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Westerwelle über politische KonkurrenzNun poltert er wieder

Der ehemalige FDP-Chef Westerwelle hat sich wieder zu Wort gemeldet. In einer lang erwarteten Rede schimpft er über Linke, Grüne und Piraten.

Nach acht Monaten zurück und immer noch laut: Guido Westerwelle. Bild: dapd

DÜSSELDORF taz | Acht Monate lang übte sich der Ex-FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle in innerpolitischer Abstinenz, Am Sonntag hat er sich in einer mit Spannung erwarteten Rede erstmals wieder eingemischt. "Ich will den Erfolg dieser Parteiführung" rief der Außenminister den rund 1.000 zumeist grauhaarigen Honoratioren zu, die am Sonntag zum Neujahrsempfang der nordrhein-westfälischen FDP ins Maritim-Hotel am Düsseldorfer Flughafen gekommen waren.

"Ich stehe nicht auf der Brücke, sondern im Maschinenraum", meinte er - "da will ich gerne mitmachen." Spekulationen über einen Putsch, eine Ablösung seines Nachfolgers Philipp Rösler, seien ein Medien-Hype, suggerierte Westerwelle: "Schließlich rede ich seit 15 Jahren hier." Dabei hatten FDP-Vertreter seit Tagen für Westerwelles Rede Werbung gemacht. Neue Inhalte servierte er aber nicht, stattdessen lieferte er ein Hochlied auf die historische Notwendigkeit des Liberalismus als "Partei der Freiheit".

Westerwelle, der als Außenpolitiker dem Nato-Einsatz zugunsten der libyschen Rebellen skeptisch gegenüberstand, versuchte zunächst die Akteure des Arabischen Frühlings für die FDP zu vereinnahmen. Sie seien nicht nur "Verbündete im Geiste" der Liberalen, sondern auch ein Symbol der Globalisierung: "Die Freiheit ist auf dem Vormarsch", machte der Außenminister seiner Partei Mut, die unter miesen Umfragewerten leidet.

Wüste Angriffe

Was folgte, waren wüste Angriffe: Die Linkspartei stehe für "den Schießbefehl", die Grünen für "Bevormundung". Das von deren NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens angepeilte Rauchverbot in der Gastronomie führe "in eine Besserungsanstalt, nicht in eine freie Gesellschaft".

Und die Piraten, mit acht Prozent bundesweit weit vor der FDP, bedrohten "kulturelle Vielfalt" und "geistiges Eigentum": "Enteignungen im Internet sind nicht liberal, sondern Sozialismus." Für den steht bei Westerwelle aber auch die SPD, die "orgiastische Umverteilungen" plane. Für die FDP werde 2012 also ein "kampfkräftiges Jahr", die "liberale Geisteshaltung" solle siegen.

Zugehört hat auch der im Dezember überraschend zurückgetretene Ex-Generalsekretär der FDP, Christian Lindner, er wurde auf dem Empfang ausdrücklich begrüßt, eine Rede halten durfte er aber nicht. Dabei arbeitet der einstige Vordenker der Liberalen bereits am Comeback und versucht Vorsitzender des einflussreichen Bezirksverbands Köln zu werden - für den Fall, dass 2012 doch kein erfolgreiches FDP-Jahr wird und Parteichef Rösler abtreten muss.

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26 Kommentare

 / 
  • A
    asdfler

    Die FDP ist doch selber zum Teil Sozialistenpartei... wer so die (Zahn-)Ärzte, Apotheker, etc. mit Geld versorgt... außerdem, wer unterstützt denn momentan die Staatsratsvorsitzende Merkel in der Regierung? Das ist ja wohl eindeutig die FDP... Hat die FDP etwa nicht für den EFSF und den ESM gestimmt? Ist das etwa kein Sozialismus in den Augen der FDP?

  • H
    Hetzer

    Westerwelle plärrt mal wieder! Der Lobbyist im Staatsdienst, merkt immer noch nicht, dass er verschissen hat. Ein Zwergengehirn, dass sich durch Selbstüberschätzung stets einbildet, eine Koryphäe zu sein. Es scheint ihm weh zu tun, wenn der den Mund halten muss. Man hat den Eindruck, dass dies pathologisch bedingt ist.

  • N
    Nordwind

    Im Maschinenraum benötigt man fähige Menschen. Also keine Leichtmatrosen die dauernd gegen Luv pinkeln.

  • G
    gerd-h

    Guido, der " Leichtmatrose "

    wie war das mit dem Schiff, das dampft und segelt? und wer regelt eigentlich was ?

  • M
    Mike

    Erbärmlich könnte man eher die Kommentare hier nennen. Ich finde es gut, wenn Westerwelle sich wieder zu innenpolitischen Themen zu Wort meldet.

    Die Republik driftet doch immer mehr nach links ab und das wird uns in den Ruin treiben - es braucht die FDP und zwar eine starke FDP, die die CDU (und vll. auch CSU) davor bewahrt, zu sehr sozialdemokratisiert zu handeln.

    Nicht die Arbeitslosen und Hartz4-Empfänger tragen das Land, sondern die arbeitende Mittelschicht.

    Ich stehe jeden morgen um 6 Uhr auf und komme gegen 21 Uhr aus dem Büro und ich will nicht eine Regierung, die nur auf Umverteilen setzt, sondern auf Leistungsgerechtigkeit. Ich will nicht vorgeschrieben bekommen, wie ich zu leben habe, sondern mein Leben selbst in die Hand nehmen und gestalten wie mir es am besten passt.

  • WD
    Walther Döring

    Westerwelle hat ja so recht. Es ist ja schon unerträgich, jeden Tag diesen Einheitsbrei der Linken aus der SPD, der CDU und der Dagegenpartei zu hören. Diese Parteien sind ununterscheidbar. Die CDU kippt die Atomkraft und die Dagenpartei will Autobahnen bauen und hat Kriegen zugestimmt. Die SPD mit der Dagegenpartei hat H4 und die Liberalisierung der Finanzmärkte durchgesetzt. Wer hätte das gedacht, SPD und Dagegenpartei als Steigbügelhalter der Heuschrecken. Naja, zumindest ein Genosse der Bosse macht jetzt so richtig Kasse, und zwar mit Hilfe seines Freundes und lupenreinen Demokraten aus Russland. Schade, dass es keine Vorteilsnahme nach dem Amt gibt. Es gibt zwar auch keine Vorteilsnahme vor dem Amt, aber bei Wulff macht die Meute der Linken eine Ausnahme.

     

    Ich hatte große Hoffnungen für uns durch die Piraten. Aber es sieht so aus, als ob sich die vierte Partei von Linken aufmacht. Da sind ja die Kommunisten von "Die Linke" wenigstens noch amüsant.

     

    Wenn ich das von den Piraten schon höre: Bedingungsloses Grundeinkommen für alle schafft die Bürokratie ab. Das wäre ja der Horrortrip aller Linken in diesem Land, die ja so gerne im öffentlichen Dienst sitzen. Das wollen die natürlich verhindern. Daher sage ich dazu nur: Unsere Gerechtigkeitsfanatiker der Linken werden wieder 100.000 Ausnahmeregeln schaffen, weil ja der eine eben ein höheres Grundeinkommen benötigt als der andere. Das hat zur Folge, dass wir eine exzessive Ausgabenstruktur und Umverteilung _PLUS_ der jetzigen "griechischen" Verwaltung in Deutschland haben werden. Das fährt dieses Land in weniger als drei Jahren unrettbar an die Wand.

     

    So Ihr lieben Linken, jetzt dürft Ihr den Beitrag "verschwinden" lassen.

  • K
    Klausgg

    Wieso bekommt dieser Wellenschläger solch

    ein riesiges Forum?

     

    Wegzuhören/-sehen bringt nichts. Überall schreit

    einem dieser Zampano ins Gesicht.

  • K
    kroete

    Der Mann ohne Eigenschaften bläst sich in gewohnter Art zum Ochsenfrosch auf, der im Schatten des ersten Selbstdarstellers im Lande fast wohltuend in Vergessenheit geraten ist.

    Die üblichen liberalen Nebelkerzen der lächerlichen "Freiheitsstatue" bleiben das Markenzeichen des beschämenden "Außenmisters" unserer Republik, dessen Partei mit fast drei Prozent Wahlpotenzial dennoch die Regierung über Wasser hält.

  • K
    Kaboom

    Der Raum, den diese Splitterpartei in den Medien einnimmt, ist absolut inadäquat. Was soll das?

    Wo sind die ausführlichen Berichte über die Tierschutzpartei, und ähnlich "große Kaliber"?

    Also nochmal: Warum werden hier die abstrusen geistigen Ergüsse eines ehemaligen Vorsitzenden einer radikalen Splitterpartei reflektiert.

  • HW
    Herb Wendtland

    herr westerwelle.

    sie reissen hier bar jeder kompetenz das maul derart weit auf das man ihnen bis auf den grund sehen kann.

     

    herr westerwelle;

    der lächerlichkeit folgt oft direkt das mitleid.

    gehen sie, bevor ich sie nach einem taschentuch fragen muss!

     

    herb

    network-99

     

    ps: das capture (die kleine sichereitsabfrage) das ich eingeben musste war im übrigen "huhn".

    ein hahn wer böses dabei denkt!

  • K
    kMfN

    Maschinenraum?

    Das ist doch da, wo die Kohle geschaufelt wird!

  • WB
    Wolfgang Banse

    Guido EWesterwelle markiert den starken Mann

    Anstatt zu schweigen,markiert Guido Westerwelle wieder den starken Mann in der FDP.Jürgen Möllemann ud Guido Westerwelle haben die FDP,die Partei der schönen,Reichen und Unternehmer in den Abgrund gefahren.Sie siecht dahin.Anhänger und Parteimitgliedfer kündigen der FDP ihre Freundschaft und Mitgliedschaft auf.Bei Wahlen bleiben sie vor xer Tür.

    Regeneratiuon und Erneuerung täten der FDP gut,auch was das Besinne auf das Freiburger Programm betrifft.

    Christen sagen konsequent NEIN zur FDP,wegen das kirchenfeindliche Papier,welches immer noch existiert in der FDP.

    Philipp Rösler,bekennender Christ,katholischere Christ,hat es sich nichjt zur Aufgabe gemacht,das kirchenfeindliche FDP Papier aus den Reihen der FDP zu verbannen.

  • LW
    lars willen

    das comeback des HASSPREDIGERS.nachdem er bei seinen kollegen in den arabischen ländern erholt hat lästert und beleidigt er wieder.sein schweigen zu hartz4 soll nur die sannung erhöhen,ist aber nur überfällig,ich weiß schon jetzt was er sagen wird und wem er mal wieder die schuld gibt,den unschuldigen.

  • V
    vic

    Der Leuchtturm der Republik, er glimmt noch.

    Kaum zu glauben,

    aber er macht sich immer noch mehr zum Clown.

  • UM
    Ullrich Mies

    Als "Führungsfigur" einer 2%-Partei sollte man den Schnabel nich ganz so weit aufreissen.

  • CD
    Cara de Pinha

    Wieso der Westerwelle gegen die FDP2.0 aka Piraten wettert ist nur allzu verständlich.

  • HH
    Horst Hempel

    Und das ist jetzt echt einen Artikel wert, dass ein aufgeblasener Ichling mit galoppierendem Realitätsverlust sein Alles-Votzen-außer-Mutti-Gepöbel ablässt?

  • B
    Branko

    Hurra!

     

    Als ich die Abstimmung hier las "Die FDP befindet sich im freien Fall" dachte ich mir nur:

    "hm...schon ganz okay. Aber ein abwärts gerichtetes Raketentriebwerk wäre noch besser."

     

    Und hier ist sie auch schon (die Raketenstufe):

    Der einzige Politker, der als unerreichbare Karikatur seiner selbst von keinem Kabarettisten mehr überzeichnet werden kann, Mr. 18%, Möllis Musterschüler, Deutschlands beliebtester Außenminister ever, das Guido-Spaß-Mobil, die Freiheitsstatue römisch dekadenter Ichlinge, die fleischgewordenen liberalen Werte dieser Partei.

     

    GuidoooooooooooooooooooooooooooooooooooooWesterwelle!

     

    Auf alles schimpfen, was auch nur ansatzweise Sinn machen könnte, reihenweise Denkverbote verteilen, alles loben, was die Geldverbrennung an den Kapitalmärkten beschleunigt, dann die Leute, denen man das Geld weggenommen hat, dafür beleidigen, daß sie kaum noch Geld haben, und sich selbst als Leistungsträger darstellen, weil man ja Fuchs war, der das Geld nun hat, dafür Steuererleichterung einfordern, und ansonsten nur mit unüberlegtem Dummgeschätz zur Klimaerwärmung beitragen.

     

    Bitte, bitte, liebe Medien, spült diese Schwachmatenheinis doch bitte endlich endgültig im Klo runter, daß wir uns hier endlich wieder wichtigen Themen widmen können - auch wenn die Kotztütenindustrie dann einen Wachstumseinbruch erfahren sollte.

    Das Risiko sollte es uns wert sein.

     

    Und bitte so, daß die nie - nie - wieder auferstehen.

     

    "FDP, die Freiheit nehm ich mir."

  • S
    Slobo

    "Das von deren NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens angepeilte Rauchverbot in der Gastronomie führe 'in eine Besserungsanstalt, nicht in eine freie Gesellschaft'."

     

    Die FDP ist gegen Rauchverbote, weil der Staat mit der Tabaksteuer Einnahmen im zweistelligen Milliarden-Bereich erzielt. Würde weniger geraucht werden, bliebe kein Platz mehr für den Steuersenkungswahn der FDP. So sieht es aus!

  • P
    Paul

    Nach den nunmehr recht bekannten und verwendeten Begriff "wulffen" ( Anrufbeantworter als Abfalleimer für Aggressions- und Angstgefühle missbrauchen) kommt nun der neue Begriff "westerwellen" (mit vielen laut gesprochenen Worten und großspurigen Gesten nichts, jedenfalls nichts Neues und nichts Bemerkenswertes, zu sagen, sich dabei aber ungeheuer wichtig machen, bzw. zu fühlen. Bei Schauspielern soll eine der schlimmsten Kritiken des Regisseurs sein: "Mach hier nicht den Westerwelle" (nicht authentisch, glaubwürdig,dümmlich überzogen sprechen und handeln, siehe oben).

  • C
    Caligula

    Die spätrömische Dekadenz in Persona ist zurück und es scheint wohl nur eine Frage der Zeit bis er wieder auf den Schwächsten der Gesellschaft herumtrampelt. Dieser Mann ist unbeherrscht, hat sich nicht im Griff und mit weiteren Verzweiflungstaten der FDP ist zu rechnen.

  • T
    tazitus

    "Guido for president"

  • F
    Facepalm

    Soso....

    In einer lang erwarteten Rede schimpft er über...

    und

    ... die Piraten, mit acht Prozent bundesweit weit vor der FDP, bedrohten "kulturelle Vielfalt" und "geistiges Eigentum"

     

    Naja, da erwarte ich schon bei einer normalen Rede eines Piraten mehr Substanz, aber was willste von einer Splitterpartei erwarten...

     

    Außer dem Beweis, das sie sich für nix zu schade sind. *G*

     

    Facepalm

  • JK
    Juergen K.

    15 Jahre a gefühlte 1 Mio pro Jahr Netto

     

    auf Kosten der Steuerzahler.

     

    Maschinenraum ?

    Nee, da muss man Know How haben. Irgendeines !

     

    Latrinendienst -

    würde man vermuten,

    dort sollte er den wenigsten Schaden anrichten könne.

     

    Gut, Er wird auch da

    den Eimer gegen den Wind auskippen ...

  • MM
    Markus Müller

    Die Mumie ist zurück!

    Grausam wird ihre Langeweile wüten.

  • R
    Rainer

    Erstaunlich, als die Piraten noch knappe 2-3 Prozent hatten, wurde Ihnen nicht diese mediale Aufmerksamkeit zugestanden...

    Aber wollen wir mal nicht über Kleinst- und Splitterparteien herziehen. Ich für meinen Teil finde es super wenn die wirren Theorien dieses Mannes veröffentlicht werden.

    Jeder darf sich gerne sein eigenes Grab schaufeln.

    In diesem Sinne, bitte mehr davon!