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US-Präsident droht Assad mit MilitäreinsatzObamas „rote Linie“

Die „rote Linie“ wird überschritten, sobald Syrien einen Chemiewaffeneinsatz auch nur vorbereitet, sagt Barack Obama. Dann droht dem Assad-Regime ein US-Militärschlag.

Präsident Obama: „Bis hierher und nicht weiter.“ Bild: dapd

BERLIN taz | Es war sicher nicht geplant, dass ausgerechnet die letzte Minute einer Pressekonferenz Barack Obamas im Weißen Haus Schlagzeilen machen würde. Nachdem sich der Präsident fast 20 Minuten lang zum US-Wahlkampf geäußert hatte, fragte ein Journalist, ob Obama sich den Einsatz des US-Militärs im Falle einer Benutzung chemischer Waffen durch Syrien vorstellen könnte.

Obama antwortete, das sei ein sehr ernstes Thema, man könne nicht zulassen, dass diese Waffen in die falschen Hände gerieten. „Wir haben dem Assad-Regime, aber auch den anderen involvierten Kräften sehr klargemacht, dass es für uns eine rote Linie ist, wenn wir beobachten, dass viele dieser Waffen umhertransportiert oder benutzt werden“, sagte Obama. „Das würde meine Rechnung verändern.“

Obama sagte, dass die USA eine Reihe von Plänen ausgearbeitet hätten, um sicherzustellen, dass mit den Waffen kein Unheil geschieht – inklusive Notfallpläne, die laut Pentagon-Angaben den Einsatz Zehntausender Soldaten erfordern würden. Aber der Präsident machte auch deutlich, dass sich die Position seiner Regierung bezüglich einer militärischen Intervention nicht geändert hat.

Syriens Chemie

Sarin wurde 1939 entdeckt. Es ist eine flüssige, farb- und geruchlose Substanz. Über Haut und Atmung aufgenommen kommt es zu Vergiftungen und Bewusstlosigkeit bis zum Tod. Im Kalten Krieg lagerten die USA und die UdSSR große Mengen Sarin. Iraks Diktator Saddam Hussein setzte den Kampfstoff 1994/95 gegen den Iran und gegen irakische Kurden ein.

VX wurde 1952 entdeckt. Das Gift dringt über Haut und Atemwege in den Körper ein und führt innerhalb weniger Minuten unter Krämpfen zum Tod.

Senfgas, bereits 1822 entwickelt, wurde erstmals im Ersten Weltkrieg durch deutsche Truppen in Belgien eingesetzt. Der Irak benutzte Senfgas beim Angriff auf das kurdische Halabdscha im Jahre 1988. Senfgas dringt durch die Kleidung in die Haut und führt zum Tod.

Erst Ende Juli hatte die Regierung in Damaskus gesagt, sie würde solche Waffen, „falls es sie gibt“, niemals gegen die eigene Bevölkerung einsetzen, sondern ausschließlich zur Verteidigung gegen eine ausländische Militärintervention.

Die Sorge dominiert

Politisch war das seinerzeit als erstmaliges Eingeständnis Syriens gewertet worden, solche Waffen überhaupt zu besitzen. Auch Obamas Bemerkungen legen nicht nahe, dass die US-Regierung deren Einsatz im Kampf gegen die Rebellen für wahrscheinlich hält. Vielmehr scheint die Sorge zu dominieren, dass die syrische Regierung selbst nicht mehr in der Lage sein könnte, die über mehrere Standorte verteilten Kampfstoffe zu sichern. So beeilte sich ein Sprecher auch klarzustellen, man meine mit „Bewegung“ nicht Anstrengungen der syrischen Regierung, die Bestände zu sichern, sondern mögliche Versuche, die Waffen einzusetzen oder außer Landes zu bringen.

Von Wikileaks veröffentlichte Dokumente legen nahe, dass sich Syrien sowohl aus dem Iran als auch aus der Europäischen Union die Materialien für die Chemiewaffenproduktion beschafft hat – im Rahmen ganz legaler Handelsgeschäfte, denn die Grundstoffe der Kampfgifte sind auch für zivile Zwecke einsetzbare Materialien. Aus der US-Regierung heißt es, man beobachte die Bestände gemeinsam mit der Türkei und Jordanien.

Die US-Regierung hat bislang von jeglicher Drohung an das Assad-Regime abgesehen. Seit einem Jahr allerdings fordert sie Präsident Assad zum Rückzug auf. „Er hat die Botschaft nicht verstanden“, sagte Obama bei der Pressekonferenz am Dienstag.

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11 Kommentare

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  • G
    GWalter

    Syrienkrieg=Nato-Krieg

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    In Nov. 2010 wurde die neue NatoTaktik von den EU-Laendern akzeptiert, welche jetzt in Syrien ausgetestet wird. Ein Regime stuerzen indem man die Ereignisse vorort ausnutzt.

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    USA+UK+Israel+Frankreich haben schon ueber Jahre Agenten hierfuer ausgebildet welche jetzt vorort aktiv sind,Anschlaege organisieren und die Massen bezahlen+beeiflussen.

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    Es ist ein Natokrieg ohne Kriegserklaerung, deswegen sind konzequent alle Friedensermittlungen von den genannten Laendern sabotiert.

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    Hieraus geht hervor dass saemtliche Natolaender fuer die Opfer in diesem schmutzigen Krieg mitverantwortlich sind.

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    Es ist hoechste Zeit die Nato in eine EU-Organisation abzuaendern damit die EU sich distanzieren kann von der US-Kriegstreiberei und solche Unfaelle nicht wieder passieren.

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    Die Zeit, dass die EU+Nordamerika von den restlichen Laendern auf unserem Planeten für ihre Verbrechen sanktioniert werden kommt immer naeher.

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    Was das fuer ein Exportland wie Deutschland bedeutet wird jedem klar sein, der EU-Niedergang wird sich ueber viele Jahrzehnte fortsetzen

  • U
    Ute

    So ein Machtwort von Obama war wohl nötig,

    wegen des Wahlkampfs.

  • A
    antares56

    Der sogenannte Friedensnobelpreisträger droht wieder mal einem Land mit Krieg! Und führt überall auf der Welt Krieg.

    Das Nobelpreiskomitee sollte ihm den Friedensnobelpreis wieder aberkennen!

  • J
    Jean

    ... und dann der nächste Friedensnobelpreis bitte ...

  • UM
    Ulli Müller

    Sieht so aus, dass selbstr die beste Unterstützung nicht ausreicht, weil letztendlich dieser ganze Aufstand auf ein paar Leute fußt.

    Wenn die geheuerten Scherken es nicht schaffen da muss der Herr selbst raus.

    Auch am Tod der Journalistin sieht man, dass alles inzeniert wird, um die westlichen Interessen auch selbst mit eigenem Kriegseinsatz durchsetzen zu können.

    Auch in Lybien muste die Nato selbst Einsätze fliegen.

  • A
    aurorua

    Klappt doch wie am Schnürchen. Erst versorgt man alles was gegen Assad ist mit Waffen und Geld egal ob Moslembrüder oder Al Qaida, treibt ein ganzes Volk in einen Bürgerkrieg und zum guten Schluss spielt man sich als Retter und Weltdemokrat auf um ein ausgeblutetes Volk "zu befreien".

    Schließlich will Israel und USA noch dieses Jahr die iranischen Atomanlagen militärisch ausschalten, aber vorher muss der enge Verbündete des Iran, nämlich Syrien, komplett am Boden liegen.

  • O
    OhBarma

    wieso kommt mir das mit den chemiewaffen so bekannt vor ?

    liebe farbige marionette .. in syrien is doch nix zu holen .. man doch erstmal den iran platt und demokratisiere ihn .. öl !! (kleiner tipp)

  • JD
    john doe

    Es ist wahrlich an der Zeit das die USA ihren geschichtlichen Platz in der Reihe der Weltimperien, als schönes Urlaubsland einnimmt - und nicht mehr!

  • D
    derp

    Das ist doch derselbe *Bullshit* wie im Irak und in Libyen.

     

    Die Amis suchen sich einfach nen Grund zum Angreifen. MASSENVERNICHTUNGSWAFFEN! Menschen aller Länder, habt Angst!

     

    Und zu den Vorwürfen eine japanische Journalistin getötet zu haben, werden nur die "Befreiungskämpfer" interviewt. Die Seite, die davon strategisch nur profitieren kann.

     

    Mich kotzt diese Kriegsberichterstattung in den Medien nur noch an...

  • EM
    Es müssen

    natürlich gesicherte Erkenntnisse über solch Waffen vorliegen.

    So wie im Irak.

  • O
    OngCu

    Na bitte, da bekommt Er (USA) seinen (Ihren) Krieg.

     

    Wie immer oder?

     

    WAR? Yes we can.

     

    *fail*