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Staudammprojekt in LaosDamm gegen Fische

Laos baut in den fischreichsten Fluss der Welt ein Stauwerk – trotz des Protests von Nachbarländern. Das Projekt soll erst der Anfang sein.

Fang aus dem Mekong: Neue Staudämme könnten diesen Fischreichtum bedrohen. Bild: dpa

Umweltschützer kritisieren ein Staudamm-Projekt in Laos scharf, dessen Bauarbeiten seit einigen Wochen im Fluss Mekong begonnen haben. Das Land will mit mehreren solcher Staudämme zur „Batterie Südostasiens“ werden. In der Region Xayaburi baut Laos ein Wasserkraftwerk, das in spätestens sechs Jahren Strom liefern wird. Die Staumauer soll 830 Meter breit werden und 32 Meter hoch.

Marc Goichot, Leiter des „Living Mekong Programme“ des Umweltschutzorganisation WWF, bezeichnet den Staudammbau als Katastrophe. „Der Mekong ist das produktivste Fischreservat der Welt: Proteinquelle für 60 Millionen Menschen“, sagt Goichot.

Diese Produktivität verdanke der Fluss seinen Eigenheiten – der Fließgeschwindigkeit, den Sedimenten, dem Wechsel zwischen Regen und Trockenzeit. Wird der Damm gebaut, gerate alles durcheinander.

Umweltprüfung oder Farce?

Die kommunistische Regierung des Landes verspricht sich von dem Bau Fortschritt und Gewinne durch den Export von Strom. Laos ist eines der ärmsten Länder der Welt. Mehr als ein Drittel der 6,5 Millionen Laoten sind Analphabeten, 26 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze.

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Die Ganze Geschichte „Der Dammbruch“ und viele andere spannende Texte lesen Sie in der sonntaz vom 23./24. Februar 2013. Darin außerdem: Zerbricht Italien an der Wahl? Der Streit der Woche. Und: Ein Besuch bei einer Tantra-Masseurin.

Seit Jahren debattiert die Kommission der Flussanrainer die laotischen Pläne. China, Kambodscha, Thailand und Vietnam wollen, das alles so bleibt, wie es ist am Fluss der Flüsse. Laos wollte dafür entschädigt werden. Das Land verschob das Dammprojekt und sagte eine Prüfung der Umweltverträglichkeit zu. Die liegt nun vor. Sie bescheinigt dem Projekt allenfalls lokale Auswirkungen auf die Umwelt.

Die Umweltprüfung sei eine komplette Farce, kritisiert Marc Goichot. Ein Schweizer Ingenieurbüro habe das Ergebnis geliefert, das von Laos bestellt worden sei.

„Ökologische Begleitmaßnahmen“

Im Oktober meldete der österreichische Konzern Andritz in einer Börsenmitteilung, dass es die elektromechanische Ausrüstung für das Laufkraftwerk Xayaburi liefert. Börsennotierte Konzerne sind verpflichtet, solche Vertragsabschlüsse bekannt zu geben. Andritz wird acht Kaplanturbinen liefern. Sie können so viel Strom produzieren wie ein durchschnittliches Europäisches Atomkraftwerk.

Andritz teilt auf schriftliche Anfrage mit, das Staudammprojekt sei, „unter Mitwirkung europäischer Experten von der laotischen Regierung auf Basis von ökologischen und sozialen Begleitmaßnahmen detailliert festgelegt“.

Wie der Umweltschützer Marc Goichot versucht, das Staudamm-Projekt aufzuhalten und warum sich viele Mekong-Anwohner auf die Staumauer freuen, lesen Sie in der sonntaz vom 23./24. Februar 2013. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo.

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3 Kommentare

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  • C
    carlos

    Was für Konsequenzen muss eigentlich

    ein wissenschaftliches Institut fürchten, wenn

    ihre Prognosen falsch sind?

    Und wie hoch ist der Schweregrad der lokalen

    Veränderung durch einen Staudammbau?

    Um wieviel Quadratkilometer, die betroffen sind,

    wird gesprochen?

    Wer bezahlt im Zweifelsfall den Rückbau, wenn

    es Laos nicht kann?

    Wie hoch sind die Verluste an Arbeitsplätzen,

    durch Artenschwund(und welche Arten sind bedroht), Nahrungsmittelverteuerung

    in Laos und den Flussanrainerländern?

    Werden Ausgleichsflächen angelegt?

    Wieviele Haushalte müssen aufgegeben werden?

    Das bei diesen Größenordnungen die Forschung

    wirklich neutral ist, darf bezweifelt werden!

    Und ein Gutachten aus einen Land reicht dafür sicherlich nicht aus.

    Nichtsdestotrotz ist diese Anlage immer noch deutlich

    besser, als der Bau von Atomkraftwerken oder

    Kohlekraftwerken ohne Filter und mit starker

    Abhängigkeit zu China.

    Durch die Energieexporte braucht man möglicherweise

    selber nicht soviel zu produzieren und vermeidet

    die gravierenden Umweltprobleme anderer Staaten.

    Die Einnahmen könnten für einen guten Ausbau des

    öffentlichen Sektors dienen. Allerdings sollte

    sich Laos dann freiwillig dazu verpflichten

    25 Prozent seiner Fläche naturnah zu belassen.

  • G
    großelippe

    jeder zweite berliner angler den man anspricht hat die letzten jahre so nen riesenwels aus der spree gezogen und natürlich zurückgesetzt,weil er nicht in die pfanne paßt.

     

    paßt irgendwie zur wachstumsbesoffenheit des senats

  • A
    AlleWollnEinStueckVomKuchen

    Also bitte, mal richtig recherchieren. "China, Kambodscha, Thailand und Vietnam wollen, das alles so bleibt, wie es ist am Fluss der Flüsse. " Da muss man ja wohl hinzufügen das diese Staaten dagegen sind weil sie befürchten das die Fliessgeschwindigkeit nicht mehr für ihre eigenen Staudammprojekte ausreicht. Man kann den Staaten auch kaum verwehren das sie Energie produzieren wollen. Sollen sie stattdessen Kohlekraftwerke oder AKWs bauen? Alles was man tuen kann ist zu versuchen den Bau möglichst ökologisch verträglich zu machen. Leider hat sich ja gezeigt das Fischtreppen für viele Arten nicht helfen.