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Überfall auf Touristen in ÄthiopienFünf Menschen getötet

In Äthiopien ist die Reisegruppe eines deutschen Veranstalters überfallen worden. Fünf Menschen aus Deutschland, Österreich und Ungarn sterben. Die Täter sollen eritreische "Banditen" sein.

Das Auswärtige Amt in Berlin hat einen Krisenstab eingerichtet. Bild: dpa

ADDIS ABEBA dpa | Bei dem brutalen Überfall auf eine Reisegruppe in Äthiopien sind nach Angaben der Regierung in Addis Abeba zwei Deutsche und ein Österreicher getötet worden. Zwei weitere Opfer stammten aus Ungarn. Dies sagte Regierungssprecher Bereket Simon am Mittwoch. Vier Urlauber wurden gekidnappt, darunter zwei Deutsche. Simon korrigierte damit seine ursprünglichen Angaben, wonach unter den Toten ein Australier gewesen sei.

Der Überfall hatte sich in der Nacht zum Dienstag in der Danakil-Senke unweit der eritreischen Grenze ereignet. Bei den Tätern habe es sich um von der eritreischen Regierung ausgebildete Banditen gehandelt, sagte der Sprecher weiter. Simon bezog sich bei seinen Angaben auf äthiopische Sicherheitskräfte.

Das Außenministerium in Berlin hat einen Krisenstab eingerichtet. Die Mehrzahl der Touristen soll über einen deutschen Reiseveranstalter gebucht haben. Über die Angreifer lagen dem Außenministerium in Wien zunächst keine Informationen vor. Jedenfalls komme es in diesem Gebiet immer wieder zu Übergriffen auf Touristen, "daher besteht auch seit sieben Jahren eine aufrechte Reisewarnung", sagte Sprecher Peter Launksy-Tieffenthal der Nachrichtenagentur APA, und verwies auf die Homepage des Außenministeriums. Dort - wie auch auf der Webseite des Auswärtigen Amtes - wird vor einem erhöhten Risiko im Grenzgebiet zu Eritrea gewarnt.

Nach den Zeitungsberichten geschah der Überfall auf die Reisegruppe in der Nähe des Vulkans Erta Ale in der Danakil-Wüste. Die Region ist einer der tiefsten Orte der Erde und wird vom Nomadenvolk der Afar bewohnt. Die Region ist extrem unwirtlich, heiß und arm, aber auch von großer landschaftlicher Schönheit. In dem Gebiet waren 2007 fünf europäische Geiseln - vier Briten und eine Französin - entführt und nach knapp zwei Wochen unbeschadet gegen Lösegeld wieder freigelassen worden. Auch 2008 gab es mehrere Überfälle auf Reisegruppen.

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6 Kommentare

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  • CS
    Chrischi Singer

    Der Artikel zeichnet ein oberflächliches Bild der Problematik zwischen Eritrea und Äthiopien allgemein und in der Afar Region im Grenzgebiet zwischen beiden Ländern im Besonderen. Die Danakil-Senke und die gesamte Afar Region werden ausschließlich von nomadischen Stämmen durchstreift, die sehr eigenständig in dieser unwirtlichen und unwegsamen Region leben. Diese Stämme überschreiten die Grenzen zwischen Eritrea, Äthiopien und Djibouti nach Belieben und sind dort nicht kontrollierbar -vergleichbar mit den Touareg der Sahara. Ein Überfall mit Entführung und Todesopfern kann dort nie ausgeschlossen werden. Welches Interesse Eritrea an solchen Vorgängen haben sollte, ist völlig unklar. Das Gegenteil darf angenommen werden. Eine Stellungnahme der eritreischen Regierung fehlt in Ihrem Bericht. Äthiopien und Eritrea trennt kein Grenzstreit, denn dieser wurde vom internationalen Gerichtshof in Den Haag 2002 entschieden. Beide Parteien hatten diesen Schiedsspruch bereits 2000 im Frieden von Algier als verbindlich akzeptiert. Äthiopien verweigert die Umsetzung, hält eritreische Gebiete besetzt und droht mit Krieg, wann immer dies innenpolitisch opportun scheint. Darüber hinaus ist Äthiopien dazu übergegangen, Eritrea für sämtliche innen- und außenpolitischen Konflikte verantwortlich zu machen: den anhaltenden und von Äthiopien angeheizten Krieg in Somalia ebenso wie Anschläge verschiedener Unabhängigkeitsbewegungen in Äthiopien -nun auch einen Überfall in Afar. Solche Überfälle wurden auch in der Vergangenheit nachweislich nicht von Eritrea gesteuert. Die Regierung Äthiopiens wälzt so zu Unrecht Verantwortung auf Eritrea ab, denn es ist gerade Äthiopien, welches in der Region; namentlich Eritrea, Somalia und in eigenen Provinzen wie Tigray, Oromia und dem Ogaden seit Jahrzehnten für Instabilität und große Not verantwortlich ist. Dieses sollten deutsche Journalisten durchschauen, anstatt daran mitzuwirken.

  • VG
    von GeBo

    Eine kleine Anmerkung:

    Sicherlich ist die Afar-Region keine, wo man Urlaub machen sollte. Zu tief sind die Gräben zwischen Regierung und den dort lebenden Afar. Auch wenn die äthiopische Regierung jegliche Verantwortung abschiebt, indem sie eritreische Terroristen dafür verantowortlich macht, ist zu bedenken, dass die Afar seit Jahren unter der Politik von Präsident Meles Zenawi leiden! Zudem bleiben Gelder, die über den Tourismus ins Land kommen, bei den Reiseveranstaltern in der Hauptstadt Addis Abeba und werden nicht in der Region investiert.

    Äthiopien ist ein sehr friedliches Land und verfügt über eine große Auswahl an gut organisierten Touren. Diese haben aber in der Afar-Region nichts verloren!

    Bei einem Besuch der Afar Region ist eine bewaffnete Begleitung Pflicht. Wer also mit vorgehaltener Waffe Menschen und Natur besichtigen möchte, braucht sich also nicht wundern, wenn diese wütend auf herrschende Zustände sind!

    Die Aussage der äthiopischen Regierung, dass es sich um eritreische Terroisten handelt, sollt man hinsichtlich ihres eigenen poltischen Versagens, ganz einfach ignorieren!

  • DJ
    Dirk Jäckel

    @Zeus,

    nein, ich teile mit guten Gründen Ihre Meinung nicht. Äthiopien war stets ein sicheres Reiseland, weit sicherer als etwa Südafrika mit seiner hohen Kriminalitätsrate oder manche Städte der USA. Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes gab es nur für das unmittelbare Grenzgebiet zu Eritrea. Ich hatte das Glück, var zwei Jahren dieses wunderbare Land mit seiner einzigartigen altchristlichen Kultur kennen zu lernen und werde wieder hinfahren, freilich bestimmte Gegenden meiden. Hoffe, dass der Tourismus, der in den letzten Jahren einen gewissen Aufschwung genommen hat, keinen Schaden nimmt.

  • P
    PeterPan

    Wieso schreibt Ihr nicht gleich:

     

    "Volksgenossen fahrt nicht nach Afrika!"

  • Z
    Zeus35

    Auch wenn viele meine Meinung nicht teilen werden, aber warum fährt jemand in solch eine Region zum Urlaub? Seit wie vielen Jahren brodelt es dort schon?

    Man kann über das Horn von Afrika sicher viel sagen, aber nicht dass es dort sicher ist.

     

    Insofern vergebe ich mit Genugtuung und Unverständnis den DARWIN AWARD.

  • D
    Dan

    Ein interessanter Artikel nur sollte die taz etwas sensibler mit Über- und Unterschriften umgehen: "Überfall in Afrika" hört sich an, als handle es sich dabei um ein Land, nicht einen Kontinent und bestärkt somit wieder ein undifferenziertes Bild vom afrikanischen Kontinent. Darüber hinaus stellt diese ÜBerschrift eine krasse Verallgemeinerung dar, die auf das typisch eurozentristische Bild des "Kontinents, der von Krieg, Hunger und Dürre" geprägt ist, zurückgreift.