piwik no script img

Streit der Woche zum Springer-Boykott„Geringachtung von Leib und Leben“

Soll man den Springer-Konzern boykottieren? „Ja“, sagt der Schauspieler Ottfried Fischer. Die Zeitung jage Leute. Gretchen Dutschke sieht das anders.

In diesem Haus wird die Bild-Zeitung produziert Bild: dpa

Gretchen Dutschke, die Witwe des Studentenführers Rudi Dutschke, hat sich gegen einen Boykott des Springer-Verlages im Jubiläumsjahr der Bild-Zeitung ausgesprochen und das mit der Pressefreiheit begründet. Dennoch kritisierte sie den Verlag heftig.

„Als die Bild-Zeitung die Schlagzeile ‚Rudi Dutschke – Staatsfeind Nr. 1‘ herausposaunte, wollte sie ihn außer Gefecht setzen“, schreibt Dutschke im „Streit der Woche“ der sonntaz. Heute seien die Springer-Zeitungen jedoch vorsichtiger. Sie hetzten gegen Hartz-IV-Empfänger, Muslime, gegen ‚Sozialisten‘ und Migranten – ein Aufruf zum Mord sei das jedoch nicht: „Deswegen gilt Meinungsfreiheit – ein demokratisches Grundrecht.“

Bild will anlässlich des 60 Geburtstags im Juni an alle Haushalte Ausgaben verteilen lassen. Das Kampagnen-Netzwerk Campact ruft derzeit zum Boykott der Aktion auf. Das will Campaignerin Susanne Jacoby aber nicht als Boykott des gesamten Verlages verstanden wissen.

Der Schauspieler Ottfried Fischer spricht sich für einen Boykott des Springer-Verlags aus. „Da fehlt es vehement an Achtung der Menschenwürde“, schreibt er in der taz-Wochenendausgabe. Die Berichterstattung des Blattes sei möglich „durch einen ‚Bild‘-spezifischen Pressefreiheitspopanz, der der Zeitung dazu verhilft, in gottähnlicher Attitüde Leute brutal und ohne Barmherzigkeit, unter Geringachtung von Leib und Leben, bis hin zur Zerstörung der Existenz zu jagen“.

Niagarafälle mit dem Kanu aufhalten

Bild: taz

Den „Streit der Woche“ zu Springer und viele andere spannende Texte lesen Sie in der sonntaz vom 28./29. April 2012. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

Klaus Staeck, Bild-Gegner mit Tradition, erinnert an den Aufruf von 1981 („Wir arbeiten nicht für Springer-Zeitungen.“) den er gemeinsam mit Heinrich Böll, Günter Grass und Peter Rühmkorf startete. Für ihn ist die Bild-Zeitung die „tägliche bösartige Versuchung für den, der in das Blatt mit den großen Schlagzeilen kommen will, wie auch für den skandalgeilen Leser.“ Aber Springer boykottieren? Das wäre „so ähnlich wie die Niagarafälle durch ein quergestelltes Kanu aufhalten zu wollen.“

Wolfgang Storz, ehemaliger Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, setzt auf schlichte Nichtbeachtung und bittet Journalisten und Politiker: „Tun Sie einfach nichts. Sehen Sie in der Bild-Zeitung kein Leitmedium, kupfern Sie Themen und Machart nicht ab.“

Ganz anders der zeitweilige Bild-Kolumnist Peter Gauweiler: Die Frage nach einem Boykott sei „eine ziemliche Unverschämtheit aus dem Mund von Alt-68ern“. Schließlich sei Axel Springer einer der Menschen gewesen, ohne die der Westen bis zur sowjetischen Perestroijka nicht durchgehalten hätte. „Die taz, die bei einem Sieg der DDR keine Chance gehabt hätte, sollte sich bei Springer bedanken“, empfiehlt CSU-Mann Gauweiler.

Die Meinung von Heide Simonis, frühere Ministerpräsidentin Schleswig-Holsteins, die gegen die Bild-Zeitung vor Gericht gezogen ist, die des Kiosk-Besitzers Winfried Buck und des ehemaligen BDI-Chefs Hans-Olaf Henkel lesen Sie in der sonntaz vom 28./29. April.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

20 Kommentare

 / 
  • F
    Fischer

    MMn bereitet hier der Anlass, die Existenz der BILD und ihre Machenschaften, mehr Kummer als die eigentliche Ursache eines jenen Problemes.

    Wer Meinungen erfolgreich beeinflussen will, muss auch über ein Publikum verfügen, welches gewünschte Resonanzen hervorbringen kann.

    Die Bild zu boykottieren würde entstandene Vorurteile auch nicht wettmachen, die Schwächung eines großen Akteurs würde nur seine Konkurrenz bekräftigen, durch den Boykott eines Übel, wäre somit einem womöglich schlimmeren Übel zu mehr Platz verholfen.

     

    Daher würde es mMn mehr Sinn ergeben, die eigentliche Ursache, die mangelde Bereitschaft zur Medienreflexion beim Schopfe zu fassen.

    Sagen lässt sich das einfach und über den Erfolg eines einschreitenden Handelns lässt sich streiten, die Qualität jenes gewollten Nutzen lässt sich jedoch nur schwerlich abstreiten.

     

    Mehr Bildung auf den Tagesplänen von Politkern, nicht nur um einer Bildungselite Sicherheit zu gewähren, sondern auch, um der Gesellschaft Medienreflexion bzw. deren Bereitschaft zu lehren, scheint mir demnach sinnvoller und liberaler als die Bild zu boykottieren (bzw. einen umfangreicheren Boykott zu organisieren - siehe unten).

     

    Wenn man darüber nachdenkt eine aufgeklärtere Gesellschaft zu fördern muss man der fehlenden Bereitschaft eben dazu wohl entgegensehen und realistisch bleiben. Sua sponte wird sich ein Großteil keine Untehaltung für ein kleines bisschen Aufklärung wegnehmen lassen bzw. Zeit zu vergeuden, jenes anschließend zu reflektieren.

     

    ...

    Ich schweife aus.

    Summa summarum also nicht die BILD boykottieren, sondern den Mangel an Bereitschaft, ihre Inhalte zu reflektiern.

     

    mfG

     

    p.s.

    Die Frage hinsichtlich jenes Boykotts habe ich als organisiert und dem Ziele, andere Menschen ebenfalls von einem Boykott zu überzeugen, interpretiert. Individuell und ohne, dass ein zweiter den ersten davon überzeugen muss, bejahe ich einen solchen Boykott.

  • D
    DerDemokrator

    Ich fand die letzte Doku(BILD MACHT POLITIK) von Sascha Adamek und Christiane Meier interessant.

     

    http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=10151786

     

    Genial fand ich deren Talent für aufmerksamkeitsstarke Schlagzeilen. Widerwärtig hingegen den Stil dieses "Drecksblatts" wie Wallraff es nennt und absolut unheimlich wie der Sturz des letzten (etwas zu eitlen) Bundespräsidenten durch gezielte Meinungsmache durchgeführt wurde.

    Deshalb habe ich den Kosenamen auch von "BLÖD" zu "KILLT" verändert.

     

    Die Campact-Aktion unterstütze ich wo es geht, auch hier:

     

    http://www.campact.de/campact/home

     

    Ciao

    DerDemokrator

  • T
    Thomas

    Gauweilers Konfabulationen: Stumpfe Reflexe eines hängengebliebenen Altrechten, der in Schützengräben denkt ("bei einem Sieg der DDR") und die Welt nicht mehr versteht. "Alt-68er", my Ass! Jaja, und deine Mudder! Die meisten Leute, die heute die Rechtspresse verabscheuen, waren 1968 vermutlich noch gar nicht auf der Welt ...

  • V
    vic

    Es breitet mir große Sorgen, dass so viele Deutsche diese einseitige Meinungsmaschine als Zeitung sehen.

    Deshalb ist Deutschland so, wie es ist: Fremdenfeindlich, unsymphatisch, unfreundlich. Sogar untereinander.

    Ich möchte diesen gedruckten Mist jedenfalls nicht mal mit Schutzhandshuhen aus meinem Briefkasten ziehen. Deshalb verweigere ich die Annahme der "Zeitung", die ohnehin nicht mehr Wert ist als am Tag der Jubiläumsaktion.

  • M
    Marvin

    Furchtbar.

     

    Furchtbar, wie man es schafft, Boykott und Verbot gleichzusetzen.

     

    Furchtbar, wie ihr es schafft, euch zu liebkosen. Hier geht es nicht um Köln & Düsseldorf / Schalke & Dortmund / Union & Hertha!

     

    Hier geht es um eine Gegner*innenschaft, die so etwas von substanziell ist, dass es schon an ein Verbrechen grenzt, lustig über sie zu plaudern - wie mit Bush ein Ferkel zu grillen:

     

    Die unversöhnliche Gegenüberstellung der Menschenrechte & der "Bild"-"Zeitung".

     

    Bedauerlich. Nein, danke.

  • JB
    Jana B.

    Die schlimmsten sind nicht etwa die Bild-Leser (wer Bild liest, ist ja nur ein armer Tropf, der es nicht besser weiß), nein, die schlimmsten sind diejenigen, welche die Hetz- und Lügengeschichten relativieren und so tun, als wären die Kritiker der Bild die Bösewichter und die Bild dann auch noch verharmlosend als "voll lustig und total Kult" hinstellen.

  • P
    pablo

    Ich werde die Kostenloseausgabe dann ab in den Briefkasten geben. Soll sich die Post bzw. der Springerkonzern damit beschäftigen. die BILD ist ein Hetzblatt und Lügenblatt dies ist gerichtlich mehrfach bestätigt worden.

    Insgesamt kommt man am Springerkonzern mit seinen vielen Zeitung nicht vorbei wenn man sich nicht nur einseitig informieren möchte. Es gibt Zeitungen von Springer als auch von anderen die sehr wohl gute journalistische Arbeit leisten hieraus einen Boykottaufruf gegen die gesamten Zeitungen von Springer zu konstruieren lässt mich bloß müde schmunzeln denn hier wird mit der Verallgemeinerung gearbeitet die Springer in seiner BLÖD und anderen schmieren Blättern vorgeworfen wird. Ein Boykott gegen sorgfältig ausgewählte Zeitungen und gut Begründet ist wünschenswert.

  • S
    suswe

    Wer sich den Chefredakteur der Bild anschaut und ein bisschen Geschmack hat, kauft keine Springer-Produkte. Dem Rest ist sowieso nicht zu helfen.

  • P
    Pressefreiheit

    Manchmal scheint in Vergessenheit zu geraten, dass es hier um die einzige "Zeitung" Europas geht, die vor Gericht die Behauptung "Bild lügt"

    nicht zurückweisen konnte.

    Mehr als die Hälfte der Aussagen einer Nummer waren entweder frei erfunden oder substantiell verändert, oft ins Gegenteil verkehrt.

  • R
    r.kant

    Wenn man die Bild boykottieren will müsste man auch die taz boykottieren. In der taz wird gegen Reiche, Autofahrer, Deutsche und Kapitalisten gehetzt. Ihr seid nicht besser als die Bild!

  • Y
    yberg

    oh gauweiler peter,

     

    axel springer hat erst nach seiner moskau reise auf der er nicht die gewünschte anerkennung und zustimmung durch chruschtschow erfuhr ,mit seiner hetze gegen die "DDR" und UDSSR begonnen.als selbstsüchtiger narziß,labiler weiberheld und feigling unterm herrn brachte er von nun an u.a. seine exNazis in stellung,die sich munter austoben durften und recht schnell für die eskalation des kalten krieges in der frontstadt-machen wir uns nix vor ,im staatsknete paradies ,auch für axel-sorgten.springer war kein scharfmacher,er ließ scharfmachen

     

    ohnmächtig,trotz permanenter direkter interventionen bei abgeordneten und würdenträgern, mußte springer später zusehen ,wie eine entspannungspolitik auf den weg gebracht wurde,die die von ihm mitverantworteten verhärtungen des kalten krieges aufbrachen und die folgen für die menschen und unser-ZITAT- vaterland abmilderte

     

    der schwarze peter sollte mal darüber nachdenken,ob ohne diese primitiven kampagnen der mauerbau ausgeblieben wäre und unser vielleicht schon viel früher wiedervereinigtes land heute besser dastünde

     

     

    im übrigen sind die derzeitigen bemühungen der selbsternannten springerwiedergänger,springeranbeter und springererben vielmehr unter sektenpredigerei abzulegen und sorgen letztlich für immer mehr fallhöhe für die axel springer AG ,den immer weniger medien denn dienstleistungskonzern.

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Habe ich da richtig gelesen, dass Güter Grass als moralische Instanz zitiert wird?

    Und weiterhin wird zitiert: "..., in gottähnlicher Attitüde Leute brutal und ohne Barmherzigkeit, unter Geringachtung von Leib und Leben, bis hin zur Zerstörung der Existenz zu jagen." Das in einer Zeitung, in der Terroristen kleingeredet werden, deren Opfer in die Selber-Schuld-Ecke gestellt werden, Massenmörder ignoriert werden (weil sie nicht ins Bild passen) ..., aber wenn in Israel ein Sack Reis umfällt, dann geht aber bei der TAZ die Post ab.

  • R
    random

    Ich verstehe um was es im artikel geht ich verstehe aber nicht warum das wichtig ist. Die bild darf durch die meinungsfreiheit viele dinge schreiben dir mir evtl nicht passen. Ich habe aber genauso die freiheit die bild nicht zu kaufen. ein absolut künstlicher streit der nur verursacht das mehr über die bild und ihre "inhalte" gesprochen wird und genau das ist gut für die bild. man muss die leser der bild erreichen und nicht die bild selbst um rgendwas zu ändern wenn man dads möchte.

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    In dem Aufruf scheint die "QUANTITATIVE DIMENSION" der Meinungsfreiheit "etwas" durch. Fast alles hat sein Maß, weshalb die Formulierung: Das Maß ist voll, so oft Kritik aus vollem Herzen ist.

     

    Die Normalismustheorie macht uns auf die "normalisiernde" Wirkung von quantitativ massenhaften, (Wienerprozessverteilt (grob: normalverteilt) in der Regel) auch in ihren Verständishorzont beschränkenden Wirkungen, Masessenprintmedien und vielen anderen Massenartiklen und Massenpraktiken aufmerksam.

     

    Daher die Verzweifelung an BILD aller Intellektureller, insbesondere Lehrenden aller Art.

     

    Richtige quantitative Macht mit mitgelieferter quantitativer Perpetuierung der Macht.

     

    Da weden Vorurteile und Klischess systematisch produziert und sich das Fragen und DEnken systematisch abgdewewöhnt.

     

    Ein ausgbautes Schulpflichtwesen mit fast vollkommmendr Verstaatlichung, insbresondere der avanciertesten und anspruchvollsten Wissenschaften, der Intellegenz und auf dem freien Medienmarkt dominiert die Verdummung.

     

    Den selbständigen Bürger ins Grundgesetz schreiben und ihn durch extreme staatlich kontrollierte Fachexpertisierung, Prekarisierung und verdummenden Massenmedien zerstören.

     

    Die Auflagen von BILD und TAZ, die auch nicht mein "Ideal" ist, gehörten "eigentlich" ausgetauscht...

     

    Wie wird das Ganze, in dem wir leben (Entfremdung), denn wohl so falsch?

  • W
    Wertkonservativliberaler

    Otti Fischer hat aber jahrelang - im Gegensatz zu anderen Show-Größen wie Harald Schmidt oder Stefan Raab z.B., die sich konsequent Springer verweigerten - die Bild-Zeitung gerne mit Homestories gefüttert; ein Schaden für seinen Bekanntgheitsgrad und als Werbeträger großer Möbelketten war dies sicher nicht.

     

    Und ja, im konkreten Rechtsstreit Fischers geht es tatsächlich um die Presse- und Recherchefreiheit der Medien: Dürfen diese sich den Inhalt von noch DVDs verschaffen und anschauen, um ihr Ob und Wie der Recherche zu überprüfen? Ganz so einfach, wie es Otti Fischer glaubt, ist es nicht.

  • R
    reblek

    Wolfgang Storz sieht das völlig richtig: Rechts liegenlassen, das Blatt. Oder ab und an, wie Wallraff früher, an einen Kiosk gehen und "das Drecksblatt" verlangen.

    "Ganz anders der zeitweilige Bild-Kolumnist Peter Gauweiler: Die Frage nach einem Boykott sei 'eine ziemliche Unverschämtheit aus dem Mund von Alt-68ern'." - Gauweilers Rede von "Alt-68ern" ist nicht unverschämt, sondern dämlich. Es gibt weder "Jung-68er" noch "Neu-68er". Die müsste es aber geben, wenn "Alt-68er" einen Sinn haben sollte. Tatsächlich sind die Gemeinten nach wie vor "68er", wenn sie auch älter oder gegebenenfalls "alt" geworden sind.

    Und immer wieder gerne an dieser Stelle die Erinnerung, dass die taz den Drecksblatt-Chefredakteur Diekmann als "Genosse" duldet.

  • F
    foobar

    Hallo Frau Burkhart,

     

    vielleicht könnten sie ja der Frau Dutschke ausrichten, dass es die Schlagzeile "Rudi Dutschke - Staatsfeind Nr. 1" in Wahrheit nie gegeben hat: http://www.bildblog.de/15266/der-staatsfeind-der-kein-staatsfeind-war/

  • AG
    Alois Gruber

    Mit Gauweiler solte man es genauso wie mit der BILD machen: Deren aufgeblasenes Geschwätz ignorieren.

  • AB
    Alois Brunner

    In einem hat Peter Gauwächter natürlich recht: Gegen den "Bayernkurier" ist die BLÖD-Zeitung nur eine gesoftete Variante des modernen "Völkischen Beobachter".

  • D
    deviant

    Wie kann man denn Pressefreiheit und Boykott in einen Topf schmeissen und das mit Meinungsfreiheit begründen, wie das Gretchen Dutschke tut?

     

    Ein Boykott ist eine persönliche Entscheidung, Ausdruck von freier Meinung und freiem Konsum. Wer einen Boykott mit Hinweis auf die Pressefreiheit verwirft, verwechselt Boykott mit Verbot: BILD gehört natürlich nicht verboten, soviel Springer muss eine Demokratie ertragen können - sie verdient aber andererseits auch nicht, gekauft zu werden.

     

    Viele, die jetzt einen Boykott proklamieren, boykottieren BILD ja auch nicht im eigentlichen Sinne des Wortes, weil dazu gehörte, eigentlich zum Konsumentenkreis des Produktes zu gehören - vielmehr gehören wohl viele schlicht nicht zur Zielgruppe.

     

     

    Wer aber, wie Dutschke, Pressefreiheit vor Nicht-Konsum stellt, fordert damit indirekt den Zwang den Kauf, zumindest aber zum Lesen - und das wiederum ist zutiefst undemokratisch, auch wenn natürlich eine Vielzahl von Presseerzeugnissen in jedem Haushalt wünschenswert wäre, ich bezweifle aber, dass die Politik auch nur einen Euro für Presseerzeugnisse und politische Bildung in die "Existenzsicherung" eingebracht haben, und auch wer arbeitet, hat in diesem Lande kaum noch Geld, überhaupt eine Zeitung zu abonnieren.