Sonderpreis Klima und Gesundheit : Klimaaktivismus in Kitteln
Die Aktivist:innen von Health for Future bringen gesundheitliche Faktoren in die Klima-Bewegung. Dazu gehen sie in Praxen, Krankenhäuser und auf die Straße.
Von Nicole Opitz
Als Fridays for Future am 25. September ihren letzten Generalstreik hatten, waren Sophie Gepp und Alexander Stern auf der Straße – in weißen Kitteln und Masken demonstrierten sie mit Menschen, die Schilder hochhielten wie „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ oder „Unser Klima ist ein Notfall“. Sophie Gepp studiert Medizin in Berlin, Alexander Stern in Mainz. Sie sind Aktivist:innen der Gruppe Health for Future, die Klima und Gesundheit zusammenbringen.
Health for Future gründete sich im September 2019. In Deutschland gibt es etwa 50 Ortsgruppen, in denen sich Pfleger:innen, Ärzt:innen und andere Menschen aus dem Gesundheitssektor engagieren. Ihr Motto: „Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten.“ Sophie Gepp hält das für ein geeignetes Motto. Die Klimakrise wirke sich einerseits direkt auf die Gesundheit aus: „Es gibt eine erhöhte Sterblichkeit während Hitzewellen oder Verletzungen durch Extremwetterereignissen“, so Gepp. Andererseits tragen Verkehr und fossile Energien zur Klimakrise und Luftverschmutzung bei, die das Risiko für Lungen- und Herz-Kreislauferkrankungen erhöhe und bestehende Erkrankungen verschlimmere
Klimamaßnahmen als Chance
Gepp ist seit der Gründung bei Health for Future aktiv. „Ich engagiere mich schon lange für Klima und Gesundheit, aber das war früher getrennt“, sagt sie. Wichtig sei, dass den Menschen bewusstwerde, dass vieles positiv ist, was die for Future-Bewegung erreichen möchte: „Eine autofreie Straße ist nicht zwangsläufig ein Verlust. Es ist eine Straße, in der man Rad fahren kann, ohne Angst zu haben“, sagt Gepp. Und Radfahren wiederum senke das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Auf ihrer Homepage betont Health for Future, dass die Klimakrise eine der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit sei. Die Aktivist:innen sind überzeugt davon, dass verschiedene Maßnahmen sowohl der Gesundheit der Menschen als auch der Erde helfen: saubere Luft, mehr aktive Bewegung, fleischarme Ernährung, grünere autofreie Städte und eine intakte Natur.
Um andere davon zu überzeugen, haben die Aktivist:innen von „Health for Future“ verschiedene Strategien. „Zum Beispiel gehen wir in Krankenhäuser und Praxen von Ärzt:innen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen und Infomaterial auszulegen“, sagt Alexander Stern. Sowohl Patient:innen als auch Ärzt:innen sollen so Informationen an die Hand gegeben werden, wie man sich klimafreundlicher verhalten kann. „Zum Arzt:zur Ärztin geht jede:r, das ist ein riesiger Multiplikatorenfaktor.“ Seit der Coronavirus-Pandemie finden auch im digitalen Raum überregionale Veranstaltungen statt.
Stern, der seit Sommer in der Regionalgruppe Mainz/Wiesbaden aktiv ist, erklärt, dass viele Regionalgruppen gerade noch in einem Findungsprozess sind: „Ortsgruppen wie die in Berlin gibt es schon länger, für uns in Mainz war der Klimastreik Ende September unsere erste große gemeinsame Aktion.“ Das Besondere an Health for Future sieht er in der Glaubwürdigkeit, die Gesundheitsberufe genießen: „Das ist ein Vertrauensvorsprung, den wir schätzen und gerecht werden wollen“, sagt Stern.