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Untersuchung der Stiftung WarentestVerkeimte Hähnchenschenkel

Krank machende Bakterien und Erreger, die gegen Antibiotika resistent sind: Beim Test von Hähnchenschenkel schnitt knapp die Hälfte der Produkte schlecht ab.

Nicht so frisch und keimfrei wie erhofft. Bild: frau.L. / photocase.com

BERLIN afp | Frische Hähnchenschenkel sind laut Stiftung Warentest häufig mit Keimen belastet. Im Test fanden die Verbraucherexperten in jedem zweiten Fall zu viele und teilweise krank machende Bakterien, wie die Zeitschrift //www.test.de/Huehnerfleisch-im-Test-Riskante-Keime-entdeckt-4612889-0/:test am Donnerstag aus ihrer Oktober-Ausgabe berichtete.

Ein Teil der Erreger war zudem gegen bestimmte Antibiotika resistent. Auffällig war demnach, dass die fünf Bio-Produkte im Test viele Verderbnis- und Krankheitskeime enthielten. Selbst das beste Bio-Produkt erhielt deshalb nur die Note „befriedigend“.

Insgesamt untersuchten die Tester 20 Produkte kurz vor oder am Verbrauchsdatum auf Keime. In neun Fällen waren die frischen Hähnchenschenkel mikrobiologisch nur „ausreichend“ oder „mangelhaft“. Zwar waren alle Produkte frei von Salmonellen. In zwei Fällen jedoch fanden die Tester mehr Listerien als die EU erlaubt. Diese Bakterien können Hirnhautentzündung verursachen und Ungeborene schädigen.

Bei anderen Keimen waren laut test oft Richt- oder Warnwerte der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie überschritten, etwa für Pseudomonaden oder Enterobakterien. Pseudomaden lassen Lebensmittel verderben, Enterobakterien können Krankheiten verursachen. Campylobacter, einen Durchfallerreger und typischen Hühnerhofbewohner, fanden die Prüfer in acht Produkten. Für den Erreger gebe es aber keinen Richtwert.

Multiresistente Erreger

In zwölf von 20 Hähnchenschenkeln fanden die Tester zudem Bakterien, die gegen bestimmte Antibiotika resistent sind. Der Masseneinsatz von Antibiotika auch bei Hühnern macht Bakterien unempfindlich gegen Arzneien. MRSA ist der bekannteste resistente Keim. Aus Ställen und Schlachthöfen gelangt der Erreger auch in Lebensmittel. MRSA wurde in fünf der getesteten Produkte gefunden.

In Krankenhäusern ist MRSA ein zunehmendes Problem. Während der Keim für gesunde Menschen ungefährlich ist, ist er für chronisch Kranke oder frisch Operierte eine Gefahr, weil er zu kaum behandelbaren Infektionen führen kann.

Insgesamt schnitten nur fünf Hähnchenschenkel im Test mit dem Urteil „gut“ ab. Zwei davon – von „Friki“ und von Kaufland – enthielten besonders wenig Keime und keine antibiotikaresistenten Bakterien. Auch bei den fünf getesteten Bio-Produkten fand die Stiftung Warentest nur in einem Fall antibiotikaresistente Bakterien. Eine mögliche Erklärung dafür sei, dass bei Bio-Erzeugnissen der Antibiotikaeinsatz stark beschränkt sei.

Hygiene bei der Verarbeitung beachten

Doch selbst die Hähnchenschenkel, die im Test gut abschnitten, sind nicht völlig keimfrei. Völlig verbannen lassen sich die Erreger aus Geflügel nie. Sie sollten aber kritische Mengen nicht überschreiten und keine Krankmacher sein, erklärte Stiftung Warentest.

Verbraucher sollten bei der Verarbeitung von Geflügel in jedem Fall auf Hygiene achten. Das Fleisch sollte stets gut gekühlt und schnell verbraucht werden. Zudem sollte das Fleisch gut durchgegart oder durchgebraten werden. Das tötet Bakterien. Zudem sollen sich Verbraucher gründlich die Hände waschen und Messer und Bretter anschließend abschrubben.

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4 Kommentare

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  • Es geht auch ohne Fleisch. Go veg*

  • Mir gefallen die Tipps zum Umgang mit dem Hühnerfleisch am Ende der Meldung. Klingt mehr wie eine Anleitung zum Handhaben von Giftmüll als nach Lebensmittel.

    Antibiotika bekommen die Hühner nicht nur zur Verhinderung von Krankheiten sondern als Wachstumsbeschleuniger.|

  • G
    Guglhupf

    Wer so was kauft, hat selbst Schuld.

    Armes Hähnchen! :-(

  • der Deutsche will das so, ansonsten hätte er vergangenen Sonntag 'grün' gewählt. Kein Mitleid!