piwik no script img

„Thor Steinar“-Laden umbenannt„Brevik“ heißt jetzt „Tonsberg“

Die bei Neonazis beliebte Modemarke „Thor Steinar“ hat die Filiale in Chemnitz umbenannt. Die Ähnlichkeit zum norwegischen Attentäter Breivik sei unbeabsichtigt.

Außen besser, innen genauso schlimm: „Thor Steinar“-Filiale in Chemnitz. Bild: reuters

CHEMNITZ taz/epd | Der Widerstand von Anwohnern gegen den in der vergangenen Woche in Chemnitz eröffneten „Thor Steinar"-Laden "Brevik“ zeigt Wirkung. Der Name wurde in „Tonsberg“ umgewandelt. Die Assoziationen, die mit dem Namen „Brevik“ entstanden sind, seien „nicht beabsichtigt“, sagte ein Sprecher der Betreiberfirma.

Der vorherige Name des Ladens der bei Neonazis beliebten Marke „Thor Steinar“ erinnerte an den rechtsextremen norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik. Der hatte im Sommer 2011 bei Anschlägen in Norwegen 77 Menschen getötet.

Die Marke Thor Steinar habe nichts mit den Taten Breiviks zu tun, sagte der Sprecher von Mediatex. Dennoch solle der Laden in den nächsten Tagen umbenannt werden. Wie das Szene-Geschäft dann heißen soll, ließ die Firma offen. Brevik ist der Name einer Kleinstadt an der norwegischen Südküste.

Am Mittwochabend wollten sich Politiker, Anwohner und Gewerbetreibende in Chemnitz zu einer Bürgerinitiative zusammenschließen. Geprüft werde derzeit sowohl das mögliche gesellschaftliche wie juristische Vorgehen gegen die Filiale, teilte das Bürgerbüro der SPD-Landtagsabgeordneten Hanka Kliese als einer der Initiatoren mit.

Der private Laden-Vermieter aus Bayern habe den Vertrag geschlossen, ohne über die Absichten des Mieters Bescheid gewusst zu haben. Das Geschäft wurde bereits mit roten Farbbeuteln beworfen.

Die Stadt Chemnitz unterstützt den Protest gegen das Geschäft. Der Widerstand soll nun „Thor Steinar“ dazu drängen, den Laden aufzugeben. In Hamburg gelang das bereits 2008 mit der ersten „Brevik“-Filiale. Mehr als zehn „Thor Steinar“-Geschäfte gibt es derzeit in der Bundesrepublik, die meisten in Ostdeutschland und mit einem Namen norwegischer Ortschaften.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

13 Kommentare

 / 
  • S
    *seufz*

    Und wenn ein Herr mit dem Namen "Georg München" morgen 20 Migranten erschießt, benennen wir auch die bayerische Landeshauptstadt um in Tonsberg, denn solch eine Überschneidung wäre natürlich nicht tragbar.

  • W
    webmarxist

    @broxx

     

    Wenn es das gleiche wäre, würde es auch gleich behandelt!

    Mit einem Mao, Stalin oder Ceaușescu-T-Shirt gibt es keine Probleme, bei Hitler, Göhring oder Hess gehen sie in den Bau. Damit ist logisch, es gibt gute und schlechte Diktatoren, je nachdem wen sie ermordet haben.

    Wenn sie es anders sehen, machen sie doch den T-Shirt-Test am Brandenburger Tor, mal das eine dann das andere. Der Staatsanwalt erklärt es ihnen nachher nochmal ganz genau. ;-)

  • M
    M&M

    Zitat HamburgerX:

     

    "...mehrere Mitglieder der Rockgruppe "Marilyn Manson"..."

     

    selten so gelacht, danke!

  • F
    Farbbeutel

    Erst Farbbeutel an die Wände und später schreiben wir in großen Buchstaben "Nazi" an die Schaufenster weil sich dort jemand ernsthaft die Dreistigkeit erlaubt Kleidung zu verkaufen anstatt zu Hartzen. Das ist ja sowas von undemokratisch.

  • B
    broxx

    Solange selbst bei Gottschalk ein Massenmörder als Bild hängt (Che) und haufenweise links eingestellte ein TShirt mit dem Konterfei dieses Massenmörders tragen, sollte sich doch niemand aufregen. Oder ist ein rechter Massenmörder schlechter als ein linker? Tot ist doch wohl tot! Und beides scheisse...

  • T
    Tashano

    Ihren Kommentar hier eingeben

    „Brevik“ heißt jetzt „Tonsberg“

    Der Name wurde in „Tonsberg“ umgewandelt.

    Dennoch solle der Laden in den nächsten Tagen umbenannt werden.

    Wie das Szene-Geschäft dann heißen soll, ließ die Firma offen.

     

    ???

  • SS
    Svetozar Schnuckelberger

    Brevik ist ein - ziemlich hübsches - Städtchen in der Telemark - was soll das eigentlich mit dem Herrn Breivik zu tun haben?

  • N
    Neo

    "Demokratie ist immer bedroht...." Zitat Stieg Larsson

     

    Neo, die Unbestechlichen

  • TM
    thomas mathe hahn

    ist das "lebenswichtig"? ob ein Modeladen in Deutschland bla oder blu heisst ???

  • N
    name

    Ich lese da "Tønsberg", nicht "Tonsberg".

  • H
    HamburgerX

    Wenn sich mehrere Mitglieder der Rockgruppe "Marilyn Manson" buchstabengleich nach Serien-/Massenmördern benennen, dann regt sich keiner auf, es gibt sogar Preise wie die goldene Schallplatte in Deutschland. Warum? Kann mir jemand die Logik dahinter erklären? Gibt es gute und schlechte Mehrfach-Mörder?

  • A
    Andi

    Da können sich die Antifaschos ja jetzt mal mit Ferienunternehmen brevik.de beschäftigen, die ebenfalls mit dem Namen "Brevik" ein makabres Geschäftsmodell fahren.

  • TW
    top werbeaktion

    Schnell mal in die Schlagzeilen gekommen. Eine bessere und günstigere Werbeaktion gibt es wohl nicht.