piwik no script img

Wahlkampfwerbung der CDUK wie genial

Die CDU in Mecklenburg-Vorpommern wirbt im Wahlkampf mit konservativer Legasthenie. Moment, oder erfüllt sie vielleicht einfach nur ihren Bildungsauftrag?

Lorenz Caffier hat nicht nur einen Nachnamen, der mit C (wie Zukunft) anfängt, sondern auch das Problem, dass ihn keine Sau kennt. Bild: cdu

BERLIN taz | Die subversive Genialität des neuesten Wahlkampfcoups der mecklenburg-vorpommerschen CDU erschließt sich erst auf den zweiten Blick. "C wie Zukunft" lautet das raffinierte Wortspiel auf den Plakaten, die die Christdemokraten jetzt im ganzen Bundesland aufhängen - daneben ist Lorenz Caffier zu sehen, der kregele Spitzenkandidat, der sich mit weltgewandtem Lächeln unterm Schnauzbart den Anzug zurechtzupft. Und die Netzgemeinde und Journalistenmeute fragt reflexhaft: P wie blöd?

Dabei ist es umgekehrt, nämlich K wie genial. Wer die Christdemokraten jetzt verhöhnt, oder konservative Legasthenie vermutet, ist dem Wahlkampfteam bereits auf den Leim gegangen. Denn die CDU, die sich bekanntlich als Partei mit großer Kompetenz in der Bildungspolitik versteht, interpretiert lediglich moderne Lehrmethoden. In Grundschulen ist stur korrekte Rechtschreibung büffeln out, stattdessen lernen Kinder schreiben, indem sie lautmalerisch Wörter wie Mäklenburg-Forpomman bilden. Der Vizechef des Grundschulverbands, Ulrich Hecker, bescheinigt der Partei deshalb: "Die CDU hat mit dem zukunftsweisenden Slogan den ersten Schritt zur Alphabetisierung erfolgreich bewältigt."

Mit seinem spielerischen Sprachansatz markiert Caffier nicht nur den bildungspolitischen State of the Art. Er antizipiert zudem einen Lehrsatz der Aufmerksamkeitsökonomie, der auch - und gerade - in Mecklenburg-Vorpommern gilt. Schlechte Publicity ist besser als gar keine Publicity. Lorenz Caffier hat nämlich nicht nur einen Nachnamen, der mit C (wie Zukunft) anfängt, sondern auch das Problem, dass ihn keine Sau kennt. Und Besuche in Kitas, Altenheimen oder Holzpellet-Betrieben allein reichen nicht aus, um nach der Wahl im September nicht mehr nur Innenminister in einer großen Koalition, sondern selbst Ministerpräsident zu werden.

Der jüngste Schachzug könnte die Wende markieren. Denn dem unauffälligen Konservativen steht eine kometenhafte Karriere im Internet bevor, schon jetzt kursiert der Wahlkampf-Kracher in Blogs, Foren und Kommentarspalten. Um es mit CDU-Generalsekretär Vincent Kokert zu sagen: "Wir haben gehofft, in die Diskussion zu kommen. Es hat funktioniert."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

9 Kommentare

 / 
  • M
    Marcus

    Ich war gerade in MV zu Besuch und auch mir ist dieses sleten dähmliche Plakat aufgefallen. In so fern hat es Vermutlich einenen Zweck erfüllt. Noch viel mehr aufgefallen ist mir jedoch das es dort unmengen NPD Plakate gibt und die anderen Pateien in ganzen Landstrichen kommplet absent waren. Habe die die Ländlichen gebiete schon kommplett augegeben und konzentrieren sich nur noch auf die Städte? In den 30ern waren die Plackate bestimmt auch kaum abwechslungsärmer. Zu meine Schande muss ich auch noch gestehen des einige der Plackate richtig kreativ waren. Natürlich gibt es das übliche braune geschwafel aber ein an sich Sinnloser Spruch wie "Sei kein Frosch wähle Deutsch" ist doch überaschend gut bei mir hängen geblieben. Auch wenn ich ihn nur in so fern befolgen werde, dass ich bei der nächsten Wahl eine deutsche Patrtei wähle, also einer der Parteien die drauf steht.

  • CD
    Christiaan de Wet

    Wer erwartet heute auf Wahlplakaten noch wahre Aussagen, sonst würde es ja heißen: B wie Blockflöte!

  • W
    wespe

    Lautmalerei - na toll! Hoffentlich mündet dies nicht in eine neue verdummende Rechtschreibreform.

  • S
    Slobo

    Diese Form der Wahlkampfwerbung zeigt, wie abgehoben die Leute in der CDU sind: Es geht nicht um Inhalte. Nein, dafür sind die viel zu cool. Demnächst gibt es wieder Aussichten in viel zu tiefe Ausschnitte. Da freue ich mich besonders drauf - nicht!

  • D
    deviant

    Jetzt müsste die taz bloß noch raffen, dass dieses Arschloch aus Norwegen auch seinen Namen ins Kollektive Gedächtnis brennen wollte, und konsequent diesem broderesquen Nichts die Namensnennung verweigern.

     

    Dann könnte man nämlich fast vermuten, dass halbwegs intelligente Menschen auf ihren schlechtbezahlten Arbeitsplätzen vor den flackernden Bildschirmen hocken, die solche Versuche tatsächlich zu durchschauen fähig sind, statt nur mal blindhuhnartig über ein Korn gestolpert zu sein.

  • H
    h.yurén

    es wird ja auch allmählich zeit, dass die c-partei alphabetisiert wird. niemand weiß ja, wofür das c steht: für café, capital, conservativ, contraproduktiv, comic, criminal oder christian.

  • PP
    Peter Plan

    Der Irrglaube negative Aufmerksamkeit generiere positive Resonanz scheint weit verbreitet. Den verzweifelten Versuch einer drittklassigen Werbeagentur "auch mal lustig" zu sein, hätte sich die CDU sparen können. Herrn Cartier wird der Slogan nicht bekannter machen, die CDU allerdings zum Gespött.

  • E
    EnzoAduro

    Ein Kaff-ier für MV; zu gut. Die CDU ist so State-of-the-Art of Tomorrow; das der Begriff es zu beschreiben nicht auf Denglisch sondern auf Deutchinesisch sein müsste.

     

    Aber ich befürchte der Herr Caffier ist zu sehr vor seiner Zeit. So wie der Audi A2. Das wird kein Kassenschlager.

  • FB
    Franz Beer

    Nicht nur fehlende Competenz ist das Problem sondern leider hat die CDU mit diesem Plakat Ihre Pildungspolitik, Rechtschreibreflorm,Pulpolitik,inplragegestellt.Ist,s vieleicht Plisa? Naj besser drüber lachen ,als weinen.Auf gehts -Bald ist Plalkampf