen Büchern führen würde.

„Pinguine“ wurden in Großbritannien auch die weiblichen Mitglieder der Royal Air Force genannt, weil sie nicht fliegen durften, sowie Übungsflugzeuge, mit denen das Abheben nur simuliert wurde.

Der Pinguin „Tux“ stammt von Larry Ewing und ist ein Kurzwort für Tuxedo, Smoking, weil Pinguine wie Frackträger aussehen. Ewings Entwurf geht auf einen Onlinewettbewerb zurück, mit dem die Macher des Betriebssystems Linux nach einem Logo suchten. Dass es ein Pinguin sein sollte, hatte 1996 der deutsche Programmierer Henning Schmiedehausen angeregt.

Linux entstand, als sich 1991 weltweit Softwareentwickler vornahmen, dem unzuverlässigen Programm „Windows“ des US-Konzerns Microsoft eine leistungsfähigere, sicherere und dazu kostenlose Alternative entgegenzustellen. Linuxerfinder Linus Torwald aus Norwegen war von dem Maskottchen gleich angetan: „Stellen Sie sich einen leicht übergewichtigen Pinguin vor, der sitzt, nachdem er sich voll gefressen und soeben gerülpst hat. Er sitzt da mit einem glücklichen Lächeln – es ist prima, auf der Welt zu sein.“

Die Botschaft: Linux ist so voll gestopft mit Inhalt wie der Pinguin mit Krill – und das macht zufrieden. Das sehen seine Anwender auch so: Im Profibereich ist Linux mittlerweile ein ernsthafter Konkurrent für das Microsoft-Betriebssystem. DIETMAR BARTZ

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