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Knapp an der Psychiatrie vorbei

12 Jahre Haft für „Big Manni“ Schmider, den FlowTex-Betrüger: Für die Psychiatrie reichte der Größenwahn nicht aus

Jetzt muss „Big Manni“ Manfred Schmider also für zwölf Jahre hinter Gitter. Das wird ihm nicht schmecken. Schon aus der Untersuchungshaft schlich sich der ehemalige Boss der Ettlinger Firma FlowTex zum Lunch in einem Luxusrestaurant davon, unter bislang noch immer „ungeklärten Umständen“. Da war „Big Manni“ schon drei Monate auf Trüffelentzug.

Und jetzt? Gefängniskost bis zum Abwinken im Jahre 2013. „Big Manni“ mit seinen 150 Kilogramm Lebendgewicht wird im Knast vom Fleische fallen – die fetten Jahre liegen hinter ihm. Leasinggesellschaften und Anleger hat er mit Scheingeschäften und -unternehmen abgezockt und dabei rund 4,3 Milliarden Mark Umsatz gemacht. „Big Manni“ Schmider (52) besaß Villen, Jachten und schnelle Autos. Schöne Frauen und auch Politiker im „Ländle“ lagen dem ehemaligen Gebrauchtwagenhändler, der kometengleich zum regionalen Wirtschaftsmagnaten aufgestiegen war, zu Füßen.

„Ob Ministerpräsident Erwin Teufel von der Union oder Landeswirtschaftsminister Walter Döring von der FDP; gleich reihenweise umgarnten ihn die Regierungspolitiker“, wie es in einem Sachstandsbericht der Kriminalpolizei in Karlsruhe heißt. Die Ermittlungen der Steuerfahndung gegen Schmider liefen schon, als der gewesene Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) 1999 noch ein Loblied auf den Milliardenbetrüger sang: auf der Feier zu dessen fünfzigstem Geburtstag. Auch aktuelle Regierungsmitglieder waren anwesend.

Dabei hatte „Big Manni“ nichts als Luftnummern produziert. Nicht existente Bohrsysteme zum Stückpreis von rund einer Million Mark verkaufte er an Leasingfirmen, die sich das Geld dafür von Banken und Sparkassen holten. Sie rechneten langfristig mit einem guten Geschäft, denn von „Manni“ gegründete Scheinfirmen leasten die Systeme umgehend zurück – und die FlowTex überwies die Leasingraten dafür. Die wenigen tatsächlich existierenden Bohrsysteme von „Big Manni“ wechselten also nur auf dem Papier den Besitzer. Die meisten standen in einer Halle auf dem Gelände der FlowTex, ausgestattet mit frisch gefälschten Typenschildern für die jeweiligen neuen Interessenten. Doch um die Leasingraten bezahlen zu können, musste „Big Manni“ immer wieder „neue“ Bohrsysteme verkaufen. Der Markt war bald gesättigt. Und die Leasingraten fraßen die Einnahmen auf; auch wegen der gewaltigen Entnahmen aus der gemeinsamen Kasse. Ende 2000 war dann Schluss mit lustig. Die Landespolitiker und seine Freunde beim Finanzamt in Karlsruhe, dessen Steuerfahnder zur Jagd auf ihn erst getragen werden mussten, ließen ihn fallen wie eine heiße Kartoffel.

Die steht jetzt öfter auf der Speisekarte von „Big Manni“: im Knast in Karlsruhe. Schon nach dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft war er in Tränen ausgebrochen. Er hatte ernsthaft geglaubt, schon Weihnachten wieder zu Hause verbringen zu können: mit Gänseleber satt. Auch in der Psychiatrie ist das Essen wohl nicht viel besser. Dorthin nämlich wollte ihn die Staatsanwaltschaft im August zunächst verfrachten: Wer 4,3 Milliarden Mark in nur vier Jahren durchbringe, müsse „größenwahnsinnig“ sein. Ein Gutachter bestätigte diese Annahme „teilweise“. Das Gericht sah das anders. „Big Manni“ muss brummen.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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