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Vergnügungspark in GroßbritannienNazis machen Legoland dicht

Eine Veranstaltung mit 1.000 muslimischen Familien im Legoland in Windsor rief rechtsextremes Gepöbel hervor. Nun bleibt der Vergnügungspark erstmal zu.

Nach rechtsextremen Drohungen zu: Legoland in Bristol (Archivbild aus dem Jahr 1996). Bild: ap

LONDON ap/dpa/afp | Nach rechtsradikalen Drohungen per E-Mail und mit Anrufen hat das Legoland in Windsor eine Veranstaltung mit muslimischen Teilnehmern abgesagt. Das Hotel auf dem Gelände des Vergnügungsparks nahe London werde für das kommende Wochenende geschlossen, teilte eine Sprecherin am Donnerstag mit.

Dort war eine private Veranstaltung mit rund 1.000 muslimischen Familien geplant. Die Muslimische Stiftung für Forschung und Entwicklung hatte den privaten Ausflug in den Legoland-Park in Windsor organisiert. Mehr als 4.000 Angehörige unterschiedlicher Herkunft und Konfession hätten Karten reserviert, teilte die Organisation mit. Der westlich von London gelegene Park wird für die Sommersaison am 14. März eröffnet.

Die Muslimische Stiftung für Forschung und Entwicklung zeigte sich bestürzt über Drohungen mehrerer rechtsextremer Gruppen, darunter die English Defence League und Casuals United. Die Drohungen seien seit zwei Wochen telefonisch, per E-Mail und in Sozialen Netzwerken eingegangen, teilte Legoland mit.

Zeitweise musste Legoland sogar seine Facebook-Seite aufgrund von rechtsradikalen Kommentaren abschalten. Hinter den Drohungen soll nach Medienberichten die British National Party (BNP) stehen. Ein Blogger hatte das geplante Treffen als „widerlich“ bezeichnet. Es dürfe nicht stattfinden.

Legoland bedauerte die Entscheidung, das Hotel zu schließen. Die „unglaublich schwierige Entscheidung“ sei nach Abstimmung mit der Polizei getroffen worden. Aber die Sicherheit von Besuchern und Mitarbeitern habe Vorrang, hieß es. Die Polizei sei eingeschaltet worden. Die tatsächlichen Verlierer bei dieser Geschichte seien die vielen Familien und Kinder, die im Legoland einen vergnüglichen Tag hätten haben wollen.

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15 Kommentare

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  • Ich kann die Entscheidung des Legoland-Managements nachvollziehen. Extrem rechte Organisationen wie die EDL, Casuals United und die British National Party sind nicht ungefährlich. Der bis vor kurzem amtierende Vorsitzende der EDL beispielsweise äußerte sich in der Öffentlichkeit auch schon mal zustimmend zu den Taten des norwegischen Massenmörders Anders Breivik:

     

    „He is a monster (…) I believe he´s right.“

     

    http://www.youtube.com/watch?v=eqfmv7abOt8

     

    (zur EDL ab 38:13)

  • G
    Gast

    Liebe Taz-Redakteure. Bitte etwas genauer recherchieren bzw. Hintergründe dazu angeben. Siehe z. B. hier:

     

    http://www.express.co.uk/news/uk/461968/Muslim-family-day-out-at-Legoland-CANCELLED-after-park-targeted-by-far-right-protestors

     

    Das wäre in etwa so, als ob man in Deutschland einen Freizeitpark an einem Wochenende nur für Salafisten reservieren würde.

  • DA
    Die andere Sichtweise

    Nach dem Mord an dem brittischen Soldaten und den Unruhen, sowie den Shariazonen in London ist die Stimmung aufgeheizt.

    Es findet in England mitlerweile ein noch verdeckter Kultur und Zivilsatinskampf statt.

    Dieses hier sind nur Nebenschauplätze.

    Vielen Londonern geht auf das Lebensqualität verloren geht. Mit ein Grund ist der sich starkverbreitende salafistische, wahabitische Islam. Die Schlinge um liberale, weltoffene Moslem wird zunehmend enger.

    Die Selbstüberwachung in den pakistanischen Vierteln von London funktioniert leider sehr stark.

    Da ist so eine Demonstration von 4000 Anhägern schon beängstigent. Die Kinder werden hier leider nur vorgeschoben.

    • @Die andere Sichtweise:

      Neonazismus und islamistischer Fundamentalismus im "Kultur- und Zivilisationskampf"? Na das kann ja lustig werden ...

       

      Aber irgendwie finde ich Ihren Kommentar ein wenig ... wirr?

       

      Welche Demonstration?

      Welche "Shariazonen" in London?

      Was hat die "Selbstüberwachung in den pakistanischen Vierteln von London" damit zu tun - und was soll das überhaupt sein?

      Und: Wenn dieser "Kultur- und Zivilisationskampf" derzeit "noch verdeckt" abläuft, wie Sie schreiben - woher wissen Sie dann davon?

  • WD
    Wehret den Anfängen

    Tja, da haben unsere PI-Nazis ja eine gute Vorlage.

  • T
    tim

    es wird zeit, dass gegen diese gruppierungen vorgegangen wird. das hat mit meinungsfreiheit rein gar nichts mehr zu tun.

  • So weit sind wir also schon, dass man vor Nazis kapituliert!

    • @Michael KLlein:

      Wenn Sie Ihre Kinder wissentlich in Gefahren mit hineinziehen würden oder möchten, ist das Ihre Entscheidung. Ich kann das Bestreben, Kinder schützen zu wollen gut verstehen.

      Welchen Gefahren man sich selbst aussetzt ist ja was anderes.

  • man kann einen privaten park, der komplett eingezaeunt ist, nicht ausreichend sichern?

    • @the real günni:

      Wahrscheinlich könnte man Legoland absichern.

      Aber wie müssen sich dann die Kinder fühlen ?

      Und absolute Sicherheit gibt´s leider nicht. Man stelle sich nur mal vor, es passiert einem Besucher - vielleicht sogar einem Kind - wirklich etwas oder ein Kind wird Zeuge.

       

      Ich finde, das übelste daran ist, dass Rassisten und/oder Faschisten mit der Macht der Angst ein leider gut funktionierendes "Werkzeug" haben.

       

      Für Demokratie, Mut und

      Aufklärung !

      Gegen Angst, Faschismus und Rassismus !

      • @T. Gas Yrrag:

        ja aber eben. dann muss man eben die ganze wekt dicht machen. das ist doch alles quatsch. meinen sie, da haetten sich trotz genauer einlasskontrolle naziterroristen mit gut versteckten plastikbomben in den park grschlichen, um dann legoland in die luft zu sprengen?

        • @the real günni:

          Ich wollte damit nur sagen, dass ich die Schwierigkeit der Lage verstehe.

          Auf der einen Seite sollte man den Rassisten und Faschisten dieser Welt mutig entgegentreten, aber andererseits würde ich mein Kind nicht wissentlich einer solchen Gefahr aussetzen.

          Wenn es um das eigene Leben geht, ist das etwas anderes.

           

          Und nein, ich habe nicht von "Plastikbomben" geredet oder daran gedacht. Ich denke, wenn man auch nur einen winzigen Funken Fantasie hat, kann man sich vorstellen, dass es auch andere Arten von Gewalt gibt.

          Und wie gut bzw. ausreichend etwas bewacht ist zeigt sich erst danach.

  • 1G
    1714 (Profil gelöscht)

    So ähnlich hat es in Deutschland in der 1920iger Jahren auch angefangen. Es ist erschreckend, was sich ein Staat alles bieten lässt. Diese braune, stinkende Brühe sollte man bekämpfen, nicht spielende Kinder!

  • D
    D.J.

    Was ist schlimmer: Der Mob oder die Feigheit, die dem Mob nachgibt? Ich tendiere zu Letzterem. Ob nun Rechtsradikale eine Veranstaltung oder Linksradikale eine Lesung verhindern. Voltaire, wo bist du...

    • @D.J.:

      Sie wollen ernsthaft Neonaziorganisationen mit den Berliner Ensemble-Demonstrantinnen und -Demonstranten auf eine Stufe stellen?

       

      Woher wissen Sie überhaupt, dass es sich da um Linksradikale gehandelt hat?

       

      Entschuldigung, aber ich denke, da schießen Sie über das Ziel hinaus.