Wahl in Grönland: Mit Charme und großem Herzen
Die Sozialdemokratin Aleqa Hammond hat die Wahl in Grönland gewonnen. Dabei wollte die künftige Regierungschefin nie in die Politik gehen.
Der Vorname Aleqa bedeutet in der Inuit-Sprache „Große Schwester für jüngere Brüder“. Er war eine Beschwörung. Die Enttäuschung war nämlich groß, als das erste Kind in ihrer Fischer- und Jägerfamilie ein Mädchen war.
„Alle hatten blaue Sachen gestrickt. Meine Mutter weinte tagelang, und meine Großmutter war zutiefst traurig“, erzählt Aleqa Hammond. Die Beschwörung half. Ihre Mutter brachte zwei Jungen zur Welt, bevor Aleqas Vater eines Tages nicht mehr vom Robbenfang zurückkehrte. Sieben Jahre war sie da alt.
Die Großmutter wäre heute sicher stolz: Ihre Enkelin wird Grönlands erste Regierungschefin. Bei den Wahlen am Dienstag errang die Parteivorsitzende einen klaren Sieg für ihre Sozialdemokraten und einen landesweiten Stimmenrekord für sich persönlich.
Ihr Charisma und ihr „Herz für die Schwächsten“ erklären den Erfolg der 47-Jährigen, so Analysten. Gewählt wurde sie in dem Grönland, aus dem sie selbst kommt: in den kleinen Siedlungen längs der Küste mit Menschen, die um ihre Zukunft fürchten.
„Ich werde nie heiraten“
Dabei hatte sie es selbst ganz eilig, ihren Horizont über diese isolierte Welt hinaus zu erweitern. Mit 15 machte sie mit Zelt und Schlafsack ihre erste Auslandsreise: nach Sardinien. Zehn Jahre später hatte sie 50 Länder bereist, sich dort mit allen möglichen Jobs durchgeschlagen und in Kanada ein Lehrerstudium absolviert. Sie spricht sieben Sprachen – darunter Deutsch.
„Ich werde nicht heiraten und nie in die Politik gehen“, erklärte Hammond 2002 in einem Interview. Da war sie Vertreterin Grönlands im „Inuit Circumpolar Council“, einem Organ aller Inuit-Völker der Arktis. Und sie wurde als „Nestbeschmutzerin“ kritisiert, weil sie auf einer UN-Frauenkonferenz schwere soziale Probleme ihres Landes wie Analphabetismus, Inzest und Alkoholismus anprangerte.
Drei Jahre später war sie verheiratet, ins grönländische Parlament gewählt und erst Familien- und Justiz-, dann Finanz- und Außenministerin. Seit 2009 ist sie Parteivorsitzende. Hätte sie drei Wünsche frei, wären das die Selbstständigkeit für ihr Land, dass alle Menschen ihre Rechte wahrnehmen können und es einen Weg gebe, die vielen Selbstmorde zu stoppen“.
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